Spurensuche

Verfasst am: 11.10.2018, 10:36
Unbekannt
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Verfasst am: 12.10.2018, 16:35
RauchfreiindenHerbst
RauchfreiindenHerbst
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Hallo Heike, spannendes Thema und wirklich nicht so einfach zu beantworten wann es wirklich mit dem Rauchen angefangen hat... Glaube das ist so ein schleichender Prozess...Werde mal in mich gehen und wenn ich etwas mehr Zeit habe antworten. Liebe Grüße Sandra

Verfasst am: 12.10.2018, 22:35
RauchfreiindenHerbst
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So dann mach ich mal weiter. Ich hoffe es wird nicht allzu lange..Also mein Vater hat sehr viel geraucht. Im allgemeinen wurde in meiner Familie viel geraucht. Ich glaube früher wurde da nicht so darüber nachgedacht. Auch nicht dass es schädlich ist in Anwesenheit von Kindern zu rauchen. Das hat sich mittlerweile auch ganz schön verändert. Die Raucher in der Familie werden immer weniger und diese müssen vor die Türe. Mich hat der Geruch als Kind immer gestört. Fand es stank schrecklich... Trotzdem habe auch ich mit 12 meine erste Zigarette gepafft. Mit Freundinnen zusammen aus Neugierde.. Schrecklich dieser Geschmack. Hat mich total angewidert. Und auch wenn es uncool war wollte ich es nicht mehr. Irgendwann ging es meinem Vater immer schlechter. Er kam aus dem Husten nicht mehr raus. Bis er irgendwann die Diagnose bekam COPD mit Lungenemphisem. Die Ärzte gaben ihm noch vier Jahre. Da war ich 17. Er hat weiter geraucht und sich aufgegeben. Zu den Zigaretten kam der Alkohol.Ich habe ihn dafür gehasst. Konnte nicht verstehen wie man so weiter rauchen konnte. Nun ja ich weiß nicht war es aus Trotz oder Rebellion ich habe dann auch auf Parties angefangen ab und an eine zu Rauchen. Erst nur an den Wochenenden auch nicht immer. Aus dem ab und zu wurde regelmäßig und als ich mit 20 ausgezogen bin wurde ich zum Raucher. Bei meinem Vater hatte es Klick gemacht. Er hörte von heute auf morgen auf und wurde zum penetranten Nichtraucher. Oh gab das viele Diskussionen... Mein Vater entschied sich den Weg der LungenTransplantation zu gehen. Es dauerte vier lange Jahre. Viele Höhen und Tiefen mussten wir durchmachen. Die letzten zwei Jahre war er nur noch im Krankenhaus 150 km entfernt und kam nur noch mit Sauerstoff aus. Das eigene Leben wurde hinten angestellt. Ja und dann war es soweit er bekam ein neues Leben geschenkt... Wir haben wieder zueinander gefunden. Nur jetzt kam ich nicht von dem Nikotin los... Das Rauchen machte schon lange keinen Spaß mehr und ich schämte mich richtig dafür... Ich zwang mich wenig zu rauchen. Doch irgendwann merktet ich entweder ganz oder gar nicht... So schaffte ich mit 32 Jahren mich endlich zu befreien... Das war ein tolles Gefühl... Endlich frei von schlechtem Gewissen und einfach nur stolz. Die leuchtenden Augen von meinem Vater werde ich nie vergessen. Er war so glücklich und stolz auf mich! Ende 2016 ging es ihm auf einmal schlechter.. Die Nieren verpackten die ganze Tabletten nicht mehr und er musste drei mal die Woche zur Dialyse. Im Februar 2017 fiel er dann ins Koma... Die Zeit war sehr hart und schwer... Dennoch bin ich stark geblieben. Als er dann zwei Wochen später starb gingen wir morgens aus dem Krankenhaus und ich habe um eine Zigarette gebettelt "nur eine " irgendwie dachte ich sie spendet mir Trost.. Ich weiß nicht ich dachte ich übersteh die nächste Zeit nicht ohne... Wir steckten mitten im Umzug und ich funktionierte nur noch. Die Zigarette gab mir irgendwie halt. Und so Schlich ich mich wieder heimlich in die Abhängigkeit...
Anfang dieses Jahres als sich langsam wieder alles "normalisiert" hatte wusste ich, dass ich es wieder schaffen muss mich zu befreien.. Ich startete mehrere Anläufe , doch immer wieder überrollten mich meine Gefühle. Deshalb macht es mich jetzt umso glücklicher dass ich es jetzt in die Freiheit geschafft habe. Ich hoffe ganz fest, dass egal was auch kommt ich weiß dass eine Zigarette es nicht richten kann! So das war meine Geschichte in Kurzfassung. Es ist doch erschreckend welche Auswirkungen die Sucht auf einen Menschen haben kann. Ich habe meinen Vater mal gefragt, zu dem Zeitpunkt ging es ihm richtig schlecht. Er konnte nur noch mit Sauerstoff atmen. Ich fragte ihn, ob er wenn er all das wissen würde was ihm passiert ist nochmal angefangen hätte mit rauchen. Darauf Antwortete er "ich weiß es nicht-wahrscheinlich würde ich glauben mir passiert das eh nicht " ja so ist es mit der Sucht! jeder weiß dass Rauchen tödlich sein kann und trotzdem verfallen so viele der Sucht!
Ich wünsche uns allen dass wir stark bleiben und zu dieser heimtückischen Sucht immer "Nein "sagen zu können...
Puh doch ein bisschen lang geworden. Danke Heike für die Spurensuche.. Tut gut mal alles niederzuschreiben... Liebe Grüße Sandra

