Zweifelsohne mit zweifeln
hej hej
ich bin neu hier und seit 4 tagen rauchfrei. (28 jahre, frau) allerdings beginne ich sehr zu zweifeln. ich habe das buch von allen carr "endlich nichtraucher" gelesen, sehr gutes buch übrigens, einige kenen es sicherlich. es ist aber so, dass ich es nicht schaffe die letzten zweifel in meinem kopf auszuschalten, dass rauchen nicht doch etwas tolles ist. o.k. ungesund und so aber anyway. lieber kurz und gefährlich und mit spaß leben als lang und langweilig. ich muss bei zigaretten an die coolen frauen aus den 20iger jahre filmen denken. freiheitskampf, emanzipation, party. und kippen.
überhaupt in filmen, in büchern, fast alle nichtstocksteifen regelkonformen verklemmten rauchen. als wenn rauchen ein zeichen der freiheit wäre. dabei ist es eine abhängigkeit. das ist so unglaublich paradox. aber in meinem gehirn ist es verknüpft. und da hilft logisches wissen überhaupt nichts. es ist ein gefühl. ich möchte glückliche nichtraucherin sein, ich möchte nicht die nächsten monate nach zigaretten gieren und das gefühl von verzicht haben. entweder zigaretten sind eine illusion und scheißdreck, dann ist aufhören auch leicht und ich brauche nicht zu zweifeln. oder rauchen ist eben doch cool. dann will ich raucherin sein.
ich habe es seit gestern mit kräuterzigaretten versucht....ich glaube, die machen den zwiespalt aber nur schlimmer. hat jemand von euch eine idee, wie ich dieses paradoxum lösen könnte ?
gibt es hier denn glückliche nichtraucher?
die nicht das gefühl haben auf etwas zu verzichten?
und wie lange dauert dieser entzug?
es ist so unkonkret. woher soll ich denn wissen, wann ich "es geschafft" habe. eigentlich ja jetzt schon. denn ich rauche ja nicht. aber der schmacht ist noch da und ich denke viel an zigaretten. geht das jetzt noch monatelang so? oder in ein paar jahren? gibt es dann immer noch situationen in denen ich denke, ich will rauchen ?
ich will kein leben in verzicht, keuschheit und ständiger kontrolle !!
ich will leben. frei und selbstbestimmt. mit freude und lachen.
Hallo Sumskastel,
also deine Gedankenwelt ist eine echte Herausforderung für mich. denn ich fand Rauchen nur noch furchtbar, da gab´s nur die Assoziationen Raucher stinken, Raucher sind unfrei (weil ich echt abhängig war), ich schade extrem meiner Gesundheit und mit 55 Jahren möchte ich trotz eines erfüllten Lebens nicht unbedingt schon abkratzen. Und glaube mir, die Zeit vergeht schnell!
Dein Paradoxon kannst meiner Meinung nach nur du auflösen. Vielleicht macht es Sinn, dass du dich (nochmals?) mit den Pro und Contra Argumenten auseinandersetzt. Hier gibt es unter der Rubrik Vorbereiten gute Anregungen dazu.
Dass du glückliche Nichtraucherin sein möchtest, verstehe ich sehr gut. Der Entzug und auch die erste Zeit danach sind wahrlich kein Zuckerschlecken. Ich kann dir allerdings versichern, dass ich tatsächlich glückliche Nichtraucherin bin. Mein Rauchausstieg ist eine der tollsten Entscheidungen, die ich je in meinem Leben gefällt habe. Seit über zwei Jahren bin ich dankbare und glückliche Nichtraucherin und die Gedanken sind sehr selten.
Möchtest du auch dahin? Ich empfehle dir, hier viel zu Lesen. Im Kapitel Ich hör auf findest du viele Tipps. wie man mit den Momenten des Schmachts umgehen kann. Mir hilft, mich Ablenken und mir klar machen, dass die Schmachtattacke vorbei geht.
Übrigens: Von der Kräuterzigarette rate ich dir auch ab. Das verlängert nur die Unfreiheit der Abhängigkeit.
Wenn du fragen hast oder dich mitteilen willst: Hier bist du richtig.
LG Andrea
Hallo sumskastel,
keine Sorge, jetzt kommt nicht noch so'n "Schlaumeier", der dich mit Weisheiten überschütten möchte. Aber du hast klare Fragen gestellt, deshalb verdienst du auch klare Antworten finde ich...
Es steht mir nicht zu, deinen Entschluss, mit dem Rauchen aufzuhören, anzuzweifeln.
Das hast du gerade selbst schon besorgt.
