Finito in Peking

Verfasst am: 03.12.2010, 21:35
Helferlein
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Grüß' Dich Nadine,

will hoffen es geht Dir gut und bist wohlauf!

Scheint ja schneetechnisch mächtig was ab zu gehen da bei Euch!

Gehe mal schwer davon aus, daß Peking zukünftig nicht NUR aus Iglus bestehen wird!

Alles Liebe an Dich vom Klaus !

Verfasst am: 03.12.2010, 21:35
Nadine
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Hallo alle zusammen,

na, ich bin ja ein toller Gastgeber in "meinem" Thread - posten und verschwinden! Entschuldigung! Ich war zwei Tage auf einer Konferenz, da war's so langweilig, man haette auch gleich wieder anfangen koennen zu rauchen... Aber wenigstens war das Essen gut.

Zum Rauchverbot in Peking: darueber koennen wir hier alle nur schmunzeln! Es gibt so einige Sachen, die auch bis Olympia auf einmal perfekt sein sollen - angeblich spricht dann die Haelfte der Taxifahrer Englisch (bis jetzt kann fast ein Viertel kaum Chinesisch lesen!), es wird nicht mehr gespuckt, sich an der U-Bahn angestellt (wir haben sogar spezielle Uebungstage dafuer, der 11. jedes Monats ist Schlangesteh-Tag), der Smog ist weg (haha!), naja, und geraucht wird auch nicht.

Wie's in Wirklichkeit aussieht, erkennt man am Schicksal Pekings ersten Nichtraucherrestaurants, in dem die Gaeste sich in Hinterzimmern ein- und die Bedienung ausschliessen, um heimlich zu quarzen, und wo der Umsatz durch diese Massnahme um ueber 20% eingebrochen ist (kann man hier nachlesen: [url]http://www.chinadaily.com.cn/olympics/2008-01/18/content_6404823.htm[/url]).

Auch Nichtraucherbereiche habe ich bis jetzt in keinem einzigen chinesischen Restaurant gesehen - und bei vielen Besprechungen mit chinesischen Firmen werden zu allererst kuebelgrosse Ascher auf den Tisch gestellt. Zigaretten gehoeren zum Luxus, den sich hier auch der "kleine Mann" leisten kann - in einem Land, wo die breite Bevoelkerung gerade zum ersten Mal an Reichtum geraet, ein wichtiger Faktor, und wer eine Kippe anbieten kann, beweist, dass er seinen Teil vom Wachstum abbekommen hat. In Meetings dieses grosszuegige Angebot ablehnen - undenkbarer Gesichtsverlust!

Als Frau habe ich allerdings Glueck - in China rauchen nur Prostituierte oder sehr moderne, westlich orientierte junge Frauen, aber man sicher sein, dass man schamlos angeglotzt und oder auch angesprochen wird, wenn man sich eine ansteckt. Skandal!

Das kann mir also nicht mehr passieren - bleiben nur noch die zehn Chinesen, die jeden Tag versuchen, mein blondes Haar anzufassen, nur um dann ganz erstaunt festzustellen - fuehlt sich an wie das eigene! Na sowas.

In diesem Sinne grusst Tag 39 in die deutsche Morgensonne!

Nadine

Verfasst am: 03.12.2010, 21:35
Hedwig
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Die Pekingnesen sind schon ein lustiges Völkchen.... :o

Für mich als Frau "die ihren Mann steht", ist es unvorstellbar, auch nur ansatzweise anders behandelt zu werden als ein Mann. Ich finde es schrecklich, das Frauen so in Ihrer entscheidungsfeiheit oder in ihrem Lebensstil beschitten werden.

Ich habe vor jedem der westlich erzogen wurde bzw. westlich aufgewachsen ist einen heidenrespekt wenn er es schafft in Peking zu leben und sich auch noch an die dortigen Umstände und Lebensart anzupassen. Ich könnte es definitiv nicht.

