Antwort auf: 16. Juli
Lieber Klaus,
aus meinem Urlaub zurück freue ich mich, auch von dir wieder zu lesen. Und freue mich erst recht, dass du so klug bist, zu schreiben "[color=red]noch[/color]", "ich habe es [color=red](noch)[/color] nicht geschafft.
Du treibst doch gerne Sport?! Bist du da schon gestolpert? Konntest du da alles 100%tig richtig? Ohne zu üben, ohne zu trainieren?
Klaus, deinen Kummer verstehe ich sehr sehr gut. Du hast es erlebt, dass du aufhören konntest ohne schlimmere Entzugserscheinungen, durch tiefes Verständnis der Prozesse, die in die Abhängigkeit führen, durch einen Klick. Du hattest sogar Spaß und Freude dabei erlebt. Und das möchtest du jetzt wieder erleben. Du bist da in meinen Augen nicht feige, sondern völlig natürlich und normal in deinen Wünschen, denn es dient ja der Individuen- und Arterhaltung, wenn wir danach streben, ein glückliches Leben zu führen.
Meine Freundin hat einmal fünf Jahre lang nicht geraucht, nachdem sie genau wie du das Buch "Endlich Nichtraucher" gelesen hat. Auch ihr ist damals das Aufhören sehr leicht gefallen und als sie wieder hingelangt hat ("Mal so eine kann ja nicht schaden", seufz) und wieder Kettenraucherin wurde, wollte sie wieder in diesem leichten Modus aufhören. Es ist ihr nie gelungen, sie raucht heute noch, trotz Copd und operiertem Lungenkrebs, einfach weil sie dem leichten entzug so nachtrauerte und nicht bereit war, sich auf Verhaltensänderungen einzulassen. . Und auch bei einigen anderen hier habe ich das gelesen, vielleicht wirkt das Buch nur einmal? Auf jeden Fall verläuft der Entzug trotz aller Ähnlichkeiten nicht nur bei jedem anders, sondern auch bei jedem Aufhören anders.
Wie kannst du jetzt weitergehen? Wie mit deinem Frust umgehen, dass es diesmal wohl nicht so leicht funktioniert? Welche Trainingseinheiten als nächstes Üben?
Also ich möchte dir am liebsten gleich mal etwas wegnehmen. Nämlich die Einstellung: Ich kann nicht mehr rauchen. Wenn du willst, kannst du sehr wohl rauchen. Kein Mensch steht 24 Stunden neben dir und nimmt dir die
Kippen aus der Hand. Kein Gesetz verbietet es dir, denn Nikotin ist eine legale Droge. Du hast die Wahl.
Ich möchte dir aber auch sofort statt dessen etwas hinstellen: Die Kraft und Gelassenheit, die im[color=red] Akzeptieren [/color]steckt. Willst du das mal ausprobieren? Nehme es einfach an, dass dein Entzug jetzt eben so verläuft wie er es eben grad tut. Wer weiß, wozu es gut ist? Mir hat meine schlimmer letzter Entzug oft dazu verholfen, bei kurzen Verlangensattacken zu denken: nä, den Entzug tue ich mir nicht noch mal an, da halte ich lieber den kurzen Schmacht jetzt aus.
Und ich stelle dir noch was hin: Eine Einladung zum Ausprobieren, wie du deinen Alltag so abändern kannst, dass du wieder Freude empfindest. Am Morgen zum Beispiel, wenn du gar nicht aufstehen möchtest, weil du denkst: Keine Zigarette? Wozu dann überhaupt aufstehen? [color=red]Ja, tatsächlich, wozu denn[/color]: vielleicht für eine besondere Kaffeesorte an einem -vorübergehend- anderen Platz. Vielleicht für einen ganz und gar anderen Ablauf am Morgen, in den du dir etwas Schönes und Ungewöhnliches einbaust? Sofort eine Wechseldusche, Lieblingsmusik auf Laut gedreht (da muss der Nachbar durch), Lektüre gleich am Morgen oder ein angeregter Mail-Austausch mit einem freund von dir oder den gefährten hier im forum.
Du hast mittlerweile das Starterpaket erhalten? Wie wirkt denn auf dich das Angebot, dir für deine alten Rauchsituationen neue Verhaltensweisen einfallen zu lassen? Und kennst du schon das "Bonbonglas voller Überraschungen?
[color=purple]Das Bonbonglas voller Ablenkungen:
Ein Einmachglas oder Honigglas oder sonst ein Gefäß nehmen. Eventuell am früheren Rauchplatz aufstellen. Auf Zettelchen kleine Ablenkungsmöglichkeiten, möglichst solche, die mit Spaß oder Genuss zu tun haben, schreiben und zusammengefaltet in das Bonbonglas werfen. So entsteht ein schöner Überraschungseffekt: Bei plötzlichen Verlangensattacken ein Zettelchen aus dem Aufgabenglas ziehen und sofort tun: Zwanzig tiefe Atemübungen am offenen Fenster; Blumen gießen; tief ein Duftöl einatmen; eine Kleinigkeit reparieren; ein paar Witze lesen und/oder Jemandem erzählen; eine Runde Stricken/Häkeln….; in einer bunten Zeitschrift lesen; ,Jemanden Liebes anrufen zum Ratschen; um die nächstgelegenen Häuserziehen….; ein Ausmalbild bunt gestalten. Eine Collage kleben: was habe ich von meiner Rauchfreiheit? Ein paar Situps oder sonst eine sportliche Bewegungseinheit absolvieren.
[/color]
Und wie wäre es auch, wenn du die Technik anschreibst und deinen Thementitel abändern lässt in einen positiv formulierten Glaubenssatz? wenn das alte Datum nicht mehr passt? Du kannst ihn aber auch stehen lassen und deine Einstellung zu deinem Ausstiegsdatum ändern: Am 16. Juli gings los, halt mit Stolpern und Ruckeln...
Hoffentlich habe ich dich jetzt nicht zugequatscht, Klaus, mit meinen bald fünf Jahren Forumserfahrung bin ich auch bei dir sehr zuversichtlich, denn durchschnittlich braucht jeder 6-7 Anläufe, um auf Dauer rauchfrei zu werden, du hast also noch einige Trainingseinheiten bzw. Neustarts gut!
Freue mich auf Antwort von dir, du packst das mit Hilfe des bzga-Programs und der Gemeinschaft hier.
Mit herzlichen Gruß
Andrea