3. Versuch ab 6.März - Alternativen zur Stressbewältigung?

Verfasst am: 25.03.2019, 13:21
miezhaus
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Hallo Hans,

also ich kann Dir auch nur danken für Deinen plastischen und spanndenen Bericht. Wenn ich sowas lese, dann bin ich auch fest davon überzeugt, daß Du um Klassen stärker bist als Dein innerer Schweinehund. Mal abgesehen daß ich wie Du nicht sicher bin, ob solche Touren rauchend überhaupt sowohl körperlich als auch moralisch ein Genuß oder überhaupt möglich sind. Sowieso, daß Du während der Tour nur zwei- bis dreimal ans Rauchen gedacht hast, ist in dieser Rauchfrei-Phase nach zwei bis drei Wochen schon eine Seltenheit. Ich glaube es läuft super bei Dir.

Ich für mich persönlich kann Dir definitiv bestätigen, daß für mich die schmerzhaftere Entwöhnung die wirkungsvollere war. Hatte ich mir beim ersten Rauchstopp, der unfaßbar einfach war, nie Gedanken über Rückfälle gemacht, war ich mir niemals sicher gewesen, abstinent zu bleiben und fand den Gedanken nicht mal schlimm ("und wenn schon, hör ich halt wieder auf, war ja ganz einfach!"), so mußte ich mich in der zweiten Rauchfreikarriere mit körperlichen, vor allem aber psychischen Entzugserscheinungen herumschlagen, die mich lange begleitet haben. Das hat mich zur Auseinandersetzung mit der Sucht geführt, was ja sowieso für manchen Aufhörer unheimlich heilsam ist, so auch für mich, und auch zu der Überzeugung, daß ich diese Schinderei kein zweites Mal mehr brauche! Ich glaube, meine Rauchfreiheit steht jetzt auf sichereren Beinen als vor dem letzten Rückfall vor inzwischen etwas über acht Jahren (von denen ich bald auch schon wieder fünf Jahre rauchfrei bin). Und ich freu mich wirklich sehr für Dich, daß Du in der Lage bist, das auch so für Dich anzunehmen, zu spüren, was die Sucht mit Dir macht, wenn Du Dich zu befreien versuchst, und Dir klar machst, daß dieser steinige Weg in die Freiheit führt - und dann aber auch nicht noch einmal beschritten werden muß. Ich bin der Meinung, das ist auch ganz wichtig für die nachhaltige Rauchfreiheit.

Von den körperlichen Verbesserungen wirst Du in der nächsten Zeit sicher noch mehr spüren. Es gibt praktisch kein Organsystem, daß nicht vom Rauchstopp profitiert. Schau mal, wenn Du Interesse hast, kannst Du Dir hier den Regenerationsprozess mal zu Gemüte führen:

http://www.rauchfrei-info.de/aufhoeren/vorteile-des-rauchstopps/gesundheit/

Manche dieser Regenerationsprozesse spürt man, manche laufen praktisch im Hintergrund mit. Ich gebe Dir Recht, daß Du diese Verbesserungen in Deinem Bewußtsein ankommen lassen mußt, deswegen schicke ich Dir das auch. Mach Dir ruhig bewußt, was Du für Dich tust.

Daß Du noch schwere Phasen spürst, ist indes (leider) ganz normal in der Phase des Entzugs, in der Du Dich befindest. Zwei, fast drei Wochen ohne sind zweifelsohne eine ganz tolle Leistung Hans! Aber etwas, das wir uns über Jahre hinweg anerzogen haben, kriegen wir nicht innerhalb weniger Wochen rückstandslos aus den Knochen. Bitte habe da noch etwas Geduld mit Dir. Du merkst ja schon selbst, Du kannst die schwierigen Phasen überwinden, und das wirst Du auch weiterhin schaffen! Akzeptiere sie weiterhin, jede Schmacht und jeder schwierige Moment, den Du überstehst, bringt Dich ein Stück näher an die dauerhafte Rauchfreiheit. Und momentan sind diese Momente auch noch ganz normal und da bist Du auch nicht allein mit. Du packst das Hans!

