99 Tage - und immer noch nicht frei

Verfasst am: 14.12.2019, 13:54
Pavelmoski
Pavelmoski
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Hallo Community,

Ich bin heute am 99. Tag ohne Rauchen. Morgen wird es 3-stellig, und darauf bin ich schon ein wenig stolz.

ABER...Es ist nicht so, wie ich es mir immer erhofft hatte:

- Ich denke immer noch regelmäßig an Zigaretten, fast stündlich.
- Ich habe immer noch ein Verlangen, zwar nicht mehr so stark, aber trotzdem, immer wieder für mehrere Tage durchgehend.
- Es ist bei mir leider nicht so, dass es überstanden ist. Dass der Schmacht vielleicht kurz kommt, aber wieder schnell vorbei ist. Der Schmacht ist dauerhaft...

Wenn jemand fragt, wie sich das anfühlt, dann sag ich: Stell dir vor, du bist in einem Saal, der ist brechend voll. Grade war irgendein langweiliger Vortrag, und ihr wollt endlich raus. Ihr habt lange Unterwäsche an, weil es draußen eiskalt ist. Im Saal ist es aber warm. Der Sauerstoff wird merklich weniger, ihr wollt endlich raus. Ihr scharrt schon mit den Hufen. Nun ist der Vortrag aus, ihr steht auf und wollt los. Da ruft plötzlich einer: "Einen Moment, ich habe noch eine Sache." Und hier, genau dieses Gefühl in diesem Augenblick....dieses genervt- gestresste, körperlich und im Kopf...dies begleitet mich seit 99 Tagen.

Die positiven körperlichen Veränderungen erfreuen mich natürlich, ich mache viel Sport. Auch wenn die Erfolge bescheiden sind (Man ist keine 20 mehr.... :-( ), es wird langsam besser.

Allerdings habe ich auch negative körperliche Auswirkungen:
- Ich bin total aufgedunsen
- Ich habe etwa 2 Kilo zugenommen, aber trotzdem passt mir kaum noch was (und das wundert mich schon sehr)
- etwa drei viertel der Zeit habe ich ein Blähgefühl.
- Oftmals kurze Kopfschmerzen
- Morgens wache ich total gerädert auf, bin todmüde trotz 8 bis 9 Stunden Schlaf.
- Meine Haut macht Anstalten wie in besten Teenagerzeiten (Pickel )

Ich sehne mich nicht nach Zigaretten, im Gegenteil. Ich mag es nicht mehr riechen, ich finde es eklig. Aber ich habe trotzdem dieses Verlangen, dieses Kribbeln. Es nervt nur noch...

Ich will nie wieder rauchen, aber ich will diesen Zustand auch nicht mehr erdulden müssen. So lange durchgehalten, und trotzdem ist kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen.

Ja, ich bin süchtig.
Ja, 20 Jahre lang eine Schachtel am Tag war viel
Ja, andere merken nichts, wenn sie aufhören
Ja, andere haben vielleicht schon wieder angefangen

Nein, ich will nicht süchtig sein.
Nein, ich will nicht gefangen sein.
Nein, ich leide seit 99 Tagen
Nein, ich will nicht wieder anfangen.
Nein, es soll nicht Jahre dauern, bis es besser wird (Irgendwo mal aufgeschnappt)
Nein, die anderen sollen nicht recht haben (er fängt eh wieder an)

Bitte...sagt mir, dass es aufhört.

Der Pavel

P.S.: Wenn ich das gerade so lese, könnte man meinen, ich leide an Depressionen....es gibt auch Momente der Freude und des Lachens in meinem Leben :-))

Verfasst am: 14.12.2019, 14:23
daufi
daufi
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Hallo ...

ja es geht mal vorbei das kann ich dir nach 6 Jahren garantieren.....

du darfst nicht nicht vergessen der ganze Körper braucht ca 9 Monate zum kompletten Entgiften

darum auch Hautveränderungen Blähgefühl usw... der Köper entgiftet über Leber Darm Nieren Haut und das dauert natürlich....

