dicht - Dichter - Gedichte - 2500.... - von allen für alle

Verfasst am: 07.12.2018, 09:50
nomorespirit
nomorespirit
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Der Schlafende muss erwachen

Wer spricht
so schlicht?
Ein Gedicht
ist es nicht!
Doch scheint der Bericht
diesem Wicht
von Gewicht:
Alles Licht
im Gesicht
ist zunicht
wenn es bricht.

Macht was draus!

Super Idee, Nomade, Du weckst mich tatsächlich aus meiner Totenruhe...

Verfasst am: 06.12.2018, 22:42
Cojote
Cojote
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Ich bin sicher nicht der große Lyriker aber allein der Widerspruch "Geh weiter, Zeit, bleib steh" ist so schön und regt zum Nachdenken an und darauf kommt's an. :-)

Verfasst am: 06.12.2018, 22:24
Nomade
Nomade
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....pfundig Cojote und mia gfällts - i hoff, andoan ach :

Feines Bild - Dein Avatar

Verfasst am: 06.12.2018, 22:19
Cojote
Cojote
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a bisserl boarische Mundart, kurz und bündig

I lieg am Bodn und hör an Wind,
wiara se stroaft im Gras.
Koa Uhr ist da, de wo mi zwingt
und sagt mir: Dua jetzt was.
I blinzl in de warme Sonn
und denk mir bloß: wia schee!
… Schad, daß ma nix derhaltn konn.
Geh weiter, Zeit, bleib steh!
Geh weiter, Zeit, bleib steh,
dua ma den Gfalln, dua net vergeh!
Geh weiter, Zeit, bleib steh,
wart bloß a bisserl,
‘s waar grad so schee!

an Autor hob i vagessn, da Helmut Zöpfl war's

Verfasst am: 06.12.2018, 21:25
Nomade
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.... jo - passend : - danke

Verfasst am: 05.12.2018, 16:06
sonja36
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Das Lied vom braven Manne

Gottfried August Bürger

Hoch klingt das Lied vom braven Mann,
Wie Orgelton und Glockenklang.
Wer hohes Muts sich rühmen kann,
Den lohnt nicht Gold, den lohnt Gesang.
Gottlob! daß ich singen und preisen kann:
Zu singen und preisen den braven Mann.

Der Tauwind kam vom Mittagsmeer,
Und schnob durch Welschland, trüb und feucht.
Die Wolken flogen vor ihm her,
Wie wann der Wolf die Herde scheucht.
Er fegte die Felder; zerbrach den Forst;
Auf Seen und Strömen das Grundeis borst.

Am Hochgebirge schmolz der Schnee;
Der Sturz von tausend Wassern scholl;
Das Wiesental begrub ein See;
Des Landes Heerstrom wuchs und schwoll;
Hoch rollten die Wogen, entlang ihr Gleis,
Und rollten gewaltige Felsen Eis.

Auf Pfeilern und auf Bogen schwer,
Aus Quaderstein von unten auf,
Lag eine Brücke drüber her;
Und mitten stand ein Häuschen drauf.
Hier wohnte der Zöllner, mit Weib und Kind. -
"O Zöllner! o Zöllner! Entfleuch geschwind!"

Es dröhnt' und dröhnte dumpf heran,
Laut heulten Sturm und Wog' ums Haus.
Der Zöllner sprang zum Dach hinan,
Und blickt' in den Tumult hinaus. -
"Barmherziger Himmel! Erbarme dich!
Verloren! Verloren! Wer rettet mich?" -

Die Schollen rollten, Schuß auf Schuß,
Von beiden Ufern, hier und dort,
Von beiden Ufern riß der Fluß
Die Pfeiler samt den Bogen fort.
Der bebende Zöllner, mit Weib und Kind,
Er heulte noch lauter, als Strom und Wind.

Die Schollen rollten, Stoß auf Stoß,
An beiden Enden, hier und dort,
Zerborsten und zertrümmert, schoß
Ein Pfeiler nach dem andern fort.
Bald nahte der Mitte der Umsturz sich. -
"Barmherziger Himmel! Erbarme dich!" -

Hoch auf dem fernen Ufer stand
Ein Schwarm von Gaffern, groß und klein;
Und jeder schrie und rang die Hand,
Doch mochte niemand Retter sein.
Der bebende Zöllner, mit Weib und Kind,
Durchheulte nach Rettung den Strom und Wind.

