Lack vom Holz kratzen

Verfasst am: 02.06.2017, 15:28
sscholz
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Hallo alle zusammen,

ich habe gestern Abend um 23:36 Uhr die letzte Zigarette geraucht und zuvor meinen restlichen Tabak und Paper feierlich verbrannt.
Heute morgen ging es mir erstaunlicherweise recht gut, obwohl ich zu den Rauchern gehörte, deren erste Amtshandlung am Morgen eine Zigarette war. Seit heute Mittag könnte ich allerdings den Lack vom Holz meines Schreibtisches kratzen. Der körperliche Entzug ist gerade die Hölle: ich kann mich auf nichts länger als 5 min konzentrieren, habe eine unfassbare innere Unruhe und alle paar Minuten den Gedanken, das Ganze abzubrechen und einfach weiter zu rauchen.

Ich rauchte bis gestern Abend 15 Jahre lang mit unterschiedlich starkem Kippenkonsum. Es gab Jahre da waren es "nur" 12 - 15 am Tag und dann Jahre in denen waren es 30 oder sogar 35 Stück. In letzter Zeit rauchte ich täglich etwa 20 - 25 Kippen und habe gestern, nachdem ich mich selbst angeekelt habe, beschlossen, dass ich heute mit dem Rauchen aufhöre. Dies ist mein dritter Versuch, nach zwei gescheiterten Anläufen Anfang und Ende 2015 (einmal war ich 3 Wochen rauchfrei, das zweite Mal knapp 3 Monate; jeweils mit Pflastern). Jetzt versuche ich den kalten Entzug, weil ich trotz der Dosisverringerung der Pflaster das Gefühle hatte, den körperlichen Entzug nur zu verschieben (ist in der schwächsten Dosierung überhaupt genug Nikotin enthalten, um dieses transdermal aufzunehmen?).

Wann werden die körperlichen Symptome in der Regel deutlich besser? Habe jetzt schon viel gelesen und da kommt alles vor, vom 2. Tag bis nach 14 Tagen. Eine Woche halte ich das vielleicht durch, aber zwei wohl kaum...

Es grüßt verzweifelt, aber herzlich und hoffend,
Seb

Verfasst am: 02.06.2017, 15:57
Socke123
Socke123
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Hey Seb,

schön, dat de da bis, weil hier isses einfach nur schön. Glaub an dich. Halt ich für janz wichtich. Du schaffst dat.

Hab Jeduld! Augen zu un durch. Wat meinste, wie jut du dich fühls, wenn de heut Abend inne Kiste liegst un aufe ersten rauchfreien Tach zurückblicken kannst.... Un dann biste dadrauf stoooolz wie Bolle! Un dat tolle stolze Jefühl, da vasuchste dich morjen früh gleich beim Wachwerden wieda dran zu erinnern....

Geh erst Mal Tag für Tag und rechne jetzt nicht mit so lange halt ich aus und so lange nicht... Und immer positiv denken, wenns geht. Die ersten paar Tage sind einfach doof. Aber echte Schmerzen haste sicher keine, richtig? Wärst du jetzt zu Hause, würdest du vermutlich ne Runde schlafen? Morgen ist Wochenende. Freu dich über jede Stunde. Freuen, freuen und noch Mal freuen. Richtig gierig sein auf den zweiten Tag. Versuch es so positiv wie möglich zu sehn und aktzeptiere einfach, dass du heute mal nen Scheißtach hast. Wobei Scheißtach? Ne Scheißtach kann dat jar nich sein, weil et is deine ERSTE RAUCHFREIE TACH, den du da grad meisterst, hörste?

So. Mach mich wieda aufe Socken. Kriegste bestimmt noch jede Menge jute Tipps hier, warts ma ab, weil ich bin ja nich der Nabel der Welt un jede Jeck tickt anders... lies dich durchs Forum, hier sin lauter Individuen, da findeste bestimmt viele jute Jedanken. Irjendwas passt dann auch bei dich

Alles hat seinen Preis, die Rauchfreiheit ist jedes Stursein wert; denn es wird besser werden, das versprech ich dir.

Dat du deine Wech findest - wünscht et Söckchen

See you

Verfasst am: 02.06.2017, 16:05
sscholz
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Danke Söckchen! Und Glückwunsch zu 142 Tagen Rauchfreiheit!

Eben habe ich einem Kollegen 4 Zigaretten gedreht, weil mir selbst diese Handlung fehlt. Jetzt hat er 4 Kippen fertig und ich bin etwas ruhiger.
Echte körperliche Schmerzen habe ich natürlich keine, aber Arme und Beine wollen beschäftigt werden (habe ein ganz komisches Unruhegefühl in den Beinen). Bin dann quer durch die Arbeit gelaufen und ums Gebäude (dank Gleitzeit kein Problem). Ich weiß auch, dass 15 Jahre rauchen nicht von heute auf morgen einfach so weg gehen und dass es eine Zeit lang dauern wird...

