Der Wille ist da, die Zweifel auch.
Hallo Zusammen!
Gestern Abend habe ich den Entschluss gefasst, es mit dem Aufhören Ernst zu meinen. Ich habe ein paar halbherzige Versuche hinter mir, und dann war der Schweinehund nach frustrierend kurzer Zeit doch wieder stärker als ich. Gestern lag ich mit meinem Partner im Bett und wir haben über das Aufhören gesprochen. Wir haben uns gegenseitig gesagt, dass wir Angst vor den Langzeitfolgen haben. Tatsächlich ist das ein neuer Gedanke.
Ich werde dieses Jahr 28 und bin relativ am Ende meines Studiums, die Master-Arbeit schreibe ich gerade. Meine erste Zigarette habe ich mit knapp 12 Jahren im Urlaub mit meiner Cousine geraucht. Ich fand sie toll! Ich hatte nie den Eindruck, mich zum Rauchen überwinden zu müssen, sondern habe es sehr gerne gemacht. Als Jugendliche, wenn sich die Gelegenheit ergab, richtig regelmäßig habe ich dann zu Beginn des Studiums mit dem Rauchen angefangen. Das ist nun fast acht Jahre her.
Neu ist nun also, dass ich a) nun altersmäßig dort bin, wo mein jüngeres Ich die Idealvorstellung hatte, dass ich dann nicht mehr rauchen werde, b) mich nun doch eben akute Sorgen um Langzeitfolgen beschäftigen, wo ich früher immer gedacht habe, dass mich das Morgen im Heute ja einfach nicht tangiert. Man bleibt ja nun nicht immer 21. ;)
Meine Sorge ist, dass ich es wieder nicht schaffe, dass ich nach kurzer Zeit schon dem Drang wieder nachgebe, mich der Zigarette hingebe, sobald sie mir verspricht, für ein gutes Gefühl zu sorgen. Zudem werde ich heute Abend auch feiern gehen, das macht es nicht einfacher, wobei ein Freund, mit dem ich gehe nicht raucht - ich halte mich dann einfach an ihn. Die Vorstellung Feiern zu gehen ohne zu rauchen ist jedoch wirklich in meinem Erfahrungshorizont extrem bizarr. Schlimm, wie stark das verknüpft ist.
Also ein bisschen zweifel ich an meiner Willensstärke und meiner Fähigkeit, den Drang irgendwie abzuleiten. Ich tue es einfach auch so unglaublich gerne! Hinzu kommt dann noch meine grundsätzliche starke Orientierung an meinem Umfeld. Ich finde es irgendwie sozial angenehm, wenn wir miteinander rauchen oder eben zu bestimmten Zeitpunkten: die Zigarette nach allen möglichen schönen Dingen, an schönen Orten, im Urlaub am Strand, beim Schlendern auf nem Städtetripp... Zumal mein Partner eben auch raucht - auch aufhören will - aber meinen Startpunkt des Aufhörens will ich nicht von meinem Partner oder anderen Bezugspersonen abhängig machen. Es ist ja einfach mein Ding und ich müsste gegebenenfalls auch damit klarkommen dass mein Partner noch rauchte obwohl ich damit aufgehört habe. Gut, mittelfristig wäre es schon gut, wenn wir uns mit dem Aufhören synchronisieren würden. Aber ich möchte schon heute damit anfangen - unabhängig davon, ob meine bessere Hälfte sofort mitmacht oder ihren eigenen Rhythmus braucht.
Ich bin gespannt auf die Zeit hier und hoffe auf gute Unterhaltungen, Tipps, Motivation und darauf, es zu schaffen!
Viele Grüße,
Bonnevivantine
Hallo Bonnevivantine,
herzlich willkommen, schön daß Du hergefunden hast. Daß Dein Entschluß, dem Rauchen zu entsagen - zu dem ich Dich im übrigen gerne beglückwünsche -, der richtige ist, brauche ich Dir - Deiner Vernunft - glaube ich nicht sagen, das weißt Du selbst. Das Problem ist - wie bei uns allen - im Prinzip auch nicht die ratio, sondern das, was es schafft, ebendiese völlig auszuhebeln: die Sucht.
