Wiederholungstäter in Haft

Verfasst am: 12.05.2017, 00:08
Bäckström
Bäckström
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Hallo Anton,
entschuldige, wenn ich hier so rein platze, ja stimmt, wie blöd kann man sein, nach Jahren wieder anzufangen - ist mir auch gelungen

Vielleich sind wir vom Ansatz her grundverschieden, aber bei mir kamen über die Zeit einige Aussagen zusammen, die kurz hingeworfen einfach hängen geblieben sind und zum Klick geführt haben. Eine Kollegin fasste ihren Ausstieg so zusammen:"Ich hab die Schachtel zerknüllt, so, jetzt is gut - und das wars." Eine andere fragte, wieso ich rauchen müsse, sie rauche doch auch nicht. Ja, gute Frage.

Es dauerte dann noch Jahre, aber diese beiden Viren kreiselten. Und dann hab ich aufgehört, und es war kein Spaziergang - aber ich habe keine Gefühle mehr an die Kippen gehängt, insbesondere keinen Hass. Jedenfalls erinnere ich das so. Ich wurde nicht eingesperrt, ich habe aktiv geraucht - nicht weil ich wollte, schon klar. Dass ich auch nichtwollen könnte, das war mir nicht klar.

Und so klappte es, mit allen wehwehs, die halt so anstehen. Ich hab die Sucht zu Anfang verschlafen, dann weggelacht und jetzt is gut.

Das war letztlich mein Rezept, Tag für Tag und ganz viel freuen über jeden Erfolg - so nach dreì Wochen bewegste Dich da am Rande der Endorphinvergiftung

So, war nur als Anregung gedacht, jeder muss, wie es ihm passt,

Gruß

Bäck

Verfasst am: 12.05.2017, 08:14
Antonai
Antonai
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Tag 3 vor dem Ausbruch

Ich glaube die Wärter haben etwas mitbekommen. Nicht das sie direkt handeln, aber sie sind unruhiger als im normalen Alltag. Vielleicht sogar eine Spur freundlicher. War da nicht eben ein Lächeln auf Günters Gesicht. Ist die Ration Brot nicht größer als immer, und frischer. Irgendwas geht hier vor, man kann es förmlich greifen. Alles ist im Aufbruch, aber keiner traut dem anderen über den Weg. Langsam, ganz langsam spannen sich Muskeln und Sehnen und die Wachsamkeit nimmt stetig zu.

Verfasst am: 12.05.2017, 09:14
Antonai
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Liebe Seiltänzerin, alles was uns zeigt wie lächerlich unser Suchtverhalten ist, ist genau richtig am Platz. Eine wunderbare Geschichte. Ich glaube so etwas habe ich auch schon erlebt.
Du bist also am Flughafen. Das ist gut. Die Vorbereitungen laufen. Das Seil ist im Gebäck verstaut. Und der Beamte, der dein Gebäck durchsucht hat, und dir die Wahrheit deines Vorhabens nicht glaubt, wünscht dir viel Glück.

Ja, dein Vergleich mit einer nicht intakten Beziehung ist auch so trefflich. Und der Partner droht mit Schlägen, wenn man vergisst, was für gute Momente man zusammen hatte. Willkommen in Absurdistan.

Wenn du Hilfe brauchst, ich kann deine Balancierstange tragen.

Verfasst am: 12.05.2017, 13:55
Cerise75
Cerise75
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Lieber Anton,

möchte dir ein schönes Wochenende wünschen, vor allem hoffentlich dein letztes in Gefangenschaft.

Wir alle wissen das Alcatraz das schlimmste aller schlimmsten ist, also bereite dich gut vor und sei auf der Hut, denn die Wächter werden versuchen dich mit allen Mitteln zu bekommen.

ich lasse dir mal noch ein paar Hilfswerkzeuge hier
faelle:
faelle:

lg
Tanja

Verfasst am: 12.05.2017, 17:38
Thompson
Thompson
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Hallo Antonai

Der Vergleich mit der Haft gefällt mir unheimlich gut. Ich bin über 25 Jahre eingesessen und bin mir absolut sicher, dass ich mir durch die Qualmerei so einige Chancen zunichte gemacht habe. Stichwort: Trägheit

Als Wiederholungstäter möchte ich mich eher nicht bezeichnen. Die drei Monate, die ich mal rauchfrei durchgehalten hab, kann man wohl eher als genehmigten Hafturlaub bezeichnen...

Ich wünsch dir viel Erfolg bei deinem Rauchstopp!

LG
Thomas

Verfasst am: 12.05.2017, 18:59
VenezianischerKarneval
VenezianischerKarneval
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Lieber Anton,
deine Art zu schreiben und deine Gedanken finde ich faszinierend!
Für deinen Rauchausstieg am 15.05.2017 wünsche ich dir gutes Gelingen!
Sei achtsam, achte auf alles, was sich durch das nicht-rauchen verbessert, genieße es, steigere dich hinein!
Und lass deine Angst frei, lass sie los.
Für mich war das Aufhören nach über 40 Raucherjahren sehr schwer und zog sich über Jahre hin.
In letzter Zeit habe ich bei einigen Aufhörwilligen bemerkt, dass eine positive Sichtweise die Entzugserscheinungen extrem verringert und sich schon in relativ kurzer Zeit ein vorher nicht gekanntes Glücksgefühl einstellt, das ich auch habe, nach ewig langer Zeit, besser spät als nie .
Wenn es dir gelingt, dahin zu kommen, dass du ein richtig glücklicher Nichtraucher wirst ohne die Beschwerden, die jeder Raucher kennt, wird deine Tochter am ehesten ins Nachdenken kommen.
Ein schönes Wochenende wünscht dir Claudia

Verfasst am: 12.05.2017, 22:22
AnikaB.
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Wer braucht schon die Feierabendzigarette wenn er "Wiederholungstäter in Haft" lesen kann! So langsam werde ich auch zappelig! Bald gehts los! Dann heisst es für dich: Raus in die Freiheit!
Ich zähle den Countdown mit und werde dich kräftig anfeuern!

