Ungeplant zum Erfolg

Heute kann ich mit Stolz und hoffentlich zur Erleichterung derer verkünden, die in der schwierigen Phase sind, in der man sich fragt, ob es jemals besser wird: Ich bin seit einem Jahr und bald drei Monaten von zwei Ausrutschern abgesehen rauchfrei.

Hallo zusammen,
mein Name ist Christoph und ich möchte euch gerne davon erzählen, wie ich zum Nichtraucher geworden bin. Das ist mir vor allem deshalb ein Anliegen, weil ich weiß, wie wichtig es besonders in den etwas schwereren Phasen ist, von anderen zu hören, dass diese vorbei gehen und der "Suchtdruck" irgendwann komplett weg ist (das Lesen in den Rauchfrei-Info-Foren hat mir dabei sehr geholfen). Das ist zwar ein langer Weg, aber er lohnt sich gleich in mehrfacher Hinsicht: Wer es geschafft hat, von der Zigarette los zu kommen, der weiß, zu welcher Selbstdisziplin er/sie fähig ist. Eine wertvolle Erfahrung für's Leben. Wer mit dem Rauchen aufhören kann, kann auch abnehmen. Kann auch regelmäßig zum Sport gehen. Kann auch spanisch lernen. Man lernt sich ganz neu kennen, weil man merkt, was man kann, wenn man wirklich will.

Ich war 14 oder 15 als ich das erste Mal eine Zigarette geraucht habe, seitdem ging es mit meiner Raucherkarriere steil bergauf: Mit einer recht überschaubaren Zigarettenzahl angefangen, war ich mit 30 bei einer knappen Schachtel pro Tag. Ich habe gern geraucht und war nicht unbedingt derjenige, der sich groß um die gesundheitlichen Folgen scherte (in den Zwanzigern vielleicht nicht ungewöhnlich). Was mich aber schon lange störte war der "Suchtdruck". Ich konnte in keiner Besprechnung mehr sitzen ohne dass ich nach spätestens 60 Minuten unruhig wurde. In jeder Sitzungspause rannte ich mit einigen Leidensgenossen bei Wind und Wetter nach draußen, um meiner Sucht nachzugehen. Ein (wenn man mal ehrlich ist) erbärmliches, absolut unsouveränes Verhalten, das war mir schon damals irgendwie klar. Aber die mit dem Aufhören verbundene Angst vorm Scheitern sowie meine damalige "Gabe", solch offensichtliche Widersprüche zwischen Erkenntnis und Handeln zu verdrängen, führten dazu, dass ich einfach weiterrauchte.

Am Abend vor Heiligabend treffe ich mich jedes Jahr mit den alten Freunden in meiner Heimatstadt und wir lassen es krachen. Im Jahr 2016 war es so wie jedes Jahr, das Bier floss und das Bigpack John Player war bereits gegen 23:00 Uhr leer geraucht. Am Morgen des 24.12. ging es mir entsprechend und ich nahm mir vor, die Weihnachtsfeiertage alkoholfrei zu erleben. Am ersten Weihnachtstag stellte ich zwischen dem Mittagessen bei meinen Eltern und dem gemeinsamen Kaffeetrinken fest, dass ich seit dem 23. gar nicht geraucht hatte (die Feststellung machte sich selbstredend durch einen Suchtanfall bemerkbar). Meine Eltern wussten nicht, wie stark ich mittlerweile rauchte und ich beschloss, dem Verlangen diesmal nicht nachzugeben und einfach Kaffee zu trinken und Kuchen zu essen. Nachdem das erstaunlich gut funktionierte, habe ich mich gefragt, wie lange ich dem Drang, rauchen zu müssen, wohl widerstehen kann.

Ich könnte an dieser Stelle jetzt ins Reich der Sagen und Märchen abdriften und behaupten, dass das bis heute ganz wunderbar geklappt hat. Meinen ersten "Rückfall" hatte ich bereits Mitte Januar auf unserer verspäteten Weihnachtsfeier, als ich einen Kollegen um eine Zigarette anschnorrte. Glücklicherweise blieb es bei einer. Die nächste Zigarette rauchte ich in einem Club auf der Tanzfläche, in beiden Fällen war (natürlich) Alkohol im Spiel. Bislang waren das die einzigen Ausrutscher. 

Ein viel größeres Problem stellten die völlig unvermittelt auftretenden Suchtattacken dar. Während die ersten zwei Wochen nicht leicht waren und zunächst eine Besserung eintrat (und ich dachte: so schwer war es doch gar nicht), traf es mich anschließend immer mal wieder völlig unvorbereitet in den ersten 9 Monaten. Plötzlich wollte ich rauchen. 

Mein nicht besonders geplant entstandener Ansatz, das ganze als Experiment zu sehen ("Mal sehen, wie lange ich es aushalte"), hat mir -glaube ich- sehr geholfen. Auch während der Suchtattacken habe ich micht gefragt, wie lange ich diese wohl aushalten kann. Ergebnis: Lange genug, um dem Verlangen nicht nachzugeben. 

Heute kann ich mit Stolz und hoffentlich zur Erleichterung derer verkünden, die in der schwierigen Phase sind, in der man sich fragt, ob es jemals besser wird: Ich bin seit einem Jahr und bald drei Monaten von zwei Ausrutschern abgesehen rauchfrei. 

Zwei Dinge möchte ich euch mit auf den Weg geben:

  • Wenn ihr darüber nachdenkt, mit dem Rauchen aufzuhören, hört sofort auf. Keine Kassette, kein Buch, vor allem aber kein "reduzierter Konsum" oder Ähnliches. Viele Freunde und Bekannte von mir haben (oder hatten) Angst davor, dass sie es nicht schaffen oder dass ihr Wille nicht ausreicht. Versucht es. Seht es als Herausforderung. Mir hat das geholfen.
  • Wenn ihr schon aufgehört habt und dachtet, dass ihr "über den Berg" seid, nun aber feststellt, dass die Sucht plötzlich wieder kommt: Haltet durch! Ich weiß nicht wie und ich weiß nicht wann, aber es hört auf. Bei mir dauerte es 9-10 Monate. Es lohnt sich wirlich. Zu wissen, was man erreichen kann, wenn man es will, ist ein tolles Gefühl.

Ich hoffe, meine Geschichte hilft euch ein bisschen, auf jeden Fall wünsche ich gutes Gelingen, viele Grüße!

eingesendet von Christoph