Antwort auf: Durch einen Spiegel in einem dunklen Wort

Wie wir laufen lernten.
Um das Laufen zu lernen braucht es neben dem Körper und dem Gleichgewichtssinn auch einen inneren Antrieb. „Laufen lernen“ ist auch ein Synonym für „sich unabhängiger zu machen“ also sich zu befreien.
Wir brauchen fast den ganzen Körper um zu laufen und der Anfang ist extrem mühsam. Die Muskeln kennen diese Bewegung nicht, agieren nicht aufeinander abgestimmt. Das Gleichgewichtsorgan, wird durch die neue Körperhaltung irritiert, die Koordination von Auge, Gleichgewicht und Beinen passt nicht zusammen, wir sind wackelig, stolpern ständig und ermüden schnell. Damit es überhaupt mit dem ersten Aufstehen funktioniert müssen wir uns irgendwo festhalten, am Stuhl, am Schrank oder an der Hand von einer Person, die schon sicher laufen kann.
Dass wir bei der ganzen Anstregung überhaupt weiter machen liegt an dem inneren Antrieb es können zu wollen.
An unseren Freiheitsdrang.
Mit jedem Aufstehen und jedem Schritt den wir machen entstehen Nervenverbindungen zwischen dem Gehirn und den Muskeln. Je öfter wir üben umso stabiler werden die Verknüpfungen. Es entstehen sogar neuronale Verbindungen in den einzelnen Muskeln selbst, damit das laufen irgendwann wie von selbst funktioniert und von unserem Gehirn nicht mehr so viel Aufmerksamkeit abfordert - diese können wir dann für andere Dinge nutzen.
Wenn wir gelernt haben zu rauchen, weiß der ganze Körper wie das geht, die Hand findet zielsicher den Weg zum Mund, wir dosieren die Einatmung nach Tiefe und Menge, die Ausatmung ist anders als beim normalen Atmen … na gut, wem erzähle ich das, ihr wisst alle was ich meine.
Um etwas Gelerntes zu verlernen braucht es Zeit, Geduld und den inneren Antrieb, nicht locker zu lassen.
Etwas zu lernen, braucht Wiederholungen (ich hatte 32 Jahre, täglich 20 Wiederholungen)
Etwas zu verlernen braucht auch Wiederholungen. Aber ich lerne ja nichts neues, sondern lerne etwas anders zu machen als die letzten 32 Jahre. Das ist ganz schön kniffelig, zumal ich mich mit dem alten Verhalten jedesmal selbst belohnt hatte, durch die Dopaminausschüttung. Also will ich etwas lernen, was mir am Anfang sehr schwer fällt und ich dafür auch gar nicht belohnt werde (scheinbar)
Die Belohnung ist die Unabhängigkeit von der Droge und die Freiheit das Leben ohne einen künstlichen Rausch zu erleben.
„Die beste Droge ist ein klarer Kopf“
Harald Juhnke
Schönes Wochenende
Paul
„Ich will…“ und „Ich kann …“