Meinerseits danke ich Dir für Deine warmen Worte, ich habe mich wirklich darüber gefreut. Aber mir ist echt kein Dank geschuldet, ich freu mich doch, wenn ich anderen Aufhörern ein bißchen was davon zurück geben kann, was mir selber auf meinem Weg so geholfen hat! Ich weiß wie wichtig da etwas Rückhalt und Beistand ist, manchmal auch das Gefühl, daß man mit bestimmten Schieflagen nicht allein dasteht, daß andere das schon kennen - das macht es mitunter leichter zu akzeptieren. All das weiß ich, deshalb gebe ich das auch herzlich gern weiter. Dafür ist mir nicht zu danken. (Aber ganz lieb von Dir *freu*)

Ich hoffe bald wieder von Dir zu lesen, gerne wieder so spannende Berichte (ich kann jetzt schon kaum erwarten, was Du nach einigen Tagen Südtirol weißt!). Bleib gesund, komm heil wieder und weiterhin eine gute Rauchfrei-Zeit! Sonnige Grüße sendet Dir

Lydia

Verfasst am: 21.03.2019, 09:41
BergHans17
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Hallo Lydia,

vielen Dank für deine lange Antwort! Echt vielen Dank! Du gibst dir da richtig Mühe! Und es hilft und wirkt! Dafür kann ich nicht oft genug Danke sagen. Das unterstützt mich sehr und so sind jetzt schon die ersten 2 Wochen und 1 Tag geschafft. Ohne nur den Hauch einer Kippe und ohne Alkohol.
Auch wenn es immer wieder richtig schwere Phasen gibt....

z.B. dieser Druck im Kopf...er ist schwächer geworden...und fühlt jetzt tatsächlich wie Watte im Kopf an. Also keine neue Krankheit sondern "nur" eine Entzugserscheinung. Deswegen bin ich auch nicht zum Arzt. Es wird sicher besser werden. Die Rauchstopp versuche davor, habe ich diese Entzugserscheinungen vermutlich weggesoffen...so betäubt, dass sie nicht mehr spürbar sind. Ich bin davon überzeugt, dass man den Entzug spüren muss, dass ein Leiden dazu gehört, um sich dann auch genau an dieses Leiden zu erinnern und wieder anzufangen. Denn das Leiden wird besser! Für 2 Wochen ist schon verdammt viel geschehen.

Mein Körper hat sich verändert. Aber sowas von! Das macht Spaß zu beobachten. Ich schlafe besser. Ich schlafe weniger! 6 -7 Stunden reichen völlig aus. Vorher brauchte ich 2 Stunden mehr pro Nacht. Das war dann nur Erholungsschlaf vom Rauchen. Das zieht dem Körper gewaltig Energie. Seit dem Rauchstopp ist Energie und Kraft da...kein Vergleich zu vorher. Und dieses Erleben muss sich tief im Gedächtnis eingraben. Darauf will ich zurückgreifen können, wenn ich ans Rauchen denke.

Und so auch letztes WE auf Tour. Es war eine Eiswand in den Dolomiten. Zunächst 3,5 Stunden Zustieg zur Wand. Der Start war mitten in der Nacht um 4 Uhr (es sollte ja noch ein langer Tag werden). Dann in der Eisrinne lag viel Schnee und man musste spuren. Das ist sehr anstrengend. Ohne Pause ging es weitere 550 hm weiter hoch. Dann wurde der Schnee weniger, das Gelände steiler und es kamm sehr schwierige Kletterei. Es gab eine einzelne Seillänge (ca. 50 m), die hat so lange gedauert wie die unteren 550 m... Mit Sonnenuntergang haben wir den Gipfel erreicht, aber damit war noch nix geschafft. Es folgte ein schwieriger Abstieg im Dunkeln. Immer wieder queren auf Bänden, ein paar Meter abseilen, wieder queren, eine vereiste Rinne abklettern, im Fels abklettern....uns so weiter. Bis endlich der Gletscher unten erreicht war. Da dürfte es schon wieder Mitternacht gewesen sein. Dann noch gute 3 Stunden zurück zum Auto...knappe 24h durchhalten als Raucher....das wäre wahrscheinlich nicht gegangen. Zumindest nur und noch ärgerer Anstrengung. Die ganze Tour dachte ich nur am Schluss ein 2 bis 3 mal ans rauchen. Aber eher weil ich nervlich recht ausgelaugt war und es über lange Abschnitte einfach nur gefährlich war. Naja, das gehört aber bei dieser Sportart dazu, der Clou ist es die unsichtbare Grenze nicht zu überschreiten. Und trotz Routenbeschreibungen, Texten im Internet ist es oft ganz anders als erwartet. Das macht ja auch irgendwie den Reiz aus.

