Dramaqueen "Nikotin"!

Verfasst am: 04.10.2019, 01:17
Finca2019
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7380 Züge mit Schadstoffen und süchtig machenden Substanzen seit 15.September gegen das Inhalieren von sauberer Luft eingetauscht. Meine Organe tanzen Overtüren, nur mein Gehirn macht mir vor, dass das Leben Scheisse ist.
Gut zu wissen, dass nicht alles wahr ist, was ich denke und die Wahrheit früher oder später ans Licht kommen wird.
Ich hoffe ja früher, denn Heulstimmung und verzweifelnde Hoffnungslosikeit, hilfloses ausgeliefert sein an Entzugserscheinungen, pfff das spürt sich wirklich grauenvoll an!
Mein Raucherleben hat in Babyjahren als Passivraucherin begonnen und bereits mit 13 Jahren habe ich meine aktive Raucherlaufbahn von der Gelegenheitsraucherin, Genussraucherin, Stressraucherin endlich zur Suchtraucherin mit 40 St., Filterlosen bis zur Diagnose Copd, Lungenemphysem nach 47 Jahre geschafft und nur mit halbherzigen gescheiterten Aufhörversuchen unterbrochen.
Viele werden nicht verstehen, wie man noch weiterrauchen kann, wenn man bereits den Beweis der chronischen Erkrankung schwarz auf weiß vor sich hat. Die Klugen hören ja bereits aus Angst vor möglichen Krankheiten auf.
Also Tatsache ist, dass ich es bisher trotz schlechtem Gewissen, unzähligen Aufhörversuchen es nicht geschafft habe dauerhaft abstinent zu bleiben.
Selbstzerstörung auf Raten, mir selbst die Luft zum Atmen zu nehmen, mich gefangen in meiner von mir errauchten Abhängigkeit zu fühlen, um wieder mal Rauchstopp zu planen, bis dahin noch möglichst alle Zigaretten zu rauchen, weil dann die Welle von "Das Leben hat ohne Rauchen keinen Sinn" über mich schwappen würde, 100x wieder Termin verschoben oder 3 Tage später den Stopp abgebrochen, weil ich die Kraft nicht aufbringen wollte, konnte, die erste Zeit abstinent zu bleiben.
Kleine "Rechtfertigung" : meine Copd hustet nicht ( ja, das gibt es)
Das war wohl auch der Grund, dass ich so spät auch eher zufällig damit konfrontiert wurde, dass ich bereits eine chronische Erkrankung mit nur noch 30% Lungenvolumen hatte, als ich noch Freunde mit bisschen Raucherhusten geraten habe, doch lieber aufzuhören, wenn sie das Rauchen so schlecht vertragen.
Was bedeutet es für mich Copd zu haben. Bisher spürte ich es nur, wenn ich mich angestrengt habe, also bergauf gehen, schwere Sachen tragen etc. Kaltes Wetter oder sehr schwüles heisses Wetter kann mir auch zusetzen. Also, wenn man solche Dinge vermeidet, lässt sich die Erkrankung mit Kaffee und eine nach der anderen rauchen, super verdrängen. Und wusstet ihr, dass Entzugssymptome das Angstzentrum der Amygdala austrixen?
Schlüsselerlebnis für den Rauchstopp im September war, als ich nachts zum ersten Mal Atemprobleme bekam als ich im Bett lag.
Ehrlich gesagt, auch wenn mein gesundes Ich nicht unbedingt am Erstickungstod sterben möchte oder an einer der Nebenerkrankungen einer Copd, auch wenn mein mich liebender Anteil noch gerne etwas länger ohne Sauerstoffflasche in meinem neuen zu Hause in Spanien ohne Betreuung leben möchte, bin ich mir nicht sicher, ob ich diesmal den Ausstieg auf Dauer durchziehen werde.
Im Moment hilft, dass ich Schiss habe, da ich alleine mit meinen Hunden lebe. Mit meinem Arzt bin ich zwar tel. in
Kontakt, aber seit 3 Jahren bin ich nun ohne aktuelle Befunde und klar spür ich, dass die Kapazität in den Keller gegangen ist. Derzeit plane ich jedoch noch einen Heimataufenthalt, da ich jetzt wissen will, wie es wirklich in mir aussieht.
Ich schreibe hier ungefiltert, schamlos, obwohl ich mich vor mir selber schäme, nicht schon viel, viel früher die Kraft zum Ausstieg gehabt zu haben. Aber vielleicht wird das hier, die begleitende Doku - wie ich endlich meine Sucht hinter mir gelassen habe.
P. s. Danke an Euch, die ihr auch eure Erfahrungen und Gefühle teilt!
Lieben Gruß und guten rauchfreien neuen Tag für alle!
Renate

