Die "Ich bin nur Mitraucher"-Lüge

Verfasst am: 15.10.2018, 14:42
Comeonbaer
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Warum ich meinen Zähler nicht zurück setze
Heute ist der siebte Tag meines Rauchausstiegs. Obwohl das Wochenende teilweise stressig war, hatte ich in diesen Situationen fast nie das Bedürfnis, mir eine Zigarette anzustecken. Trotzdem habe ich eine Zigarette geraucht.
Mein Schwager ist Raucher und gehört zu den Menschen, die jegliche Gefühle in sich reinfressen, bis es irgendwann alles geballt heraus kommt. Zu so einer Situation kam es am Wochenende und da er zum Beruhigen raucht, habe ich ihn gefragt, ob er mal vor die Tür möchte. Draussen hat er mir, wie sonst auch immer, eine abgegeben. Ich habe nicht lange nachgedacht und zugegriffen. Irgendwie hört es sich wie eine billige Ausrede an, aber ich habe nicht für mich geraucht, sondern einfach mitgemacht. Da waren keine Gedanken, die in die Richtung "Ah, geil, endlich mal wieder eine Rauchen!" gingen. Es hat sich keine Befriedigung oder sonst etwas eingestellt. Deswegen sehe ich das durchaus als Ausrutscher, aber nicht als Grund, meinen Rauchfrei-Zähler zurück zu setzen. Rauchfrei fühle ich mich immernoch. Mag sein, dass ich mir das selber schön rede.

Am darauffolgenden Tag und heute konnte ich jedenfalls keine größeren oder häufigeren Schmachtanfälle verzeichnen, als in der vergangenen Woche. Ich habe schon seit ein paar Tagen die Vermutung, dass mein größtes Problem mit dem Rauchen ist, dass ich es mir angewöhnt habe.
Allein unterwegs? Kippe.
Gleich Ende der Mittagspause? Kippe.
Schon wieder 2 Stunden rum auf Arbeit? Kippe.
Teilweise scheint es auch einfach Langeweile zu sein. Wenn man eine raucht, geht die Zeit viel schneller rum, zum Beispiel wenn ich irgendwo hin laufe. Das würde auch erklären, warum ich heute einen Schmachtanfall hatte, als ich an einem Parkplatz vorbei gekommen bin, an dem ich sonst immer zum Rauchen gehalten habe und den ich noch nie als Nichtraucher passiert habe.

Ich habe viel darüber nachgedacht, was das mit dieser einen Zigarette sollte...ironischerweise habe ich daraus Kraft und Entschlossenehit geschöpft, sowas in Zukunft nicht mehr vorkommen zu lassen

Verfasst am: 24.10.2018, 10:03
Comeonbaer
Comeonbaer
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Es wird Zeit, einmal wieder Bilanz zu ziehen.
Das vergangene Wochenende war nicht sehr glorreich. ganze 5 Zigaretten, 4 davon allein am Samstag, habe ich geraucht. Mein Schwiegervater und ich haben zusammen gearbeitet und die Zigarettenpausen zwischendrin habe ich mitgenommen. Das mache ich schon seit Jahren so. Diese Situationen sind für mich besonders schwer. Ich hatte keine Disziplin und dachte mir "Sch*** drauf...". Darauf bin ich nicht stolz und ärgere mich im Nachhinein darüber...Es war unnötig und nicht mal befriedigend. Ich hatte nicht einmal wirklich ein Verlangen danach, ich habe einfach mitgemacht =/
Am Sonntag war es dann nochmal eine mit meinem Schwiegervater, als er mir bei einem handwerklichen Problem geholfen hat. Da war es ähnlich wie Tags zuvor.

Wenn man das so liest, sollte ich mich vielleicht von meinem Schwiegervater fern halten

Am Montag und Dienstag bin ich dann ganz bewusst neu in die Woche gestartet und habe mir vorgenommen, dass sowas nicht mehr passiert. An jeder Versuchung, an der ich vorbei gekommen bin, habe ich mir bewusst NEIN gesagt. Heute morgen bin ich dann doch wieder schwach geworden und habe nach altem Muster 2 Zigaretten auf dem Weg zur Arbeit geraucht...Ich weiß auch nicht warum...Ich kam an der Schachtel vorbei und habe mir 2 rausgenommen. Mir war klar, dass ich das eigentlich nicht will, aber das war mir einfach egal =/
Jetzt ist da wieder die Reue. Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass es nichts bringt, darüber zu grämen. Wenn ich mir jetzt den Rest des Tages darüber Gedanken mache, warum ich das gemacht habe und wie dumm das eigentlich war, gebe ich im Endeffekt dem Rauchen wieder viel zu viel Aufmerksamkeit.
"War dumm, merkste selbst, ne? Dann mach's jetzt besser!"

Im Zuge der Tagestipps wurde ich dazu aufgefordert, das tollste Erlebnis seit meinem Rauchausstieg aufzuschreiben. So richtig ist mir da nichts eingefallen. Da ich ja immer im Geheimen geraucht habe, findet nun natürlich auch mein Ausstieg im Geheimen statt. Aber was ich gerade in den ersten Tagen immer wieder erfreut festgestellt habe: Ich muss mir keinen Kopf mehr darum machen, dass ich nicht nach Rauch rieche. Da ich keine Zigaretten mehr habe, muss ich die auch nicht verstecken und Angst haben, dass sie jemand findet. Ich fühle mich einfach freier. Nicht, weil ich mich nicht mehr der Zigarette beuge, sondern weil ich nichts mehr verheimliche.

Gruß
Comeonbaer

Verfasst am: 25.10.2018, 12:44
Bolando
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Hallo Comeonbaer,
weil ich heute noch nicht so richtig "kluggesch*** habe, will ich dich auf folgendes hinweisen. Wenn es dich so sehr freut, dass du nichts mehr verstecken und verheimlichen musst, warum verheimlichst du deinem Schwiegervater, dass du nicht mehr rauchen willst?
Aber es gibt mir Hoffnung für dich, dass dir die geschenkten Ziggis nicht schmecken. Es gibt hier jemanden der schreibt gerne 'sei stur und wachsam' und das empfehle ich dir auch.
LG
Bolando