Und so als Nichtraucher ist man auch recht schnell von solchen Strapazen erholt. Ok, Sonntag lag ich flach...Selbt Kaffee machen war eine Anstrengung. Aber Am Montag war ich schon wieder in der Kletterhalle. Und so gehts grad weiter...morgen startet die nächste Tour...5 Tage...nochmal Südtirol. Die Vorfreude ist riesig. Das sind die Belohnungen die ich mir als nichtraucher gönne. Das kostet Urlaub, Benzingeld und viel Arbeit am Haus bleibt liegen. Aber es ist das was mich glücklich macht und wirklich belohnt.

In diesem Sinne, bis bald. Dann werde ich das neue Wohnzimmer beziehen. Übergangsweise folgt erstmal ein Biwak:
Hebe die Haare und Grüße die Füße,
Hans

Verfasst am: 19.03.2019, 10:45
miezhaus
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Guten Tag Hans,

also erstmal, bitte mach Dir mal gar keinen Streß, wann Du wem was schreiben solltest. Der Zuspruch kommt hier gerne zu Dir, und es wird nicht aufgerechnet. Das Forum soll Dir helfen, Dich stützen, in dem Maße wie es Dir gut tut. Dabei gehst Du keine Verpflichtungen ein, Deinerseits irgendwo zu schreiben! Jetzt kümmere Dich in aller Ruhe mal um Deine eigene Rauchfrei-Karriere, bewältige erstmal Deinen Suchtdrachen, so, wie es Dir zupasse kommt, gerne in Deinem eigenen Wohnzimmer. Wenn Du irgendwann später zu erleichterten Bedingungen Lust hast, Zuspruch zu verteilen, ist es auch schön, und wenn nicht, dann auch. Mach Dir keinen Kopf.

Ja von diesem Kopfdruck habe ich hier schon mal gelesen. Das scheint eine nicht ganz so seltene Entzugserscheinung zu sein und gibt es offenbar in verschiedenen Ausprägungen. Viele beschreiben einen "Wattekopf", also den hatte ich auch. Dieser Druck, den Du verspürst, wird wohl eine stärkere Form davon sein. Deine Idee, beim Arzt vorstellig zu werden, wenn es nicht besser wird, unterstütze ich vollkommen! Denn selbst wenn ich mir vorstellen könnte, daß es eine Entzugserscheinung ist (und selbst dann kann, vielleicht sogar muß der Arzt helfend tätig werden), so könnte es dafür ja auch noch andere Ursachen geben. Es ist sicher kein Schaden, wenn Du es einfach mal abklären läßt.

Ja Du... ich habe auch die Erfahrung gemacht, daß sich die Entzüge nicht gleichen, nicht mal beim selben Aufhörer. Ich habe auch zweimal erfolgreich aufgehört, aber diese beiden Rauchausstiege hatten nichts miteinander gemeinsam. Alle Erfahrungen aus dem ersten konnte ich beim zweiten in die Tonne kloppen. Sie können sich völlig unterschiedlich darstellen und entwickeln Hans. Das ist auch nicht außergewöhnlich. Mein zweiter Entzug war auch in jeder Hinsicht happiger als der erste, körperlich wie seelisch. Das ist zwar schade und mordsanstrengend, das kann ich Dir nachfühlen und tut mir wirklich leid, weil ich selber weiß, wie ich da irritiert war und gelitten habe Hans. Ich möchte Dich jedoch einfach einladen, den Entzug so wie er jetzt ist, anzunehmen und auf ihn zu reagieren. Manchmal fällt es schon leichter, wenn man seinen Frieden mit den Unannehmlichkeiten macht, sich sagen kann, ist doof aber ist jetzt halt schon mal so, also was können wir jetzt dagegen tun? Es bleibt ja auch nicht so doof, davon darfst Du getrost ausgehen.

