Ich muss es diesmal schaffen

Verfasst am: 02.01.2017, 22:52
Andrico
Andrico
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Hallo liebes Forum,

ich bin 46 Jahre alt und rauche seit ca. 30 Jahren ca. 25 Zigaretten am Tag. Ich habe schon mehrmals versucht aufzuhören, bin aber immer an der Angst vor der Gewichtszunahme gescheitert.

Mein Mann hat bis letzten Dienstag geraucht. Er hat fast 50 Jahre geraucht. Er hat aufgehört, weil es ihm gesundheitlich sehr schlecht geht. Erst hatte er scheinbar nur eine Lungenentzündung, dann stellte man einen Tumor in der Lunge fest. Es wird sich in den nächsten Tagen herausstellen, ob der bösartig ist oder nicht.

Ich möchte vor allen Dingen mit dem Rauchen aufhören, weil ich meine Kraft und meine Gesundheit jetzt brauchen werde um ihn zu unterstützen und zu ermutigen.

Natürlich habe ich auch Angst zu scheitern, weil ich im Augenblick unter einer großen Belastung stehe und gerade in solchen Situationen neigt man als Raucher dazu sich an Zigaretten zu klammern. Aber ich bin fest entschlossen es diesmal zu schaffen.

Ich habe mir als Termin den 06.01.2017 gesetzt.

Ich habe schon ein bisschen in diesem Forum gelesen und finde es toll wie viel Unterstützung und Ermutigung man hier erhält.

Andrea

Verfasst am: 03.01.2017, 00:16
rauchfrei-lotse-meikel
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Liebe Andrea,

zynisch klingt, dir zur Begrüßung hier in der Community ein gutes neues Jahr zu wünschen. Ich meine es aber aufrichtig ehrlich. Denn schlimmer, als du es beschrieben hast, kann ein Jahr wohl kaum zu Ende gehen.

Ich habe keine Ahnung, ob es "dort oben" eine höhere Macht gibt, oder nicht.

Ich weiß nur:
Wir alle hier auf Erden, deren Leben nun einmal endlich ist, können unseren Weg so gut es eben geht, gestalten.
Tritt - wie bei deinem Mann - eine derart drastische Situation ein, die mit soviel Angst, Wut, Trauer und Verzweiflung einhergeht, habe ich umso mehr Respekt vor deiner Entscheidung, jetzt, ausgerechnet jetzt, deinen Weg in die Rauchfreiheit beginnen zu wollen.
Sollte es dieser schicksalhaften Entwicklung bedürft haben, wirst du die Kraft, den Mut, das Durchhaltevermögen mitbringen, um dein Leben rauchfrei weiterzuführen-und um die Stütze, die Begleitung für deinen Mann zu sein, die nun gefragt ist. Du, liebe Andrea, wirst dieses Mal durchhalten. Dessen bin ich mir jetzt schon sehr sicher. Und ich wünsche dir, etwas von meiner Sicherheit auf dich übertragen zu dürfen.

Unter Anderem hast du geschrieben [color=blue]"...ich bin fest entschlossen es diesmal zu schaffen..."[/color]
Großartig!
Das ist genau das, was ich meinte!

Wir wissen, daß es nicht immer leicht sein wird. Und die Sucht ist skrupellos, grausam und hinterhältig, wird womöglich vehement auf dich einzuwirken versuchen. Bereite dich vor. Sei auf der Hut!

Gemeinsam, hier in dieser Community, kannst du auftanken. Du kannst toben, schreien, weinen...alles völlig legitim und stößt hier immer auf ein offenes Ohr und mitfühlende Anteilnahme.

Wir, Andrea, werden dich sehr gerne begleiten. In deinen guten Stunden genauso, wie in den schlechten.

Schön, dass du mit dabei bist!

