Alles wie sonst und trotzdem ganz anders. Bei euch auch?

Verfasst am: 04.11.2014, 21:33
ManyLu
ManyLu
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Herzlichen Glückwunsch zur Glückszahl :-))

Und herzlichen Dank für Deinen tollen Bericht. Er war für mich sooooo motivierend. Denn Motivation kann ich jetzt irgendwie noch mehr brauchen als am Anfang....

Sehr berührend, Deine Ausführungen zu Deiner Freundin. Mir geht es ähnlich mit meinem ketterauchenden Ehemann... Ich wünsche mir, dass er es auch bald schafft... aber man muss ja warten, bis es von selber passiert und darf von außen nicht drängeln... nur Vorbild sein :-)

Heute war wieder einer der leichteren Tage.

Viele Grüße
ManyLu

Verfasst am: 04.11.2014, 21:10
miezhaus
miezhaus
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Hallo Kevisa,

ich hab Deinen Bericht mit großem Interesse gelesen. Schön daß es klappt und das schon seit zwei Wochen! Und toll, daß Du Dich damit gut fühlst. So soll das sein!

Deine Erfahrung mit der Müdigkeit und der Abgeschlagenheit am Anfang, die teile ich. Ich hab mich die erste Zeit auch gerne mal bald abgelegt.

Und auch die veränderte Wahrnehmung von einem selbst als Raucher, die Du beschreibst, kann ich nachvollziehen. Man riecht andere Raucher und denkt sich, au weia, so hab ich auch gerochen??? Man sieht sie an der Fluppe ziehen und denkt sich, au weia, sah das bei mir auch so unattraktiv aus, wenn die Wangen so nach innen ziehen? (Na bestimmt...) Man sieht sie bei Wind und Wetter nach draußen rennen und denkt sich, letztens stand ich noch mit da draußen und hab mir die Füße abgefroren, ´nen Schnupfen geholt! Das hat man sich, selber noch Raucher, irgendwie nie bewußt gemacht.

Das was Deiner Freundin passiert ist ist mir leider auch passiert. Ich hab nach elf Jahren wieder angefangen. Möglicherweise bedauert sie es genau so wie ich es bedauert habe, denn so einen Erfolg in die Tonne kloppen ist schon extrem unvorsichtig. Nach zweieinhalb Jahren des Wieder-Rauchens hab ich mich hier wiedergefunden. Und ich glaube, nochmal passiert mir das nicht. Aber Du kannst etwas aus dem mitnehmen, was Deiner Freundin wie auch mir passiert ist: nämlich die Erkenntnis, daß einen die Sucht immer wieder einholen kann, egal nach wie langer Zeit. Ich freu mich sehr, daß Du Dich sicher fühlst und keine Zweifel hast, rauchfrei bleiben zu können. Aber bitte bleib vorsichtig, ich kann´s Dir nur wirklich aus meiner eigenen Erfahrung raus mitgeben.

Was die Reaktionen auf den Rauchstopp angeht... da hab ich mich ja auch schon öfters mal zu geäußert. Nichtraucher können auf so eine Eröffnung oft nicht angemessen reagieren, einfach weil sie keine Ahnung haben, was für eine Tragweite der Entschluß und die Umsetzung hat. Raucher können es oft nicht, weil sie es mit der Angst um die eigene Gesundheit kriegen, mit dem schlechten Gewissen und mit der Aussicht, einen Rauchkumpan zu verlieren. Und Nichtmehrraucher können es oft nicht, weil sie selber auch kaum Anerkennung und Verständnis oder auch schwache Sprüche erlebt haben. Alles menschliche Reaktionen... sollte man nicht persönlich nehmen. Und daß Du, Deinem heutigen Empfinden nach, seinerzeit bei Deiner Freundin nicht angemessen reagiert hast, darfst Du Dir auch nicht nachtragen. Hast nur menschlich reagiert, siehe oben...

Insgesamt, das merkst Du ja selber und das merkt man Dir auch an, bleibt nach so einem Rauchstopp kein Stein auf dem anderen. Genieße die Auswirkungen, aber nochmals, bleib vorsichtig. Ganz besonders dann, wenn Dir der Ausstieg nicht so schrecklich schwer fällt wie befürchtet. Die Idee "ich kann ja jederzeit wieder aufhören" ist zu irreführend (mein erster Ausstieg kam mir auch nicht so schwer vor wie dieser jetzt!).