In dem Sinne RESPEKT

LG Hedwig

Verfasst am: 03.12.2010, 21:35
Nadine
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[quote=Hedwig]
Für mich als Frau "die ihren Mann steht", ist es unvorstellbar, auch nur ansatzweise anders behandelt zu werden als ein Mann. Ich finde es schrecklich, das Frauen so in Ihrer entscheidungsfeiheit oder in ihrem Lebensstil beschitten werden.
[/quote]

Eigentlich muss man hier sagen, dass dies in China durch den Kommunismus sehr geaendert wurde. Wie in Ostdeutschland ist es absolut normal, als Frau zu arbeiten; Kinder werden spaetestens sechs Wochen nach der Geburt in die Krippe gegeben, Ganztagsschulen sind Standard.

Hier ist es eher ein Problem, wenn man als Frau zu Hause bleiben moechte - da stellt sich einem die Frage, ob das dann auch eine Beschneidung des Lebensstils darstellt?

Als Auslaenderin hingegen macht das Frausein - abgesehen von der beschriebenen Neugier - keine Probleme. Mit Machos hatte ich in Europa viel mehr zu tun als hier - weil man aufgrund der anderen Nationalitaet automatisch als hoeherwertig und reicher eingestuft wird.

Also gebuert mir dein Respekt nicht - aber vielleicht den Chinesinnen?!

Verfasst am: 03.12.2010, 21:35
Hedwig
Hedwig
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Vieleicht hast du recht. Es ist halt eine Fremde Kultur mit ihren eigenen Standards. Vieleicht ist es etwas schwierig zu sagen, das jeder frei entscheiden sollte was er tun möchte

Ich kenne mich mit der Chinesischen Politik nicht aus, daher möchte ich mich hier auch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Aber du selbst sagst es ja auch, das du als es als "ausländische" Frau sehr viel einfacher hast dich dort zurecht zufinden. Man mag es vieleicht Gastfreundschaft nennen: Ich empfinde es allerdings nicht so.

Sitzt du irgendwo rauchend rum, wirst du angestarrt, doch wie verhält man sich dann einer Chinesin gegenüber. Wird sie geteert und gefedert aus dem Land gejagt? Für mich ist es nicht nachvollziehbar wie man einen Europäer so, aber die eigen Ehefrau eventuell dafür herabgestuft.

Man muss hier auch die äußeren Umstände mit einbeziehen. Warum will ich zu Hause bleiben? Weil ich für meine fünf Kinder da sein will? Weil ich einfach keine Lust habe zu arbeiten? Oder will ich einfach nur nicht arbeiten weil mir irgendwelche Blondinen einreden, es ist okay wenn ich nichts tue außer Kuchen zu backen und und vor meine Ehemann zu kuschen. (Vobei ich hier anmerken möchte das ich klar gegen das "Prinzip dieser Dame bin, da es zum einen aus absolut unrealistische "Fakten" besteht und zum anderen wenn mans ins detail geht sogar beleidigend gegenüber gewissen Bevölkerungsgruppen vorgeht.)

Sicher fände es hier und auch in China die ein oder andere Frau schöner wenn sie ein ruhiges Leben am heimischen Ofen verbringen könnte, doch welchen Eindruck hinterlässt dieses verhalten bei Kindern. Ich habe es mal bei einer Bekannten, die Vollzeitmutter ist, erlebt deren elf-jähriger Sohn im Fussballverein war. Als ein Mädchen in die Mannschaft kam, sprach er sich klar und im Tonfall eines echten Machos dagegen aus, und meinte sie solle doch lieber wieder nach Hause gehen Kekse backen.

Ich halte es für unverantwortlich einem Kind solche Werte zu vermitteln auch wenn es in oben beschriebenen Fall, mehr unterbewusst passierte.

Man sieht dieses Problem ist sehr vielschichtig und lässt sich leider Gottes nicht in einem Satz lösen.

LG Hedwig

Verfasst am: 03.12.2010, 21:35
hackepeter
hackepeter
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[quote=Hedwig]Ich halte es für unverantwortlich einem Kind solche Werte zu vermitteln auch wenn es in oben beschriebenen Fall, mehr unterbewusst passierte.[/quote]
Verstehe ich nicht ganz. Entweder die Frau ist Vollzeitmutter / Familienmanager, dann macht sie einen Job, der weder einfach noch ruhig ist und den Kindern einen optimalen Start ins Leben ermöglicht. Dann glaube ich aber nicht, dass der Kamerad vom häuslichen Umfeld her auf solche Sprüche kommt.

