Ein Tagebuch
Hallo Klaus,
gerade du müsstest es wissen, wie übers Jahr gesehen es immer wieder solche Downs gibt.
Bei mir kommen sie heftiger Weise nach knapp 3 Monaten. Da wenn man meinen könnte, das schlimmste sei vorbei.
Auch Depressionen können noch nach so langer Zeit kommen. Ich denke du kämpfst so stark dagegen an, dass du jetzt die Rückkopplung erlebst. Das was mich auch nach 3 Monaten jedes Mal in die Knie zwingt.
Die Schlachten sind geschlagen, der Krieg schwelt noch etwas, aber das sind nur die Leichensammler. Und man selbst als Bestie steht noch stark mit Schild und Schwert und wartet auf den besiegten Feind. Man ist traurig darüber so viel Kraft reingesteckt zu haben und trotzdem ist da noch dieses marginal kleine Gefühl, diese Sehnsucht nach der alten Zeit. Das macht mich jedes Mal depressiv und ich habe auch Angst vor der Zeit.
Aber schau was du alles erreicht hast. Lass die Vergangenheit jetzt ganz hinter dir. Geh es nochmal ruhig an und versuche das Gefühl der Sehnsucht nach Tabak zu fassen - wie fühlt es sich an? Ist es wirklich so stark wie noch in den ersten 2 Wochen?
Attackiert dich dieses Gefühl auf anderer Ebene? Ich habe manchmal den Eindruck, man durchlebt irgendwie bestimmte Stadien seiner eigenen Persönlichkeit.
Ganz zu Beginn das Kind. Ich will jetzt Rauchen. Ach komm rauche doch schon, dann geht’s dir gleich wieder besser.
Dann der Jugendliche. Ihn packt es in besonders schönen Momenten oder wenn etwas neu ist.
Dann der Erwachsene, der sein ganzes Leben hinterfragt, nur um seiner Lust zu frönen.
Erkennbar ist, dass die Themen, weswegen man rückfällig wird, immer größere Kreise ziehen, je länger man abstinent ist.
Ich denke das ist dann die letzte Phase die man durchmachen muss, um abzuschließen.
VG Felix
Hallo Klaus,
Danke für Deine Unterstützung, die ist soviel wert.
Du bist diesen Weg vor mir gegangen und weisst, wie schwer er grade ist.
Ich versuche mich an deine Fersen zu heften
Alles Gute auch für Dich
Sabine
Tag 386 Mittwoch
Veränderungen
Meine Atemübungen,
die ich hier immer beschwöre
haben sich verändert.
In den ersten Monaten waren sie
meine wirksamste Waffe gegen die Suchtattacken
(ich brauche dringend ein besseres Wort dafür).
Bewusst einatmen und sehr viel länger ausatmen.
Durch diesen Sauerstoff Flash
wird dieses nervige Bedürfnis nach dem Nikotin Flash ersetzt.
Die Attacke verschwindet.
Das war in den ersten 6 Monaten meine Strategie.
Schon bald wurde es Routine.
Es funktionierte super.
Irgendwann veränderte sich das Suchtverlangen.
Es wurde seltener und sehr viel schwächer.
Jetzt brauchte ich es nur noch abwarten.
Es verschwand von ganz alleine.
Die Atemübung geriet in Vergessenheit.
Was bin ich doch eine faule Socke.
Schon zu träge um zu atmen.
Ja, ich habe das Atmen wieder dem Reflex überlassen.
Schade eigentlich.
Manchmal erinnere ich mich daran
und tue es wieder.
Es tut gut, auch ohne diese Notwendigkeit.
Es ist ein schönes Gefühl
wenn die kühle Morgenluft in den Körper strömt.
Es fühlt sich gut an,
wenn der Sauerstoff durch alle Adern portiert wird.
Ich kann es bis zu den Zehen spüren.
Ab und zu nehme ich mir dann vor,
es zu einer neuen Gewohnheit werden zu lassen.
Das kostet Disziplin.
Warum haben hier viele mit dem Rauchen angefangen?
Um dazu zu gehören. Wo sind die Atmer?
Ich möchte zu euch gehören.
Ich möchte in der Pause mit euch zusammen atmen.
Im Restaurant zum Tischnachbar sagen: Kommst du mit zum Atmen?!
Allein auf der Terrasse sitzen und atmen.
Ach wie schön wird das werden.
Ich möchte zu euch gehören.
Ich möchte in der Pause mit euch zusammen atmen.
Im Restaurant zum Tischnachbar sagen: Kommst du mit zum Atmen?!
Allein auf der Terrasse sitzen und atmen.
Ach wie schön wird das werden.
Jooooooooo, lieber Klaus!
Da sprichst du mir ja aus der Seele.
Ich bin ja auch so ein Morgenfrischluftatmer bis in die kleinen Zehennägel.
Könnte glatt eine "Atmerecke" einrichten. Deswegen heißt mein Wohnzimmer ja auch Frischluftzimmer.
Ich freue mich schon auf die Herbstluft!
Liebe Grüße, Stine❤️
Lieber Klaus,
bei dir sind es 386 Tage, also gar nicht mehr so weit bis zu den schönen 666 Tagen.
Die schaffst du jetzt auch noch, du wirst es sehen, es wird jetzt jeden Tag besser.
Für deine lieben Zeilen in meinem Wohnzimmer und die Komplimente bedanke ich mich.
Und gebe das Gleiche zurück.
Du bist so aktiv im Forum, das spornt alle NMR-Willigen sehr an.
Lieber Klaus, ich wünsche dir einen schönen Tag und grüße dich, Traudl.
Hallo Klaus, ja das mit dem Atmen hat einen besonderen Zauber. Das erlebe ich genauso und vergesse hin und wieder das Bewußtsein dafür. Danke für die Erinnerung!
Wenn ich es besonders spüren will, nehme ich den Inhalator her, den ich mal bei einem meiner unzähligen Aufhöranläufe besorgt habe und atme ganz feinen kühlen Nebel ein.
Kleine Macke, die ich mir manchmal am Abend "gönne" weil es sich gut anfühlt. Werde ich gleich tun um etwas "runterzukommen" von diesem langen Tag.
Herzliche Abendgrüße in die traute Runde Freiatmer !
Lieber Klaus,
Ich komme mit zum Atmen!
Hallo Klaus,
Herzlichen Dank für die Glückwünsche.
Einerseits bin ich megastolz auf 30 Tage, die auf meinem Zähler stehen. Abererseits sind es aber auch erst 30 Tage.
Das Schlimmste ist noch nicht geschafft und das lässt mich heute schon den ganzen Tag grübeln
Grüße zu Dir
Sabine
Guten Morgen, Klaus!
Danke schön und ja, es ist tatsächlich mein 1. Versuch.
Was aber auch zeigt, mir war bewusst, für mich wird das hart und ich musste wohl leider erst einige spürbare Zeichen abbekommen, bevor ich es überhaupt anging.
Ende Januar werden es 2 Jahre und dann geht es schon ins dritte das klingt noch immer unvorstellbar...
Jetzt ist aber erstmal kurz vor Herbst und wir genießen die Sonnenstrahlen noch einmal tüchtig
Liebe Grüße
Ulrike