Daß Du Dir hier den Frust von der Seele schreibst, kann ich nur befürworten, es hilft bei der Auseinandersetzung mit der Sucht und Dir auch, Schmachter zu überstehen. Das weiß ich auch noch von meiner Entwöhnung her, es gab Zeiten, da habe ich hier nonstop gepostet, getobt, gejammert, geschmachtet, und allein das und die Gemeinschaft hat es mir ermöglicht, nicht zum nächsten Kiosk zu rennen und mit Zigaretten zu holen. Also schreib soviel Du willst, soviel Dir gut tut! Das ist schon richtig so. Find ich gut.

Ganz was anderes, wie war denn Deine Tour jetzt am Wochenende? Wo ging es denn lang, war es schön da? Laß gerne hören - und ja, es ist einerseits ein Ablenkungsmanöver, andererseits interessiert es mich wirklich!

Ich wünsche Dir einen guten Dienstag und freue mich, wieder von Dir zu lesen. Bis dahin grüßt Dich

Lydia

Verfasst am: 13.03.2019, 16:38
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Hey hou, Hallou,

ja elixir, darum gehts doch, oder? Das klettern soll spaß machen. Auf welchem Niveau ist ja völlig egal, solange man nicht sein Geld damit verdient. Leider schreibt sich das leichter als getan...wenn der eigene Ehrgeiz dem im Wege steht. Oder wie du es auch schreibst der Perfektionismus. Und gerade der Ehrgeiz ist aber grad die beste Stüzte um dieses Nicht-Rauchen durch zu ziehen.

Dieser Druck im Kopf kommt immer wieder. Es nervt total! Jetzt am Wochenende werde ich eine längere Tour machen. Mit sehr viel Bewegung und frischer Luft und wahrscheinlich auch etwas Adrenalin. Ein ganz guter Cocktail eigentlich. Wenn es dannach nicht besser ist, dann gehe ich zum Arzt.

Ich kapier es nicht...ich habe doch schon die Erfahrung von 2 Versuchen. Und jetzt der große Wille...nix mit mal Versuchen...sondern knallhartes durchziehen...und es kommt mir viel schwerer vor als die letzten Male. Ein Punkt gibt es da noch: Bei den den ersten 2 Versuchen habe ich relativ viel Alkohol getrunken. Vielleicht habe ich nur die eine Sucht durch die andere ersetzt. Momentan faste ich auch Alkohol. Das will ich zumindest bis Ostern durchziehen, und dannach auch nicht mehr als 6 Bier die Woche. Das ist so ein Trinkplan den ich mir erarbeitet habe. Und ich komme ja auch recht gut ohne Alkohol klar. Als Raucher sowieso...weil man ja noch eine Sucht hat...und jetzt als Nichtraucher...manomann. Kann ja nur besser werden.

Und alles "nur" im Kopf. Bis auf den hohen Blutdruck im Kopf, der sich kurz vorm explodieren anfühlt (aber keine Kopfschmerzen...), gehts mir körperlich sehr gut. Essen schmeckt. Sport macht mehr Spaß. Aber seelisch ist es für mich diesmal hart.

Deswegen kommen hier lange Texte. Einfach ein bisschen was los werden. Und ich freue mich auf jeden Besuch und eine kleine Antwort oder einen ermutigenden Zuspruch. Ist schon klar, das sollte von mir auch bald mal kommen. Nur kenne ich euch noch nicht so...und es vergeht ja bestimmt etwas Zeit bis sich so ein Grüppchen findet die sich immer wieder mal besuchen. Noch schwimme ich hier im Forum etwas rum, und habe noch keine gute Struktur. Aber das kann ja alles noch werden. Nächste Woche gibts dann auch ein neues Wohnzimmer. In der "Nicht-mehr-Raucher...aber noch hart am kämpfen"- Rubrik.

Viel Kraft euch allen, und bis demnächst.
Hans

Verfasst am: 11.03.2019, 21:37
BergHans17
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Hallo Liebe Mitsteiter,

heute war irgendwie ein schwerer Tag. Die Suchtanfälle kommen immer noch mehrmals am Tag. Sie haben in ihrer Intensität im Vergleich zu den ersten 3 Tagen auch kein bisschen nachgelassen. Es ist gerade echt ein Kampf. Aber mein Wille ist groß.