Verfasst am: 04.10.2019, 10:11
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Hola, liebe Bruni!
Danke, für die Blumen. Schön, dass du mir schon seit meinem Einstieg in den Ausstieg mit gutem Beispiel voran gehst!
Lg Renate

Verfasst am: 04.10.2019, 15:11
Urzustand
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Hallo Renate, wow, du kannst sehr schön schreiben. Konnte mich beim Lesen sehr gut in dich hineinversetzen und so manche Situation kenne ich auch. Du lebst jetzt in Spanien? Hast du dort keinen Arzt?
Ich wünsche dir, dass du stärker bist als die Sucht. Das wird nicht einfach sein, aber auch nicht unmöglich.
Grüße Urzi.

Verfasst am: 04.10.2019, 15:15
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Hallo Urzi,
Nein, bisher habe ich keinen Lungenfacharzt hier konsultiert.
Wenn es nicht anders geht, werde ich das natürlich tun, lieber wäre es mir allerdings, die Untersuchungen mit deutschsprachigem Arzt zu machen.
Danke, für das Daumen drücken, dass ich rauchfrei bleiben kann.
Glg Renate

Verfasst am: 04.10.2019, 16:18
Dekoqueensandy
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Liebe renate,
Was für ein einfangsthread, wow

Du schreibst so ehrlich , ich hab mich zu 100 Prozent wieder erkannt.
Ich wünsche dir das du es schaffst, ich wünsche uns allen das wir es schaffen....
Liebe Grüße und recht viel Sturheit wünsche ich dir
Sandy

Verfasst am: 04.10.2019, 20:38
rauchfrei-lotse-meikel
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Hallo Renate,

heute mittag bereits, habe ich deinen Beitrag aus der letzten Nacht gelesen. Dein sehr reflektiert geschriebener Beitrag hat mich tief berührt. Jetzt nehme ich mir sehr gerne die Zeit, dir zu antworten.

Ich habe viele Parallelen zu dir entdeckt. COPD, Lungenemphysem, auch meine Weltmeisterschaft im Verdrängen sind einige davon. Auch die 40 Stück ohne Filter. Als ich seinerzeit vom Lungendoc kam, die Diagnose in der Tasche, musste ich vor Schreck erstmal zwei rauchen, hintereinderweg. Aus heutiger, etwas klügerer Sicht natürlich ein Irrsinn. Du hast geschrieben, viele hören auf zu rauchen, aus Angst, schwerkrank zu werden. Ich gehörte nicht zu ihnen...
Ich habe nach Diagnosestellung noch ungefähr 10 Jahre weitergemacht, mit der systematischen Zerstörung meines Körpers, meines Lebens. Zum Erkenntnisprozess gehörte auch die Phase der Selbstvorwürfe. "Bin ja selber schuld, " so der Tenor. In dieser Zeit war ich dem Tod näher, als dem Leben. Ich wusste: wenn ich nicht elendig verrecke, würde ich den letzten Funken Energie dafür verwenden, meinem Leben ein Ende zu setzen. Ein fataler Teufelskreis, dessen Dynamik mir nicht mehr steuerbar erschien. Jetzt, wo ich darüber schreibe, erreicht meine Seele immer noch eine Gänsehaut, die zu spüren ich damals gar nicht mehr in der Lage war. Es war wie ein Alptraum, aus dem es kein Erwachen gibt.

