Resilient durch die rauchfrei-Auszeit

Eben noch einen Beitrag im rauchfrei-Forum veröffentlicht und einen aufmunternden Kommentar in den Thread einer anderen Userin gesetzt – und dann das: Von einem Augenblick zum nächsten ist die rauchfrei-Website nicht mehr zu erreichen.

So erging es Mitte Dezember letzten Jahres vielen Userinnen und Usern unseres rauchfrei-Forums. Auf einmal waren sie abgeschnitten von der regelmäßigen Unterstützung durch die rauchfrei-Lotsinnen und rauchfrei-Lotsen und hatten auch keine Möglichkeit mehr zum Austausch mit Gleichgesinnten. Auslöser der abrupten Unterbrechung war ein Sicherheitsvorfall und eine notwendig gewordene technische Überarbeitung der Website, um auch weiterhin eine sichere Nutzung gewährleisten zu können.

Widerstandsfähigkeit in Krisenzeiten
Inzwischen läuft die Website wieder und ein erster Austausch mit Userinnen und Usern im Chat zeigte, wie unterschiedlich der Umgang mit dem zwischenzeitlichen „rauchfrei-Blackout“ war. Einige gingen die unfreiwillige Auszeit konstruktiv an und suchten nach anderen Möglichkeiten, sich Unterstützung für ihren Rauchstopp zu suchen – zum Beispiel über Informationsmaterial der BZgA oder indem sie private Kontakte nutzten. Andere ließ die Erfahrung eher kraftlos zurück. Irgendwann kam auch der Begriff „Resilienz“ auf, die man benötigt, um solche Situationen besser zu überstehen – und eventuell sogar gestärkt daraus hervorzugehen. 

Resilienz: wie ein Bambus im Wind
Resilienz heißt so viel wie „psychische Widerstandsfähigkeit“. Als Symbol für Resilienz wird häufig der Bambus verwendet: eine tief verwurzelte Pflanze, die Wind und Wetter trotzt. Anstatt zu brechen, wiegt der Bambus sich im und mit dem Wind.

Flexibel und anpassungsfähig, gleichzeitig mit festem Halt – das sind Eigenschaften, die uns in psychischen Krisen helfen und unsere Gesundheit schützen können. Fachleute sind sich einig, dass Resilienz zwar auch genetisch mitbestimmt ist, wir sie aber im Laufe unseres Lebens (weiter) entwickeln und damit trainieren können.

Die innere Haltung macht den Unterschied
Wie kann es nun gelingen, in Krisen psychisch gesund zu bleiben und eventuell sogar noch gestärkt aus schwierigen Zeiten hervorzugehen? Auf diese Frage gibt es mindestens so viele Antworten, wie es Bücher und Artikel zum Thema Resilienz gibt.

Die meisten Ansätze gehen jedoch davon aus, dass sich Resilienz aus verschiedenen (Lebens-)-Haltungen und Einstellungen zusammensetzt, die zum Teil auch „Resilienz-Faktoren“ genannt werden. Alleine das ist schon eine gute Nachricht, denn wir können davon ausgehen, dass wir in einigen Teilbereichen bereits ziemlich fit sind, während wir andere noch weiter entwickeln können. Mit anderen Worten: „Teilweise resilient“ ist jede und jeder von uns, ebenso ist bei uns allen noch Luft nach oben.

Die folgende – unvollständige – Liste mit Selbstaussagen steht für typische resiliente Haltungen und Einstellungen. Überprüfen Sie beim Lesen doch einmal, ob und wie stark Sie der jeweiligen Aussage persönlich zustimmen können:

  1. Ich bin optimistisch, dass aufkommende Schwierigkeiten wieder vorbeigehen werden.
  2. Ich akzeptiere, was ich nicht ändern kann und kümmere mich um Dinge, die ich beeinflussen kann.
  3. Ich sorge gut für mich und nehme mir regelmäßig meine Auszeiten.
  4. Ich gestalte meine Zukunft aktiv.
  5. Ich hole mir Unterstützung von anderen Menschen.
  6. Ich übernehme Verantwortung für mich und mein Handeln.
     

Auch in einer Situation wie der rauchfrei-Auszeit, in der plötzlich eine wertvolle Unterstützung wegbricht, können diese Einstellungen helfen: wenn jemand zum Beispiel die Verantwortung dafür übernimmt, wie er oder sie mit der neuen Situation umgeht und kreativ nach neuen Wegen sucht. Oder auch indem akzeptiert wird, dass die Lage im Moment nun einmal so ist wie sie ist und die eigene Energie lieber auf Dinge gerichtet werden sollte, die man beeinflussen kann (zum Beispiel durch regelmäßige Genuss-Einheiten im Alltag dafür zu sorgen, dass es einem gut geht und man ausgeglichen ist).

Wie ist es Ihnen in der Zeit der Abwesenheit von rauchfrei ergangen? Oder falls Sie erst danach zu uns gestoßen sind: Wie schätzen Sie selbst Ihre eigene Resilienz ein? Tauschen Sie sich mit anderen im Forum aus, im Thread "4 Wochen ohne Forum - wie geht es euch?"

Sicherlich, die vier Wochen ohne die rauchfrei-Website hat sich niemand gewünscht, erst recht nicht mitten in der Weihnachts- und Jahreswechsel-Phase, in der sich viele Menschen mit ihrem Rauchstopp beschäftigen. Die erzwungene Auszeit kann jedoch dafür genutzt werden, sich mit der eigenen inneren Widerstandskraft zu beschäftigen. Spielen Sie die oben genannten Aussagen doch einmal vor dem Hintergrund der vierwöchigen rauchfrei-Pause für sich durch: Haben Sie in der Zeit zum Beispiel (anders) für sich gesorgt und/ oder haben Sie sich Unterstützung durch andere geholt?

Falls Sie beim Lesen des einen oder anderen Satzes gespürt haben, dass Sie ihm nicht oder nur eingeschränkt zustimmen, kann dies ein guter Anlass sein, einmal mit einer Vertrauensperson aus dem Freundes- oder Familienkreis ins Gespräch zu kommen und gemeinsam zu überlegen, was Sie tun können, um sich in dem jeweiligen Bereich weiter zu entwickeln. Oder kommen Sie mit Gleichgesinnten im Forum oder Chat in den Austausch.

Und falls der Funke zum Themenfeld „Resilienz“ übergesprungen ist: Es gibt, wie gesagt, genügend Literatur und Informationen darüber, beispielsweise hier: 

 

Wir wünschen viel Spaß beim Entdecken und Weiterentwickeln Ihrer persönlichen Stärken.