dicht - Dichter - Gedichte - 2500.... - von allen für alle

Verfasst am: 23.12.2018, 22:26
Nomade
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.... erst habe ich noch überlegt, ob ich auf "Senden" drücken soll - immerhin ist das schon ein paar Tage alt, hat aber eigentlich nichts an Aktualität eingebüßt - will aber auch keine/n schockieren....
Aber dann sah ich die magische Uhrzeit - da mußte es sein - "höhere Gewalt" ohne Gewalt....

Verfasst am: 23.12.2018, 22:22
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Eines Tages werde ich mein Leben beenden.

Ich werde mich an der großen, toten Eiche erhängen. Ich werde
mich kopfunter aus einem möglichst hoch gelegenen Fenster stürzen.
Ich werde in die Wüste gehen, dort einzutrocknen. Ich werde
einen Stein an meine Füße binden, mir die Hände fesseln und
von einer Klippe in das Meer springen, Ich werde meine Bücher
nehmen, durch den Wald laufen, den Berg ersteigen und
vergessen:
Eure Lügen werde ich euch zurückgeben und eure leeren Versprechen.
Von meinen Fragen, die ihr nie beantwortet, den Bitten, die ihr
nicht erfüllt habt, werde ich euch befreien. Und für jede Umarmung
werde ich euch umarmen, für jeden Kuß werde ich euch küssen, jeden
eurer Schreie werde ich schreien -

Eines Tages werde ich meinen Tod beenden und sterben.

aS 18/07/85

Verfasst am: 21.12.2018, 18:49
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... von meiner Lieblingsdichterin:

Else Lasker-Schüler

Mein Tanzlied
(Dem schönen Schauspieler Erich Kaiser-Titz)

Aus mir braust finstre Tanzmusik,
Meine Seele kracht in tausend Stücken.
Der Teufel holt sich mein Mißgeschick,
Um es ans brandige Herz zu drücken.

Die Rosen fliegen mir aus dem Haar
Und mein Leben saust nach allen Seiten,
So tanz ich schon seit tausend Jahr,
Seit meiner ersten Ewigkeiten.

Verfasst am: 19.12.2018, 10:54
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Oh Herry,

Dein Text ist leider top-aktuell.... auch nach den zwölf Jahren
Ja, es ist zum Heulen.
Vor allem auch für Menschen, die schon einmal etwas anderes erleben durften - das freilich auch nicht fehlerfrei war, aber zumindest nicht von der Gier getragen worden ist....
(Die Aktien der Tabakkonzerne stehen bestimmt auch sehr gut )

Aber es gibt Hoffnung - als ich meinem Sohn, jetzt 26 Jahre, gerade in seiner hoffentlich letzten Ausbildung, geraten habe, mit Fonds für sein Alter vorzusorgen - denn seine Generation wird in dieser Gesellschaft bestimmt nur noch eine Rente am Existenzminimum und abzugsfrei erst ab 70 bekommen - antwortete er mir, daß er dies nur tun würde, wenn er eine ethisch saubere Anlage finden würde.... Kann ich doch nicht allzuviel falsch gemacht haben....
Vielleicht hilft ihm mein Beispiel ja sogar mal, mit dem Rauchen aufzuhören....

Meinem Sohn

Du
hast mich
aufgebrochen so
warm und
weich so
unendlich, als
mein Leben lange
schon
abgebrochen
worden
war.

Ich
werde wohl
auch
morgen noch
nicht
zerbrochen
sein und
brech' doch
täglich.

Wir
sind gefesselt
aneinander warm
und weich
und so
unendlich
endlich doch
manches
Mal möchte ich
ausbrechen
können.


aS 09/09/99

Verfasst am: 15.12.2018, 05:22
nomorespirit
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Danke.
(manchmal reicht nur ein einziges Wort. Aber ich bin halt auch nur ein altes Plappermaul. Und neugierig auch. Curiosity killed the cat. And vice versa. Damit zufrieden ich bin. Vorerst :riesengrinser

Verfasst am: 12.12.2018, 08:04
Nomade
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Guten Morgen Roland,

leider war es mehr als ein Sturm im Wasserglas - zumindest von den Folgen her.... pearle weg, mit ihr der Forumshausener Bote weg....
Ich möchte/werde aber nicht alles wieder aufwärmen.
Im Gegensatz zu Eintopf wird der Geschmack davon nicht besser....

Es freut mich, daß Dir meine Idee gefällt."Schöne Lyrikfalle"
Natürlich erliege ich nicht dem Glauben, ein Gedicht könne bewirken, daß wir rauchfrei werden/bleiben - aber besser, man verbreitet Gedichte, als stinkende Gerüche.... :

Christian Morgenstern

Gruselett

Der Flügelflagel gaustert
durchs Wiruwaruwolz,
die rote Fingur plaustert,
und grausig gutzt der Golz.