Ein Freund hatte gute Worte: Ich solle mich fragen was ich will....Was will ich jetzt???? Und was will ich mehr??? Was will ich erreichen? Tja, dann wird dass was man jetzt will, vielleicht gar nicht so wichtig. Klar jetzt will ich rauchen! Und dann? Will ich dann voll schlecht gelaunt sein, weil das Gefühl mich übermannt es wieder nicht geschafft zu haben? Was ist wichtiger? Wenn man fähig ist das zu denken, hilft es. Mir zumindest. Aber ich bin auch nicht immer dazu fähig...Dass ich nicht rauche ist auch Glück...es gab (gerade heute) Momente da wollte ich so sehr, ich hätte es sofort getan hätte ich eine Kippe gehabt. Um welche zu Kaufen ist die Hemmschwelle dann doch noch etwas größer.

Ein Problem kommt noch dazu. Das kenne ich von meinen vorherigen Aufhör-Versuchen nicht. Ich habe so einen Druck im Kopf (der zeitlich meistens, aber nicht immer mit den Schmachtattaken zusammenhängt). Es fühlt sich wie ein enorm hoher Blutdruck im Kopf an. Das beginnt so knapp hinter den Ohren und füllt den ganzen Bereich dazwischen aus. Ich kenne so ein Gefühl am ehersten in totaler Wut. Aber nur wenn man so richtig zur Weißglut gebracht wird. Es geht dann schon wieder weg mit der Zeit. Aber fühlt sich wirklich nicht toll an und es macht micht sehr reizbar und agressiv. Ich habe es noch unter Kontrolle aber es ist wirklich sehr anstengend.

Kennt das jemand? Was macht ihr dagegen? Sport hilft nicht viel...also nicht gar nicht...aber es kommt trotzdem dann wieder. Naja, bald ist zumindest wieder ein Tag geschafft... Der 6. Tag...hart verdient.

Bleibt tapfer und stolz.
Grüße,
BergHans

Verfasst am: 08.03.2019, 10:28
Nomade
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Moin Hans,

das hört sich ja mal richtig gut an - chapeau!
Du hast es trotz der grenzwertigen äußeren Umstände durchgezogen.
Klar ist es wichtig, wenn der Dauerstreß weg ist, wieder ein wenig inne zu halten - machst Du genau richtig.

Und für viele ist der Gedanke DIE NÄCHSTE ZIGARETTE RAUCHE ICH NICHT - was danach kommt, werden wir sehen, ABER DIE NÄÖCHSTE WIRD NICHT GERAUCHT wesentlich besser zu händeln, als dieses "nie wieder"....
Irgendwann kommst Du dann über die NÄCHSTE STUNDE, IN DER WIRD NICHT GERAUCHT auf später HEUTE RAUCHE ICH NICHT - was morgen wird, entscheidet sich morgen....
Ein Schritt nach dem anderen.... ein Wohnzimmer hier heißt sogar so "Auch der längste Weg fängt mit dem ersten Schritt an" (oder so ähnlich - jedenfalls mit diesem Sinn).

Viel Erfolg weiterhin
auf Deinem so positiv begonnenen rauchfreien Weg
wünscht
de Nomade

Verfasst am: 08.03.2019, 10:02
BergHans17
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Hallo Forum, Hallo Lydia!
Danke, dass du an meinem schwierigen Tag vorgestern gedacht hast! Und Ja! Ich habs durchgezogen. Heute ist tatsächlich der dritte Tag ohne Kippen, obwohl alles anders kam als geplant... Der ganze Körper und Gemütszustand spielt verrückt.
Der Plan...5 Tage Bergtour ohne Rauch und Alkohol...tollen Blicken in die Landschaft und dann als auskurierter Nichtraucher nach Hause kommen...und dazu noch voll Tiefenentspannt zu sein, hat mal gar nicht geklappt. Ein Handwerker hat viele Dinge beim renovieren echt schäbig gemacht. Also hieß es in den letzten 3 Tagen alles nachzuarbeiten. Und das waren 3 Tage üble Schleifarbeit. Genau mitten in der Zeit wo ich zum Nichtraucher werde.
Irgendwie hab ich es durchgezogen. Also quasi ein Stresstest und eher härteren Bedingeungen. Jetzt werde ich noch dieses Wochenende mit Arbeit verbringen, aber dannach werde ich wirklich mal einen Gang runter schalten. Das muss sein, sonst halte ich das Nichtrauchen wahrscheinlich nicht aufrecht.
Ich glaube der Gedanke nur heute, bzw. nur die nächste Zigarette nicht zu rauchen hilft mir. Ich gehöre tatsächlich zu denen, die ein Problem mit der Vorstellung haben, den Rauchstopp auf das ganze Leben zu sehen.
So...bei der nächsten Gelegenheit muss ich noch umziehen. In mein neues Nichtraucher-Wohnzimmer...
Hmmm...das Auto ist auch noch zugequalmt. Und die Aschereste hängen in jeder Ritze...das sollte ich jetzt auch bald mal machen... Aber eins nach dem anderen.
Fürs erste bin ich schon mal ordentlich stolz!
Danke euch für die motivierenden Worte. Die haben das überhaupt erst möglcih gemacht.
Bis bald,
Hans