Wann klingst du, Lied vom braven Mann,
Wie Orgelton und Glockenklang?
Wohlan! So nenn ihn, nenn ihn dann!
Wann nennst du ihn, mein schönster Sang?
Bald nahet der Mitte der Umsturz sich.
O braver Mann! braver Mann! zeige dich!

Rasch galoppiert' ein Graf hervor,
Auf hohem Roß ein edler Graf.
Was hielt des Grafen Hand empor?
Ein Beutel war es, voll und straff. -
"Zweihundert Pistolen sind zugesagt
Dem, welcher die Rettung der Armen wagt."

Wer ist der Brave? Ist's der Graf?
Sag an, mein braver Sang, sag an! -
Der Graf, beim höchsten Gott! war brav!
Doch weiß ich einen bravern Mann. -
O braver Mann! braver Mann! Zeige dich!
Schon naht das Verderben sich fürchterlich. -

Und immer höher schwoll die Flut;
Und immer lauter schnob der Wind;
Und immer tiefer sank der Mut. -
O Retter! Retter! Komm geschwind! -
Stets Pfeiler bei Pfeiler zerborst und brach.
Laut krachten und stürzten die Bogen nach.

"Hallo! Hallo! Frischauf gewagt!"
Hoch hielt der Graf den Preis empor.
Ein jeder hört's, doch jeder zagt,
Aus Tausenden tritt keiner vor.
Vergebens durchheulte, mit Weib und Kind,
Der Zöllner nach Rettung den Strom und Wind. -

Sieh, schlecht und recht, ein Bauersmann
Am Wanderstabe schritt daher,
Mit grobem Kittel angetan,
An Wuchs und Antlitz hoch und hehr.
Er hörte den Grafen; vernahm sein Wort;
Und schaute das nahe Verderben dort.

Und kühn in Gottes Namen, sprang
Er in den nächsten Fischerkahn;
Trotz Wirbel, Sturm, und Wogendrang,
Kam der Erretter glücklich an:
Doch wehe! der Nachen war allzuklein,
Der Retter von allen zugleich zu sein.

Und dreimal zwang er seinen Kahn,
Trotz Wirbel, Sturm, und Wogendrang;
Und dreimal kam er glücklich an,
Bis ihm die Rettung ganz gelang.
Kaum kamen die letzten in sichern Port;
So rollte das letzte Getrümmer fort. -

Wer ist, wer ist der brave Mann?
Sag an, sag an, mein braver Sang!
Der Bauer wagt' ein Leben dran:
Doch tat er's wohl um Goldesklang?
Denn spendete nimmer der Graf sein Gut;
So wagte der Bauer vielleicht kein Blut. -

"Hier", rief der Graf, "mein wackrer Freund!
Hier ist dein Preis! Komm her! Nimm hin!" -
Sag an, war das nicht brav gemeint? -
Bei Gott! der Graf trug hohen Sinn. -
Doch höher und himmlischer, wahrlich! schlug
Das Herz, das der Bauer im Kittel trug.

"Mein Leben ist für Gold nicht feil.
Arm bin ich zwar, doch eß ich satt.
Dem Zöllner werd eur Gold zuteil,
Der Hab und Gut verloren hat!"
So rief er, mit herzlichem Biederton,
Und wandte den Rücken und ging davon. -

Hoch klingst du, Lied vom braven Mann,
Wie Orgelton und Glockenklang!
Wer solches Muts sich rühmen kann,
Den lohnt kein Gold, den lohnt Gesang.
Gottlob! daß ich singen und preisen kann,
Unsterblich zu preisen den braven Mann.

Verfasst am: 05.12.2018, 15:51
Sonnenschein66
Sonnenschein66
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Ach wie schade.....
Liebe Mitstreiter ,
ach jetzt wo ich das Wort lese, entdecke ich dass das Wort Streit in der Anrede eigentlich nicht sein sollte oder ist es ein Freudscher von mir?

