Tipps zum Abgewöhnen/Umgewöhnen

Verfasst am: 27.05.2017, 17:17
stapelchips
stapelchips
Themenersteller/in
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Beiträge: 2 Beiträge

Hallo Leute.

Meine Mutter ist seit Ende Januar endlich rauchfrei. Sie ist über 60 und raucht seit sie eine Jugendliche war und für eine lange Zeit hat sie auch sehr viel geraucht.
Seit sie mal starke Atemnot durch eine Erkältung hatte und ins Krankenhaus kam, raucht sie nicht mehr. Ich bin furchtbar stolz auf sie.
Heute erzählte sie mir, dass sie schon eine geraucht hatte vor einer Woche oder so und dass es ihr besonders zu Hause sehr schwerfällt nicht wieder anzufangen.

Mein Bruder hatte auch im Januar aufgehört zu rauchen, doch nun hat er wieder angefangen.
Nächsten Monat geht meine Mutter zum Lungenarzt und sie denkt sich, dass sie vermutlich wieder anfängt, wenn dort rauskommt, dass ihre Lunge in Ordnung ist.
Wie ihr seht, ist ihr Wille nicht sonderlich stark und sie hat nur aufgehört, weil ihr diese Atemnot solche Angst machte. Dieser Moment rückte mittlerweile aber stark in den Hintergrund und die Gewohnheiten und das Verlangen werden stärker.
Hab Angst, dass sie es nicht durchhält und suche für sie nun irgendwelche Methoden, die ihr beim Abgewöhnen helfen könnten. Dinge, die ihr über diese Zeit helfen, fern vom Glimmstengel zu bleiben. Zb sowas wie Karrotten knabbern oder irgendwas anderes zuckerloses (sie hat Diabetis). Hoffe, ihr könnt mir helfen.
Vielen Dank im Voraus..
Gruß

Verfasst am: 27.05.2017, 20:13
miezhaus
miezhaus
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Rauchfrei seit: 3597 Tagen
Beiträge: 4214 Beiträge

Hallo Stapelchips,

ich finde es lieb von Dir, daß Du Dich dafür einsetzt, daß Deine Mutter rauchfrei bleiben kann, und Methoden für sie suchst, daß sie nicht wieder der Zigarette anheim fällt.

Wenn ich lese, daß sie seit Ende Januar rauchfrei ist, so drängt sich mir gleich ein Verdacht auf: Der Nichtraucherpapst Allen Carr hat drei Entwöhnungsphasen definiert. Diese liegen bei drei Tagen, drei Wochen und drei Monaten. Und tatsächlich spüren viele Aufhörer um die genannten Zeiträume herum Veränderungen, die gerne mal mit verstärktem oder erneutem Rauchverlangen einhergehen. Das kann ich so bestätigen, mich erfaßte bei ziemlich genau vier Monaten eine furchtbare Entwöhnungskrise, die ich auch nur schwer bewältigt habe (aber geschafft habe ich es!) Da die genannte Drei-Monats-Krise einer anderen Publikation zufolge zwischen 60 und 160 Tagen, denke ich mal, Deine Mutter schwimmt gerade ganz genau in diesem Wasser und hat so eine "finale Entwöhnungskrise". Ich will ihr damit also den Willen, stark zu bleiben, noch nicht mal absprechen, sondern das ist einfach eine ganz besonders trickreiche Falle der Sucht.

Versuche doch, ihr davon zu berichten. Mach ihr klar, daß auch dieses Verlangen vorbeigehen wird. Sie befindet sich gerade in der letzten Phase der Entwöhnung, und die kann sowas anrichten! Bitte sie, sich davon nicht irreleiten zu lassen, und ihren schönen Erfolg jetzt nicht dranzugeben! Ich kenne diese gemeine Phase und viele anderen hier auch, und ja, wir waren alle frustriert, als sie entrat, aber wir haben unsere Rauchfreiheit ihr nicht geopfert. Und das kann Deine Mutter auch!

Sie ist natürlich, wenn sie einen Rechner nutzt, auch herzlich gerne eingeladen, sich selber hier anzumelden und mitzudiskutieren. Gerade dieser Austausch kann helfen, solche Zustände nicht allzu schwer zu nehmen und Hoffnung zu schöpfen. Mich hat allein der Austausch hier auch durch dieses Drei-Monats-Tal bei vier Monaten geführt, ohne das Forum hätte ich es nicht geschafft. Wir würden sie gerne begrüßen, hier sind alle Menschengruppen vertreten, egal welchen Alters, Mentalität, Ausstiegsphase oder sonstiger Merkmale. Herzlich willkommen!

Reiche ihr auch gerne einen auf Zigarettenlänge abgeschnittenen Trinkhalm, soll sie durch diesen Luft inhalieren. Es imitiert das Rauchen und dämpft ein wenig die Schmacht (hilft wirklich, egal wie seltsam sich das jetzt anhören mag!). Und biete ihr an, statt jeder gewünschten Zigarette ein Glas Wasser zu trinken, das entschmachtet auch.

Vielleicht wäre es ihr auch ans Herz zu legen, im Haus befindliche Zigaretten zu entsorgen, oder zumindest aus ihrem Zugriff zu entfernen? Geht das, oder lebt ein Raucher mit in ihrem Haushalt? Denn wenn ich auf meine Drei-Monats-Zustände zurückschaue... es waren halt keine Zigaretten da, andernfalls hätte ich mich sicher auch nicht zurückhalten können. Diese blöde Sucht ist schon verflixt stark...