Schnitt!
Heute ist die Verdrängung der Erkrankung COPD nicht mehr möglich.
Bei jedem Schritt, bei jedem Atemzug, wird sie mir bewusst gemacht. Wie du schon geschrieben hast, sind die Begleiterkrankungen, von denen jede Einzelne lebensbedrohlich ist, massiv. In diesem Zusammenhang gab es für mich eine gute und eine schlechte Nachricht:
Die schlechte? Laut Lungendoc beträgt meine Lebenserwartung noch 2 Jahre.
Die gute? Diese Arztmeinung ist drei Jahre her.
Nachdem ich den Facharzt gewechselt habe, hat mein neuer LuFa das deutlich relativiert. Die Lebenserwartung eines COPD-Patienten verkürzt sich im Durchschnitt um 5-7 Jahre. Damit kann ich sehr gut leben. Und ich habe mich dafür entschieden, "gut zu mir" zu sein! Meine Lebensmaxime ist es, zu sagen: 'Ich bin der wichtigste Mensch in meinem Leben'. Das verschafft mir unfassbare Energien, die ich wahrlich gut gebrauchen kann.

Wir COPD'ler neigen ja dazu, die Situationen zu vermeiden, die Atemnot auslösen. Quasi reflexartig. Atemnot ist fies. Ein Erstickungsanfall ist ein realer Horrorfilm. Wie wir wissen, ist COPD nach heutigem Stand, nicht heilbar. Es geht nur darum, die Lebensqualität zu fördern, bzw. zu erhalten. Das Tempo, in dem die Erkrankung fortschreitet, lässt sich beeinflussen.
Der über allem stehende, unausweichlich wichtiste Aspekt, ist der Rauchstopp!
Genauso wichtig ist es, in Bewegung zu bleiben. Sport-im Rahmen der Möglichkeiten-ist existenziell!
Mein tägliches Ergometertraining ist meine "Lebensversicherung".
Der lange weg dorthin, wo ich heute bin, auch das tiefe Tal der Tränen, haben mich dahingeführt, zu sagen:
"COPD... dir werde ich es zeigen!"

Liebe Renate, ich füge an dieser Stelle noch einen Beitrag ein, den ich in 2014 hier mal veröffentlicht hatte. Vielleicht kann dir die eine oder andere Information daraus helfen, deinen Blickwinkel zu erweitern. Ich freue mich sehr darauf, hier weiterhin von dir zu lesen. Wenn du möchtest, kannst du mich auch gerne jederzeit per PN antickern.

Weiterhin viel Kraft auf deinem Weg wünsche ich dir.

Dein Meikel
P. S. Hier noch der erwähnte Beitrag

Für alle die, denen die Folgen des Rauchens bereits gesundheitlich zugesetzt haben, die vielleicht wie ich an COPD, oder anderen, schweren Erkrankungen zu leiden haben, wurde damals dieser Thread ins Leben gerufen.

Aus "leichter-atmen" einer deutschsprachigen Seite im http://www.:

Lebensdauer mit COPD

Durchschnittlich verringert sich die Lebensdauer mit einer COPD um 5-7 Jahre. Vor allem der fortschreitende Verlust der Lungenfunktion wirkt sich negativ auf die Prognose aus, insbesondere der sogenannte FEV1-Wert. Dieser errechnet sich über die maximale Menge ausgeatmeter Luft in einer Sekunde.

Lebensbedrohliche Komplikationen können auch durch häufige Begleiterkrankungen der COPD entstehen, wie eine Rechtsherzschwäche, Diabetes oder Osteoporose. Patienten sollten sich deshalb auch mit den möglichen Folgeerkankungen einer COPD auseinandersetzen und sich informieren, worauf es zu achten gilt.