Bitte streitet Euch doch nicht was in welchem Umfang gepostet werden soll. Ich persönlich finde es manchmal auch müssig per Smartphone über gaaaanz lange Gedichte oder Musiktexte zu lesen.
Aber wenn es mir nicht gefällt, dann lasse ich es einfach. Und wir haben die Bestätigung, dass lange Texte wohl nicht die performance beeinträchtigen.
Ich finde es nur schade dass jetzt anscheinenend ein Battle gestartet wird wer die längsten Gedichte wie oft posten kann. Beeindruckt wäre ich nur, wenn ich wüsste dass es jemand ohne nachschlagen aufsagen könnte, aber reinkopieren ist jetzt nicht der Burner.

ich würde jetzt gerne auf die besinnliche Zeit verweisen, aber leider kommt die im Alltag immer mehr.
Aber Ihr Lieben, lasst uns wenigstens hier nett miteinander umgehen. Die Welt draussen ist grausam genug.

Liebe Grüße
Claudia

Verfasst am: 05.12.2018, 15:06
sonja36
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Die Wanderratten

Heinrich Heine

Es gibt zwei Sorten Ratten:
Die hungrigen und satten.
Die satten bleiben vergnügt zu Haus,
Die hungrigen aber wandern aus.

Sie wandern viele tausend Meilen,
Ganz ohne Rasten und Weilen,
Gradaus in ihrem grimmigen Lauf,
Nicht Wind noch Wetter hält sie auf.

Sie klimmen wohl über die Höhen,
Sie schwimmen wohl durch die Seen;
Gar manche ersäuft oder bricht das Genick,
Die lebenden lassen die toten zurück.

Es haben diese Käuze
Gar fürchterliche Schnäuze;
Sie tragen die Köpfe geschoren egal,
Ganz radikal, ganz rattenkahl.

Die radikale Rotte
Weiß nichts von einem Gotte.
Sie lassen nicht taufen ihre Brut,
Die Weiber sind Gemeindegut.

Der sinnliche Rattenhaufen,
Er will nur fressen und saufen,
Er denkt nicht, während er säuft und frißt,
Daß unsre Seele unsterblich ist.

So eine wilde Ratze,
Die fürchtet nicht Hölle, nicht Katze;
Sie hat kein Gut, sie hat kein Geld
Und wünscht aufs neue zu teilen die Welt.

Die Wanderratten, o wehe!
Sie sind schon in der Nähe.
Sie rücken heran, ich höre schon
Ihr Pfeifen - die Zahl ist Legion.

O wehe! Wir sind verloren,
Sie sind schon vor den Toren!
Der Bürgermeister und Senat,
Sie schütteln die Köpfe, und keiner weiß Rat.

Die Bürgerschaft greift zu den Waffen,
Die Glocken läuten die Pfaffen.
Gefährdet ist das Palladium
Des sittlichen Staats, das Eigentum.

Nicht Glockengeläute, nicht Pfaffengebete,
Nicht hochwohlweise Senatsdekrete,
Auch nicht Kanonen, viel Hundertpfünder,
Sie helfen Euch heute, Ihr lieben Kinder!

Heut helfen Euch nicht die Wortgespinste
Der abgelebten Redekünste.
Man fängt nicht Ratten mit Syllogismen,
Sie springen über die feinsten Sophismen.

Im hungrigen Magen Eingang finden
Nur Suppenlogik mit Knödelgründen,
Nur Argumente von Rinderbraten,
Begleitet mit Göttinger Wurst-Zitaten.

Ein schweigender Stockfisch, in Butter gesotten,
Behaget den radikalen Rotten
Viel besser als ein Mirabeau
Und alle Redner seit Cicero.

Verfasst am: 05.12.2018, 14:58
Curley
Curley
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Danke Stefanie...

So kann man ein Thema auch "kaputtschreiben"...Schade

Verfasst am: 05.12.2018, 14:54
Asbachgirl
Asbachgirl
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Das sind mir zu viele Gedichte auf einmal... Sorry, Sonja, aber ich dachte, du findest das mit den Gedichten doof?