Rückfall Tag 8 - Angst
Guten Morgen miteinander,
Jetzt kommt ein langes Panik-Posting, bitte nicht abschrecken lassen.
Zu meiner Person: Ich bin 25 Jahre alt, seit 12 Jahren Raucherin(Man musste mit 13 ja schließlich cool sein/nächsten Monat rauche ich mein halbes Leben) und mache gerade meinen 2. Versuch das Rauchen aufzugeben. Mein letzter Versuch war im Oktober 2010 und endete 2 Wochen nach Rauchstopp damit, dass ich mich von meinem Freund trennte und mich im Komasaufen(Was normalerweise nicht meine Art ist) versuchte.
Vor 8 Jahren habe ich erfolgreich meine Drogenabhängigkeit hinter mich gebracht und ich trauere den Zeiten, in denen ich anderes Konsumiert habe nicht eine Sekunde nach. Ich denke gerade sehr viel daran, denn ich war schonmal ganz unten und kann nur schwer verstehen, dass etwas legales und überall zugängliches wie Zigaretten mir so das Kreuz brechen.
Zur aktuellen Situation: Vor 5 Monaten ist mein Vater mit 58 Jahren seinem 4-jährigen Lungenkrebsleiden erlegen. Die letzten 3 Jahre hat er mit 30% Lunge gelebt. Ein Schlaganfall, das Einbüßen seiner Sehfähigkeit, Morphium und ein weiterer Tumor waren die Konsequenz, die ihn letztendlich auch das Leben gekostet haben. Papa....
Meine Eltern waren beide starke Raucher, auch im Haus. Es gibt Fotos von mir und meinem Bruder, wie wir mit den Eltern und einer Tante am Tisch sitzen und Kartenspielen und 3 Erwachsene rauchen bei geschlossenen Fenstern die Bude zu. Mit 11 Jahren habe ich die Mandeln raus und von da an 3-4 mal im Jahr Bronchitis. Komischerweise habe ich keine Bronchitis mehr gehabt, seitdem ich in meine eigene rauchfreie Wohnung gezogen bin. Und trotzdem bin ich Raucher...
Jetzt zur Beichte: Ich habe eine fast 3-jährige Tochter. Ich habe die Schwangerschaft mit 3 Zigaretten am Tag durchgebracht und bin weiß Gott nicht stolz auf mich deswegen.
ICH BIN SAUER
-auf meine Eltern weil sie uns nicht geschützt, nein sogar krank gemacht haben
-auf mich, weil ich meine Tochter durch mein negatives Vorleben und das Rauchen in der Schwangerschaft gefährdet habe/gefährde
-auf meinen Vater, der sagte "Wenigstens sind meine Kinder schon groß"(er verlor seinen Vater mit Aber auch wenn ich schon groß bin, liebe ich ihn und hätte ihn gerne noch ein paar Jährchen gehabt
-auf meine Schwäche weil ich sein Elend gesehen habe und das Rauchen hasse, dafür was es ihm angetan hat
-auf meine Schwäche weil ich panische Angst davor habe so zu enden wie er
-weil ich meiner Tochter das alles ersparen will
ICH WAR STOLZ AUF MICH
-in den letzten 8 Tagen, weil ich trotz Vollzeitbeschäftigung in einem Raucherbetrieb kein Verlangen nach einer Kippe hatte oder es zumindest erfolgreich ignoriert habe
-weil ich das Nichtrauchen genossen habe
UND NUN?
Nun habe ich eine geraucht und fühle mich hundeelend... sogar während ich das alles hier schreibe habe ich Lust auf eine Zigarette. Letztes Jahr sagte ich mir "Das muss jetzt sein" und wenn ich emotional wieder gefestigt bin, höre ich wieder auf. Dieses Jahr weiß ich, es hat ein ganzes Jahr gedauert, bis ich wieder die Eier hatte aufzuhören. NEIN! Nicht mit mir, jetzt ist wieder Schluss! Das Nikotinmonster darf nicht über mich und meine Familie und meine Gesundheit siegen!
Wie schlimm war diese eine Zigarette? Kommt jetzt wieder so eine Hammer-Entzugswoche? Oder habe ich eine Chance, für diesen Ausrutscher glimpflich davonzukommen?
Guten(?) Morgen,
Andrea
= 8 )
Guten Morgen Andrea
Es ist gut, dass du zu uns ins Forum gekommen bist
und dass du deine Geschicht so offen und ausführlich erzählt hast.
Herzlich willkommen
Ja, solche Erfahrungen und Erlebnisse sind schlimm, aber
du wirst sehen, dass du damit nicht alleine bist. Wenn du
hier niemanden antriffst, dann lies in den Beiträgen der
anderen und es wird dir helfen und dich erleichtern.
Du wirst auch feststellen, dass Rückfälle kein Grund zum
Verzweifeln sind. Verliere nicht den Mut und deine Zuversicht
und behalte dein Ziel im Auge, nämlich Nichtraucherin zu werden.
Dann schaffst du das!!
Hier noch ein buddhistischer Spruch für dich:
Ganz gleich, wie beschwerlich das gestern war,
stets kannst du im Heute von neuem beginnen.
Ich drück dir die Daumen, dass du tapfer und stur
den Neuanfang machst und schau nicht so viel zurück.
Freu dich auf dein Ziel und erfreue dich an jedem
Tag, an dem du es geschafft hast, nicht zu rauchen!
LG Nati
Hi Andrea,
wie schlimm die Eine war kann ich dir leider nicht sagen, das musst du ja selbst am Besten wissen.
Vielleicht solltest du dir einfach klar machen, dass du dich schlecht fühlst, wenn du der Sucht nachgegeben hast.
