Rauchfrei - komme was wolle
Tag 40
Und nun steht schon die 4 vorne. Ich freue mich. Manchmal fühlt es sich so an, als hätte ich erst gestern aufgehört zu rauchen. Und manchmal, als hätte ich schon wochenlang nicht geraucht.
Die Schmachtattacken lassen nach bzw. verändern sich in ihrer Intensität. Sie sind unangenehm, aber aushaltbar. In den letzten Tagen war keine Situation, die wirklich brenzlig war. Ich bleibe aber auf der Hut.
Die Leere ist doch immernoch ein großes Thema für mich. Es gibt noch ein paar Situationen, wo sie sehr präsent ist, wie etwa:
1) Beim aufstehen morgens
2) In den Pausen (ob Arbeit, Uni, am Bahnhof etc.)
3) Nach dem Essen (besonders im Restaurant. Zuhause gewöhne ich mich langsam daran)
4) Nach getaner Arbeit
Das sind immernoch große Baustellen für mich. Ich bin aber zuversichtlich, dass sie nach und nach weggehen werden. Denn das einzige, was ich dafür tun "muss", ist rauchfrei zu bleiben. Und das schaffe ich schon. Ich nehme diese Situationen gerne einfach Tag für Tag. Klar plane ich in die Zukunft (bei 100 Tagen gönne ich mir eine Zahnreinigung), aber in Momenten wie oben genannt freue ich mich doch, wenn die Situation einfach vorbei ist.
In diesem Sinne: Auf zur Blümchenwiese!
Tag 38
„Warum hast du aufgehört?“
Diese Frage habe ich jetzt schon öfter gestellt bekommen und irgendwie habe ich das Gefühl, meine Antwort ändert sich wochenweise. Oder wird sie tiefgehender? Ich weiß es nicht. Für alle, die manchmal zweifeln, warum sie das mit dem Rauchen aufhören tun (inkl. auch mir noch in manchen Momenten), möchte ich heute mal meine Perspektive teilen:
Rauchen verändert das Empfinden von Glück. Es zerstört es sogar, würde ich sagen.
Die ersten Zigaretten erzeugen einen Rausch im Kopf - weil Nikotin ja eine Droge ist und künstlich Glücksgefühle in Form von Dopamin im Gehirn auslöst. Man raucht weiter, weil man diesen Rausch und dieses künstliche Glück immer wieder fühlen will. Irgendwann verfliegt dieser Rausch aber. Denn der Kopf hat sich an das Glücksgefühl gewöhnt. Er bildet nun noch mehr Rezeptoren im Gehirn, damit das Glück vermeitlich größer und wieder spürbar wird. Aber das ist nicht möglich. Eigentlich raucht man nur, damit man sich nicht elend fühlt.
Die Zigarette nach dem Essen z. B. fühlt sich nur so gut an, weil dem Kopf die Glücksgefühle eines schönen Essens nicht reichen. Er braucht die Extra Glücksgefühle.
Und je länger man raucht, desto mehr will der Kopf. Das Loch wird also immer größer. Irgendwann reicht eine Zigarette nicht mehr. Es müssen zwei nacheinander sein. Irgendwann drei nacheinander. Damit man glücklich ist.
Wenn man dann aufhört steht man vor einem Loch, das zu Anfang erstmal gefühlt werden muss. Und mit jedem Tag als NMR wird das Loch kleiner. Der Kopf versteht, dass er diese künstlichen Glücksgefühle nicht braucht. Das ein schönes Essen reicht.
Und ich finde dafür lohnt es sich, jeden Tag zu vollstreiten (auch die schweren). Dafür, dass man sich selber die Chance gibt, natürlich glücklich zu sein. Das ein Spaziergang allein reicht, um einem ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Das man kein Nervengift mehr dafür braucht. Das ist der Grund, warum ich nicht mehr rauche. Weil ich natürlich glücklich sein will.
Servus, Julia,
klasse - Dein Tagebuch!
Wahrscheinlich wird es auch in den nächsten Tagen bei Dir noch drunter und drüber gehen. Lt. Suchtkurve bist Du grad im "Depri-Loch". Aber auch das hat ein Ende so ab der 10. Woche. Drücke Dir ganz fest beide Daumen, dass Du gut durchkommst.
