Adventskalender 2015
:
"...macht Euch jetzt bereit, bald ist es soweit..."
Ihr Lieben ,
so oft habt Ihr mich unterstützt, sei es, dass Ihr mir geschrieben oder mir Bilder geschickt habt. Auch das Lesen Eurer Beiträge in Euren Threads hat mir immer geholfen, am Ball zu bleiben, die Sucht auszuhalten und ihr nicht nachzugeben.
Nun sind für mich mehr als zehn rauchfreie Monate ins Land gezogen, und der Advent ist eine gute Zeit, Euch allen von Herzen Dank zu sagen für Eure liebe Begleitung!
Und ich finde, wir haben uns alle einen besonderen Adventskalender verdient? Jeder/r, der/die möchte, kann etwas dazu beisteuern. Ich mache mal den Anfang mit einem kleinen Gedicht:
Advent
Es treibt der Wind im Winterwalde
Die Flockenherde wie ein Hirt
Und manche Tanne ahnt, wie balde
Sie fromm und lichterheilig wird
Und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
Streckt sie die Zweige hin - bereit,
Und wehrt dem Wind und wächst entgegen
Der einen Nacht der Herrlichkeit.
Rainer Maria Rilke
Ich wünsche Euch allen eine schöne Adventszeit und schicke Euch herzliche Grüße,
Lilith
:
Dir auch eine schöne Adventszeit, Lilith!
Und was für eine hübsche Idee.
Glaube ist zur Zeit ja oftmals NICHT willkommen, aber ich denke, wenn, dann darf hier etwas, das in die religiöse Richtung geht, gepostet werden, oder? Mich berührt diese Erzählung einer jüdischen Ärztin jedes Jahr wieder:
Wenn ich an den Freitagnachmittagen nach der Schule zu meinem Großvater zu Besuch kam, dann war in der Küche seines Hauses bereits der Tisch zum Teetrinken gedeckt. Mein Großvater hatte seine eigene Art, Tee zu servieren. Es gab bei ihm keine Teetassen, Untertassen oder Schalen mit Zuckerstücken oder Honig. Er füllte Teegläser direkt aus einem silbernen Samowar. Man musste zuerst einen Teelöffel in das Glas stellen, denn sonst hätte das dünne Glas zerspringen können. Mein Großvater trank seinen Tee auch nicht so, wie es die Eltern meiner Freunde taten.
Er nahm immer ein Stück Zucker zwischen die Zähne und trank dann den ungesüßten heißen Tee aus dem Glas. Und ich machte es wie er. Diese Art, Tee zu trinken, gefiel mir viel besser als die Art, auf die ich meinen Tee zu Hause trinken musste. Wenn wir unseren Tee ausgetrunken hatten, stellte mein Großvater stets zwei Kerzen auf den Tisch und zündete sie an. Dann wechselte er auf Hebräisch einige Worte mit Gott. Manchmal sprach er diese Worte laut aus, aber meist schloss er einfach die Augen und schwieg. Dann wusste ich, dass er in seinem Herzen mit Gott sprach. Ich saß da und wartete geduldig, denn ich wusste, jetzt würde gleich der beste Teil der Woche kommen.
Wenn Großvater fertig war, mit Gott zu sprechen, dann wandte er sich mir zu und sagte: „Komm her, Neshumele.“ Ich baute mich dann vor ihm auf, und er legte mir sanft die Hände auf den Scheitel. Dann begann er stets, Gott dafür zu danken, dass es mich gab und dass er ihn zum Großvater gemacht hatte. Er sprach dann immer irgendwelche Dinge an, mit denen ich mich im Verlauf der Woche herumgeschlagen hatte und erzählte Gott etwas Echtes über mich. Jede Woche wartete ich bereits darauf, zu erfahren, was es diesmal sein würde. Wenn ich während der Woche irgendetwas angestellt hatte, dann lobte er meine Ehrlichkeit, darüber die Wahrheit gesagt zu haben. Wenn mir etwas misslungen war, dann brachte er seine Anerkennung dafür zum Ausdruck, wie sehr ich mich bemüht hatte. Wenn ich auch nur kurze Zeit ohne das Licht meiner Nachttischlampe geschlafen hatte, dann pries er meine Tapferkeit, im Dunkeln zu schlafen. Und dann gab er mir seinen Segen und bat die Frauen, die ich aus seinen Geschichten kannte - Sara, Rahel, Rebekka und Lea -, auf mich aufzupassen.
Diese kurzen Momente waren während meiner ganzen Woche die einzige Zeit, in der ich mich völlig sicher und in Frieden fühlte. In meiner Familie von Ärzten und Krankenschwestern rang man unablässig darum, noch mehr zu lernen und noch mehr zu sein. Da gab es offenbar immer noch etwas mehr, das man wissen musste. Es war nie genug. Wenn ich nach einer Klassenarbeit mit einem Ergebnis von 98 von 100 Punkten nach Hause kam, dann fragte mein Vater: „Und was ist mit den restlichen zwei Punkten?“ Während meiner gesamten Kindheit rannte ich unablässig diesen zwei Punkten hinterher. Aber mein Großvater scherte sich nicht um solche Dinge. Für ihn war mein Dasein allein schon genug. Und wenn ich bei ihm war, dann wusste ich irgendwie mit absoluter Sicherheit, dass er Recht hatte.
