darf ich schon sagen "ich habe aufgehört"? vorstellung + ein paar gedanken

Verfasst am: 23.08.2017, 01:19
matze1982
matze1982
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wie lange sagt man "ich versuche das rauchen aufzugeben" und ab wann sagt man "ich habe aufgehört zu rauchen"?

hallo, ich bin der neue, ich bin 34, komme aus österreich und habe meine letzte zigarette am 13. august 2017 geraucht,

hoffe ich.

mein großvater hat sein leben lang geraucht, starb mit 74 an lungenkrebs, meine mutter rauchte sogar während ihren zwei schwangerschaften, ist 59 und letztes jahr wurde bei ihr COPD 3-4 diagnostiziert, mein vater war raucher bis zu seinem ersten herzinfarkt im jahr 2002 und starb dann voriges jahr an einem weiteren herzinfarkt, einfach so, fiel vom rad, jede hilfe zu spät, dann stand die polizei vor der türe um es mir mitzuteilen.

.....so viel zum thema "warum?"

irgendwann, wahrscheinlich mit 15, habe ich angefangen regelmäßig zu rauchen, wurde süchtig.
die ersten zigaretten haben uns nicht geschmeckt, eher wurde uns übel, wir haben sie geraucht um cool zu sein.
heute würde ich meinem coolen selbst von vor 20 jahren gerne in den arsch treten.
mit der zeit wurde ich besser, mir wurde nicht mehr schlecht, habe über die jahre mehr und mehr geraucht, am ende so ca 35 zigaretten am tag,manchmal wahrscheinlich mehr, selbst gedrehte, da verliert man leichter den überblick, das beruhigt das schlechte gewissen.
das erste nach dem aufstehen war eine zigarette, innerhalb der ersten minuten, dann kaffee, dazu noch eine und noch eine. wenn ich während einer längeren zugfahrt nicht rauchen konnte (und ja, ich habe auch manchmal heimlich am klo geraucht) habe ich davor 3 zigaretten kette geraucht und nach dem aussteigen wieder.
manchmal habe ich so gierig am glimmstengel gesogen, dass ich mir zeige- und mittelfinger verbrannt habe.

2 1/2 mal hab ich schon aufgehört, oder sagen wir lieber unterbrochen?
einmal für ein ganzes monat, dann dachte ich mir eines abends "ach, eine zigarette kannst du doch mitrauchen, gelegenheitsraucher können das doch auch!"
beim zweiten mal war es einer schweren bronchitis zu verdanken, sie hat mich mit ein paar erstickungsähnlichen anfällen auf die idee gebracht, dass rauchen und lungenentzündung nur suboptimal zusammenpassen.
als es mir etwas besser ging, bin ich tabak kaufen gegangen.
letztes jahr, nach dem tod meines vaters, lautete der masterplan dann "e-zigarette", das hat 3 monate ganz gut geklappt bis im urlaub dann eines der 999 zubehörteile nicht verfügbar war.
und sind wir doch ehrlich, so befriedigend wie der scharfe rauch der durch den hals in die lunge heizt, war der lauwarme dampf ja sowieso nie.

vor neun tagen habe ich die bisher letzte zigarette geraucht und das führt mich wieder zu meiner frage vom anfang:
was beschreibt meine situation? versuche ich das rauchen aufzugeben, habe ich zu rauchen aufgehört?
als nichtraucher sehe ich mich nicht, raucher bin ich aber eigentlich auch keiner, was bin ich denn?
ich kann es für mich nur so beantworten: ich bin ein nikotinabhängiger suchthaufen.
ohne die nikotinpflaster, an denen ich mehr klebe als sie an mir, hätte ich es nämlich nicht einen tag geschafft und selbst mit den pflastern vermisse ich die zigaretten schmerzlich, in der früh, zum kaffee, nach dem essen, jetzt während den denkpausen beim tippen.....ich möchte einen industrieofen mit tabak beheizen und mich dann in den schornstein hängen.

was mir angst macht, ist nicht das morgen, das übermorgen oder die nächste woche, ich bin ziemlich sicher, dass ich da nicht rauchen werde, die lange sicht macht mir angst! diese klare, vollkommen ungetrübte, von keiner noch so kleinen aber köstlichen rauchschwade getrübte, lange sicht.
weil das ist ja nicht etwas, was eines tages verheilt und vorbei ist wie ein schnitt im finger.
das ist eine beschi$$ene sucht, eine abhängigkeit die ich auf unbestimmte zeit mit mir herumtragen werde und gemeinsam mit ihr die gefahr wieder rückfällig zu werden, das macht mich schwach und ängstlich und hilflos.

das alles schreibe ich so offen und ehrlich wie möglich, mehr für mich als für irgendwen anders, vielleicht hilft es mir stark zu bleiben, es diesmal dauerhaft zu schaffen.

und ja, natürlich hat das ganze auch viele positive seiten: ich atme freier, fühle mich besser, bin nicht so schnell außer atem, spare geld usw....aber der nikotinteufel steckt im detail, drückt mir die daumen....auf lange sicht!

matze

ps: gibt es hier einen thread bzw erfahrungsberichte zu nikotinpflastern? hätte einige fragen und möchte wissen was andere so für erfahrungen gemacht haben, thx!

Verfasst am: 23.08.2017, 05:45
rauchfrei-lotse-andreas
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Hallo Matze, herzlich Willkommen in unserer Gemeinschaft. Natürlich darfst Du sagen, das Du aufgehört hast.

Als Nichtraucher sehe ich mich nie, dafür habe ich zu viel geraucht, bezeichne mich eher als "Nicht-mehr-Raucher"

Ich habe damals ebenfalls mit Pflastern den Absprung geschafft, habe als starker Raucher mit der höchsten Dosis angefangen. Wichtig ist, das man sie genau nach Vorschrift nimmt, so können sie am besten helfen. Ich habe damals die 24-Stunden-Version benutzt. Mir haben die Pflaster doch einig Zeit gegeben um neue Tagesabläufe zu verfestigen. Klar war es auch hier noch mit Überwindung verbunden, aber erträglich zumindest.

Ein paar Informationen zum Thema findest Du hier: http://www.rauchfrei-info.de/aufhoeren/methoden-zum-rauchstopp/nikotinersatztherapie/

Gerne beantworte ich Dir auch weitere Fragen, melde Dich einfach.

Heute läuft ja immerhin schon der 10. Tag, eine beachtliche Leistung, wie klappt es im Alltag, womit lenkst Du dich ab? Schreib uns doch mal was Dein Erfolgsrezept ist.

Natürlich ist die Angst vor einem Rückfall verständlich, aber je länger Du Rauchfrei bist, desto geringer wird die Angst. Das rauchfreie Leben bietet unendliche Vorteile, nicht nur Gesundheit oder Geld. Nein, Du bekommst ja auch deutlich mehr Lebensqualität und Freiheit geschenkt. Auch wirst Du sehen, wie viel Zeit Du über den Tag mehr für Dich hast. Freue Dich auf Dein rauchfreies Leben.

Wichtig ist, das man seinen Tagesablauf etwas ändert und sich Alternativen überlegt, für die Momente wo man bislang immer zur Zigarette gegriffen hat. Alles was ablenkt ist genau richtig. Auch um die Moral zu erhalten, belohne Dich ab und zu. Egal ob Kino, Essen, Shopping.. reichen ja Kleinigkeiten.

Für heute wünsche ich Dir alles Gute.

Andreas