Liebe Grüße und DANKE!

Anika

Verfasst am: 12.05.2017, 23:06
Antonai
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Alle Gitterstäbe sind gelöst. Ich verkitte sie provisorisch mit etwas Kippenschlamm aus meinem Glas, damit die Wärter nicht zu früh Lunte riechen, alle wichtigen Utensilien habe ich wasserdicht verpackt. Jetzt wird es Ernst. Ein kribbelndes Gefühl breitet sich aus, erfasst alle Organe, lässt die
Gedanken kaum noch klar bleiben. Da ist ein Wollen, wie kurz vor dem Start eines Hindernislaufs,
und gleich nach dem Start kommt die erste Hürde. Dann die Zweite, die Dritte. Es kommt darauf an gleich einen Rhythmus zu finden. Bin ich da einmal drin, läuft alles automatisch. Schritt – Schritt – Schritt- Schritt – Sprung – Schritt – Schritt – Schritt – Sprung – Schritt............. Ich gehe im Kopf den ersten Streckenabschnitt durch.

Bis zum Rand des Wassers hinunter. Und dann ins kalte Element. Wie mir jetzt schon davor graut.
Ja Anika der Countdown läuft. Aber immer wenn ich vom Meer her ein Lebenszeichen von dir erhalte, dann verschwindet eine kleine Angst in mir. Und ich werde leichter, weil wieder ein Stein gefallen ist. Und der Mut wird immer größer. Uff.

Genau Claudia, das wichtigste jetzt ist achtsam und wachsam zu sein. Keiner von den Morris – Knechten will mich hier freiwillig gehen lassen. Sie lauern. Ich lauer.
Und soll ich dir was sagen, meine Tochter kommt morgen zu Besuch. Soll ich sie allein rauchen lassen? Das geht doch nicht. Aber ihr Liebster raucht nicht, das kann helfen.

Danke allen für die Mutmachzeilen. Wenn ich dann genug Kraft geschöpft habe, nach der Flucht, dann gebe ich gern mit vollen Händen zurück. Tanja danke dir auch für das Equipment, vor allem die Sonne kann ich gut gebrauchen, die pflanze ich mir ins Herz, dann kann mir auch das kalte Wasser nichts.

Und Seiltänzerin, ich hoffe du kannst am Sonntag ganz entspannt Fotos schießen. Da ist dann das Seil schon gespannt, und du hast den ersten Schritt über den Abgrund gewagt. Denk dran unter dir ist ein Netz, geflochten aus ganz vielen Zeilen von allen hier.

Thomas du hast nur einen kurzen Vorsprung, dich hol ich ein. Auf jeden Fall wünsch ich dir auch viel Spaß beim Freiatmen.

Für heute erstmal Schluß, ich muss Kraft danken
Liebe Kampfesgrüße aus Zelle 7

Verfasst am: 13.05.2017, 09:34
AnikaB.
AnikaB.
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Geh im Geiste nochmal alles durch! Wo haben sie dich die letzten Male wieder geschnappt? Da darfst du erstmal nicht lang! Hast du eigentlich einen Kompass oder sowas? Ein Ziel? Oder willst du einfach ins Unbekannte rennen? Ohne Plan und ohne Ziel? Soll ja auch funktionieren... aber ich glaub da kann man sich leichter verlaufen oder man tritt in eine Falle von DENEN... wo man dann ausharren muss bis sie seelenruhig kommen und dich wieder zurückbringen.
Die lauern bestimmt überall!
Lauf, Anton! ABER: So wie Oma schon immer sagte: Sprich nicht mit Fremden und geh auch nicht mit Ihnen mit!
FREIHEIT!!!
HURRA!

Verfasst am: 13.05.2017, 10:15
Antonai
Antonai
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Ach du Scheiße, was ist das denn. Ich bin kaum aus dem Fenster geklettert, da geht urplötzlich ein Geheul und Geschrei los. Hat mich etwa jemand verraten, war ich selbst zu unvorsichtig. Alle Alarmglocken läuten, ein Ohrenbetäubender Lärm rings um, und da hör ich auch schon Rufe: Ausbruch aus Zelle 7! Man der schon wieder, hat der noch gar nichts gelernt? Den kriegen wir doch sowieso wieder. Halt Freundchen stehen bleiben! Wo ist er denn jetzt? Günter lass die Hunde los, und die großen Greifvögel, der schafft's nicht bis zum Wasser runter, den haben wir gleich wieder.

Au man, das war knapp. Ich kauer hinter der ersten Mauer, es geht -grad nicht vor und nicht zurück.
Was nun? „Wohin soll ich mich hinwenden, in dieser schweren Zeit?“