Der Teufel kommt am Abend

Verfasst am: 31.03.2014, 11:16
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Liebe Andrea,

nun melde ich mich nach langer Zeit, wenigsten um mich bei dir zu bedanken, dass du noch an mich gedacht hast.
Also erstens, ich bin immer noch rauchfrei und werde es auch bleiben. Der Suchtdruck ist unterschiedlich stark aber auszuhalten. Die Seele ist mal oben und mal unten und manchmal fahren die Gefühle Achterbahn, wenn ich nicht genau wüßte, wie alt ich bin, würde ich annehmen, dass ich in der Pubertät bin.
Die Therapie ist sehr anstrengend und ich bin mir jetzt nicht ganz im Klaren, ob das, was nun alles in mir hochkommt, auch ohne Raustopp an die Oberfläche gedrängt hätte.
Aber ich glaube, dass auch so die Zeit reif gewesen wäre, gewisse Dinge aus meinem Leben zu verarbeiten.
Vieles hängt auch mit meiner Behinderung zusammen und es wurde höchste Zeit, sich mit sich selbst auseinander zu setzen.
Die damit verbundenen Gefühlsschwankungen sind nun ohne Zigaretten auszuhalten und ich bin mächtig stolz, dass ich das bis hierher schon geschafft habe.
Wenn ich versuche, ein bestimmtes Bild von mir mit Zigarette in der Hand, vor mein geistiges Auge zu holen, dann gelingt mir das nicht. Es zerplatzt jedes Mal wie eine Seifenblase. Ich finde, dass dies ein gutes Zeichen ist.

Ansonsten ist immer noch so eine latente Leere da, die gefüllt werden will. Dies gelingt mal mehr und mal weniger, verführt aber nicht zum rauchen.

Du siehst, ich bin auf einem guten Weg und habe ja auch schon die ersten Sonnenstunden im Biergarten ohne Zigarette geschafft.

Ich hoffe sehr, dass es dir auch gut geht und schicke dir liebe Grüße. Uli

Verfasst am: 31.03.2014, 13:55
ehem.rauchfrei-lotsin-andrea
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Liebe Uli,

du hast mir heute meine Freude des Tages ermöglicht: das ist ja so schön, von dir zu lesen! Und noch dazu rauchfrei! Mit 126 Tagen!!! Das sind gut vier Monate!!! ein drittel Jahr, wow, weit bist du gekommen!!!!

Ich gratuliere dir von ganzem Herzen und danke dir für dein Melden!!!!!:



Da ich ja auch mit Stimmungsschwankungen und auch mit starken Schwankungen meines Energiepotenzials zu kämpfen habe, kann ich mir gut vorstellen, was du meinst. Und auch die Schwerstarbeit in deiner Therapie, die du leistest, kenne ich aus eigener Erfahrung. Es lohnt sich halt, darum: gut schuft und gut acker

Und du hast recht, das ist ein sehr sehr gutes Zeichen, dass du kein Bild mehr von dir miten: zusammenbekommst, sondern auch Sonnenstunden im Freien ohne geniessen kannst.

Und ja, mir geht es gut, genau wie bei dir mit und trotz aller Einschränkungen.

Würde mich sehr freuen, wieder mal von dir zu Lesen. Bis dahin bleiben wir alle beide rauchfrei

Liebe Grüße
Andrea

Verfasst am: 03.05.2014, 00:13
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Liebe Uli,

habe mich grad so gefreut, von dir zu lesen, auch wenn der Anlass deines Posts nicht so erfreulich ist.

Wie gehts dir denn?

Was macht die Leere?

Scheila hat in ihrem Thread einen sehr schönen Text zur Leere geschrieben, der könnte was für dich sein. Wenns dich interessiert, kopiere ich ihn dir in deinen Thread, Scheila hat bestimmt nix dagegen.

Bei den Stimmungsschwankungen musste ich wieder lächeln, liebe Uli. Denn sie sind auch mein alltäglicher Begleiter, von Haus aus. Ja sage ich immer zu meinen Gefühlen, das wurde mir so beigebracht in Therapien (apropos, was macht deine?). Nur sind die Jas sind seeeehr unterschiedlich: Bin ich im Gefühlshoch, möchte ich innerlich laut schreien: jaaaa, das ist ja so toll, mehr davon. Bin ich im Gefühlstief, sage ich, Och naja, ist wieder so ein doofes Tief, seufz.