gegen die Müdigkeit kannst mal Magnesium Vitamin B12 nehmen das ist mancmal sehr hilfreich

bzw. mal Blutuntersuchen lassen Caliummangel kann auch dazu führen matt und unfit zufühlen

das mal zu INFO

lg die daufi

Verfasst am: 14.12.2019, 15:23
gibnichtauf
gibnichtauf
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Hallo Pavel,
alles was du da erzählst ist bei mir ähnlich.
Jeden Tag kommen die Gedanken an Zigaretten
ein paar mal angeschissen. Ich muss immer noch stolz und
hart „Nein“ sagen und es klappt und nervt auch.
Habe mittlerweile 6kg zugenommen und es belastet mich sehr, aber mehr Sport und weniger essen geht nicht.
Der Bauch spielt auch bei mir immer noch verrückt.
Doch das alles sollten wir gemeinsam aushalten, da wir ja wirklich nicht mehr rauchen wollen.
Ich denke irgendwann wird alles gut und wir lachen drüber wie anstrengend die Zeit war und das wir diese nicht nochmal brauchen. Das ist zumindest mein Ziel, deswegen werde ich nicht nachgeben.
Komm wir bleiben rauchfrei und ziehen das durch.
Lass uns hart bleiben, schicke dir Hilfeblassen:
Drück dich und wünsche dir einen schönen 3.Advent
Liebe Grüße aus dem hohen Norden bei beschissenem
Wetter. Gabi
Das hebt nicht gerade die Laune
:::

Verfasst am: 14.12.2019, 15:56
Nomade
Nomade
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Moin Pavel,

erst einmal meinen herzlichen Glückwunsch zur Fastdreistelligkeit mit 99 Tagen ohne.... !

Tja - wann geht es vorbei.... was glaubst Du denn, wann sich ein Körper von 142.500 Mal oder 7.305 Tagen Einlagerung und Anreicherung von rund 4.800 verschiedenen Giften befreit haben sollte/muß?

Die sogenannten Schmachter kannst Du eigentlich nur noch im Kopf haben - das ist schlicht die Sucht, die versucht, Dich wieder in Versuchung zu führen

Die körperlichen Auswirkungen ziehen sich bei jedem unterschiedlich lange hin - ABER - es muß nicht alles rauchstopbedingt sein.... ! Natürlich ist es naheliegend, erst einmal viele körperliche Veränderungen damit in Zusammenhang zu bringen - ich denke, Du solltest trotzdem Deinen Hausarzt aufsuchen, ihm die Thematik schildern und Dich einmal gründlich durchchecken zu lassen.
Die Deutschen sind zwar "Meister" in Selbstmedikation, aber die meisten haben nicht Medizin studiert....

Kopfschmerzen sind übrigens häufig von zu wenig trinken verursacht.
Besonders in der Anfangsphase ist es wichtig, täglich mindestens 3 Liter Wasser, Tees, dünne Schorlen (also nicht das gekaufte Zeugs, sondern 1/4 guten Saft und 3/4 Wasser) zu trinken. Gerade Kopfweh und Schwindelgefühle kommen oft von zu wenig Flüssigkeit und/oder Unterzuckerung (deshalb die Schorlen).
Dein Körper entgiftet sich jetzt von immerhin 20 Jahren Dreck-Einlagerung - das ist Schwerstarbeit für ihn - mit viel trinken kannst Du ihn dabei sehr gut unterstützen.

Ich finde es gut, daß Du nicht an Deinem unbedingten Willen, rauchfrei zu werden, zweifelst.... trotz all dem, was Du geschildert hast

Viel Erfolg weiterhin auf Deinem rauchfreien Weg
wünscht
de Nomade

P.S. Falls Du Fragen hast oder mir antworten möchtest, freue ich mich über einen Besuch in meinem aktuellen Wohnzimmer "Ich denk' nicht dran, zu rauchen!", das Du findest, wenn Du unter dieser Nachricht auf das kleine blaue "Profil" klickst bei "Die letzten Themen".

Verfasst am: 14.12.2019, 16:17
rauchfrei-lotsin-silke
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Hallo lieber Pavel,

herzlich willkommen in unserem Forum, schön, dass Du Dich angemeldet hast!
Du hast ja schon ordentlich was vorgelegt- über drei Monate bist Du bereits rauchfrei- Glückwunsch dazu!