Ich plädiere immer für eine gründliche Vorbereitung für ein derartiges Projekt. Hol dir alle Informationen, die es braucht. Auch und speziell über die Entzugssymptomatik. Du solltest im Vorfeld darauf gefasst sein, dass dein Körper und vor allen Dingen deine Psyche eine zeitlang regelrecht "verrückt spielt". DAS IST NORMAL! Dadurch, dass du nicht mehr rauchst, steht dir plötzlich ein unglaubliches zusätzliches Zeitfenster zur Verfügung, welches erstmal sinnvoll gefüllt werden muss. Hast du hierzu Ideen? Gibt es Dinge, die du schon lange tun wolltest, aus Zeitmangel aber nie umsetzen konntest? Könntest du dir z. B. vorstellen, bestimmte Entspannungstechniken zu erlernen (da ist unser Lotsenfreund Andreas Fachmann)?
Vielfach geht einem Rauchertod ein jahrelanges Siechtum voraus. Langsam wird die Luft knapp, immer mehr und mehr und mehr. Die Lungenbläschen, von denen ein gesunder Mensch mehrere Hunderttausend hat, platzen nach und nach weg. Solange, bis dein Organismus nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden kann.
Dann kommt die Sauerstoff-Flasche ins Spiel.
Ein schneller Tod wäre eine Gnade. Hoffe nicht darauf. Wenn die Einschränkungen losgehen, steht dir eine Zeit langen Leidens bevor. Ob dir das die "coolness" des Rauchens wert ist, entscheidest alleine du. Vielleicht kennst du den "[Markenname von rauchfrei-Team entfernt] -Mann" aus der Fernseh-und Kinowerbung? "Der Duft von Freiheit und Abenteuer" . Schau dir auf youtube mal "Komm ins Land der Leichen" an. Da kommt dieser Herr, der über viele Jahre elendig an Lungenkrebs verreckt ist, zu Wort.
Mach dir doch mal eine Liste mit zwei Spalten. Die eine trägt die Überschrift WAS GIBT MIR DAS RAUCHEN? die zweite Spalte heißt WAS KOSTET MICH DAS RAUCHEN? Vielleicht blickst du dann besser durch, was du eigentlich willst. Und wenn du dich tatsächlich dafür entscheiden solltest, richte dich darauf ein, daß du dich auf keinen Spaziergang begibst! Du wirst aber hier im Forum professionelle Unterstützung auf deinem Weg erhalten, von vielen Menschen, die diesen Weg bereits erfolgreich gegangen sind. In ein ZUFRIEDENES(!) LEBEN als Nichtraucher. Das ist wirklich schaffbar, wie ich dir aus eigenem Erleben, nach 111 rauchfreien Tagen, versichern kann. Nicht einfach, aber machbar!!
Viele Grüße
Meikel
also vielleicht habe ich mich unklar ausgedrückt.
ich habe ja jetzt schon seit 4 tagen nicht geraucht !!
@meikel ob mir die coolness des rauchens lungenkrebs oder andere krankheiten wert ist, fragst du. die antwort ist: natürlich nicht. die antwort von jedem (raucher und nichtraucher) wäre natürlich nicht. ich tue ansonsten alle möglichen dinge um nicht krank zu werden. bei pro und contra listen wird das rauchen immer verlieren. klar. aber es geht hier ja nicht um logik sondern um sucht. sucht ist weder logisch noch rational. und ich denke darum rational auch nicht lösbar. jedenfalls nicht längerfristig. es ist das wirkliche wollen, was eine rolle spielt. und das geht nur, wenn man es schafft alle zweifel auszuräumen. undzwar wirklich. nicht eingeredet, nicht man sollte müsste könnte. das hält dann genau ein paar tage oder wochen. da hat sich die innere überzeugung noch nicht von geändert.
@jesus ja klar, genau das meine ich doch. das ist doch mein konflikt. eine sucht als symbol der freiheit zu sehen. ich weiß ja das das widersinnig ist. aber das wissen hilft ja nicht.
Hallo sumskastel,
Ich möchte dich hier herzlich Willkommen heißen im Forum,
Du hast schon zwei wichtige richtige Schritte gemacht.
1. aufgehört und das schon 4 Tage - toll
2. hier dich angemeldet und geschrieben.
Wichtig du muss dich mit der Sache auseinandersetzten und verinnerlichen. Strategien entwerfen und Rituale ändern. Klare gerade Wege.
Die Gedanken und Zweifel werden mit der Zeit weniger, wichtig ist am Anfang jetzt durchzuhalten. Es ist die Psyche die uns das einredet.
Der Entzug hat mehrere Phasen und wie stark und lange er anhält, hängen individuell von jeden einzelnen ab. Jeder hat ja auch andere vor Erfahrungen.
