Ehrenamt mit Herz: Neue rauchfrei-Lotsinnen und Lotsen gesucht

Ehrenamt mit Herz: Neue rauchfrei-Lotsinnen und Lotsen gesucht
Ehrenamt mit Herz: Neue rauchfrei-Lotsinnen und Lotsen gesucht
Das rauchfrei-Lotsinnen und Lotsen-Team startet in eine weitere Runde. Ab April 2025 nehmen wir wieder neue Mentorinnen und Mentoren in das Programm auf. Haben Sie Interesse an einer Tätigkeit als rauchfrei-Lotsin bzw.
rauchfrei-Lotse? Dann freuen wir uns über Ihre Bewerbung.
Mehr Infos zum rauchfrei-Lotsinnen und Lotsen Programm
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Bei weiteren Fragen sind wir für Sie da!
Die Bewerbungszeit endet am 16. Februar 2025
Ein Tagebuch

Tag 59 Freitag
Heute geht mir alles auf den Keks
Das Wetter ist grau und feucht
Die Leute auf der Strasse sehen krank aus
Die Hunde haben die Köpfe gesenkt
Einer hat mir vor die Tür geschissen
Hurrah .... Ja Ja Aha
Gestern war es auch nicht besser
Das Wetter war beschissen
2 Hunde haben sich gebissen
Hurrah .... Ja Ja Aha
Im Weltraum wächst Gemüse
Das ist toll
Mir ist das völlig Wurst
Hurrah .... Ja Ja Aha
Im Fußball sagt man Abseits!
Mir ist das ganz egal
Hurrah .... Ja Ja Aha
Heute geht mir alles auf den Keks
Hurrah .... Ja Ja Aha

Tag 58 Donnerstag
Ein wichtiges Motiv für viele Süchte scheint die Suche
nach Liebe und Anerkennung zu sein.
Immer wieder lese und höre ich das heraus,
wenn ich mit anderen Menschen über Sucht rede.
Suche und Sucht haben nicht wirklich etwas miteinander zu tun.
Sucht kommt vom Wortstamm von Seuche und siechen.
Auch in dem Sinne von Seuche, die zum Tode führt.
Suchen ist etwas anderes.
Wir suchen alle nach Liebe und Anerkennung,
aber nicht alle werden nach was auch immer süchtig.
Ein Viertel der Deutschen Erwachsenen sind Raucher.
Das ist ein Statement. Was ist da los?
Sind wir eine Republik der Todessehnsüchte.
Immerhin gibt es unter den Rauchern eine beachtliche Todesrate.
Wenn es nur der Tod wäre, ginge es ja noch.
Der Raucher raucht, sackt in sich zusammen und das wars.
So läuft das aber nicht, die Raucher werden krank.
Ganz langsam. Es dauert viele Jahre.
Irgendwann gibt es Beschwerden, die es vorher nicht gab.
Ganz langsam.
Da tut was weh, dort wird gehustet.
Die Puste geht aus. Treppe hoch....gibt es denn hier keine Fahrstuhl?
Das Bein tut weh. Ach laufen....neee .. lass mal!
Da ist die Angst vor dem Krebs.
Lunge, Hals, Rachen, Leber, Niere
.... viele Teile unseres Körpers haben ein extrem erhöhtes Krebs Risiko.
Interessiert aber keinen Raucher!
Jeder kennt irgendeinen Helmut Schmidt, der 94 wurde und Kette geraucht hat.
Sowas trifft immer die Anderen.
Solange, bis es eines Morgens so ein merkwürdiges Gefühl im Körper gibt.
Etwas Neues, noch schwach.
Aber spürbar.
Vielleicht nur Abends, wenn alles etwas ruhiger ist.
Tagsüber bei der Arbeit ist alles wie immer.
Da ist man ja abgelenkt. 1000 wichtige Dinge sind da zu tun.
Aber wenn es ruhig wird.
Da ist dieses kleine Unbehagen.
Schon seit, ja wie lange? Drei, vier Monate schon?
Komisch, neulich war es deutlicher.
Ach was wird schon nichts sein. Wenn es etwas wäre, müsste es ja schlimmer werden.
Erstmal eine rauchen!
Diese Risiken feiern wir also nicht. Oder doch?. Wie russisches Roulette?
Nee vermutlich haben viele davor Angst so richtig krank zu werden.

