Rückfall nach 5 Monaten
Hallo,
Ich muss mir gerade mal meine ganze Verzweiflung von der Seele schreiben. Gestern bin ich habe ich nach 5 Monaten wieder geraucht, sofort bin ich ins alte Muster gefallen und hänge jetzt total durch. Habe mir gleich eine ganze Schachtel gekauft. Ich könnte heulen vor Wut und Enttäuschung. Ich lese schon lange hier im Forum mit und fand das immer hilfreich. Aber da ich psychisch krank bin musste ich die letzten Tage im Krankenhaus verbringen, und da hat es mich dann erwischt. Meine ganzen Strategien, die mich über die 5 Monate gebracht haben sind mir plötzlich weggebrochen. Ich hatte solche Schmacht und konnte mich nicht ablenken. Ich konnte die Situation nicht verlassen. Ich wusste nichts mit mir anzufangen, habe mich gelangweilt. Und dann rauchen im Krankenhaus ja alle, zumindest kam es mir so vor. Ich fühlte mich nur noch von Rauchern umgeben. Woran ich jetzt gescheitert bin geht aber tiefer. Ich finde es so unglaublich schwer all die Gefühle auszuhalten, die an die Oberfläche kommen, wenn ich nicht rauche. Traurigkeit, Wut, Sehnsucht und was noch alles. Ich hatte zwischendurch auch eine depressive Phase, das hielt sich aber in Grenzen. Und dann kommt zu den intensiven Gefühlen der Suchtdruck dazu und ich fühle mich dann doppelt belastet. Jetzt weiß ich nicht was ich tun soll. Ob ich mir gleich einen neuen Stop- Termin setze oder es auf später verschiebe. Ich bin auch ambulant in therapeutischer Behandlung und ich weiß nicht, ob ich diese zwei Dinge unter einen Hut bekomme. Therapie und der Kampf gegen die Sucht. Und ich weiß nicht wie ich langfristig durchhalten kann. Ich war nach so langer Zeit irgendwie auch müde vom Kämpfen und dachte, hört das denn nie auf? Oder mache ich was falsch?
Mir fehlt hier im Forum ein bißchen die langfristige Hilfe. Ich war irgenewie nie so richtig über den Berg. Hatte immer Schmachtphasen und dann wieder etwas Ruhe. Das es stetig besser geworden wäre kann ich nicht so richtig sagen.
Liebe Milonka,
Du machst gerade eine harte Zeit durch. Viele Raucher erleben solche Rückfälle, mir ging es auch schon so. Und ich habe hier gelesen, dass starke Raucher im Schnitt sieben mal aufhören müssen, bis es wirklich klappt. Ich weiß nicht, wie oft ich es versucht habe, es gab größere Versuche und kleinere, die sofort wieder gescheitert sind. Aber aufgeben? Niemals Milonka!
Schöner Spruch einer Rauchfrei-Lotsin: "Wer viele Umwege geht, kennt sich am Ende bestens aus in der Umgebung."
Wenn wir unser Scheitern verstehen (und das tust Du), dann können wir daraus lernen. Du hast die Ursache für Deinen Rückfall sehr genau analysiert. Du weißt, dass für diese Extremsituation kein für Dich passendes Notfallrezept parat war. Was denkst Du im Nachhinein: Was könnte in solcher oder ähnlicher Situation für Dich hilfreich sein? Ich bin mir sicher, wenn Du in Ruhe darüber nachdenkst, dann fällt Dir etwas ein, das funktionieren könnte. Und dann fühlst Du Dich vielleicht nicht mehr so ausgeliefert...
Eine meiner Notfall-Methoden: ich habe mir einen kleine Nachricht auf mein Handy gesprochen, die ich abspielen kann, wenn es mir schlecht geht, sozusagen eine Nachricht von der starken ManyLu an die schwache, ich habe es noch nie gebraucht, aber solche Ideen geben mir das Gefühl, dass ich mit Fantasie dem da eins auswischen kann...
Nur Mut!