Lebenserwartung bei COPD erhöhen

Für COPD-Patienten ist es nie zu spät, die nachlassende Lungenfunktion aktiv zu bekämpfen. In jedem Stadium der Lungenkrankheit stehen Therapieoptionen zur Verfügung, die eine Verbesserung der Lebensqualität bewirken und die Prognose verbessern.

Aus [Link wurde vom rauchfrei-Team entfernt]:
Die Psyche der COPD-Patienten – ein unterschätztes Begleitphänomen

Wir wissen heute, dass die COPD nicht mehr nur als reine Lungenerkrankung anzusehen ist. Vielmehr beeinflussen eine Reihe von Begleitproblemen außerhalb der Lunge den Krankheitsverlauf und die Lebensqualität negativ und sind somit für die Gesamtbehandlung von Bedeutung.
Neben Veränderungen am Herz-Kreislaufsystem, der Muskulatur, dem Knochenskelett sowie Stoffwechselphänomenen spielen psychische Probleme wie Depression, Angst und Panikneigung eine wenig bedachte aber keinesfalls unbedeutende Rolle.
In früheren Untersuchungen wurde v. a. die Depression als Problem beleuchtet. Nach unserer Einschätzung sind im Einklang mit neueren Studien aber Angst- und Paniksymptome für viele an einer COPD Erkrankte noch gravierender. Neben der leicht nachvollziehbaren Bedeutung von Angst und Panik bei Atemnot leiden viele auch unter so genannten Progredienzängsten, d. h. es stellt sich oft die Frage: „wie geht es mit mir weiter“? Ängste, die sich auf die Endphase des Lebens beziehen, werden als „End of Life Ängste“ bezeichnet.
Mit Blick auf den Charakter und die Bedrohlichkeit des Hauptsymptoms Atemnot ist ein sich gegenseitiges Bedingen von körperlichem (Atemeinschränkung) und psychischem (Not beim Atmen) Befinden nicht überraschend. Atemnot, Angst und Depression können sich im Verlauf einer fortschreitenden COPD im Sinne eines sich selbst unterhaltenden Teufelskreises verselbstständigen.
Die körperliche Leistungslimitierung trägt im Verlauf oft zum Rückzug aus dem Alltagsleben und in der Folge zur sozialen Isolation bei, was wiederum Angst und Depression verstärken kann.
Studien zeigen, dass dadurch sowohl die unmittelbare Lebensqualität, aber auch die Infektanfälligkeit und die Anzahl an Krankenhausbehandlungen negativ geprägt werden.

Psychische Probleme – nicht nur ein Problem der fortgeschrittenen Stadien

Offenbar manifestieren sich Angst und Depression bereits in den frühen Stadien der COPD und erfahren bei zunehmendem Schweregrad keine wesentliche Verstärkung.
So konnte in einer umfangreichen schwedischen Studie gezeigt werden, dass das Ausmaß von Angst im Stadium I und II mit ca. 40% ebenso häufig war wie im Stadium III (38%) und im Stadium IV (40%). Das galt auch für depressive Probleme. Diese Ergebnisse konnten durch eine eigene Studie an 133 COPD-Patienten, von denen 99 im Stadium III-IV waren, bestätigt werden.
Die Lebensqualität wird durch das gleichzeitige Vorhandensein von Angst und Depression ganz wesentlich negativ geprägt.
Inwieweit der weitere klinische Verlauf einer COPD-Erkrankung durch Angst und Depression geprägt ist, zeigte sich in einer großen amerikanischen Studie (NETT, National Emphysema Treatment Trial). Hier konnte bei 610 Patienten mit einer Depression eine bedeutsame Zunahme der 1- und 3-Jahres-Sterblichkeit gesehen werden. Zudem war die Frequenz der Krankenhausbehandlungen im Jahr vor Beginn der Studie deutlich höher. Nicht zu vernachlässigen ist die negative Bedeutung psychischer Probleme bei COPD im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit. So zeigt sich bei Patienten mit Depression im Vergleich eine deutlich geringere 6-Minuten-Gehstrecke. Vielleicht fehlt bei vielen Betroffenen aber auch nur der Mut oder die Phantasie, körperlich noch etwas leisten zu können. Hier findet sich ein weiterer Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt.

