Neue Studie: Ist „Passiv-Dampf“ ein Problem für die Gesundheit?

Stellen Sie sich einmal folgende Situation vor: Sie haben zu einer kleinen Feier bei sich zu Hause eingeladen. Die Gäste sind über die wichtigsten Dinge informiert, darunter auch über die geltenden Corona-Regeln und darüber, dass ausschließlich auf dem Balkon geraucht werden darf. Nun fragt einer der Gäste, ob Letzteres denn auch für ihn und seine E-Zigarette gelte. Wie würden Sie entscheiden? Machen Sie beim Dampfen eine Ausnahme? Oder gelten bei Ihnen dafür die gleichen Regeln wie für das Rauchen? Eine aktuelle Studie aus den USA könnte eine Entscheidungshilfe geben.

Schädlichkeit von Passiv-Dampf: kein einfaches Thema
Während sich bei vielen Menschen inzwischen herumgesprochen hat, dass Passivrauchen (das unfreiwillige Einatmen von Zigarettenrauch aus der Umgebungsluft) eindeutig gesundheitsschädlich ist, gibt es beim Thema „Passiv-Dampfen“ – wenn also Luft eingeatmet wird, die mit dem Dampf von E-Zigaretten vermischt ist – noch Wissenslücken (und auch noch Forschungsbedarf).

Zwar wurde in einigen Studien bereits untersucht, wie sich der von der E-Zigarette erzeugte Dampf auf die Gesundheit von Dritten auswirken kann. Dennoch weiß die Fachwelt insgesamt deutlich weniger über diese Auswirkungen als über die Folgen des Passivrauchens. Das liegt unter anderem daran, dass E-Produkte noch nicht so lange auf dem Markt sind wie reguläre Tabak-Zigaretten. Außerdem gibt es so viele unterschiedliche E-Zigaretten-Modelle und eine Vielzahl verschiedenartiger Liquids, dass es schwer ist, allgemeingültige Aussagen über die Schädlichkeit von  E-Zigaretten-Dampf zu treffen.

Ein paar erste Erkenntnisse über die Gesundheitsschädlichkeit von E-Zigaretten gibt es dennoch. Zudem werden immer wieder neue Studienergebnisse veröffentlicht, unter anderen auch zum Thema „Passiv-Dampf“. Vor Kurzem ist eine Untersuchung aus Amerika erschienen, die wir in dieser News für Sie zusammenfassen. Zunächst aber zum bisherigen Kenntnisstand über Passiv-Dampf, in aller Kürze:

Was man bislang zum Thema „Passiv-Dampfen“ weiß:
Wenn eine E-Zigarette konsumiert wird, vermischt sich der dabei entstehende Dampf mit der Raumluft. Deshalb können die Bestandteile des Dampfes – Nikotin und eine Reihe anderer Partikel – auch von Menschen, die sich im gleichen Raum aufhalten (und selber nicht dampfen), eingeatmet werden.
Fachleute gehen momentan davon aus, dass die Belastung der Raumluft durch E-Zigaretten-Dampf insgesamt geringer ist als durch Tabakrauch. Allerdings weisen sie auch darauf hin, dass eine Gesundheitsgefahr vor allem für sensible und vorbelastete Menschen besteht, darunter:

  • Kinder
  • Schwangere
  • alte Menschen
  • Menschen mit chronischen Erkrankungen.

 

Was die amerikanische Studie herausgefunden hat:
Jetzt konnten amerikanische Forscherinnen und Forscher in einer Studie zeigen, dass Passiv-Dampfen auf Dauer das Risiko für Kurzatmigkeit und Keuchen erhöhen kann.
Für die Untersuchung wurden über 2.000 Menschen über einen Zeitraum von insgesamt fünf Jahren einmal jährlich umfassend befragt. Es zeigte sich, dass bei Teilnehmenden, die selber nicht rauchten, jedoch regelmäßig dem Dampf von E-Zigaretten ausgesetzt waren, doppelt so häufig „bronchiale Symptome“ auftraten wie bei Nichtrauchenden, die keinen E-Zigaretten-Dampf einatmeten. Unter bronchialen Symptomen wurden in der Untersuchung unter anderem täglicher Husten oder Schleimbildung (ohne Bezug zu Erkältungskrankheiten) verstanden.

Über Kurzatmigkeit berichteten (selber nicht dampfende) Menschen, die regelmäßig E-Zigaretten-Dampf ausgesetzt waren, sogar dreimal häufiger als Nichtrauchende ohne diese Erfahrung.

Besser ist es: die eigenen vier Wände dampffrei halten
Die Studienergebnisse können als weiteres Mosaiksteinchen verstanden werden, das unser Bild von der Schädlichkeit durch Passiv-Dampfen etwas vollständiger macht. Wir bleiben dran an dem Thema und berichten, wenn es wieder interessante Befunde aus diesem Bereich gibt. Bis dahin empfehlen wir vorsorglich, mit Passiv-Dampf vorsichtig umzugehen und zum Beispiel die eigenen vier Wände nicht nur rauchfrei, sondern auch dampffrei zu halten.

Auch in der News der nächsten Woche geht es um E-Zigaretten. Dann mit der spannenden Frage: Eignen sich E-Zigaretten als Rauchstopp-Hilfe? Eine (abermals amerikanische) Studie ist zu einem interessanten Ergebnis gekommen.

 

Quellen:

  • Deutsches Krebsforschungszentrum (2020). E-Zigaretten und Tabakerhitzer – ein Überblick. 
  • Islam T., Braymiller J., Eckel SP, et al. Secondhand nicotine vaping at home and respiratory symptoms in young adults Thorax Published Online First: 10 January 2022. doi: 10.1136/thoraxjnl-2021-217041