Was ich mit dem Alter zunehmend schätze, ist ein stilles unaufgeregtes Glück in mir drin, wenn ich einer Amsel zuhöre (Respekt vor deiner Lebensleistung mit deiner Behinderung zu leben) oder einer meiner Katzendamen beim Putzen zuzuschauen. Und einfach mein Dasein und mein in Ruhe gelassen werden genieße.

Anderen hier im Forum geht es genau so und ich bin mir sicher, dass du auch immer wieder diese Art des Glücks genießt.

Jetzt aber dir eine gute NAcht und hat mich echt gefreut, dass du wieder mal vorbeischaust.
GADL Grüße Andrea

(ganz arg doll liebe Grüße)

Verfasst am: 05.05.2014, 11:47
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Liebe Andrea,

nachdem ich jetzt eine gute Stunde versucht habe, mich einzuloggen, hat es nun geklappt. Ich hoffe, dass ich meinen Beitrag auch abschicken kann.

Es freut mich, dass du immer noch an mich denkst, obwohl ich ja so eine treulose Tomate bin.

Cojote hat es in seinem Abschiedspost " ich sage leise Servus " sehr schön beschrieben. Auch mir hat hier im Forum der Umgangston streckenweise nicht gefallen.

Also, ich bin tatsächlich immer noch rauchfrei aber die Leere ist geblieben. Wenn du Lust hast, kannst du mir gerne den Text von Scheila kopieren.

Ich bin mir allerdings nicht ganz sicher, ob die Leere noch davon kommt, dass ich nicht mehr rauche oder ob sie nicht vielleicht immer schon da war. In meiner Therapie lerne ich einiges darüber. Du weisst ja selbst, dass es sehr anstrengend sein kann, sich auf die Suche nach sich selbst zu begeben. Dazu gehört natürlich auch, dass es nicht immer einfach ist, seine Gefühle auszuhalten.

Das mit dem stillen, unaufgeregten Glück empfinde ich genau wie du und ich geniesse diese Momente sehr.
Ich kann mit meinen Hörgeräten die Vögel zwitschern hören, kann aber die einzelnen Vogelstimmen nicht auseinander halten. Leider hat sich bei der letzten Untersuchung nun heraus gestellt, dass ich taub bin und so wird bei mir wohl demnächst eine Operation anstehen und ich werde mit einem Implantat versorgt werden.

Dir kann ich nur gratulieren zu deiner grandiosen Leistung von 1001 Tagen.
Jeder, der psychische Probleme hat oder hatte, weiss, dass dies eine ganz tolle Leistung ist.

Also Respekt. Geniesse das Frühjahr und den Sommer. Ab und an werde ich mich bei dir melden.

Ich schicke dir einen ganz lieben Gruß nach Würzburg.

Uli

Verfasst am: 05.05.2014, 23:55
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Liebe Uli,

hier zunächst einmal der Text von Scheila, der mir so gut gefallen hat danke dafür, Scheila):
[color=blue]
Der rote Faden, der sich durch diese Aufzeichnung zieht, könnte aber vielleicht für den einen oder anderen hilfreich sein, möglicherweise zum diskutieren anregen.

Ich habe festgestellt, dass der rote Faden, der meine Gefühlswelt dominiert hat, mit der hier vielfach beschriebenen und empfundenen Leere einhergeht. Auch bei mir stellte sich die Frage, was ist das, warum fühlt es sich so deprimierend an, warum freue ich mich nicht wirklich, warum habe ich Angst, warum befällt mich Panik?

Zuerst wollte ich es vor mir ausschließlich mit der "Nikotin"sucht begründen. "Du hast das Pech, dass dein Gehirn genetisch auf Sucht auslösende Stoffe sehr schnell reagiert und ich nicht zu der Gruppe gehöre, die genetisch nicht betroffen ist. Diesen Anderen geht es also besser als mir, deshalb muss ich jetzt auch so leiden." Starke Selbstzweifel bis zum Absenken des eigenen Selbstwertes. Wiederfinden in der "Opferrolle".