Oder sie sitzt hinterm Ofen und backt Kekse ......
(Was letztlich auch das Bier der Familie ist, wenn sie sich so wohlfühlen)

Zitiert von:
Man sieht dieses Problem ist sehr vielschichtig und lässt sich leider Gottes nicht in einem Satz lösen.

Es lässt sich vor allem nicht allgemein lösen. Jeder muss das für sich wissen und in seiner Lage das Beste draus machen. Und dann müssen alle mit ihren Ansichten nebeneinander und miteinander leben können, egal ob mit Keksen oder ohne.

Verfasst am: 03.12.2010, 21:35
Nadine
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Hallihallo alle zusammen,

ich breche vielleicht etwas mit den Traditionen, schreib euch aber trotzdem!

Ich bin 26, probiere es zum ersten, naja, anderthalbten, Mal, und hab bereits stolze 35 Tage ueberstanden, nachdem ich kurz vor Weihnachten einmal vom Eindruck aufgewacht bin, ich wuerde in einem Ascher schlafen.

Das Aufhoeren war ein Weihnachtsgeschenk fuer mich und meinen Freund, der sich unglaublich darueber gefreut hat und mir das jeden Tag wieder bestaetigt - eine grosse Hilfe!

Peking, mein Wohnort, ist ein etwas schwieriger Ort fuer dieses Vorhaben, zumindest auf den ersten Blick, denn a) kosten die Kippen nur 45ct/Schachtel, b) ist laut WHO in Peking leben wie 70 Zigaretten am Tag rauchen, da sagt man sich gern "ach, zehn mehr oder weniger...", und c) ist man hier als junger Auslaender ziemlich oft, wenn nicht fast jeden Abend, unterwegs, wobei Alkohol natuerlich auch staendig eine Rolle spielt.
Rauchverbote? Noch nicht mal im Krankenhaus auf der Saeuglingsstation! Kaugummis? Pflaster? Fehlanzeige! (Aber ich bin ja lernfaehig und weiss nach ausgiebiger Lektuere, dass das sowieso besser ein no-go ist.)

So, wenn ich's mir richtig ueberlege, geht es mir mittlerweile ganz gut! Nun fragt ihr euch wahrscheinlich: was will sie hier?

(Abgesehen davon, dass ich vorher in anderen Foren unterwegs war, aber panisch vor einer schier unglaublichen Masse an Pompom-schwingenden, hopsenden, "Respekt!"-Zeichen-hochhaltenden Smileys und tanzenden Bananen gefluechtet bin)

Nun, ich stehe dem Frieden etwas misstrauisch gegenueber und habe schon von so vielen Leuten gehoert, dass man irgendwann in einen Tran kommt und schwuppdiwupp vergisst, warum man ueberhaupt aufgehoert hatte! Das moechte ich natuerlich vermeiden und von euch daher wissen: wo liegen meine Herausforderungen in den naechsten Wochen und wie gehe ich damit um? Wie verhindere ich die Dreimonatskrise, von der mir so viele Leute erzaehlen - hat das jemand von euch auch schon hinter sich? Wie seid ihr damit umgegangen?

Ich hab von Anfang an die Konfrontationstaktik gefahren - also weder rauchende Freunde noch Alkohol oder Kaffee vermieden. Bin zweimal schwach geworden in der ersten Woche, war aber nicht schlimm - immer als froher Nichtraucher aufgewacht. Was ich allerdings feststelle, ist, dass ich trotzdem immer oefter abends zu Hause bleibe, denn in Bars schaffe ich es zwar immer, nicht zu rauchen, aber trotzdem kommt der Gedanke absolut penetrant im Minutentakt wieder. Unbewusst mag ich mich dieser Anstrengung nicht stellen - und lande wieder auf der Couch. Hoffentlich gibt sich das mit der Zeit...