Genau wie Du habe ich auch gute 20 Jahre geraucht, wobei "gut" ist hier natürlich gar nichts, klar.
Aber eben doch eine sehr lange Zeit. Du vermutest schon, worauf ich hinaus will....
Genau- 20 Jahre sind kein Pappenstiel Pavel. In der Regel ist das nicht nach drei Monaten gewuppt. Wie auch? Die Raucherei hat unseren Alltag bestimmt und sich in jede Lebensritze gequetscht. Es gab immer einen Anlass zu rauchen- IMMER! Beim Kaffee, beim Warten auf den Zug, auf Feten, nach getaner Arbeit (und davor- zur Motivation), auf dem Weihnachtsmarkt, in Pausen zu Belohnung, nach dem Essen, in stressigen Situationen..... wirklich immer und am besten überall.
Das heißt, wir sind voller Trigger. Irgendwas erinnert uns immer wieder an die Zigarette, diese Momente sind zu Beginn total präsent und zu be- und verarbeiten. Das hast Du sicher schon zu einem großen Teil getan, 99 Tage sind ja schon eine Strecke.
Je mehr Situationen Du immer wieder ohne Zigarette erlebst, je besser. Das Gehirn speichert das ab und die Trigger werden nachlassen. Wir lernen also um. Und ich denke, Du befindest Dich noch ein Stück weit in diesem Prozess. Was übrigens noch total normal ist zeitlich gesehen, Du bist da völlig im Soll. Hab` einfach noch Geduld, so ganz flott geht es bei den meisten nicht. Bei mir war das auch nicht so. Rauchfrei werden ist in gewisser Weise Arbeit- Arbeit mit sich selbst.
Und das hat auch erst mal nichts mit Depressionen zu tun, solange man nicht an dieser psychischen Erkrankung schon vorher erkrankt war,- aber man ist schon mal schlecht gelaunt, leicht reizbar, ungeduldig. Aus der Schleife kommt man auch nicht immer so leicht raus- ging mir ähnlich. Aber auch das, soweit es entzugsbedingt ist, lässt nach.

Pauschal sagen, wie lange das noch dauern wird kann man nicht, dazu sind die Entwöhnungen zu unterschiedlich und zu individuell.
Lies` Dich mal etwas durch das Forum, dann wirst Du sehen, dass das Verlangen nachlassen wird und die Situationen sich völlig entspannen werden. Achtsam und wachsam werden wir aber wohl immer sein müssen. Aus einem Raucher wird kein Nichtraucher, aber ein standhafter Ex- Raucher zu werden ist ein lohnenswertes Ziel finde ich!

Lieber Pavel, bleib` dran, Du bist auf dem richtigen Weg. Das wird!

Freue mich, von Dir zu hören,

LG, Silke

Verfasst am: 14.12.2019, 20:09
Pavelmoski
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Hallo Ihr alle,

danke, dass Ihr auf meinen Hilferuf reagiert habt. Ich habe vorher ein wenig nachgedacht und festgestellt, dass ich wahrscheinlich selbst der Auslöser für den ganzen Stress bin. Irgendwo hatte ich die fixe Idee aufgeschnappt, dass nach 3 Monaten alles vorbei ist...und wenn man dann drüber ist und trotzdem ist es nicht vorbei, dann ist es klar, warum man leicht in Panik verfallen kann.

Ganz besonders hat mir dieser Satz von Nomade geholfen:

"Tja - wann geht es vorbei.... was glaubst Du denn, wann sich ein Körper von 142.500 Mal oder 7.305 Tagen Einlagerung und Anreicherung von rund 4.800 verschiedenen Giften befreit haben sollte/muß?"

Richtig...denn bisher habe ich gerade mal 2500 Zigaretten nicht geraucht...versus 142500....99 Tage nicht geraucht....versus 7305 (es sind sogar mehr).....WAS ERWARTE ICH ALSO?

Und dann: Wurde es besser. Ich wurde ruhiger, gelassener. Die Welt war auf einmal nicht mehr so schlimm.

