Das Monster in mir
Tapfer, tapfer, der Mohikaner L. Habe auch gelacht, Meikel,auch wenn ich mir vieles sehr gut vorstellen kann. Ich hasse Krankenhäuser, u.a. wegen der von dir genannten Beispiele, aber was hilfts, besser ein Krankenhaus mit Rollwurst, dafür ohne Clopap. als gar keine Hilfe.
Wünsche dir, dass das von deiner Frau mitgebrachte Nahungsmittel in Flüssigform täglich nachgeliefert wird. Und deine Kerze brennt!
LG Andrea
Sonne satt im Ruhrpott: Check! (20 Grad...PLUSSS)
Schalke vs. Hoppenheim: Check! (4:0)
17 Uhr Dreißig, Hunger, warten aufs Abendessen (Wer hat für Krankenhäuser eigtl. halb 6 als Abendessenszeit eingeführt?) Egal: Check!
Allgemeinbefinden: 20-30% besser, als vor 72 Stunden: Check!
Danke dir Mäggi, danke euch allen für eure Anteilsnahmen.
Euer Meikel
Hallo, Meikel, auch ich wünsche Dir von ganzem Herzen bessere Werte, Klopapier und anständig was auf die Gabel!
Hey Meikel,
ich hoffe du bist weiterhin auf dem Weg der Besserung um das Monster in dir, wenn schon nicht zu töten, doch wenigstens so weit zu schwächen, dass du selber wieder mobiler werden kannst! Ich drück dir dafür die Daumen! Denk an den Sommer, bis dahin wirds dir besser gehen, auf jeden Fall!
Alles Gute - Mabelle
Hallo Meikel, ich wünsche Dir auch von Herzen Gute Besserung und dass es trotz allem wieder bergauf geht..
und dass Du immer eine extra-Portion Mittagessen bekommst....
LG Banya
Nur um Fehlinterpretierern vorzubeugen: Ich beabsichtige nicht, das derzeitige Elend, das mich umgibt, zu kultivieren. Krankheit, Leid, Not, Tod. Alles Bestandteile jeden Lebens. Ich habe mich dafür entschieden, darüber zu schreiben und verlasse damit sämtliche Konventionen und Vorgaben der positiv-motivierenden Gesprächsführung.
Nur dieser eine thread dient dazu, meinen jetzigen Mikrokosmos zu beschreiben.
Schonungslos.
Rücksichtslos.
Subjektiv.
Im Bett links von mir liegt Adolph, 76. Lungenkrebs im Endstadium. 40 Jahre Raucher.
"Aber seit 20 Jahren keine einzige mehr," berichtet er. Stolz schwingt in seiner brüchigen Stimme.
Gegenüber liegt Heinz. 64. Seine Erzählungen führen mich an die Grenzen meiner Belastbarkeit und darüber hinaus. Heinz hat COPD-ebenfalls Endstadium.
Heinz' Aktionsradius beschränkt sich auf rund 5 Meter um das Bett herum. Reicht. Bis ins Bad, das direkt ans Zimmer angrenzt. Länger ist halt der Schlauch nicht, der seine Nase mit der fest installierten Sauerstoffanlage verbindet.
"Zu Hause hab ich 10 Meter," meint er. "Da komm' ich locker mit auf'n Balkon. Ich rauch' ja nicht in der Wohnung, wegen der Tapeten."
Unser Gespräch -sein Monolog-ist zeitintensiv. Hustenattacken. Der hochrote Kopf, der Auswurf, den er mit Zellstoff aufzufangen versucht, bedürfen dann 2-3 Minten des Schweigens.
"Früher hab' ich immer gerne geraucht", sagt Heinz. "Aber nich' so'n Parfum-Gelumpe. Die ROTEN, die echten. Ohne Filter. 2 Päckchen. 35 Jahre bin ich auf'm Bock gesessen. Polen, Russland, den ganzen Osten. Immer geradeaus. 40 Tonnen im Rücken."
Was zur Zeit in der Ukraine geschieht, macht ihm große Sorgen.
