Rauchstopp ohne Ankündigung

Und dachte mir: ach komm, ich versuch einfach mal, keine Zigarette mehr anzuzünden. Das gilt bis heute. Ich habe mir einfach keine mehr angezündet.

Ich war die schlimmste Raucherin überhaupt. Mit 17 Jahren angefangen und nie mehr aufgehört. Weil ich es auch nicht wollte. Rauchen ist toll. Rauchen ist kommunikativ. Rauchen verbindet, vor allem, wenn es überall unterbunden wird. Raucher sind entspannt und gemütlich. 
Natürlich war mir klar, wie ungesund das ist. Husten ist schon seit Jahren mein ständiger Begleiter. Nicht nur morgens, den ganzen Tag über, auch nachts. Egal. Am Konsum meiner rund 30 Zigaretten am Tag hat das nichts geändert. Obwohl in meinem Umfeld immer mehr Raucher zu Nichtrauchern wurden, hielt ich daran fest. Allein der Gedanke ans Aufhören machte mir Angst. 
Meinen 50sten Geburtstag habe ich groß gefeiert, in einer Kneipe. Eine Freundin ließ ein "Freundes-Buch" herumgehen, in dem jeder Gast Dinge eintragen sollte. Eine Rubrik hieß: Was ich mir von Dir wünsche... und jeder, ausnahmslos jeder hatte den Satz vervollständigt mit: ... dass Du mit dem Rauchen aufhörst.

Die Seite habe ich immer ganz schnell überblättert, genauso wie ich das schlechte Gewissen von mir schob, dass ich ja eigentlich angekündigt hatte, bis zum 50sten aufhören zu wollen. 
Aber wie hätte ich denn die Lücke schließen sollen, die bleibt, wenn man sich keine Auszeiten mehr für eine Zigarette nimmt? Mit essen? Wie viele ehemaligen Raucher haben mir erzählt, wie sehr sie danach zugenommen haben! Nein. Darauf direkt mal schnell eine angezündet, hach tut das gut, wenn man den Rauch tief in die Lunge zieht, wie entspannend das doch ist (absoluter Bullshit, wie ich heute weiß). 

Dass ich nun doch Nichtraucherin bin, hat mit einigen Faktoren zu tun, die mir klar gemacht haben, dass es so nicht mehr weitergeht. Mein Husten wurde immer schlimmer, regelrechte Anfälle, die kommentiert wurden mit Sprüchen wie: "Das hört sich aber gar nicht gut an". Meine Antwort: "Sorry, schwere Erkältung." Wenn ich dann, nach dem Hustenanfall wieder eine Möglichkeit suchte, mir schnell eine Zigarette anzustecken, kam ich mir ganz schön erbärmlich vor. 
Erbärmlich fühlte ich mich schon eine ganze Weile. "Was, du rauchst noch? Wo doch jeder heutzutage weiß, wie schädlich das ist?" 
Letztes Jahr bin ich aus einer Wohnung ausgezogen, in der ich 17 Jahre lang gewohnt und geraucht hatte. Was da bei der Endreinigung von den Wänden kam, war ekelhaft. Beim einsprühen der Kacheln löste sich eine gelbe Nikotinbrühe, die mich erahnen ließ, wie es wohl in meiner Lunge aussehen mag....
Aufzuhören habe ich mir nicht vorgenommen. Auch nicht an dem Abend, bevor ich es getan habe. Ich rauchte ganz normal meine abendlichen Zigaretten und ging ins Bett. Am nächsten Morgen hustete ich erst mal ne Runde, stand auf und wollte das machen, was ich immer als erstes mache: auf den Balkon gehen und eine rauchen. Allerdings hatte sich mein Vermieter mit einem Handwerker für den frühen Morgen angekündigt, ohne genaue Uhrzeit, und mein Vermieter weiß nicht, dass ich rauche. Sonst hätte ich mit Sicherheit auch nicht die Wohnung bekommen! Hinzu kommt, dass mein Vermieter auch im Haus wohnt, ich hatte also schon seit dem Einzug ein "dauerschlechtes" Gewissen. Nachdem ich nun nicht wusste, wann die beiden kommen, ließ ich das mit der ersten Zigarette sein und machte mir Frühstück. Die Zigarette danach ist eigentlich Pflicht, aber mein Vermieter war immer noch nicht da, also ließ ich es sein. Dann kam er endlich und die beiden hantierten ewig rum, wieder keine Chance auf eine Zigarette. Bis die endlich weg waren, habe ich mit Sicherheit minimum fünf Zigaretten nicht geraucht. Und dachte mir: ach komm, ich versuch einfach mal, keine Zigarette mehr anzuzünden. Das gilt bis heute. Ich habe mir einfach keine mehr angezündet.

Bis heute sind es jetzt 53 Tage, und das weiß ich nur, weil ich eine App installiert habe, die mir das sagt. In meinem Kopf spielt das keine Rolle mehr, ich bin glücklicher Nichtraucher und kann allen, die ähnlich Angst habe vor dem Aufhören wie ich sie hatte nur sagen:
Ich hatte keine Entzugsprobleme gehabt, auch nicht während der ersten Woche. Aufhören ist im Kopf viel schwerer als letztlich in der Realität. Sport macht viel mehr Spaß, weil ich nicht ständig husten muss und mehr Kondition habe. Ich habe keine Angst mehr, in der Sauna Hustenanfälle zu bekommen und die anderen Gäste damit zu nerven. Ich schlafe besser (vermutlich auch, weil ich nachts nicht mehr abhusten muss). Ich bin nicht mehr so getrieben, weil das Nachdenken darüber, wann man die Chance auf die nächste Zigarette hat, wegfällt. Ich habe mehr Zeit und kann morgens sogar 15 Minuten länger schlafen, die ich sonst immer für drei Zigaretten eingeplant hatte. Und ich fühle mich nicht mehr als "undisziplinierter" Mensch, weil ich noch zu den bösen Rauchern gehörte.

Okay, ich habe zugenommen. Aber nicht, weil ich mit dem rauchen aufgehört habe, sondern weil ich mehr gegessen habe. Als Belohnung dafür, dass ich nicht mehr rauche. Und wer mehr isst, der nimmt auch zu. Das ist so und hat nichts mit rauchen aufhören zu tun. 
Klar macht mich das nicht glücklich, aber lieber ein paar Pfunde mehr auf den Hüften, als dieser chronische, peinliche Raucherhusten. Jetzt mach ich halt mehr Sport, der ja auch mehr Spaß macht und dann gehen die Pfunde auch wieder weg. 

Für mich steht fest: Ich werde mir NIE wieder eine Zigarette anzünden. 


eingesendet von Dana