Verfasst am: 26.10.2018, 13:15
srrauchfrei
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Gerne möchte ich mit meiner Geschichte zu Deiner Spurensuche beitragen,liebe Heike, also :

Als ich klein war (Baujahr 1965) , war ich umgeben von Rauchern. Oma rauchte Zigaretten , Opa rauchte Zigarren oder Zigarillos, meine Eltern rauchten, meine Tante, und wenn Gäste kamen, haben die ebenfalls geraucht. Das war normal. Erwachsene rauchen, das war also für mich eine Tatsache, und noch nicht genug damit, für mich war rauchen gleichbedeutend mit Erwachsen sein. Ich konnte es nicht erwarten. Natürlich wurde mir gesagt, dass das nicht gut für Kinder ist, also wollte ich das dringend umso mehr machen. Ich habe den Geruch von frischem Rauch gern gehabt, vielleicht habe ich ihn mit Feste feiern und Fröhlichkeit verbunden?
Meine Oma wusste genau, welche Marken ihre Gäste rauchen, zu ihrem Verständnis von Gastfreundschaft gehörte es, für jeden Gast ein Päckchen der bevorzugten Marke parat zu haben.

Ich wollte also unbedingt rauchen, meine Eltern wollten das verhindern. Mit einem Trick ist das auch gelungen, bis ich 15 war: Mir wurde als Kind gern übel im Auto, da hat man mir versprochen, dass ich zur Belohnung eine rauchen darf, wenn ich die bevorstehende stundenlange Autofahrt überstehe, ohne in Muttis Stiefel zu kotzen. Ich war 6 und habe die Wette gewonnen. Sofort nach dem ersten Paff hing ich über der Schüssel und habe geschworen, erst wieder mit 16 zu rauchen.

Mit 10 oder so gab es die eine oder andere Mutprobe, wo wir in den Fluss-Auen Teufelsstrick geraucht haben, grässlich war das.

Mit 13 oder 14 hab ich sogar einen echt engagierten Artikel für die Schülerzeitung geschrieben - gegen das Rauchen! Da hatte ich noch Hirn zwischen den Ohren.

Mit 15, da gab es in der Schule 2 Gruppen, die einen waren brave Mädels mit Faltenröcken und karierten Strümpfen, genannt Gänseclub, und es gab die coolen, rebellischen, die "echt gute" Musik hörten, Gitarre spielten statt Flöte, politisch waren, Klamotten vom Flohmarkt trugen und rauchten. Das gehörte dazu. Ich gehörte auch dazu. Ich war cool. Um das richtig professionell zu machen mit dem Rauchen, habe ich zusammen mit meiner Freundin geübt. Wir haben uns Tabak und Papers besorgt, sie hat bei mir übernachtet und wir haben die halbe Nacht Drehen geübt. Das war dann obercool.
Rauchen auf Lunge musste ich auch üben, dagegen hatte mein kluger Körper sich heftig gewehrt, aber ich war stärker. Bravo.
Kiffen hab ich auch probiert, aber das hat mir nie was gegeben, ich hab auch nix gemerkt, das hab ich dann gelassen.

Mein Verweis wegen Rauchens auf dem Schulklo war mein Ritterschlag, das hat außer mir keiner geschafft.

Erst mit 16 haben meine Eltern von meiner Raucherei erfahren, da war es dann erlaubt. Meine Oma hat mir sogar immer Zigaretten oder Tabak geschenkt, sie wollte mir was Gutes tun.

Noch als Schülerin war ich also voll drauf auf Nikotin. Und erst seit 2 Jahren entdecke ich die Sensationen einer unvernebelten Wahrnehmung.
Da gibt es noch viel zu entdecken, ich freu mich drauf!