Als ich nach über 400 Tagen rauchfrei wieder geraucht hatte, ist mir so schwindelig geworden, als hätte ich Alkohol getrunken. Und tatsächlich rauschte es in meinem Hirn. Ich hatte an mehreren Tage abends geraucht und es war so, wie ganz am Anfang, die Wirkung war für mich ein Augenöffner. Über dreißig Jahre hatte ich mich so sehr an das Nikotin gewöhnt, dass ich diesen Zustand für normal hielt.
Als ich dann aufhörte zu rauchen und merkte, wie sich der echte Normalzustand anfühlt, war ich mir nicht mehr sicher, ob normalsein für mich ein wünschenswertes Ziel ist, also mit Verlaub das fühlt sich doch voll ätzend an.
Ich denke, dass es genau das Gefühl des nicht mehr berauschtseins ist was als „Leere“ beschrieben wird, und das ist nicht so leicht Dich daran zu gewöhnen.
Aber glaube mir heute fühlt es sich ganz wunderbar an.
LG Paul2.1.
Ich finde das eine sehr gute Beschreibung. Leere als Abwesenheit vom Rauschzustand beschreibt das Gefühl sehr gut.....die "Kicklosigkeit" des normalen nichtberauschten Alltagszustandes. Das ist der Grund, warum zu Drogen gegriffen wird,,,,da sehen Drogen ihre Berechtigung. Und mir gefiel der leichte Nikotinkick alle 20 Minuten jahrzehntelang, so dass uns der Abstand verständlich schwer fällt.
Mit meinen gesundheitlichen Einschränkungen musste ich jetzt sagen: Die Party ist vorbei. Aufhören wenn es am Schönsten ist bedarf einer gewissen Lebenserfahrung, dass dies tatsächlich der beste Zeitpunkt ist, eine Party zu verlassen. Dummerweise zumeist berauscht mit schönen Erinnerungen.
Vernunft ist halt ein schaleres Gefühl als berauscht.


Tag 52 Freitag: Sucht und der Versuch einer Erklärung
Eifersucht
Rechthabersucht
Alkoholsucht
Drogensucht
Arbeitssucht
Spielsucht
Sexsucht
Sehnsucht
Besserwissersucht
Eifersucht
Kontrollsucht
etc. etc.
Sucht ist wohl sehr schwer zu beschreiben und erst recht schwer zu verstehen.
Sucht hat oft etwas mit Rausch zu tun.
Rausch ist etwas, das die Menschheit immer schon fasziniert.
Hattest du / ich jemals einen Nikotin Rausch?
Also, ich nein.
Das ist blöde, es macht süchtig aber es berauscht nicht.
Wer das nicht glaubt, soll einfach mal in einer Stunde 5 Zigaretten rauchen.
Am nächsten Tag dann in einer Stunde 5 Glas Wein trinken.
Oder 5 Joints rauchen.
Wenn man sich die Süchte da oben so anschaut, kommt etwas ganz Anderes dazu
In Deutschland starben im Jahr 2017 126.900 Menschen an den Folgen des Rauchens.
Im Jahr 2002 waren es 1990 Todesfälle an allen illegalen Drogen zusammen.
Wie viele an Sexsucht, Sehnsucht oder Cannabis Sucht gestorben sind, ist nicht festzustellen.
Super süchtig, ohne Rausch.... na toll!

Klaus, dein Tagebuch ist toll wie immer.
Ich bin sehr neidisch auf dich, dass bei dir Atemübungen helfen. Vielleicht bin ich aber auch einfach zu ungeduldig
Du hast die Tabaksucht & somit den Teufelskreis durch Abstinenz durchbrochen und du wirst keinen neuen mehr starten. Da bin ich mir sicher.
Denn egal was passiert, es gibt 100 Gründe nicht zu rauchen und keinen um wieder anzufangen. Es sei denn man möchte ewig im Teufelskreis gefangen sein. Finde ich jetzt nicht so berauschend.