Und vielleicht sollten sich alle Raucher klar machen, dass das Rauchen nur negativ ist. Es gibt keinen Gewinn daraus, nur verluste, ausser für die Tabak-Mafia :/ Ja selbst dieses 'entspannt sein' nach einer Zigarette ist nur Selbstbetrug, sonst nichts.
Ich hoffe du bist stark und kannst dich wieder auf den Weg in ein neues, selbstbestimmts Leben machen, trotz dieses einen Rückfalls. Versuch es weiter, es lohnt sich, für dich und dein Kind. Allein die Möglichkeit, dass du deinem Kind Vorbild sein kannst, und es so möglicherweise vor einem Leben als Raucher bewahren kannst, ist doch schon ein schöner Ansporn, oder?
Viel Erfolg wünsche ich dir!
Gruß
Hallo Du,
ist doch schon mal toll, dass du dich hier gemeldet und nicht einfach aufgegeben hast. Rauche nur nicht weiter. Ob die "Eine" dich ganz zurückgeworfen hat ist mener Meinung nach hauptsächlich von deiner Einstellung abhängig. Die körperliche Abhängigkeit ist ja beim Rauchen nicht so schlimm, wie bei vielen anderen Drogen, wie du ja weißt. Allerdings heißt das nicht, dass der Rauchstopp deshalb einfacher ist. Nikotin ist und bleibt eine Droge und die Wirkungen sind nicht so einfach rückgängig zu machen. Da sind die vielfältigen Situationen, in denen die Stinker uns scheinbar geholfen haben, bei Stress, bei Langeweile, bei Schwierigkeiten und so weiter. Da müssen wir wieder lernen, diese ohne die Stinker zu meistern. Und das geht auch. Dann hat Nikotin auch einen Einfluss auf das Belohnungssystem. Es vermittelt uns den Eindruck, dass es uns besser geht. Das ist eine tatsächliche körperliche Veränderung. Der Körper muss nun wieder lernen, diese Glückshormone bei Bedarf auszuschütten. Dies geschieht in der Regel zum Beispiel, wenn wir Sport machen. Bewegung ist deshalb sehr wichtig, genau so, wie viel, viel trinken. Das hilft den Körper zu entgiften und fördert die Umstellung.
Angst ist allerdings meist ein schlechter Ratgeber. Ich kann deine Angst verstehen. Meine Mutter ist auch an Lungenkrebs gestorben und meine Eltern waren auch Kettenraucher. Aber Angst führt oft dazu, dass wir gerade rauchen wollen. Besser wäre es, dir die postitiven Gründe für das Nichtrauchen vor Augen zu halten. Deine Motivation sollte eine positive sein. Z.B. ein Vorbild für deine Tochter zu sein, ein freies Leben usw. Wenn die Motivation stimmt, dann ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass du es auch wirklich durchhältst.
Aber leicht fällt es den Wenigsten. Wenn du hier liest, wirst du feststellen, dsas viele große Schwierigkeiten damit hatten und auch viele es nicht beim ersten Mal geschafft haben. Das heißt es: Nur wer aufgibt hat schon verloren. Du hast es doch schon einmal geschafft, von einer Droge wegzukommen. Du wirst auch diese Sucht überwinden. Wenn immer dir danach ist, schreib einfach hier im Forum, wie es dir geht. Das hilft. Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft und Mut.
Silvia
Moin!
Vielleicht hilft Dir das:
Schneide oder drucke Dir aus einem Katalog etwas aus, was Du Dir gerne kaufen würdest. Vielleicht hast Du Dir schon lange etwas gewünscht, es aber bisher nicht kaufen können. Hänge es an einer Stelle auf, an der Du es häufig siehst, und denke immer daran: "Wenn ich kein Geld für Zigaretten ausgebe, kann ich es mir irgendwann kaufen!"
Du kannst ein Bild Deines Vaters daneben hängen. Das Rauchen hat ihn Dir genommen. Es soll Deiner Tochter nicht auch noch seine Mutter nehmen.
Grüße und viel Erfolg!
Hallo Andrea,
die Leute (vornehmlich Nichtraucher) sagen immer "hör doch einfach damit auf", aber so einfach ist das nicht. Rauchen ist, medizinisch gesehen, eine Sucht, also etwas auf dass Du erstmal wenig bis gar keinen Einfluss hast. Es kostet viel viel Kraft und Willensstärke Herr über diese Sucht zu werden. Schuldgefühle und Versagensängste sind da schlechte Ratgeber (ja, auch dass ist einfach daher gesagt, denn Gefühle lassen sich genau wie eine Sucht schwer kontrollieren). Gelassenheit und Selbstvertrauen sind es die Du nun am meisten benötigst.
Sieh mal, Du hast versucht aufzuhören und nun hast Du einen Rückfall erlitten. Und nun? Fällt Dir der Himmel auf den Kopf? Geht die Welt unter? Nein, nix passiert. Auch ärgern hilft nicht, es kostet nur Energie. Reden mit anderen hilft sehr, denn Du wirst sehen, dass Du mit dem Rückfall nicht alleine bist. Es passiert tausenden von Menschen jeden Tag. Lass den Kopf nicht hängen sondern nimm es zum Anlass Dir ein "jetzt erst Recht" Schild zuzulegen. Behalte Deine Motive im Blick und versuch es gelassen anzugehen. Mach Dir klar, dass Du es für Dich tust weil Du es möchtest und nicht weil andere es erwarten (das nimmt einigen Druck von Dir). Morgen ist ein neuer Tag und Du bekommst einen frischen Start. Nur nicht aufgeben, dass ist alles was zählt.
Liebe Grüße
Min