Sie gaukelt uns vor, sie beschere uns Genuß, Gemeinsamkeit, Entspannung, ist untrennbar mit bestimmten Situationen und Gefühlslagen verbunden - und ja, wir glauben doch allen Ernstes, wir tun es gern. Und ein Teil von uns möchte es so gern glauben.
Doch wie genußvoll kann schon etwas sein, das weder gut duftet noch (mal ehrlich) gut schmeckt. Wie genußvoll kann etwas sein, das wir nicht aus freien Stücken tun, sondern zu dem uns irgendwas zwingt. Gemeinsamkeit gibt es auch ohne Zigarette. Und - auch hier mal ehrlich - wenn die Zigarette das einzige ist, was uns mit Menschen verbindet, es da keinerlei charakterliche Übereinstimmungen gibt - dann paßt was nicht. Die Chemie muß stimmen - und die ist von der Zigarette nicht abhängig. Enspannung - nun, zur Entspannung braucht man Pausen. Und gemeinhin haben wir uns Pausen eingeräumt, um der Sucht nachzugeben - nicht weil wir eine gebraucht hätten. Wissen wir denn überhaupt noch, wann wir eine brauchen? Also ich wußte es definitiv nicht mehr - ich wußte nur noch, wann ich eine Zigarette will. Also egal was - wir sind fremdbestimmt in jeder Situation.
So wie ich Dich Deinem Post nach einschätze, bist Du aber eigentlich niemand, der sich fremdbestimmen lassen will. Du sagst ja auch, das Projekt rauchfrei ist Dein Ding und wird nicht von anderen abhängig gemacht, das spricht für mich schon für große Selbstbestimmtheit. Also hol Dir jetzt Deine Selbstbestimmtheit auch von der Sucht zurück. Einer meiner Lotsen-Kollegen [thx Meikel]hat einmal den großartigen Satz geprägt: Du bist der Chef in Deinem Kopf. Du Bonnevivante - und nicht die Zigarette. Es mag hin und wieder etwas umständlich sein, der Sucht das klarzumachen - aber das geht! Ich hab das, wie so viele hier, geschafft, und ich fühle mich jetzt stärker, freier, selbstbestimmter und ja, ich bin ziemlich stolz drauf, es geschafft zu haben. Man kann sogar am Rauchstopp wachsen.
Was die Situationen und Gefühlslagen angeht, die bislang so starr mit der Zigarette gekoppelt sind, diese gilt es natürlich zu entkoppeln. Welche sind es für Dich? Und wie könntest Du sie ändern? Welche Details könntest Du verändern, um nicht schon aus der Situation heraus eine Schmacht zu generieren? Was machst Du beim Feiern - Du könntest Dich mit scharfen zuckerfreien Bonbons bewaffnen (Schärfe dämpft das Verlangen etwas ab), und wenn Dir der Suchtdruck zu anstrengend wird, darfst Du jederzeit die Szene verlassen. Geh in die Toilette und kühl Dir das Gesicht mit Wasser, entferne Dich von der Raucherszene. Trinke Wasser in kleinen Schlückchen (trinke überhaupt genug, hilft beim Entgiften). Überleg Dir ruhig, welche Situationen Dir das Rauchen vorschreiben würden - und dann ändere sie ab.
Ein paar praktische Anregungen für die Umsetzung Deines Plans findest Du hier:
http://www.rauchfrei-info.de/aufhoeren/tipps-fuer-ihren-rauchstopp/
und es gibt auch ein kostenfreies Startersetz mit u. a. einer nützlichen Broschüre, einem Relaxball zum Kneten in stressigen Situationen und einem witzigen Kalender für die ersten 100 Tage:
http://www.bzga.de/infomaterialien/foerderung-des-nichtrauchens/rauchfrei-startpaket/
Sieh es Dir doch in Ruhe mal an, vielleicht ist es ja was für Dich.
