Ein Tagebuch
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[b]Tag 13
Der Tabak verleiht uns Kreativität und vitale Geisteskraft.
Wir sind die Meister der Rituale.
Freiheit, Genuss, Individualität! Wahnsinn!
Waren nicht immer schon die Denker, die Revolutionäre, die Schriftsteller, die Genies auch Freunde des Tabaks und vieler anderer Drogen? [/quote
Das, was Du hier beschreibst, kommt mir sehr bekannt vor Ich denke es zwar nicht sooo explizit....aber ich fühle es so....Ich bemerke gerade, dass es mir nicht leichtfällt, mich dazu zu bekennen...denn eigentlich ist es für mich mich persönlich bekloppt !!
Tag 13 Sonntag
Vor genau 2 Wochen hätte ich jeden ungläubig angeschaut,
der mir erzählt hätte, das ich hier ein Tagebuch über das Nicht Rauchen schreibe.
Die Zigaretten waren fester Teil meines Lebens.
Ein Teil auf den ich mich jeden Tag gefreut habe.
Ja, ein ausschließlich erfreulicher Teil meines Lebens.
Fast ausschließlich erfreulich. Da war immer was. Diese Sucht.
Diese erbarmungslose Sucht, die keine Wahl lässt.
Das Rauchen ist ein Teil meiner Identität, meiner Individualität.
Nicht rauchen kann ja jeder. So sind wir geboren.
Aber rauchen....das verlangt eine Entscheidung. Einen aktiven Schritt. Eine Tat!
Ja, das ist der Unterschied.
Die passiven Nicht - Entscheider und wir, die Aktiven die Entscheider.
Wir zeigen den Weg. Wir sind die Besonderen.
Wir sind die Vorreiter.
Wir sind schon lange da, wohin die Anderen sich nicht hin zu träumen wagen!
Der Tabak verleiht uns Kreativität und vitale Geisteskraft.
Wir sind die Meister der Rituale.
Freiheit, Genuss, Individualität! Wahnsinn!
Waren nicht immer schon die Denker, die Revolutionäre, die Schriftsteller, die Genies auch Freunde des Tabaks und vieler anderer Drogen? Ist denn ein Leben ohne Drogen überhaupt wünschenswert?
Auf diese Fragen haben wir unsere Antwort gefunden!
Sobald wir den Mund aufmachen halten sich alle anderen die Nase zu.
Unser Atem stinkt, unsere Zähne faulen, unsere Kleidung stinkt.
Unsere Haut ist zerkniitert und hat eine fahle Farbe.
Unsere Lungen pfeifen und jaulen.
Wir setzen Stempel.
Wir sind die Felsen in den Ozeanen der Langeweile.
An uns branden sich die Wellen der Mittelmässigkeit.
Ohne uns wäre das Leben eine Wüste.
Wir bezahlen dieses Leben mit einem frühen Tod.
Ein Leben voller Abenteuer
Ein Leben voller genialer Momente.
Je mehr Zigaretten, desto mehr geniale Momente, desto näher der Tod!
Heute ist der 13. Tag ohne Zigaretten. Der Tag ist noch nicht vorbei, aber ich habe in meinem Rauchfrei Zähler für heute schon eine 0 eingetragen und hoffe sehr, das ich das nicht korrigieren muss.
Klasse, die Gefühlslage und Umstände die jeder kennt. Mach bitte weiter. Hab mich heut erst abgemeldet, ich hoffe ich werde es schaffen. Mit Kopfkraft und umdenken hoffe ich es zu schaffen
Tag 12 Samstag
Jetzt verstehe ich alle, die in so schlimme Stress Situationen geraten,
das sie dem Drang zu rauchen nachgeben.
Gestern Abend bekam ich eine Mail, über die ich mich total aufgeregt habe.
Wutentbrannt versuchte ich eine Antwort zu entwerfen.
Dabei wäre es beinahe passiert.
Eine Schachtel mit drei oder vier Zigaretten liegt doch noch im Papierkorb.
Bin sofort raus zum Späti und habe mir zwei Bier geholt.
Eins direkt am Späti getrunken das andere mit nach Hause genommen.
Die Zigaretten liegen immer noch im Papierkorb.
Habe ich extra so gemacht, nur ein paar Schritte zum Späti,
da brauche ich nicht mal Geld mit zu nehmen.
Wieder zu Hause, habe ich mir dann eine Doku über Napoleon angesehen
und mich langsam wieder beruhigt.
Heute morgen ging es wieder los. Ich lese wieder diese Mail und bin stinksauer.
