Happy Rauchstopp :-)
Guten Abend,
ich bin seit einigen Tagen rauchfrei, ganz ohne Hilfsmittel wie Pflaster, Sprays o. ä., also kalter Entzug ;-) Der reine Wille und das Lesen im Forum hat mich bis hierhin gebracht.
Eine dicke Grippe hat mich mehr oder weniger dazu gezwungen oder besser: in die glückliche Situation gebracht, den Rauchstopp endlich zu beginnen.
Ich bin 42 Jahre alt und rauche gut 26 Jahre, 1 bis 2 Schachteln am Tag, je nach Umstand. Der Wunsch aufzuhören besteht schon seit etwas über 10 Jahren. Ich habe auch schon diverse Versuche hinter mir, z. B. 2005/2006 ein ganzes Jahr. Mein letzter erfolgloser Versuch war in 2012, nur einige Wochen mit vielen Selbstbetrügereien, die so jeder von Euch kennen dürfte.
Viele Gründe haben mich ständig gezwickt, endlich mit dem Rauchen aufzuhören. Meine Mutter verstarb im Frühjahr an Krebs, der eigene Gesundheitszustand nervte, ständig Migräne, im Sport nicht mehr so leistungsfähig und so ausdauernd, die zeitliche Abhängigkeit an die mistige Zigarette, der ständige Gedanke daran, ob man genug Zigaretten für die Arbeit, den Ausflug, den Urlaub, das Wochenende, etc. hat. Die Zeit hat sich auch geändert, während es in meiner Jugend cool war zu rauchen, empfinde ich es jetzt eher als unangenehm, man gehört doch jetzt eher zu der Gruppe der Uncoolen, Ungesunden…. So fühlt es sich zumindest an, in der Zeit, wo es hip ist, sich vegan zu ernähren und einen Personal Trainer zu engagieren.
Bis jetzt fühlt sich der Rauchstopp wahnsinnig einfach an. Über die erste Woche kann ich nicht so viel sagen, da ich da auch mit meiner Bronchitis gekämpft habe. Ich hatte Schlafstörungen, Schmerzen in den Beinen und Juckreiz an den Unterarmen, Watte im Kopf und Konzentrationsschwierigkeiten. War aber alles halb so schlimm, da der Husten wirklich nervtötender war. Am 8. Tag ging’s dann wieder zur Arbeit, davor hatte ich etwas Angst, da wir dort eine sehr große und eingeschworene Rauchergemeinde haben. Aber auch das hat gut funktioniert. Der eingefleischte Raucher nickte uninteressiert, als ich verkündete, ich rauche nicht mehr. Alle meine Kollegen aus meiner Abteilung freuten sich richtig doll für mich und motivieren mich jeden Tag auf’s Neue. Ohne meine Mädels wäre es halb so einfach!
Privat hab ich noch einen ganzen Haufen Raucher um mich herum. Diese Raucher haben es zur Kenntnis genommen, haben sich Mühe gegeben, mir zu gratulieren. Die Nichtraucher hätten am liebsten einen Tanz aufgeführt, die fanden es alle mit Abstand MEEEGAAA. Mir fehlt trotzdem jemand, der mich versteht. Der das gleiche durchmacht wie ich… so wie Ihr ;-)
Der Schmachter klopft mir NIE auf die Schulter, egal in welcher Situation. Es kommt mir alles so verdammt leicht vor bisher. Da stimmt doch was nicht…. Alle anderen Versuche hatten Hürden. Das macht mir gerade Angst…. Dass ich deshalb leichter Stolpern könnte, weil ich mich zu sicher fühle…. Kennt das auch jemand?
Ich lese jeden Tag hier im Forum, finde die Geschichten sehr interessant. Man vergleicht sich und man fühlt mit jedem einzelnen mit. Dieses Forum zeichnet sich wirklich durch eine tolle Gemeinschaft aus!!!
So, ganz schön viel gequatscht, wollte ich gar nicht, ist so passiert….
Freu mich darauf, Euch und Eure Geschichten kennenzulernen!
Schönen Abend und liebe Grüsse
Ja hallo Elepopele,
herzlich willkommen hier im Forum - und gleich drei Wochen bringst Du uns mit? Na das ist ja eine Superleistung, herzlichen Glückwunsch, Du siehst mich restlos begeistert.
Deine Frage, ob jemand einen einfachen Entzug kennt - ja. Ich. Nur bei mir war es genau andersherum: Meine erste Entwöhnung vor nunmehr knapp 16 Jahren war supersimpel - die jüngste vor knapp zweieinhalb wartete mit den Hürden auf mich, die Du schon von vorangehenden Entzügen kennst. Also - ja, es gibt auch einfache Entzüge, auch beim selben Aufhörer mehrere Entzüge, die sich nicht miteinander vergleichen lassen. Mögliche Ursachen hierfür sind die aktuelle Form, die Lebensumstände, die Motivation (vielleicht ist die Deine heute stärker als je zuvor? In diesem Zusammenhang, darf ich Dir mein Beileid zu Deinem tragischen Verlust im Frühjahr aussprechen?), die Einstellung zum Nichtmehrrauchen - Glück kommt vielleicht auch dazu...