Verfasst am: 06.03.2019, 15:46
miezhaus
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Guten Tag BergHans,

herzlich willkommen am 6. März! Hast Du den Absprung heute wie erwünscht vollzogen? Laß ruhig von Dir hören, wenn Du Zeit und Lust hast, erzähle uns, ob Du Dein Vorhaben umsetzen konntest. Und wenn noch nicht - auch nicht so schlimm! Vielleicht hat es Hindernisse gegeben, die wir zusammen ausräumen können?

Natürlich verstehe ich den verhaltenen Optimismus Deines Therapeuten auch dahingehend, daß er Dir ersparen möchte, daß Du frustriert bist, wenn Du ausrutschst. Das ehrt ihn ja auch, und ich unterstütze es vollumfänglich, daß Du in keinem Fall frustriert zu sein brauchst. Denn sieh es doch auch mal so: Wenn Du nicht im direkten Durchlauf in die dauerhafte Rauchfreiheit rennst, ist das ja eigentlich auch gar kein Grund, frustriert zu sein. Jede nicht gerauchte Zigarette spielt Deiner Gesundheit in die Hände. Jeder nicht gerauchte Tag fördert die Regeneration. Und Du hast jederzeit die Freiheit, nach einem Ausrutscher oder Rückfall wieder aufzustehen und weiter zu machen. Das Kapitel Rauchfrei wäre damit noch nicht beschlossen. Hört sich das für Dich an wie ein Grund für Frust? Geh es so entspannt wie möglich an und schau, was passiert und wie es Dir damit geht. Auf jeden Fall gibt es keinen Grund für Enttäuschung - ganz egal, was passiert.

Versuche ruhig auch, Dich nicht damit zu überfordern. Vielleicht ist allein die Vorstellung, auf einmal für immer dauerhaft rauchfrei zu werden, zu groß - manchen geht es tatsächlich so! Sie behelfen sich dann mit einem Workaround: Sie rauchen heute nicht. Oder sie überstehen nur den nächsten Schmachtanfall. Die Entwöhnung wird in überschaubare Etappen zerlegt, die absolut machbar sind, und erstmal nicht weiter geplant. Nur der im Moment in Angriff befindliche Tag wir überstanden, was morgen ist, steht noch gar nicht zur Debatte. Heute rauche ich nicht - könnte Dir diese Denkweise den Ausstieg auch erleichtern? Nur so als Angebot ...

Ich würde mich freuen von Dir zu hören BergHans, egal was Du zu berichten hast. Bist in jedem Fall willkommen mit Deinen Nachrichten. Vielleicht können wir ja alle zusammen noch ein bißchen was nachbessern, wenn nötig. Viele freundliche Grüße sendet Dir

Lydia

Verfasst am: 28.02.2019, 09:59
BergHans17
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Hallo Lydia und Silke,
vielen Dank für euren Beitrag. Gerade der von dir Lydia ist ja echt ein Roman. Echt vielen Dank! Das hilft mir schon sehr weiter. Es motiviert!

In der letzten Sitzung beim Therapeuten (ist überwiegend Gruppentherapie) kam das Thema Sucht sehr kurz. Zum einen weil das mit dem Alkohol bei mir grad echt in gut geregelten Bahnen läuft. Zum anderen waren andere Themen wichtiger. So wirklich Mut wurde mir da bzgl. des Rauchens nicht gemacht. "ich solle nicht zu viel Hoffnung rein stecken"... naja...das ist nicht gerade aufbauend. Aber ich muss es so sehen: Die wollen nur, dass ich nicht frustriert bin, falls es doch nicht klappt. Ich werde das Nichtrauchen aber sicherlich zum Thema in der Therapie machen. Gerade weil es auch erhebliche Auswirkungen auf den Gemüts- und Seelenzustand hat.