Gestern im Garten kamen mir ganz andere Gedanken in den Sinn. Ich habe das Grab meines Hundes bepflanzt, der vor 2 1/2 Jahren gestorben ist. Ich habe ihn heiß und innig geliebt, mich sehr viel mit ihm beschäftigt, viel unternommen. Und es gab feste Rituale, Füttern, pflegen, Gassi gehen pp. Zuletzt war er so krank, dass ich ihn mitten in der Nacht in die Tierklinik brachte, wo er eingeschläfert werden musste.

Und da war sie auch! Diese Leere! Genau so!!!!

Von einem Tag auf den anderen waren die gewohnten und über Jahre praktizierten Rituale weg. Auf einmal war da so viel Zeit, die gefüllt werden wollte. Ich durchlebte auch Gefühle von Ohnmacht, von Wut auf diese Krankheit die mir etwas sehr liebgewonnenes nahm, Trauer darüber, dass ich meinen Hund nie wieder bei mir haben würde. Angst vor der möglichen Sinnlosigkeit des künftigen Tagesablaufs.

Die Geschichte mit meinem Hund ist austauschbar. Der langjährige Lebenspartner verlässt uns von heute auf morgen. Eine nahestehende Person verstirbt. Der Arbeitsplatz geht verloren, Kinder gehen aus dem Haus, der Abschied von der letzten Zigarette.

In allen Fällen löst es in der Regel eine starke (Lebens)Krise aus. Ich glaube wir alle können mehr oder minder in der Rückschau auf solche Krisen blicken. Jeder von uns hat sie auf seine Art bewältigt.

Ich habe irgendwo einmal gelesen, dass Krisen auch immer eine Chance im Leben darstellen. Wir können oft nicht die Umstände beeinflussen, aber wir haben die Möglichkeit uns zu entscheiden, wie wir damit umgehen.

In allen Fällen wird uns erst einmal das Gefühl der Geborgenheit genommen und macht uns unsicher oder ängstlich. Rituale, sprich Gewohnheiten, festigen den Hafen der gefühlsmäßigen Sicherheit. Bricht nun die Kaimauer ein, fallen wir in brackiges Wasser und retten uns schwimmend an Land. Wir haben wieder festen Boden unter den Füßen, beginnen zu laufen und lassen uns auf einer Blumenwiese nieder. Dort ist es so schön und wir richten uns dort ein. Mit neuen Ritualen, die sich wieder so schön geborgen und sicher anfühlen.

Ich habe in meinem Leben schon einige Krisen gemeistert. Vom Verlust des Partners bis zur Bewältigung, vielmehr Umgang, mit meiner chronischen Erkrankung. Immer hat es etwas mit Loslassen zu tun. Sich neu zu orientieren. Erst ist es schmerzhaft, dann geht es schon besser und zum Schluss, wenn der Blick nach vorne gerichtet ist, fühlt es sich wieder gut an.

Jetzt verstehe ich auch für mich dieses Gefühl der Leere während meines Entzugs noch besser. Es dauert eben ein bisschen länger neue Gewohnheiten in sein Leben einzubauen und zu festigen, so dass es wieder passt! Ja, ich stecke mal wieder in einer Krise, die ich bewältigen muss. Warum sollte ich gerade diese Krise nicht meistern? Bei den anderen hat es ja auch geklappt!

Ich gebe mir die Zeit!

LG Scheila[/color]

Also ich finde diesen Text immer wieder lesenswert, jedenfalls spricht er mich sehr an. Denn Scheila hat wie du und ich (und wohl die allermeisten Menschen ) Umbrüche erfahren. Mir fällt gerade die Redewendung ein: was Besseres kommt selten nach. Für mich stimmt das nicht, Uli. Durch meine Therapiephasen ist sehr viel Besseres nachgekommen und das wünsche ich dir auch. Freilich ging es mir während der Therapien oft sehr schlecht und es war sehr energieraubend. Aber heute ernte ich die Früchte der Therapien und sie schmecken ganz ausgezeichnet. Und zum Beispiel die geänderten Gewohnheiten nach dem Rauchausstieg haben sich am Anfang ungemütlich, fremd, anstrengend angefühlt. Aber heute kann ich es mir gar nicht mehr vorstellen, an meinem geliebten Leseplatz am Küchentisch zu rauchen. Es ist die Zwischenzeit, die schwer ist. In Scheilas Bild die Brandung und das Stranden. Oder auch auf einer Wanderung, wenn man ein Ziel erreicht hat, sich ausruht und sich dabei fragt: wohin will ich als Nächstes?

