Ich habe die Erste mit 13 geraucht, ab 14/15 dann regelmäßig, in ziemlich schlechter Gesellschaft. Zum ersten Mal aufgehört habe ich dann mit 19, ganz einfach von Heute auf Morgen ohne Unterstützung, und dann habe ich das Buch „Endlich Nichtraucher“ bekommen, dass mich weiter unterstützt hat.
Fünf Monate hat es gehalten, dann hatte ich Zigaretten daheim die ich einer Freundin geben sollte. Ich stand vorm Spiegel - und zack musste ich rauchen, ganz klar, so klar wie ich vorher aufgehört hatte. Danach rauchte ich wirklich lang bevor ich es wieder versucht habe - 2008 das nächste Mal, als ich nach Amerika flog. Das hat zwei, drei Monate gehalten, und danach ging es los mit dem Jojo-Aufhören.
Ich habe es immer, immer wieder probiert, mal zwei Wochen aufgehört, mal fünf, mal nur drei Tage. Zwischen den Anläufen lagen jeweils drei bis fünf Monate. Angefangen habe ich immer wieder in Gesellschaft - meine Mutter ist sehr krank und rauchen ist ihr eine Freude. Wenn ich nicht geraucht habe in ihrer Gegenwart kam ich mir vor wie eine Verräterin. Bei meinem Freundeskreis ging es mir ähnlich, also habe ich wieder geschnorrt. Das geht nicht gut. Ich habe über kurz oder lang immer wieder angefangen. Dann war ich wieder in dem Zirkel der Sucht.
Nach einer Weile kamen mit dem Rauchen wieder die Verschlechterung der Haut (ich habe Schuppenflechte, die extrem aufs Rauchen reagiert), die Kurzatmigkeit, der Husten... Dann habe ich wieder aufgehört, bin wieder durch den Entzug gegangen, bis ich jedes Anzeichen kannte - die Aggression, der Fresshunger, der Nikotin-Jeeper... Ich kam durch, habe mich eine Weile stabilisiert, und dann wieder angefangen.
Wie häufig ich durch den Entzug bin habe ich gar nicht mehr gezählt. Sechs, sieben Mal in den letzten drei Jahren sicher.
Bis zu dem Zeitpunkt als ich ein Nichtraucher-Seminar gemacht habe über die Arbeit. In der Vorbereitung sollten wir schon alle Spuren des Rauchens aus unserem Leben streichen. Ich hatte über Weihnachten mal wieder aufgehört gehabt und dann erst wieder im Februar angefangen, drum hatte ich keine Aschenbecher und Feuerzeuge. Statt dessen habe ich allen Kollegen Bescheid gesagt, und vielen von meinen Freunden. Die Methode des Seminars war größtenteils die von Allen Carr, also dieses sehr positive. Nikotin macht extrem abhängig, und wenn man raucht, stillt man den Nikotinhunger und daher fühlt man sich etwas besser als vorher, aber das liegt nur am gestillten Nikotinhunger. Wenn man einmal durch die Entzugserscheinungen und die Entwöhnung durch ist, ist man frei.
Was mir auch sehr geholfen hat ist das Bewusstsein, dass ich nicht Nichtrauchen muss - ich kann jederzeit wieder rauchen. Ich bin frei zu tun was ich will. Wenn ich unbedingt rauchen will, mache ich mir kurz Gedanken ob ich wieder in die Sucht will, wieder das Nikotinmonster füttern, das da schlummert und jederzeit bereit ist, wieder groß zu werden und mich wieder in die Abhängigkeit zu ziehen. Und dann denke ich mir: „Ach, vielleicht doch nicht, nicht heute, nicht jetzt“. Dann geht es noch ein Weilchen. Und später habe ich es vergessen, dass ich rauchen wollte.
Ich bin jetzt seit mehr als einem Monat Nichtraucherin, und zum ersten Mal fühle ich mich so wohl damit, dass ich keine Angst habe vor dem wieder Rauchen. Bisher war der Nikotinhunger noch nicht so groß, dass ich auf ein Mittel zurück greifen musste.
Stattdessen nutze ich eine Handy-App, die finde ich sehr gut. Die App zeigt wie lange ich nicht rauche, wie viel Geld ich schon gespart habe, wie es meinem Körper geht, und viele gute Tipps und wie „Sport schüttet Dopamin aus - schon 10 Minuten joggen mindern dein Verlangen nach einer Zigarette“.
Andere Raucher tun mir ein bisschen leid, auch meine Freunde. Aber wenn ich mir überlege, wie qualvoll es ist, nicht zu rauchen wenn man nicht bereit ist, dann denke ich mir ist es besser für sie zu rauchen als diese entsetzliche Qual zu erdulden.
Ein weiterer Schritt für mich ist es, hier meine Geschichte zu erzählen. Damit will ich festigen, wie entspannt und zufrieden ich als Nichtraucherin bin. Außerdem muss ich auch sagen, dass ich trockene Nikotinikerin bin, und es für mich keine Ausnahmen gibt - ich werde keine „Gelegenheitsraucherin“ werden, für mich wird es immer Qual und Entzug sein oder - wie jetzt - einfach nicht rauchen.
Sehr schön war auch ein Moment mit meiner Schwester gestern - sie ging eine rauchen und hat zu mir gesagt, sie nimmt mich nicht mit, weil ich ja standhaft bleibe. Das hat mir sehr viel Kraft gegeben, einen lieben Menschen mit völliger Überzeugung davon reden zu hören, dass ich nicht rauche. Am Ende konnte ich sogar mit raus, wo sie geraucht hat. Ich habe derweil ein Apfelschorle getrunken. Und an einen Nikotinhunger bei mir kann ich mich nicht erinnern.
eingesendet von Lisa