Verfasst am: 02.06.2017, 16:22
Socke123
Socke123
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Du bist cool drauf. Der Kollege qualmt und du drehst ihm sogar Kippen und rauchst nicht. Starke Leistung.

Muss jetzt los inne Freizeitstress. Guck ich morjen noch ma wieda bei dich rein

Verfasst am: 02.06.2017, 20:28
Bäckström
Bäckström
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Hai Seb,

bist zwar in den besten Händen bei unserem Söckchen, wollte trotzdem mal die Nachtschicht übernehmen - wie geht es Dir jetzt? Der Tag ist ja fast rum.

Ja, und für den Fall, dass Du nicht arbeiten musst über Pfingsten, schlaf einfach. Ich hab die ersten drei Tage quasi gearbeitet und dann sofort geschlafen - da war dann keine Zeit für Unsinn.

Sonst, genau wie Socke sagt:abends freuen, weil toll, Tag geschafft, morgens freuen, weil toll, den Tag schaff ich auch.

Zwischendrin die Tipps hier befolgen und halt immer mal freuen weil: nicht geraucht.

Dann wirste sehen, sind ratz fatz drei, vier Tage rum und dann wird es wirklich immer einfacher. Wenn die Beine jucken, dann lauf, wenn die Arme jucken, dann weiß nicht, sortier Konfetti, egal, alles was hilft ist gut.

Ich persönlich hab mir die Beine blutìg gekratzt - ist längst verheilt

Bäck

Verfasst am: 03.06.2017, 13:41
Socke123
Socke123
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Kratzte noch oda jeht et schon?

Tach Seb,

wie isset? Jut jeschlafen die Nacht? Kann schoma vorkommen, dat et die ersten Tage nich so klappt... aba ich garantiert dich, den Schlaf holste tagsüba nach un so jeht der dann auch janz fix rum. Jeht aba alles janz bald vorbei. Wat sin schon en paar Tage ..., jajaja, ich weiß, als beginnender Nichtmehrraucher können die zäh wie Juchte sein
. Augen zu un durch!

Ma ernst. alles im grünen Bereich? Heut schon jefreut? Beißte noch brav die Zähne zusammen un drehst Kippen für wen auch imma? Aba nich für dich, hörste?

Hab en Äuglein auf dich..

See you

Verfasst am: 04.06.2017, 14:18
miezhaus
miezhaus
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Hallo Seb,

herzlich willkommen auch von meiner Seite aus! Ich finde es super, daß Du das Rauchen aufgeben willst. Schön daß Du hergefunden hast!

Bitte betrachte bisher unternommene Ausstiege nicht als Scheitern, nur weil sie Dich noch nicht in die dauerhafte Rauchfreiheit geführt haben! Ohnehin brauchen die Aufhörer statistisch gesehen sieben Anläufe, um nachhaltig rauchfrei zu werden. Und kein Ausstieg ist nutzlos! Dir hat er zum Beispiel die Erkenntnis gebracht, daß Pflaster vielleicht nicht Dein Weg sind. Und auch die Zeiträume, die Du rauchfrei warst (oh ja, das haben sie Dir auch gebracht: rauchfreie Zeit, die Dir keiner mehr wegnimmt!) zeigen eine Erfahrung: es sind nämlich die klassischen "schwierigen Zeiten" für Aufhörer, die Phasen bei 3 Wochen und 3 Monaten können nochmal mit Schmachtattacken aufwarten, die sich durchaus drängend anfühlen können. Das mußt man erstmal wissen, um sie überstehen zu können, findest Du nicht? Deshalb ist keiner Deiner bisherigen Ausstiege ein Scheitern! Nur ein Sammeln von Erfahrungen.

Wir haben hier schon ab und zu mal von motorischen Unruhezuständen und Mißempfindungen während der Entwöhnung gelesen. Möglicherweise spürst Du die Entgiftung über die Haut, die Poren, denkbar sind auch schon Entzugssymptome. Tatsächlich verhält sich jeder Entzug anders, es wird Dir wirklich keiner sagen können, wie lange er für Dich vorhält. Die tatsächlich körperliche Entgiftung ist zwischen drei und sieben Tagen abgeschlossen, doch die Regeneration von Stoffwechsel, Kreislauf, Körperchemie und Organen dauert dann noch fort. Und jeder nimmt das anders wahr. Doch bitte mach Dir keine Gedanken, wie lange Du das wohl durchhältst! Du kannst dagegen angehen, so lange es dauert. Bewegung, wie zum Beispiel durch das Bürogebäude laufen, ist doch schon mal ein absoluter Tipp in der Entwöhnung. Treibst Du auch Sport? Du kannst Dich auspowern und Deinem Körper so bei den Regenerationsprozessen helfen. Und es kommt dem Bewegungsdrang entgegen! Möglicherweise könnte Dir auch Magnesium helfen, es wird auch bei Schlafstörungen, Muskelkrämpfen und Unruhezuständen eingesetzt. Vielleicht kommt es ja auch Deinen Beschwerden entgegen?