Mein Großvater starb, als ich sieben Jahre alt war. Ich hatte bis dahin nie in einer Welt gelebt, in der es ihn nicht gab, und es war schwer für mich, ohne ihn zu leben. Er hatte mich auf eine Weise angesehen, wie es sonst niemand tat und er hatte mich bei einem ganz besonderen Namen genannt - „Neshumele“, was „geliebte kleine Seele“ bedeutet. Jetzt war niemand mehr da, der mich so nannte. Zuerst hatte ich Angst, dass ich, wenn er mich nicht mehr sehen und Gott erzählen würde, wer ich war, einfach verschwinden würde. Aber mit der Zeit begann ich zu begreifen, dass ich auf irgendeine geheimnisvolle Weise gelernt hatte, mich durch seine Augen zu sehen. Und dass einmal gesegnet worden zu sein heißt, für immer gesegnet zu sein.
Viele Jahre später, als meine Mutter im hohen Alter überraschenderweise begann, selbst Kerzen anzuzünden und mit Gott zu sprechen, erzählte ich ihr von diesen Segnungen und was sie mir bedeutet hatten. Da lächelte sie traurig und sagte zu mir: „Ich habe dich an jedem Tag deines Lebens gesegnet, Rachel. Ich habe nur nicht die Weisheit besessen, es laut auszusprechen.“
Allen eine besinnliche Adventszeit
:
Diese Geschichte kenne ich auch, liebe Gluehfix, sie ist sehr berührend. Danke, dass du sie eingestellt hast.
:
:
Danke, liebe Silvia, auch für dein schönes Gedicht!
... Adventswörter
A ppetit auf frischgebackene Plätzchen
D urst auf heißen Eierpunsch auf dem Weihnachtsmarkt
V erbundenheit
E rinnerung an Kindertage
N achdenklichkeit
T rost in der Dunkelheit
:
:
Bevor der 1. Dezember 2015 zu Ende geht, gibt es noch ein kleines Rätsel für Euch:
M.... und Straßen st... verl.....,
still erl....... jedes Ha..
sinnend g.. ich durch d.. Ga....,
alles s.... so fes.... a.. .
Allen eine gute Nacht
:
:
Du hast das Rätsel fast richtig gelöst, liebe Silvia...
Liebe Auguste,
wie gut, dass der Katze nie etwas geschehen ist...ich konnte mir bildlich vorstellen, wie sie über Euren Esstisch lief...Auguste ist ein sehr schöner Name, für Katze und Mensch gleichermaßen...Lilith hieß übrigens eine Hündin von mir...Danke für deine schöne Kindheitserinnerung, liebe Auguste!
Auch das folgende Kleine Gedichte kenne ich aus früheren Zeiten:
Holler boller Rumpelsack,
Niklaus trug sie huckepack,
Weihnachtsnüsse gelb und braun,
runzlig punzlig anzuschaun.
knackt die Schale springt der Kern,
Weihnachtsnüsse eß ich gern.
komm bald wieder in dies Haus,
guter alter Nikolaus.
:
:
Liebe Tina,
kennst du auch das hier?
Leise rieselt die Vier
auf das Zeugnispapier,
Fünfen und Sechsen dazu:
Freue dich, sitzen bleibst du!
:
Ihr Lieben, Ihr habt mich jetzt so glücklich gemacht, bin ich doch eh so ein Gemüts-Weihnachtsmensch!
Danke Lilith für diese wunderschöne Idee und allen für die Beiträge.
Engelwärts
Der Engel in dir freut sich über dein Licht
weint über deine Finsternis (aus Psalm 91)
Aus seinen Flügeln rauschen
Liebesworte, Gedichte, Liebkosungen
Er bewacht deinen Weg
Lenkt deinen Schritt
engelwärts.
Rose Ausländer:
Die Botschafter
kommen von weither
von jenseits der Mauer
Barfuss, kommen sie
den weiten Weg
um dies Wort abzugeben.
Einer steht vor dir
in fernen Kleidern
er bringt das Wort Ich
er breitet die Arme aus
er sagt das Wort Ich
mit diesem trennenden Wort
eben saht ihr euch an
ist er nicht mehr
geht in dir weiter
Hilde Domin:
:
Andrea, wie schön, dass du an dieses Engelsgedicht erinnerst, ich liebe es schon sehr lange, doch hatte ich schon länger nicht mehr daran gedacht...
Stille
braucht man
um zu hören
was leise gesagt wird
um zu hören
was hinter dem Rauschen
des lauten Tages
verborgen ist
um zu fühlen
was in einem
tief drinnen
zu finden ist
um zu spüren
was die
Seele braucht
um leuchten zu können
:
Nikolausgedicht für Frauen:
Müde bin ich, geh zur Ruh, mache meine Augen zu. Nikolaus, bevor ich schlaf, bitte ich Dich noch um was:
Schick mir mal `nen netten Mann,
der auch wirklich alles kann.
Der mir Komplimente macht,
nicht über meinen Hintern lacht.
Der mich stets nur auf Händen trägt...
und sich Geburtstage einprägt.
Sex nur will, wenn ich grad mag--
und mich dann liebt den ganzen Tag.
Soll die Füße mir massieren
und mich schick zum Essen führen.
Soll stets treu und zärtlich sein
und mein bester Freund obendrein.
????Nikolausgedicht für Männer:
Lieber Nikolaus, schick mir bitte eine stumme Nymphomanin,
die einen Fleisch- und Getränkehandel besitzt
und eine Jahreskarte fürs Stadion.
Und es ist mir scheißegal, dass sich das nicht reimt.