Ciao, Frank
Tag 36
Heute ist einer dieser Tage, die ich nicht gerne mag als NMR. Ich nehme diesen Beitrag jetzt mal als kleines Tagebuch:
Ich fühle mich einfach komisch. Es stimmt wirklich, dass der Entzug in Wellen kommt und gerade ist wieder so eine Welle nach unten. Sie ist viel weniger schlimm, als das letzte Mal und das ist schön. Ich bin glücklich darüber. Aber ich habe trotzdem wieder das Gefühl „mir fehlt etwas“. Es ist normal und ich weiß, es wird weggehen. Ich habe Vertrauen in das, was ich in der Vergangenheit erlebt habe und auch hier im Forum lese. Und doch frustriert es mich. Ich wäre gerne weiter auf meiner Reise. Ich fühle mich gerade nicht wohl. Weder bin ich Teil der Raucher, noch bin ich Teil der Nichtraucher. Das werde ich sowieso nie richtig sein. Ich bin Nichtmehrraucherin. Aber ich würde mir trotzdem wünschen, ich wäre nicht so zerrissen. Ich möchte Nichtraucherin sein bzw mich dieser Gruppe zugehörig fühlen. Aber gerade ist es noch nicht so und das ist komisch. Ich bin nicht neidisch auf Raucher. Ich will nicht zurück. Aber ich habe Angst vor dem Weg nach vorne. Und ich werde noch lange brauchen, bis ich mich als Nichtmehrraucherin wohl fühle. Gerade fühle ich mich aber einfach unwohl. Und das ist so schwer. Ich mag diese Leere in mir einfach nicht. Die Vorstellung, dass mir nichts mehr fehlen wird und das ich nicht mehr ans Rauchen denken werde ist so seltsam. Ich wünsche es mir so sehr und ich weiß, es wird kommen, aber gerade ist es nicht da und das ist blöd
Hallo Schmetterling,
ich zitiere dich mal: Das vermeitliche Verlustgefühl ist zwar gestillt, aber das ist ja gar nicht real. Nichtraucher haben so ein Gefühl gar nicht. Nur ich habe das, weil ich aufgehört habe und die Sucht mir einzureden versucht, dass es sonst nicht weg geht.
Bullshit - - wir alle haben uns so gefühlt; und immer mal wieder ist das so...wir sind keine Nichtraucher wir sind Nichtmehrraucher, das ist eine Riesenunterschied.
Wir alle sind hier, weil wir mit unserer Sucht zu kämpfen haben! Hier bekommst du immer Hilfe und Tipps - dafür ist, nach meinem Verständnis, das Forum da...also kotz dich aus, schrei und brüll rum, stampf mit den Füßen auf....aber lass die Zigis weg.
30 Tage - das ist schon ein ganzer Monat - das ist doch verrückt - noch vor ein paar Wochen hätte auch ich nicht gedacht das auszuhalten. Aber siehe da: geht doch..
Bleib stur und stark....und stolz auf dich - ich bin es nämlich auch.
Hast du dich schon belohnt für 30 Tage rauchfrei? Feiere dich selbst - vielleicht mit einem leckeren Eis?
Gruß, Sternchen Eva
Danke Paul! Dein Text hat mich sehr bewegt und gibt mir irgendwie Hoffnung.
Ich halte weiter durch. Irgendwann werde ich verstehen warum.
Hallo Julia,
hier ist der richtige Ort, um deine Sorgen und Ängste im Zusammenhang mit dem Rauchstopp zu schildern. Herumgejammer möchte ich das gar nicht nennen. Ein Verlustgefühl und/oder auch ein Gefühl der Leere hatte ich auch und auch lange. Die Intensität von Gefühlen kann man nicht messen und ich nicht beurteilen, ob die meinen stärker waren als deine. Ich habe sie eben hingenommen. Akzeptiert, dass ich direkt nichts dagegen tun konnte. Essen oder trinken als Ersatz taugt nicht viel und kann bei Übertreibung zu anderem Übel führen. Gönne dir ab und an etwas das dir Spaß macht und versuche deine Gedanken darauf zu lenken. Hab Geduld mit dir selbst.
Möge es dir bald wieder besser gehen.
Hi an alle,
nun sind es schon 30 Tage rauchfrei. Ein komisches Gefühl. Ich habe mittlerweile alles durch, was man durch haben kann durch die Dinger:
1. Euphorie und Freudegefühle über das rauchfrei sein
2. Tiefe traurige Verstimmungen, die mich doch fast wieder zur Zigarette greifen ließen
3. Verlustgefühle und Trauer (obwohl man rational genau weiß, wie dumm das eigentlich ist).
Nun zu meiner Frage für heute (denn ich bin mal wieder panisch bis zum geht nicht mehr )
Was kann ich tun, damit das Verlustgefühl weniger wird?
Ich weiß ja logisch, dass ich genau das richtige getan habe. Ich habe mich von einer krebserregenden Sucht getrennt. Und doch vermisse ich sie, gefühlt sogar stärker als am Anfang. Ich weiß nicht, warum es so ist bei mir. Mittlerweile ist das einzige, was mich davon abhält wieder anzufangen, der Punkt, dass ich es schon 30 Tage ohne geschafft habe und das ich nicht mehr stinken will. Aber meine anfängliche Motivation ist komplett flöten gegangen. Und das nervt mich sehr. Bitte entschuldigt mein Rumgejammere. ich verstehe mich ja selbst nicht mehr. Das Leben fühlt sich aktuell einfach scheiße an ohne Zigaretten und alleine das ich das schreibe, ist so dämlich, ich glaub es nicht.
Auch kann ich nicht aufhören, an die Zigaretten zu denken. ich fühle mich mental absolut festgefahren und in einer Einbahnstraße. Der Suchtteufel versucht mir einzureden „Ja rauch doch eine, dann hört das alles auf“. Aber das ist komplett bekloppt. Dann geht es ja nur wieder von vorne los. Das vermeitliche Verlustgefühl ist zwar gestillt, aber das ist ja gar nicht real. Nichtraucher haben so ein Gefühl gar nicht. Nur ich habe das, weil ich aufgehört habe und die Sucht mir einzureden versucht, dass es sonst nicht weg geht.
Bitte entschuldigt, der Post ist jetzt doch ein bisschen länger geworden, aber ich dachte mir mal, ich schreibe alle meine Gedanken von meiner Seele, vielleicht versteht mich jemand.