Diagnose COPD
Hallöchen Community,
Ich bin Agafjia, bin 44 Jahre und habe vor einer Woche die Diagnose COPD bekommen. Ich habe vor 30 Jahren angefangen mit dem rauchen, weil es ja ach so toll und cool war und ich ja unbedingt dazu gehören wollte. Auch die Tatsache, dass meine Mutter eine starke Raucherin war, hat mich wahrscheinlich mit dazu gebracht, denn was meine Mutter machte konnte ja gar nicht falsch sein. Seit einigen Jahren sehe ich das anders. Um genau zu sein, sehe ich es seit 12 Jahren anders, seit dem Tag, an dem mein Sohn ankam und mir eröffnete, dass er raucht. Ich habe ihm die gleichen Worte gesagt, die ich auch von meiner Mutter gehört habe: Ich finde es nicht toll, aber ich kann es dir leider nicht verbieten, da ich es dir ja vormache! - Schon da dachte ich daran, mit dem rauchen aufzuhören, aber der innere Schweinehund wollte sich nicht überwinden lassen.
Vor etwas über einem Jahr hatte ich dann ein Telefonat mit meiner Mutter, welche mir eröffnete, dass sie mit dem rauchen aufhören musste, weil sie die Diagnose COPD erhalten hatte. Das brachte mich zum Nachdenken. Aber nicht dazu, das Rauchen einzustellen.
Ja und dann war ich letzte Woche beim Arzt, weil ich kaum Luft bekommen habe, schmerzen beim Atmen und Hustenanfälle. Ich dachte in dem Fall an eine akute Bronchitis. Da mein Hausarzt Urlaub hatte, musste ich zu seiner Vertretung, der nach einer kurzen Untersuchung und Nachfrage zur Vorgeschichte einige Diagnosen auf den gelben Zettel schrieb: Asthma, chronische Bronchitis und als letztes COPD. Ob er diese Diagnose nun aufschrieb, weil er bei mir COPD feststellte oder eben nur deshalb, weil es bei meiner Mutter diagnostiziert wurde weiß ich nicht. Fakt ist jedoch, dass ich dadurch endlich aufgewacht bin. Ich habe direkt nach dem Arztbesuch meinen Mann angerufen und ihm gesagt: Ich höre auf zu rauchen!
Ich bekam dieses Diagnose also am 15.04.2014 gegen 15.30 Uhr. Natürlich habe ich diesen Tag mit einer Zigarette begonnen und auch geraucht, obwohl ich Schmerzen hatte und mir die Zigarette eigentlich gar nicht geschmeckt hat,
Zu meinem Mann sagte ich dann, dass ich noch diesen Tag weiter rauchen würde und abends die letzte Zigarette regelrecht zelebrieren würde. Ab Mittwoch dürfte dann im Haus nicht mehr geraucht werden.
Gesagt - getan: Meine letzte Zigarette vor dem Schlafengehen wollte ich also richtig toll verabschieden. Schon während des Rauchens räumte ich den Aschenbecher vom PC weg, den aus der Küche, spülte beide ordentlich aus. Der letzte Zug von der letzten Zigarette wird mir wahrscheinlich für immer im Gedächtnis haften bleiben, da dieser letzte Zug mir doch tatsächlich Atembeklemmung und einen Hustenanfall bescherte, der mich erst recht bestärkte das Rauchen aufzugeben.
Mein Mann eröffnete mir, dass er, solidarisch wie er ist, auch mit dem rauchen aufhören wird. Er wolle nur noch den letzten Tabak weg rauchen. Es wurden daraus Zigaretten für bestimmt 2 Tage. Am 16.04.2014 habe ich also dann nicht mehr geraucht. Mein Mann schon noch (letzter Tabak und so ) Er kam gegen 23 Uhr von der Arbeit nach Hause und hatte eine Zigarette in der Hand, auf meine Frage, was er mit dieser Zigarette vorhabe, nahm er diese, zerbrach sie und erklärte mir, er habe auf dem Heimweg mindestens 12 Zigaretten geraucht, so dass ihm schlecht wurde. Seitdem hat auch er keine Zigarette mehr angerührt. Alle Freunde wissen, dass in meinem Haus nicht mehr geraucht wird und sie finden es super und gratulieren uns zu unserem Vorhaben. Sie wünschen uns Glück und drücken uns die Daumen, dass wir es durchhalten.