Irgendwie bin ich heute abend unglaublich redselig, sorry Uli.
Vogelstimmen kann ich sehr gut auseinanderhalten, kommendes Wochenende mache ich mit einem Nachbarskind wieder die Stunde der Gartenvögel, eine Vogelbestimmung und -zählung mit. Wenn du deine Implantat-OP hinter dich gebracht hast, kannst du ja auch wieder die Vogelstimmen unterscheiden, Uli! Ich dagegen kann nicht mit einem Partner oder einer Partnerin die Wohnung teilen, das ist außerhalb meiner Möglichkeiten. Du dagegen kannst das! Hut ab!

[color=red]Dir schicke ich jetzt ganz liebe Grüße nach Berlin. Ehrlich gesagt würde ich mich sehr freuen, wenn ich dir bei deiner Operation die Daumen drücken könnte, du mir also vorher deinen Termin durchgibst (PN ist ja auch möglich).

Und du machst mir jedesmal eine schöne Überraschunsgfreude, wenn du hier vorbeischaust![/color]

mit von Herzen kommenden lieben Grüßen an dich, tapfere Uli

Andrea

Verfasst am: 03.07.2014, 09:25
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Liebe Community,

die meisten von euch werden mich schon nicht mehr kennen, es ist ja alles recht schnelllebig hier aber einige alte Hasen, werden sich sicher noch erinnern.

Nun will ich kurz berichten, wie es bei mir weiter gegangen ist und was und auch wie ich meine Erlebnisse der letzten Wochen rauchfrei überstanden habe. Das bin ich nämlich, immer noch rauchfrei, obwohl ich einiges zu bewältigen hatte und noch habe.

Wie ich schon kurz erwähnt habe, hat sich Anfang des Jahres herausgestellt, dass ich nun, nach langen, langen Jahren der hochgradigen Schwerhörigkeit, ertaubt bin. Ich habe mich dann für eine OP entschieden und die war am 03.06 und so trage ich auf dem linken Ohr nun ein Hörimplantat.

So ein einschneidendes Erlebnis hätte mich früher dazu veranlasst meinen Zigarettenkonsum ins Unendliche zu steigern.
Am Anfang, als meine Entscheidung anstand, habe ich zunächst noch nicht einmal über Zigaretten nachgedacht.
Es ging dann los im Krankenhaus. Vor und nach der OP wurde ich von heftigen Hustenanfällen gequält.
Es war so schlimm, dass ich im MRT ganze Sequenzen verwackelt habe.
Warum ich im 7.Monat nach dem Rauchstopp so furchtbar husten musste, weiss ich nicht. Selbst am Anfang meines Rauchstopps hatte ich diese Anfälle nicht.
Selbst jetzt im 8. Monat muss ich mich immer noch räuspern, merke aber wie meine Flimmerhärchen in der Lunge es immer leichter abtransportieren.
Dann war es eine ganze Palette an Gefühlen, die auszuhalten waren. Ich schreibe bewusst, auszuhalten, weil natürlich auch einiges an negativen Gefühlen dabei war.
Der Gedanke an eine Zigarette wurde drängender. Irgendetwas in meinem Inneren hat mich zurückgehalten. Ich habe soviel in meinem neuen, rauchfreien, Leben gemeistert, dass ich nicht eingesehen habe, es mit nur einem einzigen Zug wieder kaputt zu machen.
Ein Schlüsselerlebnis war auch, die anderen Patienten auf der Terrasse zu beobachten. Diese Menschen haben sich die Seele aus dem Leib gequalmt. In diesen großen Aschenbechern steckten sicher Stangen an Zigaretten.
Da war ich unheimlich froh, dass ich nicht mehr rauchen muss.
Nun hat sich alles wieder beruhigt und ich bin glücklicher Exraucher.

LG Uli

Verfasst am: 03.07.2014, 09:27
Nadini
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Tolle Erfolgsgeschichte. Alles Gute weiterhin, vor allem gesundheitlich.

Verfasst am: 03.07.2014, 12:06
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(((((((((((((((((((Uli))))))))))))))))))))))

Herzlichen Glückwunsch!! Toll gemacht!!!!