Dabei finde ich es sehr gut, daß Du Dir so Deine Gedanken machst, daß Du stolpern könntest, weil Du Dich zu sicher fühlst. Denn: ja, ich möchte diese Möglichkeit nicht kleinreden. Genau das war nämlich der Grund für meinen Rückfall nach dem einfachen Entzug: es war einfach aufzuhören - warum sollte es das nicht beim nächsten Mal wieder sein.
Aber Du bist mir gegenüber im Vorteil. Erstens bist Du diesbezüglich sehr reflektiert, nicht blauäugig wie ich es bei meinem Rückfall war. Du bist achtsam, auf der Hut. Und zweitens: Du kennst die Tücken, die eine Entwöhnung ja im Gepäck haben kann. Du weißt, daß es nicht jedes Mal so gut und reibungslos läuft. Weißt, daß es Hürden geben kann: welche hast Du denn bei den angesprochenen bisherigen Versuchen kennengelernt? Schmacht, Übellaunigkeit oder Reizbarkeit? Du weißt, was auf Dich zukommen kann, wenn Du nochmal veranlaßt sein müßtest aufzuhören. Hast Du da Lust drauf? Ich glaube, die Antwort ist Nein. Richtig?
Dazu kommt eine Erfahrung, die wir inzwischen beide haben - und nicht nur wir beide, die ist hier im Forum weit verbreitet: Wir wissen, wie schnell wir wieder in alte Rauchmuster zurückfallen. Nur ein Zug reicht, um uns wieder reinrasseln zu lassen. "Nur mal eine" gibt es für uns nicht mehr - denn bei der bleibt es nicht. Das wissen wir jetzt, nicht wahr?
Mit diesem Wissen in Deinem Hinterkopf, der Kenntnis entzugsbedingter Tücken und der Erfahrung, wie schnell man wieder "dabei" ist, kannst Du Dich Verlockungen erfolgreich zur Wehr setzen. Deshalb ist Angst gar nicht nötig Elepopele. Tritt der Sucht, wenn sie wieder einmal bei Dir anklopfen kommt, mit einem lapidaren "Nein" entgegen. Zu sicher fühlen sollten wir uns nicht, sollten nicht so arrogant werden zu glauben, eine ginge schon mal. Aber wenn wir diesen Gedanken nicht zulassen, ihn mit einem konsequenten "Nein danke!" quittieren - dann ist Angst nicht nötig. Brauchst Du nicht haben.
Dennoch finde ich es toll, daß Du Dir schon mal Gedanken drüber machst, es zeigt mir, daß Du Deine Rauchfreiheit konservieren und durchziehen möchtest. Respekt hierzu!
Ich hoffe wir lesen wieder einmal von Dir. Bis dahin grüßt
Lydia
Hallo Lydia,
wow, vielen lieben Dank für Deine so ausführliche und persönliche Nachricht!!
Du hast schon Recht, meine Motivation ist riesig. Ich bin die letzten Male so schnell und einfach gestolpert, aber jeder neue Versuch aufzuhören wurde immer schwieriger, somit auch die Hürde zum Aufhören. Kennt wahrscheinlich jeder… die Zweifel und der Frust wachsen. Die Ausreden werden auch immer einfallsreicher, warum man genau jetzt nicht aufhören kann ;-) Wenn ich dieses Mal hinfalle, wird es nicht so simpel, das sagt mir schon mein Gefühl.
Ich bin an den einfachsten Situationen gescheitert: im Stadion, 2 oder 3 Bier, der Automatismus zur angebotenen Zigarette zu greifen, Stress bei der Arbeit, die Zigarette erbetteln, die die Situation auch nicht besser macht, etc. Ich habe nie aus nachvollziehbaren Gründen wieder begonnen. Aber wenn es erstmal die erste war, dann kommen nächste Woche 3 Zigaretten, in einem Monat sind wir schon wieder bei der selbst gekauften Schachtel… kennt wohl auch jeder.
Ich höre manchmal mein Unterbewusstsein flüstern, ich solle auf den Balkon gehen zum Rauchen o. ä. Das sind aber nur sekundenbruchteile.
Mir macht es halt trotzdem Sorgen, dass alles so einfach bisher war. Das Gefühl im Angesicht einer Zigarette könnte sein, dass es ja so einfach ist und dass ich nach dieser einen Zigarette einfach wieder aufhören könnte. So ähnlich lief es die letzten 10 Jahre auch immer wieder ;-)
Meine Hürden sind die Geselligkeit, die rauchenden Freunde auf unserer Terrasse, meine Kollegen, mit denen man so schön den Frust des Tages wegdiskutiert, das Gläschen Wein, die Zigarette zum morgendlichen Kaffee (die geht jetzt schon, das hab ich einfach ausgesessen grins, wäre aber die 1., die ich mir wieder „gönnen“ würde). Im Großen und Ganzen ist es hauptsächlich die Firma und da kann ich nicht wegbleiben ;-)
Ich bleibe rauchfrei, dazu ist es einfach viel zu schön mit guter Luft, besserer Kondition, ohne Qualm, ohne Husten, ohne zu stinken, ohne ohne ohne….! Ich genieße es und ich hoffe, es bleibt auch so.