Ich wünsche Dir weiterhin einen streßfreien Ausstieg, laß mal wieder von Dir hören, und last but not least, meine Glückwünsche zu bereits zwei geschafften Wochen aus dem

Miezhaus

Verfasst am: 04.11.2014, 14:33
adelelistig
adelelistig
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Danke, Kevisa -

für Deinen Bericht und das Feedback zum Forum!

JA, auch bei mir ist alles ganz anders + alles ganz gleich. :-)

Alles Gute!

Verfasst am: 04.11.2014, 12:36
kevisa
kevisa
Themenersteller/in
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So, jetzt ist es tatsächlich soweit das ich seit zwei Wochen nicht mehr rauche. Was mir vorm 1. Tag als unvorstellbar schwer vorgekommen ist, ist jetzt "normal". Normal in dem Sinne, das ich eben nicht mehr rauche. Ich habe nichts geändert, außer die Zigaretten wegzulassen. Habe meinen Kaffee getrunken, bin auf der Terrasse gesessen, habe dieses und jenes und das da gemacht. Alles ist wie immer. Und trotzdem ganz anders.

Was ist anders?
- ich höre mehr auf mich selbst. Tue alles (wenn es geht) wenn mir danach ist. Schlafen zum Beispiel. Ich war die ersten Tage extrem müde. Statt zu sagen "ne, bist doch erst aufgestanden", hab ich mich eben wieder hingelegt. Und wenn es nur 10 Minuten waren. Siehe da - die Arbeit hat in der Zeit keiner gemacht, war immer noch da und ich hatte absolut nichts verloren dadurch ;-)

- Ich nehme mich wahr. Als Nichtraucher. Als ehemaliger Raucher. Es ist schwer zu beschreiben. Ich weiß das ich mal geraucht habe (was ja noch gar nicht lange her ist) aber ich kann mir nicht mehr vorstellen wie das war bzw das nochmal zu tun. Manchmal denke ich ich bin zu "arrogant" diesbezüglich. Bin mir zu sicher. Aber das bin ich mir eben.

- Ich bedauere andere Raucher
Gestern war ich mit einer (rauchenden) Freundin bummeln. Es lief so ab:

Vom Auto zum Zug - schnell eine rauchen
vom Bahnhof raus - schnell eine rauchen
ins Einkaufscenter rein - kurz raus eine rauchen
ein Restaurant suchen - vorm reingehen eine rauchen
Während der Speisekarte lesen - eine rauchen
Bestellt - eine rauchen
Essen kommt gleich - eine rauchen
nach dem Essen - eine rauchen
vorm bezahlen - eine rauchen
vorm gehen - eine rauchen
ins einkaufscenter rein - kurz raus eine rauchen
Kaffee trinken, vorher eine rauchen
fertig mit Kaffee trinken - raus eine rauchen
zu ende bummeln
zum Bahnhof gehen - eine rauchen
in zug einsteigen - vorher eine rauchen
aus dem zug aussteigen, zum Auto gehen - eine rauchen

Wenn ich das so zusammenzähle sind das 16 Zigaretten. Ohne die, die sie geraucht hat bevor sie mich abgeholt hat (um 9) und nachdem sie mich abgesetzt hat (um 16 Uhr). Also in 7 Stunden 16 Zigaretten trotz rundum-Beschäftigung und Gebäuden mit Rauchverbot (Einkaufscenter, Bahnhof, Zug, Cafe)

Sie hat 16 Jahre nicht geraucht! Mir damals eine Schachtel Zigaretten in die Hand gedrückt und gesagt: "ich rauch jetzt nicht mehr." 16 Jahre lang. Seit 3 Jahren raucht sie wieder. Mehr als ich je am Tag geraucht habe. Mehr als sie vorher je geraucht hat.

