Heute (mal wieder) Tag 1

Verfasst am: 22.03.2021, 12:35
Marco1979
Marco1979
Themenersteller/in
Dabei seit: 19. 03. 2021
Rauchfrei seit:
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Hallo ihr Lieben,

ich bin neu hier, 41, und rauche, mit einer Abstinenz von ca. 4 Jahren, seit ich 14 bin. Da ich mir einbilde, ein sehr ausgeprägtes Körperbewusstsein zu haben, sind die negativen Folgen (wenig Luft, chronischer und seltsam klingender Husten, Halsschmerzen/Schleim) seit Monaten (oder teils eher seit Jahren) offensichtlich und unmittelbar für mich spürbar.
Letzte Woche habe ich bereits 4 Tage aufgehört, aber ich habe im Kontext von Beziehungsscherereien (jaja, der "Stress") ein adäquates Argument gefunden, den höchst unangenehmen Entzugserscheinungen entgegenzutreten und sicherheitshalber wieder anzufangen. Es wäre sonst alles noch vieeeel schlimmer und unerträglicher
Klar ist, dass jeder Rückfall am Selbstbild und -wert kratzt. Dass ich die letzten 2-3 Jahre schon so einige Versuche hatte, macht es nicht besser. Zumal die Leitlinien auch Interessantes über die Veränderung des Suchtgedächtnisses beinhalten – welches eben mit jedem vergeblichen Versuch an Ausprägung erfährt. Dies ist für mich (subjektiv) ziemlich klar zu erkennen, denn vor einigen Jahren, als ich gleichwertig abhängig war wie heute, habe ich mich einfach nur entschieden und dann die Konsequenzen gezogen. Dies ist auch eigentlich meine grundsätzliche Haltung – es ist lediglich eine Entscheidung, mehr nicht. Entweder rauchen, dann aber nicht über Husten, fehlende Energie etc. jammern und in Kauf nehmen, schwer und vielleicht unheilbar zu erkranken. Oder eben aufhören, den Fokus auf den Gewinn (und nicht auf den Verzicht) legen und die ersten Tage einfach aushalten. Parallel am besten mit Sport beginnen/den Sport hochfahren, um relativ schnell das Feedback zu bekommen, dass mehr Luft vorhanden ist. Das ist übrigens auch umgekehrt der Fall – selbst nach wenigen Tagen Rauchen habe ich damals, nach Abbruch meiner Abstinenz, die „Folgen“ bzgl. Pulswert auf meinem Radcomputer ablesen. Krass!!

Ihr seht, ein Teil von mir ist destruktiver Abhängiger, ein anderer Teil bewusst, aktiv und fürsorglich. Der Sport korreliert bei mir leider unmittelbar mit dem Rauchen. Nach 17 Kippen habe ich um 17 Uhr keine Kraft und keine Lust mehr, mich bspw. aufs Bike zu schwingen. Dann rauche ich lieber durch und am besten noch schön ein paar Bier am Abend dazu. In Abstinenzphasen fahre ich aber auch mal 6000km Mountainbike im Jahr…
Daher habe ich mir jetzt erneut die schönen Seiten des Lebens, die von Freiheit gezeichnet und getragen sind, vor Augen gehalten. Dieses Paradoxum, obwohl rational klar, beschäftigt mich jedoch immer noch bzw. wieder. Ich vermute, dass ich im Rauchen ein hohes Maß an (vermeintlicher) Kontrolle finde. Vielleicht spielt auch Corona ein bisschen mit – es sind Dynamiken und Entwicklungen, die man kaum (außer in Form der von mir gelebten Solidarität) beeinflussen kann. Mein Tabakladen gegenüber ist zu Geschäftszeiten immer für mich da, im Zweifel auch die Tanke. Von der Zigarette ganz zu schweigen, die, einmal erworben, immer als stets verfügbarer Freund und Helfer zur Verfügung steht. Dass man genau damit die Freiheit erstickt, im Wahrsten, ist zwar rational klar, aber emotional verfalle ich dennoch immer und immer wieder in diese Muster, Halt an der Zigarette zu suchen.
Seit gestern Abend um 18:12 Uhr habe ich keine mehr geraucht. Und ich habe mir dieses Mal wirklich entschieden.
Gerade hatte ich einen riskanten Moment, sodass ich die Zeit nutzte, zwischen Tüt & Angel diese Kommentar zu verfassen.
Vielleicht findet sich ja jemand wieder, zudem danke ich sehr für die kleine Reflexionsfläche bzw. fürs Mitlesen.

Dran bleiben, es lohnt sich doch so sehr!!
Und liebe Grüße aus Heidelberg!

Verfasst am: 22.03.2021, 21:15
Unbekannt
Entfernter Beitrag von gelöschtem Nutzer oder Nutzerin
Verfasst am: 23.03.2021, 06:08
rauchfrei-lotse-andreas
rauchfrei-lotse-andreas
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Beiträge: 8874 Beiträge

Hallo Marco, herzlich Willkommen und Glückwunsch zum erfolgreichen Start.

Es ist völlig normal, wenn man mehrere Anläufe benötigt. Im Durschnitt sollen 7 Anläufe nötig sein, selber waren es 6 bei mir. Sicherlich kannst Du aber auch auf Deine Erfahrungen aufbauen, was hat Dir damals geholfen? Welche Momente waren kritisch für Dich?

Sehr beliebt sind die Monatszüge, hier triffst Du auf Mitglieder, die im gleichen Monat gestartet sind wie Du. Oft macht es in der Gruppe mehr Spaß und man kann sich gegenseitig unterstützen. Schau doch einfach mal rein: http://www.rauchfrei-info.de/community/forum/?tx_mmforum_pi1%5Baction%5D=list_post&tx_mmforum_pi1%5Btid%5D=9453&tx_mmforum_pi1%5BpostOrdering%5D=DESC

Außerdem gibt es jeden Dienstag von 20-22 Uhr hier ein Chat, wo Du dich ebenfalls mit anderen direkt austauschen kannst, nicht immer um Rauchfrei. Ist zwar immer auch ein kleines gewusel, aber sehr unterhaltsam.

Vielleicht möchtest Du ja noch Dein Startdatum nachtragen. So können wir immer erkennen, an welchen Punkt Du gerade bist.

Viele Grüße

Andreas