Wann beginnt die Angst vor dem Ende?

COPD-Patienten machen sich offenbar bereits frühzeitig Gedanken zum Ende Ihres Lebens und zu ihrem Sterben. Wir konnten in einer eigenen, gerade veröffentlichten Studie eine hohe Quote von Patienten mit sogenannter „End of Life Ängsten“ identifizieren. Wir haben dabei auch nach den Inhalten dieser Ängste gefragt. Dabei kamen interessante, für uns erstaunliche Themen zum Vorschein. So spielte zum einen die Frage nach der Art des Sterbens und die Sorge, den unmittelbaren Mitmenschen, der Familie zur Last zu fallen, für viele Patienten eine große Rolle. Zum anderen wurden die Angst vor dem Ersticken oder vor Schmerzen als besonders wichtig angegeben. In der Realität spielt der Schmerz aber für die Mehrheit der COPD Patienten keine wirkliche Rolle. D. h. hier übersteigt offenbar die Angst vor der Zukunft die zu erwartende Wirklichkeit. Information kann hier weiterhelfen.
Befragt man COPD-Patienten, was sie von ihren behandelnden Ärzten erwarten, so finden sich in einer amerikanischen Studie Wünsche nach Angaben zu den Behandlungsmöglichkeiten, zur eigenen Prognose und auch zur Frage, wie das eigene Sterben aussehen wird. Solche Fragen werden in Deutschland kaum einmal formuliert. Da sind uns die Amerikaner noch etwas voraus, da sie wohl schon gelernt haben, über ihre Ängste zu sprechen und auch Antworten auf ihre Fragen einzufordern.

Verfasst am: 04.10.2019, 21:45
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Lieber Meikel,
Ich danke Dir sehr, für deine Offenheit und persönliche Überlebensgeschichte!
Wie du schreibst, gibt es tatsächlich einige Parallelen im Umgang mit unserer Sucht und deren massiver Auswirkungen auf unser Leben, aber auch auf die Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod.
Der Schmarrn ist halt auch, dass Depressionen ja nicht grad die Kraft für einen Entzug fabrizieren helfen.
Derzeit habe ich mehr Angst vor dem depressiven Loch, als vor was anderem. Aber auch da lernt man viel, habe heute wieder mit Antidepressiva begonnen, da ich versuchen will zu vermeiden, dass die Scheissgefühle den Rauchstopp adabsurdum führen und mich wieder zum Rauchen bringen.
Vor einem halben Jahr, als auch die Antidepressiva nix mehr geholfen haben, habe ich selbstständig Medis abgesetzt und mit anderen etwas "verrückten" Massnahmen ( Fernseher verbannt, und Süsses, fast ausschließlich gesunde Ernährung, nur 1x täglich gegessen) die dunklen Gedanken bekämpft. So bin ich erstaunlicherweise erst in einer Gelassenheit und dann fast in einer leichten Manie gelandet . Da habe ich allerdings geraucht.
Derzeit ist es doppelt schwierig, ohne Zigaretten das Stimmungstief auszuhalten bzw. Strategien anzuwenden, die helfen können.
Ab Montag bin ich hier auf der Finca wieder ganz allein, das wird nach 3 monatiger Gesellschaft von Langzeitmietern und einer Freundin auch wieder eine ziemliche Umstellung. Mal sehen, wie sich das auswirkt.
Dir Meikel, wünsch ich mal für heute eine gute Nacht und danke für den Austausch mit Dir!
Lieben Abendgruss
Renate

