8 Tage rauchfrei - das Resümee und wie es weitergeht

Verfasst am: 08.03.2017, 10:26
Achilles83
Achilles83
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Hallo liebe Leidensgenossen,

ich bin 33 Jahre alt und habe als Teenager mit dem Rauchen begonnen. Sprich: ich habe fast 20 Jahre meines Lebens geraucht. Der Kehlkopfkrebs meines rauchenden Opas oder der Lungenkrebstod eines Bekannten haben mich nicht davon abbringen lassen.

Nach mehrere erfolglosen Versuchen (seit 2003), in denen ich spätetestens nach paar Tagen wieder anfing, habe ich es nun geschafft 8 Tage nicht zu rauchen - das erste mal seit dem ersten Glimmstengel.

Die ersten Tage waren hart - wenn auch nicht so hart wie ich es mir vorgestellt habe. Das Komische ist: ich habe das Gefühl es wird von Tag zu Tag härter. Diese kleinen kurzfristigen Verlangensattacken sind zwar weniger geworden, aber dafür spüre ich eine Art Leere in mir.

Da ich ein sehr geselliger Mensch bin, der im Grunde keine Party auslässt und immer unterwegs ist, habe ich Angst zukünftig mein Leben einschrenken zu müssen. Ich erwische mich immer bei dem Gedanken "Wenn du mal wieder was getrunken hast, kannst du ja eine rauchen ausnahmsweise". Ich werde es jedoch niemals zum Gelegenheitsraucher schaffen, da ich schon zu lange abhängig war. Letztens bin ich ausgegangen und hatte etwas getrunken. Bin dann mit meiner Begleitung zu mir gefahren und hatte bei mir noch Kippen rumliegen. Ich wollte unbedingt eine Rauchen aber das Mädel hat die Kippen gottseidank vor mir versteckt um mich davon abgehalten eine zu rauchen (sie kennt das nämlich auch!).

Mit dem alltäglichen rauchfreien Tagen habe ich jedoch weniger ein Problem. Ich mache viel Sport und da ich sowieso zunehmen wollte esse ich auch so viel ich will. Dennoch hoffe ich, dass diese Leere irgendwann weggeht und ich auch so Spaß haben kann wenn ich Abends weggehe!

Gerne könnt ihr Euer Feedback dazu abgeben!

Danke für Euren Support.

LG Achilles

Verfasst am: 08.03.2017, 11:28
miezhaus
miezhaus
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Beiträge: 4214 Beiträge

Guten Tag Achilles,

erstmal gratuliere ich Dir zu den bereits acht rauchfreien Tagen, die Du schon im Gepäck hast! Damit erstürmst Du schon die zweite Woche und schreitest auf die erste zweistellige Tageszahl zu. Hast Du Dich schon einmal für Deinen Erfolg belohnt? Darfst, sollst Du nämlich durchaus machen dann und wann während der Entwöhnung! Denn erstens hält des die Laune halbwegs stabil. Zweitens manifestierst Du so für Dich, daß auch was aus der Entwöhnung für Dich herausspringt, noch bevor Du den Entzug abgeschlossen hast. Und drittens kann man mit kleinen Aufmerksamkeiten für sich selbst auch ein klein wenig die Leere füllen. Und da sind wir ja beim Thema.

Diese Leere ist ein allseits Bekannter hier in diesem Forum. Es ist ja auch nicht weiter verwunderlich: Was haben wir die letzten Jahre über in allen Lebenslagen getan, was haben wir denn als allzeit verfügbare/n Genuß, Beruhigung, Kompensation, Entspannung, Stresskiller, Beschäftigung bei Langeweile mißverstanden? So. Und das ist jetzt weg. Und unsere Sucht meckert: Es fehlt was. Dazu kommt, daß wir auf einmal viel Zeit haben, die wir früher zum Rauchen genutzt haben (den Faktor sollte man gar nicht unterschätzen, das zieht wirklich ungeahnt viel Zeit), die wir jetzt erstmal "unterbeschäftigt" sind. Daher das "leere" Gefühl.

Aber ich kann Wolke wirklich nur zustimmen: Dieses Gefühl der Leere wird verschwinden. In dem Maße, wie die Sucht geschwächt wird durch Dein Durchhalten, merken wir auch, daß uns eigentlich gar nichts fehlt. Wie wäre es damit: Fülle doch erstmal Deine übrige Zeit ein wenig. Mit Hobby, bewußt kochen, meinetwegen Liegestützen zwischendurch - was fällt Dir so ein? Das muß auch gar nicht für immer sein, nur momentan, um Dir das Gefühl zu geben, da ist nochwas. Nach und nach wirst Du die Leere von selbst nicht mehr verspüren.

Auch das Fortgehen macht ohne Zigarette Spaß! Das erschließt sich Dir vielleicht momentan noch nicht so ganz, denn Du wirst es ohne Kippe kaum kennen, aber das ist ein Erfahrungswert. Du mußt Dein Leben gar nicht einschränken - Du bist nur erst dabei, Dich dran zu gewöhnen. Meinen Dank übrigens an Deine Begleitung, daß sie die Zigaretten versteckt hat!