Viele liebe Grüße
Meikel

Verfasst am: 03.01.2017, 05:24
rauchfrei-lotse-andreas
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Guten Morgen Andrea, schön das Du hier bist. Für das Ergebnis für Deinen Mann drücke ich die Daumen

Du brauchst keine Angst zu haben, dass Du scheitern könntest - denn das kannst Du nicht. Es ist völlig normal wenn man mehrere Versuche benötigt. jeder Verlauf ergeht anders und so muss jeder seinen Weg erstmal finden. Es gibt ja kein Falsch oder Richtig, nur ein Hilfreich oder nicht Hilfreich. Du findest ja hier viele tolle Tipps, aus denen Du dir die besten heraus suchen kannst. Raucherentwöhnung ist auch immer etwas experimentieren, was einem hilft und was nicht.

Ändere Deine Gewohnheiten, indem Du Dir Alternativen überlegst für die Situationen, wo Du bislang immer automatisch zur Zigarette gegriffen hast. Auch überlege Dir Tätigkeiten die Dich ablenken, wenn eine Schmachtattacke kommt. Meist verläuft der Entzug in Wellen, wo nach guten Tagen auch schlechte folgen werden.

Gerne gebe ich den Tipp mit dem Glas, wo man einfach einige Aufgaben (völlig egal was) auf kleine Zettel schreibt und diese in ein Glas oder Kästchen tut. Wen dann eine Attacke kommt, einfach einen dieser Zettel ziehen. So ist man erstmal abgelenkt.

Auch kleine Änderungen im Tagesablauf können Dir helfen. Saft oder Wasser zu Kaffee, Sitzplatz um dekorieren, in Pause Musik hören, lesen oder Entspannungsübungen machen... einfach neue Rituale entwickeln.

Gegen die Angst der Gewichtszunahme kann es helfen, wenn man einfach die ersten Wochen ein Ernährungstagebuch führt. Hier trägt man alle Mahlzeiten, Snacks und Getränke ein und man alles in der Übersicht. Man findet hier im Internet wirklich gute, kostenlose, die dann automatisch die Kcal ausrechnen. So fängt man auch selber an sich zu disziplinieren.

Vielleicht magst Du ja heute Abend von 20-22 Uhr in den Chat kommen, hier findest Du weitere tolle Unterstützung und triffst direkt auf Mitglieder.

Viele Grüße

Andreas

Verfasst am: 03.01.2017, 08:12
Andrico
Andrico
Themenersteller/in
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Beiträge: 2 Beiträge

Hallo Andreas, Meikel und Uli,

vielen Dank für eure lieben Worte, Tipps und eure Ermutigung.

Ja, diese Sucht ist wirklich hinterhältig und gemein. Als ich am Sonntag mit meinem Mann in der Notaufnahme war weil er schlecht Luft bekam und der Arzt uns gerade gesagt hatte, dass er vielleicht Krebs hat mussten wir noch auf den Krankenwagen warten der ihn in ein anderes Krankenhaus bringen sollte, weil sie dort kein Überwachungsbett frei hatten. Es dauerte etwas länger. Da fragte mich mein Mann doch allen Ernstes: "Willst du keine rauchen?" In dem Moment habe ich fast geheult. Ich habe ihn gefragt ob er einen Knall hat, jetzt an so etwas zu denken. Ich habe ja auch bei ihm gesehen wie sehr ihn dieses Zeug im Griff hatte. Er konnte letzte Woche kaum ein paar Schritte gehen ohne, dass er Atemnot bekam und doch war bei ihm zwischenzeitlich der Gedanke da sich jetzt doch eine zu rauchen.
Ich habe natürlich in seiner Gegenwart nicht mehr geraucht und bin immer raus gegangen vor die Tür.