Und das ist auch ein guter Punkt: Es ist kein Versuch...ich höre dann definitiv auf. Aus Punkt Basta! Hoch erhobenen Hauptes! Auch wenn nicht alles nach Plan läuft...gerade sieht es so aus, als mein Urlaub mit der daran geknüpften Bergtour zum nichtrauchen in Gefahr ist... Auch dann gehts auch! Dann geh ich halt joggen und bouldern oder grabe den noch vereisten Garten um.... Verschiebe die Tour um 2 Tage. Einen längeren Tripp in die Alpen will ich unbedingt machen. Das ist quasi die Belohung dafür dass ich aufgehört habe.

Was ist immer noch nicht hinbekommen habe, sind entspannungsübungen...und seien sie noch so klein. Aber das kommt. Gestern klettern und vorgestern eine lange Skitour...man habe ich meine Lunge gespürt. Und wie schlecht hat die Zigarette dannach geschmeckt. Aber in gewisser Weise war das auch eine Art Entspannung. 800 Höhenmeter nach Feierabend in die Dunkelheit rein laufen. Ein kurzes innehalten, weil der Sonnenuntergang echt schön war. Und dann noch eine ruppige Abfahrt in schwachen Schein der Stirnlampe mit fast leeren Baterien. Aber es ist genau das wofür ich lebe. Das sind die Erlebnisse die viel wichtiger sind als rauchen! Und gerade diese Erlebnisse sind befreiter und viel besser zu genießen wenn die Lunge voll und ganz arbeiten kann und nicht zugequalmt sind. Das hat meine Motivation gestärkt.

Die Erfahrung wie schön das Bergsteigen wird, habe ich aus meinen 2 Aufhörversuchen. Das ist definitiv was was ich mitnehmen kann. Sonst war es überwiegend ein eiserner Wille, eine gewisse Sturheit und Ehrgeiz die mich weit gebracht haben. Da fehlte bisher die langfristige Komponente. Sehr geholfen hat mir eine Phase mit wenig Stress und ohne Übermaß an Arbeit. Vor allem die private "To-Do-Liste". Von dieser Liste will ich Abschied nehmen. Wenn ich mehr vorhabe als ich mir merken kann, dann habe ich zu viel vor. Für wirklich wichtige Termina gibts ja trotzdem noch den Kalender.

Also nochmal danke euch! Wenn es soweit ist ziehe ich um...nix mehr mit "Versuch". Sondern in ein Wohnzimmer der stolzen Nichtraucher!

Habe die Grüßam,
Hans

Verfasst am: 26.02.2019, 17:22
miezhaus
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Guten Tag BergHans,

herzlich willkommen (zurück)! Ich finde es toll, daß Du wieder hergekommen bist, um den Rauchausstieg mit uns zu zelebrieren. Überhaupt, daß Du das Unterfangen nicht aufgegeben hast.

Sicherlich ist der Lungenkollaps ein regelrechter Böllerschuß vor den gesundheitlichen Bug, den Du ja jetzt auch völlig richtig umsetzt - bitte mach Dir keine Gedanken, daß dies erst mit Verzögerung erfolgt. Es geht ganz vielen Menschen so, daß gesundheitliche Schieflagen, die eigentlich dazu geeignet wären, den sofortigen Rauchstopp durchzuziehen, erstmal verarbeitet werden müssen. Und was macht ein Raucher denn, wenn er Angst hat, frustriert ist, was kompensieren oder verarbeiten muß? Er raucht erstmal, klar. Das ist die Mimik dieser Sucht. Sie schafft es, rationale Argumente und Leidensdruck gegen uns zu verwenden. Super, daß Du aus dem Kreislauf jetzt aussteigen willst!

Wie wäre es denn auch, wenn Du Deinen Ausstieg jetzt nicht als Versuch deklarieren würdest? Du willst ja nicht versuchen auszusteigen, Du willst ja aussteigen! Gib dem Kind ruhig einen kraftvolleren, optimistischeren Namen! Es ist Dein Projekt, Dein Plan, Dein Vorhaben! Sei stolz drauf und das hocherhobenen Hauptes, ich finde es toll! Wir alle hier!