Die Unkonzentriertheit war auch mein Begleiter am Anfang. Die und die Müdigkeit. Warum solltest Du Dir nicht einstweilen ein Päuschen mehr gönnen? Schlafen, so viel Du kannst? Ich meine, mit dem Ausstieg leistest Du ja schließlich was, Dein Körper leistet was, da ist ihm ein wenig Müdigkeit anfangs doch wohl kaum zu verdenken, meinst Du nicht? Gesteh Dir doch das einfach mal eine Zeitlang zu Seb, wäre das für Dich verhandelbar? Du kriegst ja schließlich auch was dafür: Du arbeitest schließlich Deiner Rauchfreiheit zu.

Gehe an die frische Luft, wenn Du Gelegenheit hast. Hast Du auch eine Möglichkeit, Dich zu entspannen? Autogenes Training oder ähnliches?

Möglicherweise erschreckt Dich dieser "kalte Entzug" im Moment etwas. Und ja, er ist auch nicht immer einfach (ich habe es auch ohne Hilfsmittel gemacht, daher kann ich es Dir nachfühlen). Aber bitte laß Dich nicht ins Bockshorn jagen. Die Schmacht kann Dich ärgern, aber sie kann Dir nichts tun. Lenke Dich ab, versuche Bewegung, frische Luft, auch viel Trinken, und komm bitte jederzeit her und schreib Dir die Last von der Seele. Die ist hier gut angebaut!

Und hey, was hindert Dich daran, den Arzt Deines Vertrauens ins Boot zu holen, wenn Du die Entzugserscheinungen als zu unangenehm und störend erlebst? Eine Erkundigung, ob er die Rauchfreiwerdung in irgendeiner Form unterstützen kann, kostet ja erstmal noch nichts.

Seb egal was kommt und wie lange es dauert, Du mußt es nicht wehrlos hinnehmen - und auch nicht allein. Hier sind viele, die Deine Erfahrungen und Leiden teilen und Dir dazu raten können. Du kannst aktiv was dagegen tun und auch ärztlicher Beistand ist legitim. Du kannst das schaffen!

Laß bitte bald wieder von Dir hören. Bis dahin alles Gute und viele Grüße von

Lydia

Verfasst am: 06.06.2017, 11:24
sscholz
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Hey zusammen,

ich danke euch allen für eure Tipps und den Mut, den ihr mir zusprecht!

Das Wochenende hatte so einige Höhen und Tiefen: Der Samstag war ganz okay, das Wetter war super und ich war mit Freunden am See und hatte jede Menge Ablenkung. Sonntag war ziemlich hart, ich hatte kalte Schweißausbrüche und ein heftiges Zittern, sodass nicht mal Schlaf geholfen hat, weil ich ich nicht einschlafen konnte... Habe dann trotz des nicht ganz so guten Wetters mich mit Gartenarbeit beschäftigt. Der gestrige Tag bestand eigentlich nur aus Schutzschlaf und am Abend Bouldern (was sehr gut ablenkt und auspowert).

Heute habe ich das Gefühl, dass der körperliche Entzug fast vorbei ist. Jetzt tritt die Psyche in den Vordergrund und fordert: "Eine kannste schon rauchen, da ist doch nix dabei. Eine ist Keine! Gib mir wenigstens eine Kippe, bitte bitte bitte!"

Es ist hart nach so vielen Jahren des Rauchens sich diese Gewohnheit abzugewöhnen, und es ist erschreckend welche Macht das Nikotin über Körper und Geist hat! Aber ich habe vor stark zu bleiben. Lasse mir den bisherigen Kampf gegen die körperlichen Symptome jetzt nicht kaputt machen, um dann nochmal da durch zu müssen...

Danke euch nochmal!!!

Liebe Grüße
Seb

Verfasst am: 07.06.2017, 16:01
sscholz
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Gestern blöde Situation gerade nochmal gemeistert. War bei der Tankstelle und habe auf die Frage: "Kommt noch was dazu?" routinemäßig geantwortet: "Ein Päckchen P..blo-Tabak bitte." Die Verkäuferin nimmt den Tabak in die Hand und ich sage: "Äh, nein, doch nicht, danke!"
Sie war etwas irritiert und ich erleichtert, dass es gerade nochmal gut ging.

Ich hasse den Entzug, aber die Kippen noch viel mehr!

Verfasst am: 07.06.2017, 16:20
rauchfrei-lotsin-andrea
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Super, Seb!

In Vertretung von Lydia klopfe ich dir auf die Schulter, verleihe dir einen Intelligenz und Tapferkeitsorden und frage dich: was hältst du von einer Belohnung für dich?

Mit erleichterte Andrea