Diesmal nicht! Diesmal nicht?
Hallo Ihr lieben Mitstreiter,
ich habe geraucht seit ich 17 war (wenngleich man die ersten 1-2 Jahre nicht für voll nehmen kann, weil 1 Packerl Zigaretten mit der Freundin geteilt und mind. eine Woche damit ausgekommen....) und bin jetzt 40 Jahre alt. Bis auf eine abrupte und konsequente Nichtraucherphase zwischen meinem 20. und 23. Lebensjahr aufgrund von Schwangerschaft, Geburt und Stillphase meiner Kinder habe ich also immer geraucht. Seit dem Wiedereinstieg mit 23 sehr lange konstant 20 Zigaretten pro Tag, in den letzten 5 Jahren stieg das aber auf 30-35 im Schnitt pro Tag an. Es ist also genau das eingetreten, was Stefan Frädrich in seinem Video so toll beschreibt: Irgendwann raucht man plötzlich immer und überall, ohne dass es einer bestimmten Stimmung oder einer bestimmten Situation bedarf.
In Wahrheit graut mir insgesamt schon lange vor den Zigaretten, auch wenn ich die eine oder andere wiederum SEHR gern rauche. Witzigerweise war das aber nie die allererste am Morgen - gerade bei der ersten pro Tag habe ich mich am meisten dafür gehasst, überhaupt zu rauchen. Die abendlichen Zigaretten am Couchtisch während eines Gesprächs, in einem Lokal oder in Gesellschaft mit Freunden hingegen genoss ich immer sehr. Rückblickend betrachtet waren es also sicher 20 von den täglich 30-35 Zigaretten, die ich nicht einmal gerne rauchte, sondern einfach rauchen musste, aus einem inneren Zwang heraus - ohne für mich selbst auch nur annähernd beantworten zu können, wozu ich diese jetzt überhaupt (b)rauche.
Vor ca. 6 Jahren bin ich vorübergehend erfolgreich mithilfe von [Markenname vom rauchfrei-team entfernt] ausgestiegen, habe immerhin 6 Wochen nicht geraucht, kaufte mir nach dem Starterpaket aber kein weiteres mehr und kippte ca. 3 Monate nach dem Ausstieg wieder hinein.
Anfang dieses Jahres habe ich noch einen Versuch mit [Markenname vom rauchfrei-team entfernt] unternommen. Anders als damals war es diesmal nicht so, dass mir die Zigarette nach und nach nicht mehr schmeckte - vielmehr nahm ich das ganze Starterpaket ein, ohne auch nur irgendeine Veränderung zu merken. Also ließ ich es wieder.
Vor wenigen Wochen dann probierte ich erstmals, ohne jegliche Hilfsmittel einfach aufzuhören. Meine Theorie war, dass ich, wenn ich in der Früh Tee oder frischen Saft statt Kaffee trinke, ich gar nicht auf die Idee käme, dazu oder danach eine Zigarette zu rauchen. Mittags dann Buttermilch oder Joghurt mit Obst > auch dazu passt keine Zigarette. Gesagt, getan - mit dem Trick der bewussten Ernährungsauswahl unterband ich meinen Drang zu rauchen enorm. Dafür passierte etwas völlig Unerwartetes: Ab Mittag stellten sich Befindlichkeiten ein, die mir bis dahin völlig unbekannt und wohl Entzugserscheinungen waren:
Keine wirklichen Kopfschmerzen, doch das Gefühl eines völlig dumpfen Kopfes, das Gefühl geschwollener Augen, unscharfes Sehen, eine total langsame Reaktionsfähigkeit, eine insgesamte Trägheit und Müdigkeit, die ich so überhaupt nicht kenne. Ich war in der Arbeit und hatte zu tun, doch ich stierte in den PC und hatte das Gefühl, schier gar nichts mehr auf die Reihe zu bringen. Nach Vollwertkost, Eiweiß und frischem Obst hatte ich nach wie vor keinen echten Gusto auf Zigaretten. Spürte aber innerlich, dass es mir nach ein paar Zügen wieder besser gehen würde. Gegen 17:00h schließlich gab ich auf und kaufte mir wieder Zigaretten. Rauchte 2 hintereinander und war wieder voll da. Und völlig frustriert, da ich die Ereignisse so interpretierte, dass ich ohne Nikotinersatzmittel wohl niemals hier rauskommen würde.
