Antwort auf: Wochenende-Problem
Hey Uwe,
nein bitte nicht unter Druck setzen. Das steht nicht mal für so ein ehrenvolles und doch, einigermaßen großes Projekt wie die Rauchfreiheit.
Ich mein, schau mal. Was passiert denn schlimmstenfalls? Daß Du nicht im direkten Durchgang sofort rauchfrei wirst? Damit ist aber nichts verloren, damit stündest Du nicht schlechter da als vorher. Dann könntest Du immer noch für Dich herausfiltern, was genau jetzt passiert ist, daß Du nicht gleich rauchfrei geworden bist, schauen in welcher Gemütslage Du Dich zu dem Zeitpunkt befandest und Dir für das eventuelle Wiederauftreten dieser Gemütslage Alternativen zurecht legen. Also, selbst im schlimmsten Fall bist Du nicht ärmer geworden - sondern reicher um eine Erfahrung. Und das ist in meinen Augen mit Sicherheit kein Grund für Druck. Du hast nichts zu verlieren Uwe, Du kannst nur gewinnen. Und gewinnen geht schlimmstenfalls selbst mit ein paar Stolperern, davon ist immer noch nichts verloren. Und das ganz ohne Druck.
Ja dieses "will ich oder will ich nicht" ist in der Vorbereitungs- und selbst in der ersten Ausstiegsphase ein sehr oft gedachter Gedanke - ich denke den meisten von uns Aufhörern ist er mal durch den Kopf gegangen. Mir auch! Das ist aber nicht unser Gedanke, wir wollen ja aufhören, sonst würden wir uns nicht ernsthaft mit dem Gedanken befassen, Schritte unternehmen wie uns hier anzumelden und den ganzen Vorgang in unseren Gedanken durchspielen. Wer nicht will, daß wir aufhören, das ist unsere Sucht - es ist ihr Gedanke, nicht unserer. Der Rauchfrei-Lotse Meikel hat mal den wunderbaren Satz geprägt: "Du bist der Chef in Deinem Kopf". Damit gemeint ist, daß wir anfangen, uns von der Diktatur der Sucht zu lösen, die uns sagen will: Du willst doch rauchen. Äh - nein? Wollen wir nicht. Deshalb sind wir ja alle hier. Um es mit Unterstützung und generalstabsmäßig anzugehen. Einen besseren Beweis gibt es doch nicht.
Und weißt Du, Dein Grausen, wie Du es nennst, und die Angst, die Du ansprichst, sind auch absolut nachvollziehbar. Angst ist eine ganz normale Reaktion, sogar mit körperlichen Erscheinungen, vor nicht absehbaren Ereignissen. Das war und ist überlebenswichtig für die Gattung Mensch, hat uns über Jahrtausende den Fortbestand gesichert. Und ist ein Indikator dafür, daß Du den Rauchstopp ernsthaft angehen willst. Die gute Nachricht jedoch ist, daß dieser kein unüberwindlicher Weg sein wird, der Dich ins Verderben treibt. Sicher, möglicherweise wird er nicht immer an jeder Gabelung bequem sein. Könnte schon sein, daß Du Bekanntschaft mit Schmacht machen wirst, das kann und will ich Dir gar nicht schön reden - insbesondere nicht vor dem Hintergrund meines eigenen Entzuges, der streckenweise mehr als anstrengend war. Aber es ist zu schaffen, auch wenn es mal ungemütlich wird. Und eins ist mal gewiß, zu Deinem Schaden kann der Rauchstopp nicht sein. Du kennst es sicher noch aus Deinen neun rauchfreien Jahren. Kein Geruch, das Geld nicht zum Fenster rauspulvern, das Diktat der Sucht nicht, wann Du wo zu sein und was zu tun hast - das sind doch alles keine Nachteile, richtig? Ich freu mich auch, daß Du morgen zur Therapie gehen kannst. Vielleicht hast Du Lust, das Thema da gleich wieder anzusprechen? Dein Gesprächspartner hat sicher den richtigen Impuls für Dich, er kennt Dich ja auch besser als ich.
Auf jeden Fall, Druck brauchst Du Dir keinen machen Uwe. Wie gesagt, es gibt nichts zu verlieren. Es gibt kein Scheitern, kein Versagen. Ich finde es stark, daß Du Dir diese Gedanken machst und sie mit uns teilst. Doch für heute genieße den Restsonntag noch und versuche doch, die Gedanken für heute aus dem Zimmer zu schicken. Das darf auch sein.
Ich wünsche Dir einen schönen Abend. Viele Grüße sendet Dir
die Miez