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Alles zum Thema "Ausstieg"
Antwort auf: Ich will euch nicht alleine lassen:)
[quote=479940][b]Mit der Sehnsucht richtig umgehen [/b] [i]Wann sie hilft. Wann sie schadet. [/i] Es gibt im grandios unterschätzten Roman "The Beach“ von Alex Garland eine Szene voller Sehnsucht. Sie lehrt uns alles, was wir über den Umgang mit diesem bittersüßen Gefühl wissen müssen. Wann sie hilft. Wann sie nur schmerzt. Und wie man die beiden Arten unterscheiden kann. [b]Wir befühlen alternative Realitäten[/b] In einer sternenklaren Nacht sitzt der Erzähler, ein junger Engländer namens Richard, mit der schönen, mutigen Französin auf einer verlassenen Insel. Ihr Freund Etienne schläft neben ihnen. Die drei sind auf der Suche nach dem Strand.Françoise und Richard sind sich dabei nähergekommen, und jetzt erzählt Richard ihr von der Theorie, dass es in unzähligen Paralleluniversen, irgendwo da oben in den Sternen, unzählige Welten gibt. Darunter eine fast genauso wie diese hier, wo sie beide nebeneinander im Sand liegen, und in der nur ein kleines Detail anders ist. „Erzähl mir von ein paar anderen Welten“, flüstert Françoise. Dann küsst Richard sie. „Sie wich zurück“, heißt es im Buch. „Oder lachte oder schüttelte den Kopf oder schloss die Augen und küsste mich wieder". 1001 mögliche Zukünfte. Wir werden sie nie erfahren. Denn in diesem Universum traut sich Richard nicht. Sie schläft ein, er bleibt wach und allein mit seiner Sehnsucht, mit dem Was Wäre Wenn. Jeder von uns kennt dieses Gefühl. Ein brutales Ziehen in der Brust, das mich regelmäßig umhaut. Sei es Sehnsucht, Fernweh, FOMO (The Fear Of Missing Out)– die Frage bleibt gleich: Was wäre wenn? Der Emotion gewordene Konjunktiv: Hätte ich doch nur. Hätte ich doch bloß nicht. Ich bin hier. Nicht dort. Sie ist dort, nicht hier. Etwas fehlt so sehr. Dafür braucht es keine großen Schicksalsschläge, keine einzigartigen Ereignisse. Auch im Alltag lauert ständig die Frage, was sein könnte, wenn ich irgendetwas anders gemacht hätte. Das Bier nicht mehr getrunken. Die Nummer wenigstens einmal angerufen. Nicht dorthin gefahren, nicht mit demjenigen gesprochen. Ein kleines bisschen mehr an eine Beziehung geglaubt hätte. So befühlen wir alternative Realitäten, Vergangenheits- und Zukunftsszenarien. Sie flüstern uns zu: Wärst du dann glücklicher? Verliebter? Jemand ganz anderes? Von Friedemann Karig [b]Sehnsucht ist wie Hunger. Wenn sie nicht immer wieder auftaucht, stimmt etwas nicht. [/b] Das unterscheidet uns von den Tieren: Wir können uns vorstellen, was nicht real ist. Und können diesen Paralleluniversen nachspüren. Das Gefühl der Diskrepanz zwischen Fantasie und Wirklichkeit, die Angst vor diesem unüberwindbaren Graben, der das hier und das dort trennt, nennt man Sehnsucht. So lange ich atme, wird sie da sein. Gut so. Total buddhistisch zufrieden gibt es eh nicht. Sobald man hat, was man wollte, sehnt man sich nach mehr – oder anderem. Verlockungen gehören zum Leben wie Hunger. Wenn sie nicht immer wieder auftauchen, stimmt etwas nicht. Wer nicht mehr zweifelt, verendet bräsig auf der Couch, als Sklave seiner Entscheidungen. Wer gar nicht mehr sehnt, ist tot. Um aber nicht immer wieder sinnlos zu leiden, muss man lernen, damit umzugehen. Nur wie? [i]Nimm deine Sehnsucht sperr sie ein und bind sie fest Du musst sie regelmäßig füttern Doch bleib nicht zu lang mit ihr allein Die lullt dich ein und gibt dir liebend gern den Rest [/i] singt Gisbert zu Knyphausen in „Verschwende deine Zeit“. Recht hat er. Aber ich gehe weiter: Nimm deine Sehnsucht und spanne sie vor deinen Karren! Es gibt keinen stärkeren Antrieb. Das Gras ist mal wieder auf der anderen Seite grüner? Mein Partner mir lieb, aber andere so viel schöner, schlauer, besser? Hätte mich das andere Studium viel glücklicher gemacht? Oder wenigstens in eine andere, glücklicher machende Stadt geführt? Nach Porto oder Paris? Und was wäre dort wohl alles passiert? Wen hätte ich kennen gelernt? Ganz andere Freunde gefunden? Die große Liebe? Oder in einer Nacht am Tresen die Erkenntnis gehabt, dass ich alles ändern muss? Und dann den Mut, alles anders zu machen? Auszuwandern? Wohin? Was zum Teufel habe ich Idiot nur alles verpasst? :ideebirne: [/quote]
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Verfasst am: 10.02.2020, 10:10
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