Du wirst es schaffen, wenn du es willst.
Bleibe Stur
LG Julia
Hi sumskastel, ich noch mal,
Kommunikation ist immer ein spannendes Thema ;)
vielleicht habe auch ich mich nicht klar ausgedrückt?!
Nichts ist unlogischer und irrationaler, als Sucht. Wohlwissend, dass die Substanz (=Tabak) einen zerstört, langsam aber sicher, nimmt man sie zu sich.
Aber genau deswegen meine ich, können wir dieser Sucht nur mit Logik und Rationalität begegnen. Die Zweifel, wie du sie beschreibst, sind doch wesentlicher Bestandteil eines jeden Entwöhnungsprozesses, wovon auch immer. An anderer Stelle hier im Forum ist von "Trauerarbeit" die Rede. Zusätzlich zu deinem ersten kraftvollen Schritt, nämlich bereits wirklich beachtliche 4 Tage rauchfrei zu leben, wirst du in deinem Kopf den endgültigen Abschied vom Rauchen vollziehen müssen. Wie lohnenswert der dauerhafte Ausstieg für dich sein kann, wirst du nach verhältnismäßig kurzer Zeit spüren können.
Wenn du dir aber im Kopf eine Hintertür offen hältst, nach dem Motto "Rauchen ist Sucht,gegen Sucht kan ich mich nicht wehren", verlierst du!
Sprich mit den Menschen in deinem Umfeld, Kollegen, Freunde, Verwandte, Bekannte. Informiere alle darüber, dass du vor 4 Tagen aufgehört hast zu rauchen und jetzt vielleicht manchmal ein bissel angespannt sein könntest. Das erhöht die Toleranz der anderen gegenüber eventuellen "Zickereien" (nicht böse sein ;) ) und die Skrupel, wieder anzufangen sind größer.
Wenn dein Entschluss fest steht, WIRKLICH FEST STEHT, werden sich alle deine Zweifel nach und nach ins Nichts auflösen.
LG
Meikel
Hallo sumskastel,
auch mich lassen die Gedanken an dich nicht los. Wenn dir Rationalität, Faktenwissen alleine nicht helfen, dann vielleicht der Glaube daran, dass auch du glückliche Nichtraucherin werden kannst.
Seit über 25 Jahren bin ich trockene Alkoholikerin, davon bin ich ca. 15 Jahre in Meetings gegangen. Resultat: nur einem einziger Rückfall an einem einzigen Nachmittag, vor mittlerweile auch vielen Jahren.
Mir hat folgendes Paradoxon geholfen, das bei den AA´s eine wichtige Rolle spielt: NUR FÜR HEUTE[color=purple][/color], obwohl ich den Rest meines Lebens die Finger von Alk in jeglicher Form lassen muss. Das bedeutet, du machst dir keinerlei Gedanken, wieviele Monate lang du immer wieder mal mit Suchtgedanken konfrontiert wirst. Du lebst einfach diesen einen Tag heute und machst dir Gedanken, wie du dir einen glücklichen 1. November gestalten kannst. Und morgen ist eine neuer Tag, um den du dich aber nicht kümmerst, das Heute zählt, notwendige Planungen selbstverständlich ausgenommen
Einen schönen Allerheiligentag wünscht dir Andrea
Mal ganz nebenbei, Rauchfreilotsenkollegin Andrea:
Riiiesig-großen Glückwunsch an dich zu 25 Jahren Trockenheit!
LG
Meikel
Hallo Sumkastel,
@jesus ja klar, genau das meine ich doch. das ist doch mein konflikt. eine sucht als symbol der freiheit zu sehen. ich weiß ja das das widersinnig ist. aber das wissen hilft ja nicht.
[/quote]
Heute auf dem Sofa musste ich an dich denken: vielleicht hilft dir, dir klar zu machen, dass du ja freiwillig aufhörst? Dass es eine freie Entscheidung ist?
Hoffe, es geht dir gut?
LG Andrea
vielen dank für eure antworten.
es ist allerdings so, dass ich wieder angefangen habe zu rauchen. das mit den kräuterzigaretten war eine blöde idee und ich habe davon so viel lust auf eine "richtige" zigarette bekommen...
naja. das war jetzt nichts. ich sammel jetzt mut und vor allem überzeugung für den nächsten versuch.irgendwann. weil an überzeugung hat es mir halt einfach etwas gefehlt und fehlt es auch immer noch. ich kann mich da nicht einfach so von meinen gedanken lösen und ekelhaft finde ich rauchen auch nicht. mich nervt halt das wissen um die abhägigkeit. aber solange der zigarettenvorrat gefüllt ist, merkt man die ja nicht...
lg
sumskastel