Ansonsten hat mich das Aufhoeren bis jetzt um eine gute Entschuldigung gebracht, denn es sind nicht die Fluppen, ich bin einfach unglaublich unsportlich und werde wohl nie ohne Keuchen in den fuenften Stock kommen! So'n Mist!

In jedem Fall finde ich es echt klasse, dass hier noch Leute zum Mutmachen unterwegs sind, die offenbar schon lange drueber hinweg sind! Ich freu mich auf den Austausch mit euch! Und wenn ihr morgens um drei zu Hause sitzt und der kommt, dann wendet euch vertrauensvoll an mich, denn hier ist es sieben Stunden spaeter und gemeinsam koennen wir einsame Zeiten ueberbruecken!

PS: Sorry, ich hab keine Umlaute auf der Tastatur und bin fuer die Tasetenkombinationen zu faul - ich verspreche, man gewoehnt sich ganz schnell dran!

Lieben Gruss

Nadine

Verfasst am: 03.12.2010, 21:35
habakuk
habakuk
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Hallo Nadine,
zunächst einmal herzlich willkommen in unserer Familiy. Zu Deinen Fragen kann ich Dir zwar nichts sagen, denn ich bin noch jünger (vom nicht-mehr-rauchen her) als Du. Ich habe heute meinen 27. Tag.,
aber sicher antworten Dir heute Abend unsere "alten Hasen und Häsinnen". Aber wenn Du etwas Zeit hast und im Forum querliest, dann erfährst Du auch so manches.
Klingt jedenfalls irre interessant, was Du über Dein Umfeld berichtest.
Seit wann bist Du in Peking?

Wünsch Dir viel Durchhaltevermögen.
Liebe Grüße
Habakuk alias Marion

Verfasst am: 03.12.2010, 21:35
Nadine
Nadine
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Hallo Marion,

danke fuer deine Antwort!

Ich bin jetzt seit zwei Jahren hier und berate deutsche mittelstaendische Unternehmen, die nach China kommen.

Witzigerweise habe ich zuvor, als ich noch in London wohnte, schonmal versucht, das Rauchen aufzugeben, vor allem aus wirtschaftlichen Gruenden: 7,50 Euro pro Schachtel - als Studentin!! Eigentlich sprachen die aeusseren Umstaende damals alle dafuer: kaum rauchende Freunde, Nichtraucher-WG ohne Balkon, dieser horrende Preis, zwei Freundinnen hoerten mit mir auf... und trotzdem bin ich nach zwei Wochen gescheitert.

Mir hilft es diesmal sehr, zu wissen, dass ich von gar keinen aeusseren Umstaenden zum Aufhoeren gezwungen bin - paradox, oder? Ist wahrscheinlich mein Kontrollfetisch

Aber bei einer Stadt mit mehr als vier Millionen Rauchern (!) wird einem auch so ganz schnell schlecht! Die Chinesen haben da leider eine etwas antiquierte Einstellung. Mal schauen, wie weit sie bis Olympia aufholen koennen!

Aber 27. Tag - Hut ab! Von da bis heute war's fuer mich ein Spaziergang, naja, sagen wir mal, ein Spaziergang bergauf. Halt durch!

Nadine

Verfasst am: 03.12.2010, 21:35
Nadine
Nadine
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Lustig, wohin sich so eine Nichtmehrrauch-Diskussion wenden kann!

Wer sich wirklich fuer die Situation von Frauen in China waehrend der Kulturrevolution interessiert, dem lege ich das Buch einer chinesischen Radiomoderatorin waermstens ans Herz.

Ich plane einen schoenen Einstieg in mein Wochenende - Sex and the City und die beste Freundin auf der Couch! Ist eigentlich mal jemandem aufgefallen, dass Carrie aus der Serie ein total seltsames Rauchverhalten hat? Sie muss auch nie Zigaretten kaufen und hat nie Nichtraucher im Bett... Dafuer quarzt sie ohne Ende in Restaurants, dabei ist doch dort ueberall Rauchverbot?! Tststs... ich muss das mal genauer untersuchen. Wette, da steckt wieder die Tabakindustrie dahinter! Ha!