Sofort wieder dieser Trigger. Stress .... Zigarette. Wie eingebrannt.
Tief Luft holen. Hinsetzen und eine Antwort schreiben.
Die Antwort von gestern war natürlich Mist. Jetzt wird es besser. Abgeschickt!
Trigger wieder da. Diesmal Belohnung.
Scheiße, egal was man macht, sofort dieser Trigger.
Belohnung, wie jetzt?
Ab aufs Fahrrad und in die Markthalle.
Wow, draußen sitzen ... Café trinken ... Croissants essen.
Bekannte treffen.
Alle freuen sich für mich und wünschen mir Kraft.
Ja, sehr coole Belohnung.
Klaus! Wie war Tag 12?
Ein ganzes Dutzend voll!
Und bald werden aus dem einen Dutzend zwei, drei und mehr
Irgendwann vergisst Du die Dutzende zu zählen.
und hast die Sucht aus Deinen Gedanken verdrängt.
Bis dahin musst Du stark blieben.
Auch wenn der Teufel schläft, er schläft nur,
um dann ganz unvermittelt aufzuwachen.
Du musst Du stark blieben.
Tag für Tag, Stunde für Stunde.
Dann kannst Du es schaffen.
Ciao, Frank
Hallo Klaus,
Du reflektierst Dich und Deine Gefühle toll...mir gefällt das.
Eine Schmachtattacke oder ein Unwohlsein schriftlich umzuarbeiten und dem Ausdruck zu verleihen....eine hier oft genutzte funktionierende Taktik.
Ich bin überzeugt, so hält man die Motivation hoch, auch in schwierigeren Zeiten.
Ich freu.mich, weiterhin von Dir zu lesen.
Schöne Grüße Christian
Tag 11 Freitag
Bin total happy, das es diese Rauchfrei Seite gibt.
Tolle Leute hier, alle versuchen sich gegenseitig aufzumuntern.
Ich glaube, das hilft gewaltig.
Obwohl die Leute sich hier gar nicht kennen.
Das ist toll.
Danke!
Tag 10 Donnerstag
Irgendwie satt heute. Ein gutes Gefühl.
Die meiste Zeit ohne den Drang eine Zigarette zu rauchen.
Fast schon unwirklich.
Da ist die innere Armada bis an die Zähne bewaffnet und wartet auf die Sucht Attacke.
Und dann? Kommt da fast nix. Frechheit.
Es gibt die Furcht vor dem Gefühl der Entspannung.
Das süße Gefühl des sich treiben lassen.
Die Achtsamkeit ist schnell verloren ..... und dann?
Ein blöder Moment und die Qualen der letzten Tage sind vergeblich.
Das ist aber auch Kacke! Warum geht das nicht einfach so als Genuss?
2 Zigaretten täglich.
Statt dessen total Abstinenz wie bei den Alkoholikern.
Aber ist das nicht schon wieder überholt?
So ein bisschen süchtig kann doch nicht so schlimm sein.
Nur so ein klitzekleines Bisschen.
Aha, da haben wir es. Da ist sie wieder.
Kratzt an der Türe, wie eine verhungerte Katze im Winter.
Wer wird da nicht ein Schälchen Futter anbieten.
Wer wird da nicht eine Decke auf das Sofa legen?
Da, wie sie jetzt schnurrt und wie sie sich räkelt. Satt, warm und zufrieden.
Du lehnst dich zufrieden in deine Polster und begutachtest dein gutes Werk.
Aber, hey!
Moment mal, das ist jetzt nicht lustig.
Die Katze steht vor dir, irgendwie größer, viel größer als vorher.
Sie blickt dir starr in die Augen.
Sie faucht dich an und reißt mit ihren Krallen tiefe Furchen in deine Haut.
Du hast das Gefühl sie lächelt. Es ist ein eiskaltes Lächeln.
Du fragst dich, wem habe ich da einen Platz auf dem Sofa angeboten?
Es riecht nach Tabakrauch.
Du öffnest die Augen, da bist du. Allein auf dem Sofa.
Auf dem Tisch an der Stelle, wo sonst immer der Aschenbecher stand,
steht eine kleine Bonboniere.
Hallo Klaus,
schönes Tagebuch. Ich finde mich in der einen oder anderen Situation wieder. Danke fürs Aufschreiben. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung(en)
LG Elmar
"Ich habe mich geoutet. Es wird dazu geraten.
Man braucht Zuspruch von den Freunden.
Klappt auch, aber die erwarten jetzt das ich durchhalte. Auch Mist"
Hab mich drin wiedergefunden und musste schmunzeln. Sehr gut geschrieben!!!