Ich sehe auch, Du hast noch verschiedene andere Projekte, die Du weiter verfolgst. Ich bringe Dir wirklich meinen größten Respekt entgegen. Du sagst, Du hast Begleitung durch eine Psychotherapie (finde ich gut und wichtig): Hast Du Deinen Therapeuten mit ins Rauchfrei-Boot genommen? Eventuell kannst Du Dir da noch Zuspruch und Stärkung holen? Wenn Du da schon Begleitung hast, dann lasse Dich doch auch auf diesem Weg begleiten. Eventuell ist es sowieso sinnvoll, da Du ja schon erlebt hast, daß sich der Rauchstopp schon mal auf Laune, Gemüts- und Seelenzustand auswirken kann. Also wie wäre es, die Therapeuten da mit einzubinden?

Was Deine Frage nach Meditation/Entspannungstechniken/daran denken/Zeit dafür hernehmen angeht: Ich persönlich schaffe es kaum, von jetzt auf gleich abzuschalten und gelassen zu werden. Aber muß es denn immer gleich der Vorsatz sein, jetzt gleich eine halbe Stunde loszulassen? Oft reicht schon mal eine kleine Einheit (und die fünf Minuten hat man, die hängt man mal an einen Toilettengang an oder sowas). Die könntest Du für eine Atemübung nutzen: Du atmest für fünf Sekunden lang durch die Nase in den Bauch ein, sodaß der ganz rund wird. Dann hältst Du die Luft für fünf Sekunden lang an. Und anschließend bläst Du die Luft ganz sachte für acht bis zehn Sekunden durch die leicht geöffneten Lippen wieder aus, wie beim vorsichtigen Pusten einer Suppe. Nach ein paar Atemzügen im eigenen Tempo kannst Du diese Übung wiederholen. Sie entschleunigt, beruhigt und entspannt. Auch bei Schmachtern ist sie bewährt! Außerdem gibt sie Dir die Möglichkeit, Dir eine kurze Auszeit zu holen, wenn Du sie brauchst, denn sie ist leicht und überall umsetzbar und Du mußt nicht gleich eine halbe Stunde dazu einplanen (wenn Dich der Gedanke schreckt: "die Zeit hab ich doch gar nicht!!!" - für so eine kurze Entspannungseinheit hat man immer Zeit). Oder aber sie ebnet Dir möglicherweise auch den Weg in eine längere Entspannungsphase, zentriert Dich zum Beispiel im Vorgriff auf die Meditation oder beruhigt Dich so weit, daß Du gewillt bist, Dir diese Zeit zu nehmen. Nutze doch dieses "kleine" Instrument auf die Vorbereitung zu einer anderweitigen Entspannung.

In dem Zusammenhang ist mir auch noch eine Alternative zum Entspannen eingefallen: QiGong. Das ist eine chinesische Bewegungsart, die den ganzen Körper mitnimmt, sehr sanfte Bewegungen, sehr auf Dich selbst fokussierend. Es hat schon auch meditative Elemente, aber mit sinnvollen und fliessenden Bewegungen verbunden. Verwandt mit dem TaiChi, aber weniger auf die Körperertüchtigung, sondern auf die Zentrierung ausgerichtet und auf den Energiefluß. Ich hab das selber ein paar Jahre gemacht und habe es als äußerst hilfreich erlebt. Heute mache ich es nicht mehr in der Gruppe, aber die eine oder andere Übung zu Hause immer noch. Googel doch das mal bei Interesse, vielleicht gibt es Gruppen oder Sportvereine in Deine Nähe, die es anbieten.

Und zu guter Letzt in meinem Roman noch eine Frage: Du bist schon mal erfolgreich ausgestiegen (fünf Monate will ich durchaus als Erfolg werten!). Was hat Dir damals geholfen, aufzuhören und dran zu bleiben? Was könntest Du dieses Mal davon recyceln, was würde Dir wieder helfen? Nutze die Ressourcen, die Du schon hast ruhig Hans. Und komm wieder und schreibe uns, wie Deine Vorbereitungen laufen und was wir sonst für Dich tun können. Nochmal willkommen zurück Hans! Viele liebe Grüße sendet Dir

Lydia