Verfasst am: 04.10.2019, 22:36
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Liebe Bruni,
Sorg dich nicht, obwohl ich das ja ganz süß finde.
Ich werde auf mich aufpassen, versprochen.
Allein sein, übe ich schon sehr, sehr lange, ist allerdings da wo ich jetzt wohne, tatsächlich eine Herausforderung. Der nächste Nachbar ist 3km weg und kommt auch erst im Dezember wieder. Witzig, dass wenn ich manchmal Photos poste, viele meinen, dass ich "im Paradies" lebe und ich glaube, dass mir die Natur und Einsamkeit auch ein guter Lehrmeister war. Aber, man sagt doch auch, mit Hunden ist man nicht wirklich allein.
Schlaf gut, mein Mädchen.

Verfasst am: 06.10.2019, 16:04
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Kleines Update nach 21 Tagen Abstinenz.
Das NMR Thema ist durch die Heulstimmung, die mich bis zu 10x täglich überfällt, überdimensioniert präsent, was einerseits nervt, mich aber auch zwingt, mich sehr oft neu zu motivieren.
Ich lese mir so oft, meine Gründe zum Rauchstopp durch, schreibe im Tagebuch meiner NR App, ellenlange Begründungen, warum es total bescheuert wäre, jetzt zu rauchen, ich versuche die "positive" Besetzung von Zigaretten und Rauchen, gegen ein Feindbild auszutauschen.
Wenn Tränen kommen, lass ich sie laufen, ist ja auch wirklich traurig, dass das Rauchen wichtiger war, als meine Gesundheit.
Heute habe ich ein paar Veränderungen durch den Rauchstopp notiert, die ich auch mit euch teilen möchte.
Positive Veränderungen :
Ich habe weniger Tränensäcke
Ich habe gutes Gewissen seit dem Rauchstopp
Ich mache mehr Bewegung
Ich baue bereits mehr Muskeln auf
Ich bekomme ein bisschen mehr Luft( lt. App, aber bilde mir zumindest ein, es auch zu spüren
Mein Körper bekommt mehr Sauerstoff
Alle Prozesse im Körper können unbehindert durch Schadstoffe und Rauch, reinigen, regenerieren und Selbstheilungskräfte aktivieren
Ich kann besser riechen und stinke nicht mehr
Ich habe mehr Zutrauen auch bergauf gehen zu können, ohne Panik vor Atemnot
Morgens habe ich besseren Geschmack im Mund
Das Haus riecht nicht mehr nach Rauch
Ich muss nicht so oft ins Dorf fahren, nur um Zigaretten kaufen
Ich erspar mir den Stress, darüber nachzudenken, wann ich endlich wirklich zu rauchen aufhöre
Ich bin nicht wirklich "neidig", wenn jemand neben mir raucht.
Minifreude, dass ich nicht mehr rauchen muss.

Etwas was noch eine Herausforderung für mich ist, kleine "Belohnungen" im Alltag zu erfinden, die das Gerhirn auch als solche erlebt und dafür brav Dopamin ausschüttet.
In NR Büchern steht, Essen, Sex, schöne Erlebnisse mit Freunden.
Ich denke, dass ich ganz gut in der Natur auftanken kann, tolle Lichtstimmungen mag ich, kuscheln mit meinem jüngsten Hund, bringt mich zum schmunzeln.
Meine Pflanzen mag ich auch und da es vermutlich bis Ende Dezember warm und fast immer sonnig bleibt, kann ich mich auch viel im Freien aufhalten.

Na, ja ist wohl noch ein längerer Prozess, das Leben als NMR so zu gestalten, dass nicht nur nichts mehr fehlt, sondern dass wir es als Bereicherung erleben, die wir uns nie wieder selbst "kaputtrauchen" werden.

Verfasst am: 07.10.2019, 10:19
Dekoqueensandy
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Liebe Renate.....
Zur Schnapszahl 22 gratuliere ich dur, ich finde am Anfang sollte man alles feiern.... das hilft... jeder tag an dem man nicht raucht ist gut und 22 tage nicht geraucht sind noch besser