Es ist viel leichter, als ich dachte

Es ist viel leichter, als ich dachte. Vorher hatten mir viele Ex-Raucher erzählt, sie hätten noch Monate, wenn nicht gar Jahre lang immer wieder "Schmacht" nach einer Zigarette gehabt. Nachts hätten sie plötzlich von einer Zigarette geträumt! Davor habe ich Angst gehabt: nachts schweißgebadet wachzuwerden und keine Zigarette im Haus, weit und breit nicht.

Nichts davon ist eingetroffen. Im Gegenteil: Nicht nur, dass ich gar kein Verlangen mehr nach einer Zigarette habe, sondern ich freue mich auch jeden Tag (an dem mir auffällt, dass ich ja gar nicht mehr rauche), dass ich nicht mehr nach Rauch stinke, meine Finger nicht mehr gelb verfärbt sind und nach kaltem Rauch riechen, ich nicht mehr in der Kälte vor der Tür stehen muss, um klappernd an der Kippe zu ziehen, dauernd rausrennen zu müssen, wenn die anderen sich unterhalten usw. Und ich bedauere die arme Kollegin, die so unangenehm riecht, wenn sie von draußen 'reinkommt. Dabei wäre es so einfach damit aufzuhören! Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich auch viel eher Nichtraucherin geworden.
42 Jahre lang habe ich geraucht, seit ich 16 Jahre alt war. Im Sommer 2014 habe ich mit Hilfe der rauchfrei app im Urlaub in Spanien aufgehört zu rauchen und bin seitdem fröhliche Nichtraucherin. Geholfen hat mir dabei auch, dass ich mir kurz vorher ein Smartphone angeschafft hatte und dem Reiz verschiedener Gesundheits-Apps erlegen war. An der Rauchfrei-App hatte mir schon beim ersten Durchlesen gefallen, dass sie nicht mit abschreckenden schwarzen Lungen arbeitete, sondern mit dem positiven Ausblick, man könne es schaffen, wenn man einige Tipps beherzige, z.B. das Rauchbedürfnis aufzuschieben, abzuwarten u.ä. Die vier großen" A's. Ähnliches hatte ich vor vielen Jahren in Kanada schon gesehen: wenn man dort eine Zigarettenschachtel öffnete, fiel gleichzeitig ein kleines Kärtchen mit einem Aufhörtipp heraus,z.B. einem Hinweis auf die "3 Ds" 1. Delay - 2. und 3. sind mir nie mehr eingefallen, bis ich die Seite der BZgA gefunden habe. Wir hatten es vorher in der Familie besprochen, dass es für mich nicht so gut wäre, während der Arbeitszeit mit dem Rauchen aufzuhören, da ich bei meinem letzten Versuch bei jedem kleinen Stress schon sehr aggressiv reagierte, wenn ich nicht sofort eine Zigarette bekam! Sondern im Urlaub, wenn ich entspannter wäre. Aber wie ich davon loskommen sollte, war mir noch schleierhaft, als ich im Urlaub die App freischaltete. Wie sollte ich denn diesen Stress aushalten - ohne Zigarette. "Gefühle einfach aushalten", riet die App. Tsss! Das war ja wohl die Höhe!, empörte ich mich zunächst. Ich war doch kein Junkie, der mit seinen Gefühlen nicht klarkam und Drogen nehmen musste! Ob denn der Stress mit Zigarette tatsächlich weniger werde, fragte mich die App. "Nö, das eigentlich nicht". Also Gefühle aushalten. Hhm. Kann ich ja mal ausprobieren. Wenn ich wieder zu Hause bin. Im Urlaub hat man ja nicht so viel Stress. Trotzdem war ich noch ein wenig böse "auf die App", weil "sie" mich durchschaut hatte. Versöhnlicher stimmte mich, dass sie mir vorschlug, ich sollte mich entspannen. Und bewegen. Entspannen fand mein Mann auch gut, der mir zugesagt hatte, mich beim Aufhören zu unterstützen: Wir würden ans Meer fahren und uns Liegen am Strand mieten! Das hatten wir noch nie im Urlaub gemacht, sondern waren immer in Aktion gewesen. Dort lagen wir nun unter dem Sonnenschirm am Strand und taten mit Erlaubnis der App: NICHTS! Tolles Gefüh!l Nach langer Zeit lasen wir mal ein paar Seiten. Dann taten wir wieder NICHTs und schauten aufs Meer. Unterhielten uns. Nach einiger Zeit liefen wir drei Kilometer nach links. Liegen. Später am Tag drei Kilometer langsam nach rechts. Denn ich sollte mich ja bewegen. Wenn mich das Verlangen nach einer Zigarette überkam, trank ich etwas. Ich konnte es nicht fassen: es war gar nicht so schlimm! Ich sollte mich nun aber auch belohnen, riet die App. Aber womit denn? Mein Mann musste helfen: gönn Dir doch einfach mal eine teure Sonnencreme. Geld hast Du doch gespart, weil Du nicht mehr rauchst. Oder ein Parfüm! Das war ein tolles Gefühl, in der Parfümerie in der Stadt einfach nach dem teuren Produkt zu greifen und nicht nachrechnen zu müssen... Ja, ich konnte mir das leisten! Nur durch nicht rauchen! Inzwischen waren etwa 15 Tage vergangen und meine ständige Begleiterin, die App, setzte nach:" Was ich sei: Raucherin oder Nichtraucherin? " Tja. Wenn das so einfach zu beantworten wäre! Kurz vor dem Urlaub hatte ich meiner Freundin noch gesagt, wenn ich mir mich als Nichtraucherin, ohne Zigarette in der Hand, vorstellen könnte, dann könnte ich auch mit dem Rauchen aufhören. Als wenn sie meine Gedanken lesen könnte, riet die App: Kinder hätten ja auch nicht von Geburt an eine bestimmte Identität, sie würden sie erst entwickeln. Ich könnte doch auch eine Identität als Nichtraucherin nach und nach entwickeln! Diese Gedankenleserei war mir schon unheimlich! Aber ich probierte es aus, eine neue Identität zu entwickeln. Es hat geklappt: schon im Urlaub war mir klar, dass ich nie mehr rauchen würde. Ich war froh, als ich meinem Sohn mailen konnte: ich habe aufgehört! Und kurz nach dem Urlaub war mir klar, dass ich Nichtraucherin bin. Ein paar Mal noch fragten mich ehemalige Mit-Raucherinnen enttäuscht: "Rauchst Du immer noch nicht?" Und ich konnte mitfühlend lächeln:"Nein, tut mir leid - Du musst alleine nach draußen gehen!"

Ohne das sehr professionell gemachte Ausstiegsprogramm hätte ich das aber nicht geschafft. Ich kann es nur jedem empfehlen, der mit dem Rauchen aufhören will. Mach' es! Du schaffst das, wenn Du nur willst!

eingesandt von Claire 2014