Tatsächlich muss ich zugeben, dass ich, als ich meine letzte Zigarette geraucht habe, wirklich fest davon ausging, dass es nur so 10 bis 12 Wochen schwer wird. Nun, dann dauert es halt noch mehrere Monate oder Jahre (hoffentlich nicht :-))

@daufi: Danke für die Tipps und dein Versprechen...Ich hoffe, es hat nicht 6 Jahre gedauert...:-)

@gabi: Danke für deine Grüße und Wünsche, das wünsche ich Dir auch! Morgen 111 Tage bei dir, das ist super.

@ de Nomade: Danke. Deine Sätze haben mir sehr geholfen. Was das medizinische angeht, warte ich noch bis ins neue Jahr. Vielleicht stellt sich ja jetzt eine kleine Besserung ein. Aber du hast schon Recht: Der Dreck muss mal raus.

@Silke: Danke für deine Motivation. Ich war zu naiv, was die Dauer der Entwöhnung angeht. Ohne feste Zahl setzt man sich selbst nicht mehr so unter Druck, das weiß ich jetzt.

Irgendwann kommt der Tag, an dem es besser sein wird. Wahrscheinlich hab ich dann soviel zu tun, dass ich es gar nicht bemerke.

Der Pavel

Verfasst am: 14.12.2019, 20:42
daufi
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nein bei mir ging s sehr schnell für das ich 27 Jahre mind. 1 Schachtel geraucht habe schnell vorbei

nur "70 Tage" ich hab auch mit Hypnose aufgehört..... heute hab ich das Gefühl ich hätt noch nie greaucht

und das ist einfach super...ich weiss zwar vom Kopf dass ich Raucher war aber nicht mehr vom Gefühl her.

Und das ist das beste dabei ..... das kommt auch bei dir

lg daufi

Verfasst am: 14.12.2019, 20:51
Nomade
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.... icke noch ma - freut mich sehr, daß ich helfen konnte

Und Dein Abschlußsatz klingt richtig klasse
Gut möglich, daß es so kommt.... jetzt sitzt du ja nicht mehr wie das Kaninchen vor der Schlange und zählst Tage....
Einen schönen rauchfreien Abend und einen ebensolchen 3. Advent :
gewünscht
vonne Nomade

Verfasst am: 14.12.2019, 21:44
Stefanjens1969
Stefanjens1969
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Beiträge: 2 Beiträge

Hallo und guten Abend,

Danke für die guten Hinweise, ich fühle mich ähnlich auch wenn es erst dreißig Tage sind.
Ich brauche wohl noch etwas mehr Geduld. 35 Jahre rauchen, kann man eben in einem Monat nicht ungeschehen machen.

VG Stefan

Verfasst am: 15.12.2019, 14:50
Nomade
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Moin Pavel,

meine herzlichen Glückwünsche zum Einzug in die Keksdose = 100 Tagen ohne.... !

Vermutlich wirst Du Dich fragen, was dieser Kokolores soll.... hier haben sich vor langer Zeit mal verschiedene ForumantInnen zu bestimmten Eckdaten Feieranlässe ausgedacht - ist doch schön, zusammen die Erfolge zu feiern.... regt die Dopaminproduktion an und füttert also das Belohnungszentrum (an dem vorher das Nikotin angedockt hatte), hilft beim stolz sein auf das Erreichte und manchmal ein bißchen, die Kämpfe und Schwierigkeiten der ersten Tage/Wochen zu vergessen.
Außerdem ist es ein Ansporn für die neuen Nicht-mehr-RaucherInnen....

So sieht die Feierliste aus - zu jedem Datum gibt es einen eigenen Feierthread unter dem extra dafür eingerichteten "Oberthema" Feiern, freuen und verweilen

Anzahl der Tage – Feier

50 – Blümchenwiese
100 – Keksdose
150 – zum Griechen
180 – Trauminsel
200 – Doppelkeksdose = DoKeDo
250 – Poolparty
300 - Ballonfahrt

Da Du erst den zweiten Tag hier bist, will ich mal nicht so sein und spendiere ein paar Kekse - hast ja bestimmt aus lauter Unwissenheit keine gebacken :

Und hier geht's in die Keksdose:

http://www.rauchfrei-info.de/community/forum/?tx_mmforum_pi1%5Baction%5D=list_post&tx_mmforum_pi1%5Btid%5D=1788

Einen schönen rauchfreien (außer von Kerzen ) 3. Advent : : :
wünscht
de Nomade