Bei mir war wohl alles ganz anders

Ich hatte auch mehrere erfolglose Versuche hinter mir, mein längster war 2,5 Jahre. Ich hörte mühsam mit Akkupunktur auf und nahm auch ganz kräftig zu. Die beiden anderen Versuche (einmal 4 und einmal 6 Wochen) waren nicht weniger mühsam, doch jetzt war alles ganz anders.

Ich musste zur Einleitung einer Hyposensibilisierungsbehandlung zwei Tage ins Krankenhaus und durfte die Station nicht verlassen. Schon vorher machte ich mir Gedanken darüber, ob dieser zweitägige Rauchstopp nicht zum Aufhören führen sollte.

Da ich ja wusste, wie schwer mir das Aufhören früher gefallen ist, kamen mir unweigerlich die Gedanken daran, welche Situationen es gibt, in denen mir das Nichtrauchen nichts ausgemacht hat:
1. Ich konnte nie vor dem Frühstück rauchen, und wenn das Frühstück erst um 12.00 Uhr war, dann habe ich erst danach geraucht.
2. Ich bin nie nachts aufgestanden zum Rauchen.
3. Ich konnte mich stundenlang in öffentlichen Gebäuden aufhalten ohne zu rauchen.
4. Ich konnte dieses ganze Drumherum beim Fliegen und das Fliegen selbst vertragen, ohne überhaupt an Zigaretten zu denken.
5. und es gab noch viele Situationen! Vor allen Dingen habe ich meist das Rauchen vergessen, wenn ich schwer beschäftigt war.
Wenn dem so ist, dass es Situationen gibt, bei denen ich nicht mal an das Rauchen gedacht habe, dann bin ich nur im Kopf abhängig und nicht körperlich. Den Kopf muss man eben überlisten.

Genauso war es! Ich fuhr also am ersten Tag zum Krankenhaus und ließ auch meine Zigaretten zu Hause, denn ich wollte einen vollen Nichtrauchertag. Die zwei Tage im Krankenhaus störten mich nicht, man war ständig mit irgend etwas beschäftigt. Am dritten Tage wurde ich vormittags entlassen und bin zur nächsten Tankstelle, zum Tanken und um einen Latte Macchiato zu trinken, gefahren. Ich dachte: "Ich könnte ja jetzt wieder rauchen und mir hier Zigaretten kaufen. - Ach nöö, ich habe ja zu Hause noch welche. Fahre ich erst einmal nach Hause." Zu Hause angekommen dachte ich: "Ach, eigentlich könnte ich jetzt meine Zigaretten nehmen und wieder rauchen. Ich habe ja niemandem etwas versprochen. - Ach nöö, ich probiere es mal, ob ich es noch länger schaffe." Und ich kriegte auch den dritten Tag ohne zu rauchen voll. In den nächsten Tagen bemerkte ich, dass ich lange Zeiten hatte, in denen ich überhaupt nicht an das Rauchen dachte. Dann kam der Gedanke an das Rauchen mal kurz auf, verschwand aber gleich wieder. Das war bei meinen früheren Versuchen aber anders. Da hat es ewig gedauert bis das Gefühl weg war.

Nun bin ich fast vier Monate Nichtraucher. Es ist noch eine kurze Zeit, aber da ich überhaupt kein Verlangen nach Zigaretten habe und mir auch jedes Mal denke, wenn ich jetzt eine rauchen würde, würde ich wahrscheinlich ohnehin husten und sie würde mir nicht schmecken, also lasse ich es lieber, da denke ich auch, dass es dieses Mal endgültig ist.

Ich denke, viele Raucher machen mehrere Versuche durch. Sie brauchen sich nicht zu schämen, wenn sie wieder rückfällig werden. Ich denke, ein Raucher hört erst dann dauerhaft auf, wenn der Kopf bereit ist dazu. Das konnte ich am eigenen Leib erfahren, indem ich die verschiedene Schwere meiner Aufhörversuche betrachte und sehe, dass dieses Mal das Aufhören so leicht war, als hätte ich nie geraucht.

Ich wünsche allen Aufhörwilligen, dass ihr Kopf irgendwann so bereit ist, dass ihnen das Aufhören keine Probleme macht.

eingereicht von dagpes