Ich hole mir hier jeden Abend meine Motivation, in dem ich die verschiedenen Geschichten lese.
Vielen Dank für’s Zuhören und lieben Gruß aus dem Norden!
Moin zusammen,
Ich arbeite an meiner 7. Rauchfreien Woche und bin auch mächtig stolz.
Die letzten 1,5 Wochen waren relativ schwierig , da ich beruflich in China unterwegs bin. Was ich bis vor kurzem noch zu schätzen wusste, wird jetzt zur Farce. Hier wird an jeder Ecke, in jedem Meeting, im Hotel, vorm Hotel, beim Essen....einfach überall... Wird hier geraucht. Der Vorgänger in meinem Nichtraucher-Hotelzimmer (ganz neue Erfahrung und trotzdem doof) hat hier trotzdem geraucht. Ich werde wahnsinnig. Ich habe überhaupt keine Möglichkeit, mich auch nur mal gedanklich diesem Thema zu entziehen. Und aus dem Weg gehen kann ich dem auch nicht.... Zum Verzweifeln. Es gibt Momente, da kann ich es akzeptieren, dann wieder tun sie mir alle leid, wenn sie mit dem hässlichen Glimmgerät an mir vorbeiziehen und dann.... Viel schlimmer... Gibt es die Momente, die mich innerlich explodieren lassen. Aber ich kann ja schlecht meine Geschäftspartner anschreien... Ich merke, wie ich immer gereizter und genervter reagiere. Dann gehe ich vor die Tür, so wie früher, aber nicht zum Rauchen, sondern zum tief Luftholen...
Das andere Problem, das ich seit ca. 5 Tagen mit mir herumschleppe, ist, dass ich neuerdings nicht mehr durchschlafen kann, mir tun die Beine weh, müssen sich ständig bewegen, ich wälze mich hin und her und die Zeit vergeht kaum. Morgens habe ich rauchigen Geschmack im Mund und Kopfschmerzen, so als wenn ich in der Nacht kurz mal eine Schachtel geraucht hätte.... Kann das vom Passivrauchen kommen? Mein Kollege lacht darüber natürlich, der hat noch Freude an der Freizügigkeit in China..... Er glaubt eh, dass ich nur simuliere und hält sich für die Deutsche Eiche, die nichts umhaut.
Vorgestern bin ich abends plötzlich in Tränen ausgebrochen, als unser Lieferant uns zum Dinner abholen wollte... Völlig grundlos.... Total unangenehm....
Hat jemand auch die Erfahrung gemacht, nochmal später unter körperlichen Entzugserscheinungen zu leiden?
Viele Grüße
E.
Hey Elepopele,
Mit meinen gerade mal 5 Tagen kann ich natürlich zu späten Entzugserscheinungen nichts sagen, wollte Dir aber trotzdem Respekt zu Deiner 7. Woche aussprechen und Dir sagen, dass ich Dir alle Daumen drücke, dass Du diese schwierige Situation meisterst. Wie lange dauert die Geschäftsreise noch?
Die von Dir geschilderten Schlafprobleme habe ich übrigens auch gerade.
LG
Cankaya
Hallo Elepopele,
ich kann gut verstehen, dass Du -scheinbar grundlos- in Tränen ausgebrochen bist. Wenn ich mir so deinen Beitrag durchlese:
"Der Vorgänger in meinem Nichtraucher-Hotelzimmer (ganz neue Erfahrung und trotzdem doof) hat hier trotzdem geraucht. Ich werde wahnsinnig. banghead.gif Ich habe überhaupt keine Möglichkeit, mich auch nur mal gedanklich diesem Thema zu entziehen. Und aus dem Weg gehen kann ich dem auch nicht.... Zum Verzweifeln."
Du bist ja nur am kämpfen! Ständig mit dem Rauchen konfrontiert, den Geruch in der Nase. Du schläfst schlecht, das ist eh die größte Folter und dann nimmt der Kollege dich nicht ernst. Und das alles im fernen China-und vermutlich musst du nebenbei auch noch ein bissel was arbeiten denke ich mal.
Das hört sich ziemlich nach Horror an finde ich! Vor allem, emotional total anstrengend! Kein Wunder, dass du am Limit bist. Das wäre wahrscheinlich jeder und du bist sicher keine Ausnahme. Ich finde deine Reaktion völlig normal.
Ich hoffe, du bist bald wieder zuhause und kannst dich wieder um dich kümmern. Tu dir was richtig Gutes als Dankeschön an dich-du hast so toll durchgehalten. Dein Selbstwertgefühl sollte riesig sein!
Bleib tapfer!
Stell dir das eklig graue, stinkige, schleimige Suchtmonster vor, dass in deinem Körper in den letzten Zügen liegt. Tritt drauf, stampf es in den Boden! Mach es platt!
Viel Kraft weiterhin schickt dir
Kerstin