"Der hat doch 'nen Fisch im Arsch, der Putin. Der macht die doch alle kaputt!"
Wir müssen -er muß- unterbrechen. 3 Minuten ungefähr. Heinz muss sein T-shirt wechseln gehen. Die Attacke kam schneller, als Zellstoff greifbar war. Der hellrote Kragen des an sich weißen Shirts stört in dann doch...
"Das mit dem Rauchen is' ja nicht so gut, ich weiß das alles." Die eigentlich Schuldigen hat Heinz aber längst identifiziert:
"Die machen doch unsere Luft kaputt, mit der ganzen Chemie und den Abgasen. Sogar Kinder kriegen heute schon Asthma. Rauchen die denn?"
Jetzt macht er erstmal Pause, mit dem Rauchen. "Wegen der Luft,"sagt er.
"Und dann...? - Frage ich.
" Ma gucken..."
Krass...
...oder wie du sagst...schonungslos, aber hier im Forum bestens platziert!
Lieber Meikel, danke für deine Beschreibung deines derzeitgen Alltags....für jemanden wie mich kommt das gerade richtig; die Realität vor Augen geführt zu bekommen so rücksichtslos wie nur irgend möglich hilft gegen das Verdrängen, das Raucher nunmal am besten beherrschen und ganz deutlich wird bei Heinz....auf dem Balkon rauchen wegen der Tapeten.....ich bin sprachlos! Und unendlich traurig darüber, was diese perfide Sucht aus an sich klugen Menschen macht....
Weiterhin alles Gute dir! Halt durch! Ich drück` dir dafür die Daumen!
Mabelle
P.S.: Deinen Stil kann ich bestens verstehen und nachvollziehen - deine schonungslose Darstellung ist das einzig richtige! Mach weiter so!
Schonungslos schon, ja. Rücksichtslos? Hm... Vielleicht. Aber es wird ja niemand dazu gezwungen, diese Zeilen zu lesen. Vielleicht sogar etwas demotivierend. 20 Jahre nicht geraucht u doch Lungenkrebs im Endstadium.
Dennoch denke ich mittlerweile, dass jede rauchfreie Minute eine gute Minute ist. Eine heilende Minute.
Nach meinem Unfall hat ein Polizist zu mir gesagt: "sie können froh sein, dass es nicht verboten ist, sich selbst zu verletzen.
U nun glaube ich, dass auch Rauchen eine Art Selbstverletzung ist.
Eigenartig, wieviele Denkanstöße es bedarf, um die Sichtweise zu ändern...
Ich danke dir jedenfalls für deine erschreckende Offenheit, die aber trotz allem voll feinem Humor ist.
Kecina
Sei gegrüsst Meikel! Prima dass du hier weiter schreibst. Und ich empfinde deine Zeilen weder als subjektiv noch als rücksichtslos. Du becshreibst eine objektive Wahrheit, so sehe ich das!
Tja, es gibt sehr viele "Heinze" unter den Rauchern. Vor etwa sieben Jahren war ich mal ein paar Tage im Krankenhaus (nicht wegen Raucherleiden); mit mir auf dem Zimmer waren fünf Mizpatienten. Alle hatten was an der Lunge und hatten Nachts so schnaufende Maschinen an sich; was für ein Konzert jede Nacht, puh! Wie auch immer, alle Fünf haben Tag für Tag jeder mindestens eine Schachtel weggedampft. Damals hatte ich nicht das Gespräch gesucht, das wäre heute vermutlich anders. Zumindest würde ich mal fragen ob sich die Betreffenden nicht etwas schäbig den Ärzten gegenüber vorkommen.
Lieber Meikel,
ich finde, Du hast regelrecht ein Talent diese tragischen Geschehnisse um Dich herum realitätsnah und direkt fernab jeglicher Moral zu beschreiben und damit viele zu erreichen und zum Nachdenken zu bewegen.
Ich finde es sehr hilfreich, um in wackeligen Momenten dadurch daran erinnert zu werden, wo es langgeht.....
Danke Dir und weiterhin gute Besserung und behalte Deinen einzigartigen Humor!
LG Banya