Und auch jetzt, in ihrer Aufhörphase, heißt es nochmals ablenken, ablenken, ablenken. Sie möge sich bitte von dem Rauchwunsch abkehren mit einem "nein, jetzt nicht" und sich anderen Aktivitäten zuwenden, die für sie infrage kommen. Handarbeiten, Haushalt, Garten, Spaziegang, Gesellschaft, Baden, und dabei ganz bewußt genießen, daß sie rauchfrei ist, ihre Lunge leistungsfähiger, daß sie keinen Rauch mehr ausdünstet und angenehm duftet.

Zuckerfreie Bonbons und Karotten sind natürlich auch völlig legitim, alle Rohkost. Die Bonbons vielleicht möglichst scharf, denn scharfer Geschmack nimmt ebenfalls die Lust aufs Rauchen! Denselben Effekt könnte sie mit dem Naschen von Senf oder Zähneputzen generieren.

Soweit erstmal ein paar Dinge, die mir so spontan eingefallen sind. Ich hoffe von Herzen, Deine Mutter findet aus ihrer momentanen Unsicherheit heraus. Ich kenne die auch, wie gesagt, das ist nichts so ganz außergewöhnliches. Ich möchte ihr Mut machen, jetzt durchzuhalten. Es lohnt sich so sehr! Grüße sie bitte herzlich von mir, und richte ihr auch meine Anerkennung aus, daß sie sich entschlossen hat, aufzuhören, und daß sie bis jetzt durchgehalten hat. Du bist zurecht stolz auf sie, und sie darf selber auch stolz auf sich sein! Es ist ja keine Kleinigkeit, aber sie hat es bis hierher geschafft! Und sie kann es weiter schaffen. Ich bin überzeugt!

Viele Grüße sendet Dir und Deiner Mutter

Lydia

Verfasst am: 27.05.2017, 21:08
stapelchips
stapelchips
Themenersteller/in
Dabei seit: 27. 05. 2017
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Beiträge: 2 Beiträge

Wow, vielen lieben Dank für deine umfangreiche Antwort, Lydia.. Ich habe deine Tipps zu meiner Liste hinzugefügt und hoffe, dass ich meiner Mutter genug vorzeigen kann, damit sie darunter auch was für sich findet.. Ich werde ihr deine Grüße ausrichten..
Zu deinen Fragen: meine Mutter wohnt mittlerweile alleine seit mein Bruder ausgezogen ist, was vermutlich gut so ist, da er nun wieder angefangen hat mit rauchen. Sie hat auch keinerlei Utensilien mehr im Haus, um rauchen zu können.
Ich habe auch mal viele Jahre geraucht, bis mein Körper mich quasi zwang aufzuhören.. Ich bekam mit jedem Zug von der Zigarette Übelkeit und Kopfschmerzen und so war das Aufhören für mich sehr leicht und danach machte sich in mir solch ein Stolz breit, dass ich es schon nach fünf Tagen geschafft hatte.. Hatte gehofft, meine Mutter würde das auch empfinden, aber dann wäre es ja für jeden so einfach.
Habe auch gelesen, dass es in diesem kritischen Zeitraum eher um die Gewohnheit geht und diese durchbrochen werden muss. Meine Mutter ist nicht sehr aktiv und es ist schwer, sie für irgendwas zu überzeugen..
Jedenfalls werde ich weiter sammeln, um es ihr irgendwie leichter zu machen..
Vielen Dank nochmal (:

Verfasst am: 30.05.2017, 13:20
miezhaus
miezhaus
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Beiträge: 4214 Beiträge

Ja gerne doch Stapelchips. Ich hoffe Deine Mutter kommt über diese heikle Phase drüber. Es ist toll, welche Unterstützung Du ihr da bietest. Nachdem Du selber überzeugter Nichtmehrraucher ist, kannst Du ja selber von den Verbesserungen sprechen, verstehst ja was davon - welche waren es für Dich? Läßt Du Deine Mutter daran teilhaben? Möglicherweise kannst Du sie mit den Verbesserungen, die Du verspürt hast, inspirieren, in sich hineinzuhören und nachzuspüren, ob da nicht auch welche für sie dabei sind, auf die sie nicht mehr verzichten möchte...?

Jeder erlebt einen anderen Entzug. Sogar noch weitergehend, nicht mal ein und derselbe Aufhörer erlebt mehrmals denselben Entzug. Ich hatte auch zwei davon, die waren nicht miteinander verwandt. Der erste leicht, der zweite heikel (deshalb Stapelchips, wenn es irgendwie geht, fang auch Du nicht wieder an, Du hast keine Garantie dafür, daß Du es nochmal so leicht schaffst - eher sogar unwahrscheinlich. Bleibe achtsam, dann hast Du nichts zu befürchten: auch nicht mal eine!). Darum ist es immer schwierig, den Entzug eines anderen nachzuvollziehen. Gibt Ähnlichkeiten, aber sicherlich sind auch die individuell ausgeprägt. Ich gönne Dir Deinen unspektakuläreren Entzug wirklich von Herzen! Aber ich glaube schon, daß es - und das gerade jetzt - für Deine Mutter nicht leicht ist durchzuhalten, vor allem aus meine eigenen Erfahrung heraus.

Zum Glück hat sie ja Dich!

Herzliche Grüße sendet Dir

Lydia