Also kaufte ich mir ein paar Tage drauf einen Nikotin-Ersatz-Spray. Den habe ich heute noch original verpackt in der Tasche und habe ihn noch nicht ein einziges Mal verwendet, da mir davor noch mehr graut als vor der Zigarette. Was ich aber auch noch tat: Ich las mich mal in den Entzugsverlauf und in die Theorie des Rauchausstiegs im allgemeinen ein, landete auf diesem und auf anderen Foren, und bekam immer konkreter eine Idee davon, was zu tun ist um rauszukommen.
Gestern gegen Mitternacht rauchte ich meine letzte Zigarette. Anders als beim letzten Mal läuft mein Ausstiegsversuch jetzt nicht nur nebenbei, neben der Arbeit und allem anderen, ab. Habe mir gestern den ganzen Tag Zeit für mich genommen, ebenso heute frei genommen, aus Angst vor der Arbeitsunfähigkeit aufgrund der Entzugserscheinungen (sagte ich aber niemandem, dass dies der wahre Grund ist). Nun bin ich heute also Couch potatoe, fühle mich müde und meine Augen fühlen sich wieder genau so verschwollen wie das letzte Mal an, doch zumindest muss ich heute nicht "funktionieren" sondern kann faul, müde und träge auf der Couch liegen bleiben.
Frädrich sagt, nach 12 Stunden ist das meiste Nikotin schon aus dem Körper, der letzte Rest aber erst nach 2 Wochen...na hui, dachte ich mir - schon sehr hartnäckig, dieser Stoff.
Wie auch immer, ich bin sicher, den heutigen Tag ohne gröbere Vorkommnisse zu überstehen und auch gut schlafen zu können. Bloß vor morgen fürchte ich mich schon ein bisschen - gewohnte Arbeitssituation, schnelles Arbeiten & schnelle Reaktionen sind gefragt. Wenn's mir dann noch immer so geht wie jetzt bzw. ärger, dann wird's unangenehm.
Es irritiert mich, dass meine biologische Sucht, wie unser Frädrich sagt, nicht so vernachlässigbar gering sein dürfte. Vor allem deshalb, weil ich körperlich unheimlich belastbar und alles andere als wehleidig bin, was mir im LAufe meines Lebens schon mehrfach nachgesagt wurde. Mein Umfeld kennt und schätzt mich als energiegeladenen, wendige und ultra-positive Frau. Kaum setzte ich die Zigaretten ab, hänge ich auf der Couch wie ein nasser "Fetzen".
Ihr merkt schon - obwohl ich mir noch nie so sicher war, es diesmal zu schaffen, es auch noch nie so derartig ernst gemeint habe wie jetzt, bin ich mit der "Gesamtsituation ziemlich unzufrieden". Findet Ihr Euch in den von mir beschriebenen Symptomen wieder oder falle ich hier irgendwie aus der Reihe???
Glg Livia
Hi Bianca,
danke für Deine Schilderungen. Es beruhigt mich wirklich, dass ich mit meinem "Matschkopf" nicht allein bin. Aber...Du sagtest...das dauert bis Tag 16????
O-M-G.
Meine Kollegen rauchen alle ausnahmslos, von meinem Partner habe ich mich erst kürzlich getrennt (der hat auch geraucht, durchschnittlich 20/ Tag), von der sonstigen Familie raucht niemand mehr. Und im Freundeskreis gibt es alles von bis...eingefleischte Vollblutraucher genauso wie militante Ex-Raucher, sog Quartalsraucher und dann auch noch solch Glückliche, die überhaupt niemals angefangen haben zu rauchen.
Puh.
Das wird wohl ein steiniger Weg, und was ich nie vermutet hätte: Ich werde nicht mal nervös vor lauter Schmachten, dafür aber fährt Körper & Geist offenbar auf Notprogramm runter.
Und ich dachte, nach 3 Tagen ist der Spuk vorbei...
Lg Livia