ManyLu
Liebe Milonka,
da ich selbst chronisch psychisch krank und psychiatrieerfahren bin (leider, pfui deubel) kann ich mir deinen Rückfall so gut vorstellen. Meine erste Zigarette habe ich bei meinem ersten Aufenhthalt in einer Nervenklinik geraucht, war total in einem Ausnahmezustand und in mir ist durch die Krankheit innerlich etwas kaputt gegangen. Wohl mein Selbstbild als gesunder und ordentlich leistungsfähiger Mensch. Als mir ein Freund eine Zigarette anbot, habe ich zugelangt. Und war dann bis vor drei JAhren drangehängt. Du bist also nicht alleine, es gibt hier so einige von unserem Kaliber.
[color=red]Und auch unsereins schafft es[/color], das ist die gute Nachricht! [color=red]Du hast es ja auch geschafft, FÜNF LANGE MONATE! Ein RIESENERFOLG. [/color]Ehrlich gesagt, bei dieser langen Zeit wäre ich so frech und frei, würde mir mein ursprüngliches RAuchausstiegsdatum eintragen, sodass eine stattliche Anzahl rauchfrier TAge neben deinem Namen steht und das Ganze Heute als Ausrutscher einordnen. Wie toll wäre das denn, wenn du einfach weitermachen würdest mit dem : "Nein Danke, ich rauche nicht". Und weiter deine geschafften TAge zählen würdest?
Zu deinen Problemen: für mich ist dein Kernsatz folgender: "Ich finde es so unglaublich schwer all die Gefühle auszuhalten, die an die Oberfläche kommen, wenn ich nicht rauche. Traurigkeit, Wut, Sehnsucht und was noch alles."
Das zu lernen ist tatsachlich bei mir auch sehr wichtig. Aber es geht. Langfristig. Meinst du bei dir auch? Allerdings - ich rede nur von mir - kann ein Lotse hier nicht eine intensive langfristige Begleitung anbieten, um intensiv auf die zugrunde liegenden Themen einzugehen. In meinen Augen ist das Arbeit für die Therapie. Und für die Klinik. Vielleicht ist die Zeit auch noch nicht reif für dich und es ist zuviel auf einmal für dich. Aus einer Klinik wurde ich mal rausgeschmissen, weil ich verbotenerweise geraucht habe. Aber die damalige Situation hat mich einfach überfordert.
Was solls: Aufstehen nach dem Ausrutscher, Krönchen richten nach dem Hinfallen und weiter gehen. Das ist unser aller Motto hier.
Zum Schluss: Was spricht dich an: weitermachen mit Unterstützung (unter Beachtung unserer Grenzen hier)? Erst mal psychisch gesünder und stabiler werden und dann wieder den Einstieg in ein dauerhaft rauchfreies Leben angehen? Welchen Weg gibt es noch?
Freu mich auf Nachricht von Dir.
Herzlichst von seelischem Hinkebein zu seelischem Hinkebein
Andrea
Hallo,
Danke für die Antworten, es ist ein gutes Gefühl nicht ganz allein zu sein. Mir geht es leider gerade sehr schlecht. Ich habe schlimme Angstzustände und leide sehr darunter, das ich jetzt wieder rauchen muss. An einen neuen Termin ist gerade nicht zu denken. Ich muss mich erst wieder fangen und stabil werden. Mein großes Problem ist die Selbstfürsorge. Ohne Selbstfürsorge ist der Rauchaustieg glaube ich nicht zu schaffen. Wenn ich es wieder in Angriff nehme dann vielleicht auch wieder mit Unterstützung einer Gruppe. So fällt es mir viel leichter als ganz allein. Bs dahin lese ich hier mit, verfolge die Wege die andere gehen. Ich hoffe ich finde den richtigen Zeitpunkt um es wieder zu tun.
Auf jeden Fall ist die Therapie und der Kampf gegen die Sucht gerade zuviel.
Hallo Milonka,
deine Strategie ist sehr klug: Therapie und hier weiter mitlesen, ohne den Druck, jetzt schon auszusteigen aus der Sucht.
Wenn du Bedarf hast, melde dich wieder hier.
Alles Gute für dich und ja, Selbstfürsorge zu lernen war auch für mich zentral wichtig. Viel Erfolg dabei.
Herzlich
Andrea