Na ja, dann wünsche ich Dir erstmal einen gelungenen Start in Dein Unterfangen Rauchfrei, wir sind dabei! Daher: Wenn Du Fragen hast oder einfach nur Sendebedarf, dann komm jederzeit her. Wir freuen uns. Viele Grüße sendet Dir
Lydia
Hallo Lydia,
vielen, vielen Dank für Deine motivierenden Worte!
Ich freue mich sehr, dass ich es geschafft habe, den Freitagabend/Samstagmorgen rauchfrei zu überstehen! Es war wirklich nicht einfach, Schmacht hatte ich ohne Ende, aber ich habe dann einfach tief durchgeatmet, bis der Impuls weg war und mir die Nichtraucher am Tisch zum Vorbild genommen - die ja offenbar sehr gut damit zurecht kommen, nicht zu rauchen. ;) Später dann im Club war es gar nicht mehr so schwierig, denn da habe ich mir ja die Seele aus dem Körper gezappelt und so vollkommen außer Puste und erhitzt ist Rauchen eh keine Freude. So beim gemütlichen Beisammensitzen fand ich es viel problematischer.
Gestern habe ich dann auch wieder überstanden - ich bin gespannt, wie es weiter geht. Gerade versuche ich echt immer das einfach bewusst zu erleben, was da in meinem Körper und meinem Kopf passiert. Gerade nach dem Essen finde ich es sehr schwer, nicht zu rauchen.
Viele Grüße,
Bonnevivantine
Hallo Bonnevivanatine,
ich freue mich zu lesen, daß Du gleich schon so eine Feuertaufe (Feiertaufe *hihi* bisschen Alberei muß auch mal sein) rauchfrei überstanden hast, Hut ab! Eine gute Strategie finde ich , Dich von glücklichen Nicht(mehr)rauchern inspirieren zu lassen. Sicherlich wirst Du, wenn die Entwöhnung hinter Dir liegt, genauso gut mit dem Nichtmehrrauchen klarkommen. Ich komme auch gut klar - mehr noch, ich bin sogar stolz drauf, wie schon gesagt.
Nach dem Essen ist eine klassische Rauchsituation für so viele Aufhörer. Man kann da auch workarounds schaffen (Situationen, Rituale ändern, Du erinnerst Dich). Vielleicht stehst Du direkt nach dem Essen auf und trinkst ein Glas Wasser? Oder putzt Deine Zähne (das entschmachtet vielfach auch)? Oder nimmst Dir zum "Nachtisch" statt der Zigarette Karottensticks oder eine Apfelspalte? Oder - was hättest Du noch für eine Idee, die Situation alternativ zu gestalten?
Viele erleben die ersten Tage als die härtesten, was ja auch nicht weiter verwunderlich ist, weil ja da erstmal alle Routinen umgeworfen werden, man sich einen komplett neuen Tagesablauf, neue Situationen zusammenstöpseln muß. Von der Entgiftung noch gar nicht zu reden, also der Ausstieg an sich und die erste Zeit danach ist schon allein eine Herausforderung. Bitte denke daher auch dran, Dir ab und an was Gutes zu tun, Dich zu belohnen. Sei es für einen geschafften persönlichen Meilenstein, eine bestandene Herausforderung oder wenn Du glaubst, Dir würde ein kleines Extra jetzt gut tun. Belohnungen sind wichtig in der Entwöhnung!
Ich bin gespannt was Du uns morgen oder in der nächsten Zeit berichtest. Komm gut in die neue Woche Bonnevivantine! Einen angenehmen Sonntagabend wünscht Dir
Lydia
Hallo Bonnevivantine, darf man zur ersten Woche gratulieren? Haben leider nichts mehr von Dir gehört, hoffen aber das Dir soweit gut geht und alles klappt.
Vielleicht hast Du ja Lust ein Update zu schreiben.
Schönes Wochenende.
Andreas