Die ersten 3 Tage war es sehr schwer, so ganz auf die Zigarette zu verzichten. Oft genug hatte ich gesagt: Ach egal, ich hole mir doch wieder Zigaretten, anders schaffe ich es nicht, den Tag zu überstehen. Doch in solchen Momenten war meine Tochter dann da (Sie ist überzeugte Nichtraucherin) schickte mir über das Internet Bilder von meinem Enkel und schrieb dazu: Mama denk daran, du hast es auch ihm versprochen!
Jaaa, ich habe es meinen Enkenl versprochen, dass ich nicht mehr rauchen werde, weil ichsie aufwachsen sehen möchte und noch viele schöne Stunden mit ihnen verbringen möchte. Und wie kann ich das besser, wenn nicht als gesunde Oma?
Ich bin jetzt den 6. Tag rauchfrei und mein Mann den 5. Tag. Wir unterstützen uns gegenseitig und haben heute früh erst festgestellt, dass wir 30 Jahre dumm waren und das schöne Geld einfach so verbrannt haben.
Wie ich es schaffe, nicht ans rauchen zu denken? Gar nicht, aber ich mache dann etwas anderes, wenn ich denke, ich muss eine rauchen. Ich telefoniere mit meiner Tochter, stelle mich auf meinen Crosstrainer und freue mich, dass ich länger als nur 30 Sekunden trainieren kann ohne vor Atemnot umzukippen, ich putze meine Fenster, wasche die Gardinen und freue mich, dass sie auch nach 4 Tagen noch immer wie frisch gewaschen duften. Oder ich stecke mir einfach einen Lolly in den Mund .
Liebe Agafjia,
herzlich willkommen hier in unserer kunterbunten Gemeinschaft. Und toll, dass du schon sechs Tage rauchfrei bist!
Ablenken von der Sucht war auch für mich essenziell, einfach etwas etwas Sinnvolles, Schönes, Lustiges Unterhaltsames oder längst aufgeschobenes tun. Anregungen zu Ablenkungen: http://www.rauchfrei-info.de/community/forum/?tx_mmforum_pi1[action]=list_post&tx_mmforum_pi1[tid]=889
Und was mir bei deinem Thema sofort eingefallen ist: die Beiträge von dem von mir sehr geschätzen Kollegen [u]Meikel:[/u]; Er hat nämlich COPD, kennt sich gut aus und wenn man seine Beiträge liest, wird einem die Bedrohlichkeit dieser Erkrankung klar. Egal ob du sie nun tatsächlich schon hast oder der Arzt sie wegen deiner Mutter aufgeschrieben hast.
Drücke dir die Daumen zum durchhalten, ein enkelchen ist wirklich eine schöne Motivation.
Liebe Grüße
Andrea
Danke, ich hab mich da eben mal umgeschaut und besonders ein Vorschlag traf mich wie der berühmte Hammer "Ausmisten, insbesondere Kellerräume" Nunja, ich habe insgesamt 3 Kellerräume und 2 Garagen, die so voll gestellt sind, mit irgendwelchem Kram, dass ich da vielleicht mal anfangen könnte xDD.
Die Garagen können als solche gar nicht genutzt werden, weil da soviel Mist rumsteht. Aber irgendwie habe ich nicht die Lust das allein zu machen
Wird mir aber wahrscheinlich nichts anderes übrig bleiben, weil meine bessere Hälfte bis heute Nacht arbeitet (Ja ja, der liebe LKW-Fahrer) und mein Sohn zu faul ist, etwas zu tun. Er ist nur dann nicht faul, wenn er bis morgens um 6.00 Uhr an der Playstation spielen kann.