Was ist anders? Sie tut mir leid. Es tut mir sehr leid das sie sich diesen Stress geben muss. Mir ist aufgefallen wie sehr sie nach Rauch riecht. Vor allem im Auto. Ich fand es abstoßend. Und es tat mir leid weil sie ja meine Freundin ist. Gleichzeit war ich so zufrieden mit mir. So stolz auf mich. Fast schon überheblich in mir drin. (Habe das natürlich nicht ausgesprochen, bin ja kein nerviger Ex-Raucher)

Was ist noch anders obwohl alles wie sonst ist?
- Meine Kinder sind sehr stolz auf mich. Erzählen mir auf einmal wie sie dieses oder jenes bei mir als Raucherin empfunden haben und wie sie das jetzt empfinden. Ich schäm mich manchmal wirklich wenn wir da so drüber reden.

- Ich fühl mich gut. Das habe ich mich vorher auch gefühlt. Aber es ist auch irgendwie wieder anders. Ich fühle mich in mir, mit mir gut. Ich beachte mich und freue mich über mich selbst.

Aber es gibt auch anderes:
Ich bin z.B. meistens 2- 3 mal die Woche irgendwie sportlich tätig. Letzte Woche habe ich mein ganz normales Training nicht geschafft. Mir hat die Kraft, die Ausdauer und die Motivation gefehlt. Mein Lebensgefährte sagte mir das das ganz normal ist. Ich habe ganz andere Kämpfe die mein Körper gerade kämpft. Aber es hat mich geärgert. Gestern waren wir dann 5 km laufen und 1 Stunde Krafttraining. Das hat wieder funktioniert aber ich musste die Gewichte teilweise runtersetzen. Irgendwie ärgert mich das auch. Man sagt doch das es einem körperlich gleich viel besser geht und das alles einfacher wird.

So langsam erzähle ich anderen das ich nicht mehr rauche. Für meine Familie ist es "normal". Wird nicht soooooo groß beachtet und mir andauernd anerkennend auf die Schulter geklopft. Aber am Verhalten merke ich das sie stolz sind.
Bei anderen kommt: "Super". Das sind meistens die Nichtraucher oder Nichtmehrraucher.
Raucher haben oft Äußerungen wie: "hab ich auch schon versucht. Schaffst du eh nicht", oder "Nicht mal eine wenn es keiner sieht?" oder "wird sich bald wieder ändern"

Das finde ich irgendwie schade und ich frage mich wie ich wohl reagiert hätte? Und da fiel mir wieder oben benannte Freundin ein. Sie hat es mir ja gesagt. Mich quasi teilhaben lassen an ihrer ersten Sekunde ohne Zigarette. Ich sagte damals so etwas wie: "Oh, echt? " und das wars. Also war ich auch nicht wirklich besser. Sie hingegen hat sich gestern geäußert das sie das total klasse findet das ich es geschafft habe, das ich auch durchhalten werde wenn ich will, nicht so dumm sein soll wie sie und es je wieder anfange und das sie auch wieder aufhören sollte.

So, was noch? Ich habe mehr Zeit. Die ich nicht unbedingt bewusst nutze die mir aber doch auffällt.

Ich habe in den 14 Tagen 2 Kilo zugenommen. Habe mir aber ganz bewusst Essen nicht verboten und werde jetzt ganz bewusst wieder an diese 2 Kilo rangehen. Erstens weil sie mich stören und zweitens weil ich diesem Klischee "wenn man aufhört zu rauchen wird man dick und kriegt es nie wieder weg" Widerstand leisten möchte.

So, das war jetzt mal so ein Bruchteil von all dem was passiert in mir und um mich herum. Im großen und ganzen kann ich jedem der anfängt nicht mehr zu rauchen folgendes sagen:

Es ist schwer aber leichter als man denkt. Die ersten bösen Tag durchhalten, es wird einfacher. Und es verändert so vieles bei euch ohne das es wirklich was verändert. Also diese Angst vor "Was mach ich wenn ich nicht mehr rauchen kann / darf" ist absolut unbegründet. Man lebt weiter, man lebt gesünder weiter. Man lebt bewußter weiter. Und man lebt länger

Viele Grüße an euch alle. Ihr habt keine Ahnung wie sehr ihr mir geholfen habt!

Sabine