Was Du ja schon gemerkt hast, ist, daß der Genuß alkoholischer Getränke Schmacht auslöst. Das liegt daran, daß dieser in unseren Köpfen eng mit dem Rauchen verknüpft ist. Doch entkopple diese Verbindung erstmal, denn dann triggert auch mal ein Bier oder Wein keine Schmacht und keine komischen Gedanken à la "Beim Fortgehen geht schon mal eine" mehr. (Geht nämlich nicht, da sind wir uns ja schon einig, da unser Suchtgedächtnis von nur einem Zug gleich wieder reaktiviert wird.) Könntest Du Dir vorstellen, für eine kurze Zeit auf Alkohol zu verzichten oder den Umsatz zu senken, damit Du diese Verbindung aus Deinem Kopf tilgst? Es wäre ja kein Dauerzustand.

Aber ganz klar, diese Leere (die ich übrigens auch gespürt habe, vor allem abends nach getanem Tagwerk) wird sich verlieren. Und Du hast wieder genausoviel Genuß am Leben wie vorher. Mehr noch - da selbstbestimmt!

Viele Grüße von

Lydia

Verfasst am: 08.03.2017, 17:14
Achilles83
Achilles83
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Beiträge: 2 Beiträge

Liebe(r) Wolke und Lydia,

vielen Dank für Eure Antworten. Es tut gut zu sehen, dass es Menschen gibt, die sowas verstehen können und sogar schon hinter sich haben.

Ich komme gerade aus einem ein-monatigen Australientrip zurück. Ich komme also quasi direkt von der Sonne in das nass-graue Deutschland und sitze in meiner Wohnung (muss erst nächste Woche wieder ins Büro). Da kommt schon mal schnell der Holiday Blues (die Depressionen nach dem Urlaub) und der Rauchentzug zusammen und es macht irgendwie alles noch schwerer.

Ebenso schwer ist es, weil mein fast kompletter Freundeskreis zumindest auf Parties raucht. Ich erinnere mich an letzten Sommer, wo wir in einer Bar saßen draußen. Es war schön warm und wir tranken kühles Bier und rauchten dabei genüsslich. Ein Mädel war frische Nichtraucherin. Die saß total nervös da und hat jeden unserer Züge verfolgt und hätte am liebsten mitgeraucht. Ich dachte mir in dem Augenblich "oh man, gottseidank geb ich mir diese Qual nicht und kann rauchen"....naja und jetzt bin ich selbst in der Situation.

Man läuft rum und sieht auf einmal jeden rauchen und ist irgendwie "neidisch".

Was mir bisher am meisten geholfen hat:

- Zahnstocher
- viel Trinken
- wenn man die Zeit hat, sich die Folgen des Rauchens anschauen (Krebs etc.)
- und am aller wichtigsten: sich bewusst machen, dass als man noch rauchte sich nicht wirklich anders fühlte nach einer Kippe (nur befriedigter und genau das sollte ja der Dauerzustand OHNE rauchen sein)

Naja ich werde weiterhin stark bleiben und werde versuchen exzessive Ausgehabende und Bartresen erstmal zu vermeiden für mind 2 Wochen.

DANKE für Euren Support!!!

Verfasst am: 10.03.2017, 12:39
miezhaus
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Guten Tag Achilles,

mit der Befriedigung nach dem Rauchen ist das so eine Sache. Die ist nämlich ein Trugschluß. Eigentlich ist es eher nur eine Art Blockade. Das Nikotin dockt nämlich an die Rezeptoren für Glücksbotenstoffe im Gehirn an und "besetzt" sie so. Mit dem Erfolg, daß der Körper (zu Recht beleidigt) aufhört, diese Botenstoffe selbst zu produzieren. Wir sind also gar nicht wirklich befriedigt, das kommt uns nur so vor. Negative Gefühle nach dem Rauchstopp sind also u. a. auf die derzeit fehlende Produktion der Glücksbotenstoffe zurückzuführen: es dockt ja nichts mehr an die Rezeptoren an. So sehr greift das Rauchen in unseren Organismus ein, so sehr besch... ummst sie ihn, denk mal an.

Könntest Du also etwas Richtigeres tun, als Dich davon zu lösen? Ich glaube nicht, und ich denke, Du siehst es genauso. Die Produktion von Dopamin und Serotonin wird auch bald wieder anrollen! So kommt dann diese Befriedigung als "Normalzustand" wieder zurück.

Was Du bis dahin tun kannst, ist Dir regelmäßig angenehme Erlebnisse zu verschaffen, um sie anzuschieben. Das kann Sport sein, falls Du da was hast, woran Du Spaß hast (generell Bewegung macht sowas, idealerweise an der frischen Luft), das Hobby, auch gutes hochwertiges Essen, auch mal was leisten. Das hilft auch der Laune, der Seele, und, wenn Du diese Kunstgriffe als Belohnung deklarierst, der Motivation.

Daß Du dieses frisch nichtrauchende Mädchen auf der Party bemitleidet hast und - mal ganz ehrlich, mir ging es genauso - vielleicht auch Dich selber im Moment ein wenig ("warum tu ich mir diesen Streß eigentlich an???", meine Einlassung damals), ist doch ganz normal. Auch das macht die Sucht in unserem Kopf. Aber Du gewinnst nur dabei. Sieh es mal wie eine wertvolle Pflanze: die muß sich auch erst aus dem harten Samenkorn kämpfen, sich durch die harte Schale ackern - aber dann kommt etwas ganz großartiges dabei raus. Also kultiviere Dein Rauchfrei-Saatkorn weiter, ich versprech Dir Du wirst ernten. Und das wirst Du dann gar nicht bereuen.

Und nochmal: es wird Dir nichts mehr fehlen über kurz oder lang. Nicht mal mehr in der geselligen Runde, wirst sehen. Ist ein Erfahrungswert!

Viele Grüße sendet Dir

Lydia