Antwort auf: Durch einen Spiegel in einem dunklen Wort

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Verfasst am: 19.09.2024, 01:11
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Mein lieber Paul,

ja, das waren Zeiten. Damals als wir anfingen zu rauchen. Und noch viel besser: Als wir wieder aufhörten. Mit allen den Feten, Rückschlägen und wieder "Aufstehen-und-Krönchen-richten"-Zeiten. Nein, missen möchte ich all das nicht. Und alles war richtig und gut.

Ja, ich kann mich gut erinnern, als es Dir plötzlich nicht gut ging, als Deine Welt aus den Fugen geriet und Du meintest, sie mit Rauch wieder kitten zu können. Wir waren alle erschrocken: "Paul ist nicht mehr da" raunte es in allen Forumsstuben. Und wie glücklich und froh wir alle waren, als Du wieder da warst. Es ist einfach wunderbar und wunderschön, wie sich selbst in dieser virtuellen Welt wahre Verbindungen aufbauen können.

Das Du jetzt hier als Lotse Deine emphatische Energie versprühst bereitet mir eine ausserordentliche Freude. Du tust den Forumshausenern sehr gut.

Du fragst mich, ob ich noch weiss, WIE ich war als ich mit dem Rauchen angefangen habe? Eine gute Frage. Wie ich war? Tja, das ist ja eher schwer zu beantworten. Ich könnte ja schreiben wie die Umstände seinerzeit waren - so nach dem Motto: Auf der Rettungswache im Zivildienst in der 24-Stundenschicht haben alle geraucht. Ich sass in deren Nebel vor der Glotze, ich ertrug den Qalm in der Notrufzentrale. Nach einem Einsatz wurde vor der Ambulanz eine gequarzt... Als Zivi wurde man nur geduldet, gehörte aber eben nicht dazu. Wahrscheinlich bildete ich mir auch ein, aufgenommen zu werden in deren Kreis - wenn ich mich anpasse... Oder paralell dazu: Nach langer Beziehung war ich solo, in meinem Freundeskreis gab es plötzlich nur noch Päärchen und überall fühlte ich mich wie das berühmte fünfte Rad. Und so zog ich allein durch die Nächte und es rebellierte in mir. Die Werbung hatte mich wohl auch erreicht - vom Bild des einsamen Cowboys und ähnlichem Blödsinn...
Tja, das beschreibt nur das drumherum und ist allerdings nur das fehlende Licht eines Schattentheaters welches ich aktuell ebenfalls wieder inszeniere. Du hast es fein herausgearbeitet: Um kohärent zu sein, bedarf es mehr als nur der Geschichten, es bedarf auch der Inhalte. Und die sind mir gerade im Sumpf des Alltags untergegangen. Und jetzt mach ich mich auf die Suche nach ihnen.

Ich habe gerade keine Ahnung, ob mich mein Weg auf der Suche nach dem noch suchtfreien Klicker in mir, zu einer nachhaltigeren Rauchfreiheit führen wird. Ich folge da eher einem Impuls. So, wie seinerzeit mein Achim mir mehr Freund als Feind war. Auch das hat mir geholfen eine andere Sicht auf die Dinge zu bekommen. Ich bin dummerweise etwas kompliziert gestrickt...

Lieber Paul, nochmals danke für Deine unschätzbar wichtigen Gedanken. Die Auseinandersetzung damit tut mir gut.

Alles Liebe und bis bald,


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