Verfasst am: 12.12.2018, 03:34
nomorespirit
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Hallo Asbachgirl (und alle in dieser schönen Lyrikfalle:lol,

wir sind uns hier noch nicht direkt begegnet.
Ich hoffe, ich verschrecke Dich nicht - scheint eines meiner Attribute zu sein
Dein Gedicht gefällt mir außerordentlich gut.
Ich will's nicht analysieren oder sonst weiter bewerten.
Tatsache ist, es hat mich bewegt
und es hat dazu geführt, dass ich völlig (?) zufällig auf eine Art Antwort gekommen bin:

Isolde Kurz
Wegwarte

Mit nackten Füßchen am Wegesrand,
die Augen still ins Weite gewandt,
saht ihr bei Ginster und Heide
das Mädchen im blauen Kleide?

– Das Glück kommt nicht in mein armes Haus,
drum stell ich mich hier an den Weg heraus;
und kommt es zu Pferde, zu Fuße,
ich tret' ihm entgegen mit Gruße.

Es ziehen der Wanderer mancherlei
zu Pferd, zu Fuß, zu Wagen vorbei.
– Habt ihr das Glück nicht gesehen?
Die lassen sie lachend stehen.

Der Weg wird stille, der Weg wird leer,
– so kommt denn heute das Glück nicht mehr?
Die Sonne geht rötlich nieder,
ihr starren im Wind die Glieder.

Der Regen klatscht ihr ins Angesicht,
sie steht noch immer, sie merkt es nicht:
– Vielleicht es ist schon gekommen,
hat die andere Straße genommen.

Die Füßchen wurzeln am Boden ein,
zu Blumen wurde der Augen Schein,
sie fühlt's und fühlt's wie im Traume,
sie wartet am Wegessaume.

---

Die Erde hat sich seitdem weitergedreht.
Nichts ist mehr so wie es wahr?
Cychorium intybus - steht immer noch am Wegesrand,
trotz DDT, Glyphosat und weitaus schlimmrer Sünden.

Leuchtet weiter blau!

Verfasst am: 11.12.2018, 12:58
Asbachgirl
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Einzelgänger

Ich kann nicht sagen, dass ich nicht gerne
Unter Menschen bin
Sich begegnen, voneinander lernen
Ein Lächeln austauschen
Oder in Gesellschaft schweigen
Doch schon bald zieht es mich wieder fort
Weiterziehen, alleine durch die Gegend ziehen
Über die Wiesen und Wege
Durch die Straßen
Immer auf den Spuren meiner selbst
Auf dem Weg zu meiner persönlichen Freiheit
Doch manchmal halte ich inne und frage mich
Ob ich diese Freiheit nicht auch - oder nur -
Im anderen finden kann
Doch wer sollte dies sein? Vielleicht er? Vielleicht sie?
Und erliege wieder einem Trugschluss
Vielleicht werde ich niemals frei sein
Aber über die Wiesen und Wege
Durch die Straßen
Läuft es sich - für mich- noch immer am besten:
Allein


Ist von 2006... ;)



Verfasst am: 11.12.2018, 01:11
nomorespirit
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Hallo Nomadin,
also- zumindest bin ich ja zu Tode erschrocken. Was war hier los? Lohnt es sich noch, darüber zu reden/ schreiben? Oder ist der Sturm im Wasserglas ohne bleibende Schäden vorbeigezogen...
Aus meinem WZ hat plötzlich und unvermittelt eine Elfin all ihre Spuren weggezaubert.
Die Sonne hat auch nicht mehr so die rechte Lust durch die Schwaden in meiner Bude zu blinzeln (gut, ich habe die Läden ja vorher schon dicht gemacht).
Und auch sonst: heller Aufruhr im dunklen Netz.
Wie schön, dass wenigstens ein paar alte Bekannte noch tapfer ihren Dienst schieben.
Und dazu gehörst Du. Deshalb mein Eintrag als kleines Dankeschön!
Aberrrrr - es war kein Gedicht UND auch kein Text.
Sorry, ich bestehe drauf: es war ein Nicht-Gedicht!
Gruß, der verrückte Reimmacher

Verfasst am: 10.12.2018, 15:27
Nomade
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Hallo Roland,

so richtig tot wirkt Dein Text aber nicht....:
Ich find ihn echt gut - da brauch ich nx "draus zu machen"

Ne kleine Reimerei von mir - natürlich nicht annähernd so anspruchsvoll.... :

Heute ist mir nicht nach Scherzen,
die Nase läuft, die Glieder schmerzen,
nach Sonne: Sturm und kalter Regen,
die sich mir auf den Bregen legen.
Damit ist jetzt auch schon Schluß,
weil ich zu allem Überfluß
auch noch weiter schaffen muß.

aS 10/12/18