Tag 51 Donnerstag: Sucht und Aufklärung
Seit ich meine Tabaksucht durch Abstinenz unterbrochen habe...
Was für ein Satz:
Sucht unterbrochen
Abstinenz
Ich habe
Nochmal von vorne bitte:
Aufklärung war und ist mir sympathisch und wichtig!
Wenn ich alles gewusst hätte, was ich jetzt über Tabaksucht weiß,
dann hätte ich nie geraucht.
Schon wieder so ein komischer Satz:
Wenn, hätte, hätte ..... jaja!
Echt nicht? Nie geraucht?
Ich wusste immer, das es nicht gesund ist zu rauchen
Es war mir doch egal.
EGAL war es!
Völlig wurscht!
Warum nur?
Wieso war es wurscht?
Wie konnte ich alles ignorieren?
Warum habe ich geglaubt, ich sei unkaputtbar?
Alle machen schlapp, aber ich doch nicht.
Keine Ahnung, aber jetzt ist es Anders!
Ach wirklich?
Jetzt weiß ich soviel mehr
und jetzt ist es mir nicht mehr egal.
Jetzt, ja jetzt bin ich alt und denke über jeden Tag nach,
den ich länger leben könnte.
Ja, auch aber jetzt bin ich informiert und aufgeklärt!
Ich bin doch ein Vernunft fähiger Mensch.
Ach komm, lass sein! Was soll das sein?
Ein Süchtiger, der von Vernunft redet. Haha!
Ich höre jetzt auf damit. Ich habe schon aufgehört! Jetzt ist endgültig Schluss!!
Was soll das hier?
Nochmal von vorne bitte:
Die Erfolgsquote beim Rauchentzug ohne Unterstützung liegt bei ....
Mit Unterstützung erhöht sich die Quote auf ....
Wir empfehlen dieses Medikament....
Diese App kann helfen.
Hören Sie einfach auf.
So doch auch nicht
Von vorne bitte:
Hi!
Heute morgen starke Entzugserscheinungen.
Alles im grünen Bereich.
Tief Luft holen und weitermachen.
Herzliche Grüße
Klaus

Servus, Klaus,
Das NICHTS beim Rauchentzug hat bei mir zwei Gesichter gehabt, das erste war jede Leere, die Du beschreibst, im Sinne des Ausfüllens der Raucherzeit. Die zweite Art von Leere kommt bei den depressiven Phasen, die Dich etwa bis Woche 10 heimsuchen können. Mit der ersten Art von Leere bin ich ganz gut klargekommen, mit der zweiten war es schwieriger.
In ersterem Fall sind es ja oft nur 5-10 Minuten, die gefüllt werden müssen. Mit dem Handy spielen, sich kurz im Internet verlieren, irgendwas findet sich da schon. Und manchmal gehe ich in der Arbeit einfach mal für 5 Minuten raus aus dem Büro und um ein Gebäude. Verschafft etwas frische Luft und manchmal auch den Abstand, den früher die Raucherpause brachte. Gut, die Kommunikation mit den RaucherkollegInnen fehlt dann halt. Aber das ist aktuell vielleicht auch besser so.
Die zweite Art von Leere verlangt schon einen toleranten Chef, der es akzeptiert, dass man mal 2-3 Monate durchhängt, fahrig und unkonzentriert ist und sich einfach nix mehr merken kann. Von daher macht es durchaus Sinn, den Chef vom eigenen Rauchentzug zu informieren (wenn es menschlich passt). Aber auch diese Phase geht irgendwann nach 10-12 Wochen mal zu Ende.
Bleib weiter tapfer und stark, so dass Du weiter auf der Blümchenwiese entspannen kannst.
Ciao, Frank