Antwort auf: Entzug nach Zahn -OP

Ich möchte E-Mails erhalten, wenn Beiträge zu diesem Thema hinzugefügt werden.
Verfasst am: 15.12.2017, 08:44
miezhaus
miezhaus
Dabei seit: 23. 05. 2014
Rauchfrei seit: 3842 Tagen
Beiträge: 4214 Beiträge

Liebe Bianca,

zunächst einmal meinen Respekt für all das, was Du in dieser Zeit wuppst. Du beschreibst mit Deiner Wiedergabe Deiner letzten sieben Monate ganz tiefgreifende Änderungen, in die Du viel Energie gesteckt hast - keine Kleinigkeit. Meine größte Anerkennung hierfür. Und meinen Dank, daß Du uns so offen berichtet hast. Für die kommende Zeit der körperlichen wie psychischen Rekonvaleszenz wünsche ich Dir von ganzem Herzen alles, alles Gute.

Du hast vollkommen Recht, im Interesse der Wundheilung auf das Rauchen zu verzichten, dies ist eine kluge Entscheidung von Dir, und umso stärker die Umsetzung, als daß es Dir nicht leicht zu fallen scheint. Du kannst, darfst, solltest Dir hierbei ebenfalls jede Art von ärztlichem Beistand hinzuholen, die Du bekommen kannst. Da Du von einer generalisierten Angststörung und Krankschreibung berichtest, gehe ich mal davon aus, daß Du bereits auf professionelle Hilfe zurückgreifst - bitte nimm diese auch im Zusammenhang mit den Entzugsschieflagen in Anspruch. Laß Dir da helfen. Das Recht hast Du, das steht Dir zu. Du mußt da nicht stumm leiden.

Natürlich ist es Deine Entscheidung, ganz aufzuhören oder wie immer Du auch weiterverfahren willst. Du mußt sie für Dich treffen, das soll Dir keiner abnehmen oder vorschreiben. Doch was die Selbstbestimmung angeht, habe ich persönlich eine andere Wahrnehmung kennengelernt: daß das Weiterrauchen allein auf dem eigenen Entschluß beruht, glaube ich inzwischen nicht mehr so wirklich. Zumindest was mich angeht, so glaube ich, daß ich von der Sucht reichlich fremdgesteuert war. Es war sicher meine Entscheidung, es erstmals zu tun, das ja, danach ist es jedoch entglitten. Hat die Sucht für mich entschieden, weiterzurauchen. An sich rauchen wir nicht wirklich gern. Der Geruch ist nicht angenehm (wir riechen es nur irgendwann nicht mehr), der Körper rebelliert (wenn auch unterschwellig oder verzögert), und wenn wir schon anfangen es zu rechtfertigen, wissen wir doch tief in uns drin ganz genau, daß das eigentlich nicht gut sein kann. Und dennoch. Wir rennen aus der Einkaufspassage, um zu rauchen, weil wir uns gedrängt fühlen. Verzichten auf Kino, weil man da zwei Stunden nicht rauchen darf. Stellen uns in den Regen, den Sturm, das Schneegestöber, zum Rauchen. (In meinem Fall sogar einmal mit einer abklingenden Lungenentzündung...). Das machen wir doch alles nicht freiwillig, meinst Du nicht? Dazu werden wir getrieben. Ich für meinen Teil fühle mich wesentlich selbstbestimmter, seitdem ich das Rauchen los bin. Ich bleib drinnen, wenn mir das Wetter nicht paßt. Gehe stundenlang bummeln, ohne nach dem Ausgang zu luren. Ich mache _jetzt_, was ich will - ohne es für eine Kippe unterbrechen oder unterlassen zu müssen. So habe ich es kennengelernt - für mich ist das ein wesentlich höherer Grad an Selbstbestimmung, als das Rauchen. Das wollte ich Dir nur mal so als Impuls zu lesen geben, wie gesagt, es ist meine Wahrnehmung. Niemand hier wird Dir Vorschriften machen.

Solltest Du Dich wirklich dafür entscheiden, ganz aufzuhören, sei es jetzt oder irgendwann, so gehen wir den Weg natürlich gerne mit Dir mit. Doch auch da bleibt meine Bitte bestehen, Dir hier die Unterstützung Deines Arztes zu sichern. Gerade wenn medizinische Themen am Start sind - ganz egal, sei es physischer oder psychischer Natur -, dann sollten die behandelnden Ärzte auf jeden Fall informiert sein. Möglicherweise können sie ja sogar unterstützend tätig werden.

Liebe Bianca, ich wünsche Dir weiterhin gute Besserung und würde mich auch freuen, wieder von Dir zu lesen. Du bist überhaupt nicht nervig, hallo? Bei dem Weg, den Du bis hierher gegangen bist bzw. noch gehst, ist es doch nur verständlich, daß Du ein wenig in den Seilen hängst. Schau einfach, ob Du Lust hast, weiterzuschreiben, bist jederzeit willkommen. Für soweit alles Gute von

Lydia