Und die schweren Geräte schaffe ich auch gar nicht allein zu entsorgen. Ach es ist doch blöd. Na dann werde ich jetzt, anstelle des ausmistens, mein Buch greifen und lesen. Damit sind die Hände beschäftigt und ich auch xD
Liebe Agafija,
erst Mal meine Hochachtung vor Deiner Entscheidung aufzuhören und meine Bewunderung für Deinen Mann das er dass mit Dir gemeinsam macht.
Meine Schwiegermutter hat COPD im Stadium II. Streckenweise bekommt sie gar keine Luft mehr und schleppt sich durch die Gegend. Kurioserweise reicht aber die Kraft immer um in die Küche zu kommen und Eine zu rauchen .
Da stand ich auch als Raucherin daneben und habe den Kopf geschüttelt.
Ich arbeite als MTA in einem Katherlabor. Jeden Tag bin ich mit den Folgen des Rauchens konfrontiert: Herzinfarkt, Raucherbeine etc. Viele haben COPD. Können sich kaum von der Trage auf den Untersuchungstisch legen. Und immer wieder: "Schwester, Schwester, ich krieg keine Luft". Sättigung teilweise 70%. Blaue Lippen, knallrote Birne und ein Giemen (ziehendes, raschelndes Atemgeräusch) das man auf dem Flur hören kann.
Und trotz allem habe ich weiter geraucht. Alter, Tod und Krankheit trifft nur die anderen. Bis zu dem Tag an dem ein Patient, gerade 10 Jahre älter als ich und Raucher, fast auf dem Tisch liegen geblieben ist. In all den Jahren habe ich noch nie so einen Notfall mitgemacht. Und jetzt - 123 Tage rauchfrei. Ich kann es selbst nicht fassen.
Bleib dran. Du bist nicht allein.
Einer für Alle - Alle für Einen
Hallo Agafija,
im letzten halben Jahr habe ich hier in der community so verdammt oft von dieser "sozialen Prägung" der Sucht gelesen, dass es mir richtig Wut macht...
Auch meine Mutter, Kettenraucherin, hat mir das vorgemacht, was sie mir nicht verbot.
Ich habe 12 Jahre lang, nachdem mir die Diagnose COPD um die Ohren gehauen wurde, mit der wohlmeinenden Empfehlung meines Arztes: "Sie sollten weniger rauchen," weitergeraucht. Aus Stadium I wurde Stadium II und schließlich Stadium III. Dann, erst dann konnte ich aufhören, bis jetzt. Inzwischen lebe ich im Stadium II, womit es sich, trotz vieler Einschränkungen gut leben lässt.
COPD verläuft langsam, schleichend. Eskaliert mitunter und mündet in der Exazerbation, der akuten Entzüngung der Bronchien, bzw. Lungen. Massive Sauerstoff-Unterversorgung ist die -mitunter lebensbedrohliche - Folge, ein Fall für den Notarzt. Sofort! Auch ich 'durfte' bereits des Nachts in rotem Auto mit blauem Drehlicht fahren. Schön ist anders.
Nachdem ich rauchfrei wurde, konnte ich mich durch regelmäßige sportliche Aktivität -im Rahmen meiner Möglichkeiten- am eigenen Kragen aus dem Sumpf ziehen, den fatalen Teufelskreis eines COPD'lers durchbrechen:
Wer COPD hat, kriegt schnell Atemnot bei Belastung.
Wer Atemnot hat, vermeidet körperliche Anstrengungen.
Wer Anstrengungen bei COPD vermeidet, ist weniger belastbar.
Wer wenig belastbar ist, gerät noch schneller in Atemnot.
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Meine Lebensversicherung ist der Rauchverzicht. Wer trotz der Diagnose COPD weiterraucht verkürzt sein Leben um viele Jahre und steuert auf einen langsamen, qualvollen Erstickungstod zu. Ich schreibe diesen Satz aufgrund eigener durchlebter Erstickungsanfälle, von Todesangst begleitet. Diese Erlebnisse liegen allerdings in den letzten Wochen meiner Raucherkarriere.
Alles Gute für dich, Agalfija
dein Meikel