Lieber Andreas, was ein Ernährungstagebuch betrifft, so ist das wirklich für mich sehr ungeeignet. In meinem Kopf ist das schon seit meiner Kindheit irgendetwas falsch gepolt. Ich hatte bis vor 12 Jahren Essstörungen. Ich kannte alle Kalorienwerte von Lebensmitteln auswendig, habe eine Diät nach der anderen gemacht und war wahrscheinlich kurz davor in eine Magersucht abzurutschen. Ich bin wirklich stolz darauf seit 12 Jahren diätfrei zu sein. Aber wenn ich ein Ernährungstagebuch führe, und alles was ich esse akribisch aufschreibe fange ich wieder an mich damit auseinander zu setzen und die nächste Diät ist vorprogrammiert. Im Augenblick habe ich sowieso wenig Appetit. Ich bewege mich eigentlich immer viel. Ich habe keinen Führerschein und hasse es mit dem Bus zu fahren, deshalb lege ich viele Wege dann einfach zu Fuß zurück. Das einzige was mir dabei im Augenblick etwas Sorgen macht, ist dass ich Hashimoto habe. Das wurde im April letzten Jahres diagnostiziert. Die Hormone sind noch nicht richtig eingestellt und deshalb funktioniert mein Stoffwechsel halt auch nicht so wie er sollte.

Aber dieses Mal interessiert mich mein Gewicht auch nicht so wie bei meinen bisherigen Versuchen. Ich möchte nur aufhören und dass mein Mann wieder gesund wird.

Ich rauche jetzt nicht wenn ich meinen Mann im Krankenhaus besuche. Ich meine ich nehme erst gar keine Zigaretten mit und ich vermisse in dieser Zeit eigentlich auch nichts. Ist vielleicht schon mal eine gute Übung, oder.

Ich möchte mich noch mal bei euch bedanken, fürs zuhören bzw. lesen und eure Ermutigen. Mit eurer Hilfe werde ich es bestimmt schaffen.

Ich werde versuchen heute in den Chat zu kommen.

Andrea

Verfasst am: 09.01.2017, 16:30
miezhaus
miezhaus
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Liebe Andrea,

ich mußte auch mal kurz bei Dir vorstellig werden, als ich Deine Überschrift las - dazu gleich mehr. Zuerst auch von meiner Seite herzlich willkommen hier und gleich mal meine besten Wünsche für die Genesung Deines Mannes. Ich drücke fest die Daumen.

Bist Du denn wie angepeilt am 6.1. abgesprungen? Können wir Dir noch Input anbieten? Wie ist es Dir denn seit der letzten Woche ergangen.

Gerade wenn Aufhörer gesundheitliche Themen haben - Du sprichst von Hashimoto -, aber auch sonst rege ich immer gern mal an, den Arzt des Vertrauens mit ins Boot zu holen. Wir wäre das für Dich, hast Du einen Mediziner, von dem Du Dir vorstellen könntest, daß er beratend, ggf. sogar unterstützend tätig werden könnte?

Mir ist aufgefallen, daß Dein Themen-Titel sehr hart klingt. "Ich muß" klingt doch nach sehr viel Druck. Wie Lotsenkollege Meikel, so möchte ich auch lieber Deinen Entschluß in den Vordergrund stellen, Deinen Willen, Deine Entscheidung. Du stehst unter keinerlei Zwang! Du hast einfach gute Gründe, Dich für den Rauchstopp entschieden zu haben - das ist Deine Entscheidung, keine Verpflichtung, die Dir Druck machen soll. Du willst das tun (zu Recht) - also geh es an, und zwar so gelassen wie möglich. Es gibt immer einen workaround für schwierige Momente, eine Methode, die Schmacht aufzuschieben, auszusitzen, abzubiegen, Du bist ihr nicht macht- und wehrlos ausgeliefert, auch wenn es nicht immer einfach ist - und sollte Dir die Sucht doch mal ein Bein stellen, so kannst Du der Situation doch immer noch die Überlegung abgewinnen, wie Du sie beim nächsten Mal anders bewältigen könntest.

Vielleicht kannst Du mit dieser "druckfreien" Sicht auf den Rauchstopp leichter mit ihm umgehen, was denkst Du? Auf jeden Fall laß gern wieder von Dir hören, wenn Du Zeit und Lust hast. Für Dich und Deinen Mann bis dahin alles Gute von

Lydia